St. Jakob in Heßloch
Eine dem heiligen Gallus geweihte Kirche wird erstmals 1404 erwähnt.[Anm. 1] Nachdem die alte Kirche wegen Baufälligkeit 1775 aufgegeben werden musste, wurde nach einer 35-jährigen Übergangszeit, in welcher die Hospitalkapelle auf dem Liebfrauenberg (1817 abgetragen) für Gottesdienste genutzt wurde, die heutige St. Jakobuskirche errichtet. Es handelt sich dabei um einen frühklassizistischen Saalbau mit dreiseitigem Chor (1810 erbaut). Der Turm wurde in den Jahren 1860-1862 erbaut, die Sakristei 1897.
In der Eingangshalle steht in einer Nische eine Figur der Hl. Wilgefortis oder Kümmernis aus dem 18. Jahrhundert, die aus der ehemaligen Hospitalkapelle stammt.[Anm. 2]
In der Chorapsis hängt ein großformatiges Gemälde, das vielleicht aus der Antoniterkirche von Alzey stammt.[Anm. 3] Es ist im 17. Jahrhundert entstanden und zeigt die thronende Muttergottes mit dem Jesuskind über mehreren weiblichen Jungfrauen und Märtyrerinnen. Es sind von links nach rechts die Hl. Agnes von Rom (um 237-um 250) mit einem Lamm, die Hl. Barbara von Nikomedien (gest. um 306) mit Kelch und Hostie, die Hl. Christina von Bolsena (gest. im 3. Jhd.) mit zwei Schlangen, die Hl. Lucia von Syrakus (um 283-304) mit einem Dolch, die Hl. Ursula von Köln (gest. 2. Hälfte des 4. Jhd.) mit einem Pfeil, die Hl. Margaretha von Antiochia (gest. um 305) mit einem Kreuz sowie die Hl. Cäcilia (gest. um 230) mit einer tragbaren Orgel. Darunter knien oder sitzen die Hl. Katharina von Alexandria (gest. um 305) mit einem zerbrochenen Rad zu ihren Füßen und die Hl. Dorothea von Cäsarea (gest. um 305) mit einem Korb voll Rosen und einem Engel, der ihr eine Rose reicht. Sämtliche Attribute weisen auf die jeweiligen Leiden oder die Geschichte der dargestellten Person hin. Die Ausführung des Gemäldes zeigt klare Orientierung an den Werken des flämischen Malers Peter Paul Rubens (1577-1640).
An der Schwelle zum Chorraum steht ein Nebenaltar mit hölzernem Retabelaufbau aus dem 18. Jahrhundert. Er stammt aus der ehemaligen katholischen Kirche von Mölsheim.[Anm. 4] In der Nische steht eine Figur der Muttergottes mit dem Jesusknaben aus dem Umkreis des Mainzer Bildhauers Burkhard Zamels (um 1690-1757).[Anm. 5]
Die Figur des Hl. Wendelin (gest. 617) stammt aus der Zeit um 1730 und befand sich ehemals in der Hospitalkapelle.[Anm. 6] Der sympathische Hirte zeigt sich in würdevoller Haltung . Er trägt seine Abts-Insignien, da er von den Benediktinern des Klosters Tholey zu ihrem ersten Abt erwählt wurde. Zu seinen Füßen kniet ein Schaf und es ist ihm seine charakteristische Hirtenschippe beigegeben. Die anderen Heiligenfiguren stammen aus dem Jahrhundert der Erbauungszeit der Kirche. Sie sind im neugotischen Stil ausgeführt. Es handelt sich um den Hl. Sebastian von Rom (gest. um 288), den Kirchenpatron, der Hl. Jakobus d.Ä. (gest. um 44), den Hl. Paulus und dem Hl. Joseph. In der Kirche befindet sich auch eine Herz-Jesu-Figur aus derselben Zeit. Aus der Erbauungszeit müsste auch die wertvolle frühklassizistische Kanzel stammen. Kanzeln aus dieser Zeit sind vergleichsweise selten. Unter der Empore befindet sich ein holzgeschnitztes Gnadenbild (Madonna mit Jesuskind, Mitte 15. Jahrhundert) aus der abgebrochenen Hospitalkapelle. Die Kreuzwegstationen sind Nazarener-Arbeiten nach dem Vorbild der Kreuzwegdarstellung des Historienmalers und Zeichners Johannes Evangelist Klein (1823-1883).[Anm. 7]
Im um die Kirche gelegenen Friedhof findet sich ein römischer Sarkophag aus der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts sowie ein fragmentarisch erhaltener Inschriftenstein über eine Schenkungsurkunde aus dem 12. oder 13. Jahrhunderts.
In den Jahren 1930, 1963 und 2006 wurden größere Renovierungsarbeiten und Umbauten an der Kirche durchgeführt.
Nachweise
Redaktionelle Bearbeitung: Simeon Thomas Pfeiffer, Alexander Wißmann.
Verwendete Literatur:
- Caspary, Hans; Götz, Wolfgang: Dehio-Handbuch. Rheinland-Pfalz Saarland, München, Berlin 1972.
- Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Rheinland-Pfalz, Saarland. 2. Aufl. München 1985.
- Döry, Ludwig Baron: Burkhard Zamels – Der führende Bildhauer in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in Mainz (mit einem Werkkatalog). In: Mainzer Zeitschrift 110/111, 2015/2016, S. 27–110.
- Faustmann, Karl: Heßloch und seine Kirche. Worms 1910.
-
Fontaine, Arthur: Die religiösen Terrakotta-Bildnisse aus den "Kunstanstalten" des 19. Jahrhunderts, 2. bearb. Aufl. Norderstedt 2016.
- Gall, Ernst: Georg Dehio. Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Pfalz und Rheinhessen, 2. Aufl. München, Berlin 1961.
- Wulfert, Heiko: Dittelsheim-Heßloch in Rheinhessen. Kirchen und Baudenkmäler. Neuss 2001.
Aktualisiert am: 28.06.2017