Das alte Rathaus in Hamm
Das ehemalige Rathaus (Hauptstraße 9) in Hamm am Rhein wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts als Wohnhaus einer Hofanlage erbaut. Zwischen 1843 und 1958 war in dem giebelständigen barocken Fachwerkbau die Ortsverwaltung untergebracht und das Gebäude wurde als Rathaus genutzt.
1607 befand sich das damalige Rathaus zusammen mit einer 1612 errichteten Rathausscheune an der Ecke Kirchgäßchen und Hauptstraße. Das baufällige Rathaus wurde 1664/5 abgerissen und ein Neubau an gleicher Stelle errichtet. Dieses Gebäude wurde dann beinahe 200 Jahre lang als Rathaus genutzt. Im Erdgeschoss befand sich der Ratssaal. Im Obergeschoss war ein Betsaal der katholischen Gemeinde untergebracht, nachdem die Kirche im Zuge der Pfälzischen Kirchenteilung 1707 den Protestanten zugesprochen worden war. Nach vielen Reparaturen war das Gebäude jedoch ab 1816 so baufällig, dass darin keine Versammlungen der Gemeinde mehr abgehalten werden konnte. Der Ratssaal und der katholische Betsaal wurden deshalb ins Obergeschoss der Backhauses verlegt und das Büro des Bürgermeisters in dessen eigener Wohnung eingerichtet. Ab 1827 konnte das einsturzgefährdete Gebäude endgültig nicht mehr als Rathaus genutzt werden, weshalb es 1848 versteigert und 1851 abgerissen wurde.
1843 kaufte die Gemeinde deshalb ein Fachwerkhaus, samt Hof, Scheune, Stall und Garten in der Hauptstraße von Verwandten des Metzgers Frey, nachdem dieser mit seinen Geschwistern ausgewandert war. Das Gebäude aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde daraufhin zum Rathaus umgebaut. Im Obergeschoss wurden zunächst der Betsaal der katholischen Gemeinde und eine Lehrerwohnung untergebracht. Im Untergeschoss befand sich ein Schulsaal, der gleichzeitig als Ratssaal genutzt wurde. Das Büro des Bürgermeisters verblieb zunächst in dessen eigener Wohnung. Beim Umbau zum Rathaus wurde auch das auffällige Türmchen mit der Rathausglocke auf dem Dach angebracht. Im Obergeschoss befand sich später für längere Zeit die Wohnung der Gemeindeschwester. Das Haus wurde 1901 und 1933 durch die Gemeinde renoviert, bevor das denkmalgeschützte Gebäude 1974 verkauft wurde. Seitdem befindet es sich in Privatbesitz und wird wieder als Wohnhaus genutzt.
Die Ortsverwaltung zog daraufhin in das 1957 erworbene ehemalige Pfarrhaus an der Friedenseiche (Landdamm 52) um, das seitdem als Rathaus genutzt wird.
Nachweise
Redaktionelle Bearbeitung: Jonathan Bugert
Verwendete Literatur:
- Dehio, Georg (Begr.) / Caspary, Hans (Bearb.): Handbuch der deutschen Kulturdenkmäler. Rheinland-Pfalz und Saarland. München 1984.
- Gemeinde Hamm (Hg.) (1982): 1200 Jahre Hamm am Rhein. Beiträge zur Natur- und Kulturgeschichte des Dorfes und seiner Gemarkung. Hamm am Rhein 1982.
- Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (2018): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Kreis Alzey Worms: Verbandsgemeinden Eich, Monsheim, Wonnegau. Unter Mitarbeit von Dieter Krienke und Ingrid Westerhoff. Worms 2018 (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland 20,3).
Aktualisiert am: 02.07.2021