Redaktioneller Hinweis: Der nachfolgende Text stammt aus der Publikation "Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart" von Karl Johann Brilmayer, die 1905 erschienen ist. Brilmayer gab keine Belege an und die Aussagen sind auch nicht von der Redaktion überprüft worden. Im Allgemeinen gilt Brilmayer aber als recht zuverlässig. Bei einer Benutzung Brilmayers für eine Veröffentlichung sollten die Angaben im Detail überprüft werden.
Gau-Algesheim bei Karl Johann Brilmayer
Gau-Algesheim kommt urkundlich schon im Jahr 766 vor. Nanther und Hiltrud schenkten im genannten Jahr dem Kloster Lorsch 30 Morgen Ackerland gelegen im Wormsgau zu Alagastesheim. Später heißt der Ort Alginsheim im Nahegau (1112), Algensheim (1119), Alengraheim (1130), Algisheim (1200) und auf dem Gereichtssiegel, das noch bis zum Ende des 18. Jahrhunderts im Gabrauch war, Algensheim. Von 1560 an heißt er Gau-Algesheim, wohl um ihn zu unterscheiden von dem zwischen Bingen und Stromberg gelegenen Algesheim, welches Wald-Algesheim genannt wird. Das Dorf war unmittelbares Reichsgebiet, bis es durch Schenkung von Kaiser Otto II. am 14. Juni 983 an das Erzstift Mainz kam. In dem Kurstreit zwischen den beiden Erzbischöfen Diether von Isenburg und Adolf von Nassau ergab sich Algesheim im Jahr 1461 an Adolf, aber kurz darauf am 30. September verpfändete er dem Markgrafen Karl von Baden Schloss und Stadt Gau-Algesheim zum Ersatz für alle Kosten und Schäden, die er bei der Hilfe wider Erzbischof Diether erleiden würde. Auch nachdem im Oktober 1463 durch Verzicht Diethers auf den erzbischöflichen Stuhl der Friede wiederhergestellt worden war, blieb Algesheim verpfändet. Die Pfandschaft übertrug der Markgraf im Jahr 1466 für 50000 Gulden an den Grafen Philipp von Katzenelnbogen. Dieser aber gab dieselbe im Jahr 1468 seiner mit Christoph von Baden verlobten Tochter Ottilie als Heiratsgabe. Endlich löst Erzbischof Diether, der inzwischen den Mainzer Stuhl wieder bestiegen hatte, Algesheim im Jahr 1480 wieder ein und gab es dem zu seinem Nachfolger bestimmten Albert von Sachsen zum lebenslänglichen Genusse, wozu Alberts Vater, Ernst von Sachsen, 20.000 Gulden hergeschossen, unter der Bedingung, das Geld nie zurückzufordern, wenn Albert einst zum wirklichen Besitz des Erzstifts gelangen sollte. Da diese Bedingung später erfüllt wurde, so verblieb auch Algesheim ohne weitere Einlösung bei dem Erzstift.
Seit dem 12. Jahrhundert stand Algesheim im Verband mit dem Rheingau, der durch Vizedome verwaltet wurde. Im 15. Jahrhundert traten an deren Stelle die kurfürstlichen Ämter. Algesheim bildete ein Halbamt. Zum letztenmal bestätigt wurde die Zusammengehörigkeit mit dem Rheingau durch die Urkunde, wodurch Erbischof Jakob von Mainz im Jahr 1505 die Freiheiten des Rheingaues von enuem verbriefte. Infolge der Empörung im Jahr 1525 erhielt der Rheingau von Erzbischof und Kardinal Albrecht 1527 eine neue Verfassung, durch welche Algesheim von dem langjährigen Verband mit dieser Landschaft losgerissen wurde. Es bildete jetzt ein besonderes Amt, welches jedoch keinen eigenen Amtmann bekam, sondern vom Amtmann von Nieder-Olm verwaltet wurde, der sich deshalb auch Amtmann von Nieder-Olm und Algesheim nannte. Unter ihm stand der Amtskeller, welcher die erzbischöflichen Güter zu verwalten und die reichen Gefälle in Empfang zu nehmen hatte. Bei der neuen Ämterverteilungunter dem letzten Mainzer Kurfürsten Friedrich Karl im Jahr 1782 wurde Nieder-Olm dem Vizedomamt Mainz einverleibt, während Algesheim fortan nur durch einen Amtskeller und einen Amtsvogt verwaltet wurde. Die zum Amt Algesheim gehörige Orte waren außer der Stadt selbst: Dietersheim, Dromersheim, Ockenheim, Büdesheim, Gau-Bickelheim, Gamsheim, Laurenziberg und Gaulsheim. Mit der Kellerei war eine Fautei verbunden, zu der nebst Algesheim die Dörfer Ockenheim, Dromersheim und Dietersheim gehörten. Der Faut hatte besonders für die Handhabung der landesherrlichen Rechte in betreff der leibeigenen UNtertanen zu sorgen. Alle diese Verhältnisse erreichten infolge der politischen Umwälzungen im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts ihr Ende.
Im Jahr 1552 gehörte Algesheim zu jenen 31 Ortschaften der Umgebung von Bingen, welche durch ihre Gesandten vor Amtmann und Rat der Stadt Bingen erschienen und ihr Gelübde leisteten, der Stadt mit Kriegshilfe beizustehen, sofern sie in Nöten von Richtern, Bürgermeister und Rat gefordert würden. Zugleich übernimmt Algesheim die Verpflichtung die elfte Wacht, den Rochenturm zu bauen und mit vier Mann zu bewachen. Dafür genossen die Bewohner von Algesheim in Kriegszeiten in Bingen Schutz.
Im Jahr 1666 wütete in Algesheim und der Umgebung die Pest, in dem kurzen Zeitraum von 5 Monaten starben in Algesheim allein gegen 500 Personen.
Zu Anfang des Monats Juni 1690 griffen die Franzosen im Orleanschen Krieg Algesheim an, trieben die darin gelegene schwache Besatzung und die Bürger in die Burg, legten allerorten Feuer und zogen sich dann zurück, die Stadt ihrem Schicksal überlassend. Nur die Pfarrkirche und einige Häuser blieben von dem Brand verschont.