Horrweiler in Rheinhessen

Zur Geschichte von Horrweiler

Horrweiler
Luftbild von Horrweiler[Bild: Alfons Rath]

Die Weinbaugemeinde Horrweiler liegt am oberen Ende einer schmalen, wasserreichen Talmulde am Westrand des rheinhessischen Hügellandes. Über die Anfänge von Horrweiler ist nur wenig überliefert, jedoch gilt der Ort heute als eine fränkische Siedlungsgründung aus dem 7./8. Jahrhundert im Wormsgau, dem späteren Nahegau. Die urkundliche Erstnennung des Ortes ist hingegen erst aus dem Jahr 1233 überliefert und scheint damit relativ spät, was möglicherweise auf eine Überlieferungslücke zurückzuführen ist.

Die Gegend um das heutige Ortsgebiet dürfte jedoch bereits deutlich früher besiedelt gewesen sein. Der Fund eines bronzezeitlichen Schwertes (Bronzezeit ca. 2200–800 v. Chr.) kann als ein Hinweis auf eine frühgeschichtliche Besiedlung gedeutet werden. Spätestens aus der Hallstattzeit (ca. 800–480 v. Chr.) ist eine Besiedlung der Gegend durch archäologische Funde von Küchengruben oder Reste von Hüttenlehm in der Horrweiler Gemarkung belegt. In der Zeit um Christi Geburt begann die römische Besiedlung des Rheingebiets. Die Nähe der Gemarkung Horrweiler zu den wichtigen Verkehrsadern der römischen Straßen Worms-Alzey-Bingen und Mainz-Bingen machte die Gegend für eine römische Besiedlung interessant. So deuten archäologische Funde aus dieser römischen Zeit auf eine Besiedlung und landwirtschaftliche Nutzung des Bodens durch römische Gutshöfe, sogenannte villae rusticae, hin. Nachdem die Römer die Rheinlinie um 400 n. Chr. aufgaben, folgte eine wechselnde Herrschaft der Burgunder und Alemannen. Nach dem Sieg des fränkischen Königs Chlodwig über die Alemannen 496 zogen sich diese zurück und das rheinhessische Gebiet wurde in das fränkische Reich eingegliedert und neubesiedelt. [Anm. 1]

Die urkundliche Ersterwähnung des Ortes Horrweiler, damals unter dem Ortsnamen „Holwire“, scheint für eine fränkische Gründung ungewöhnlich spät. Der Ortsname setzt sich aus dem Begriff „Weiler“, einer Siedlung mit einigen wenigen Gehöften, und dem mittelhochdeutschen Wort „hor“ oder „horr“ zusammen, das „nasse Stelle“ oder „Sumpf“ bedeutet. Der Ortsname Horrweiler geht damit auf die Lage der Ortschaft in einer wasserreichen Talmulde zurück und lässt sich mit „Weiler an einem Sumpfgebiet“ übersetzen. [Anm. 2]

Mittelalter

Im frühen 12. Jahrhundert besaßen die Salier die Herrschaft über mehrere Orte an der unteren Nahe. Horrweiler gehört dabei zu einer Gruppe von Orten, bei denen kein staatlicher Grundbesitz des Königs überliefert ist, was auf eine Zugehörigkeit zum salischen Hausgut hindeutet, bevor dieses Geschlecht zwischen 1024 und 1125 die deutsche Kaiserwürde innehatte. [Anm. 3]

1156 wurde Konrad von Staufen zum Pfalzgrafen ernannt und erhielt das salisch-staufische Gut am Rhein, wodurch Horrweiler und der Nahegau pfalzgräflich wurde. Im Jahre 1233 (1234), in der ersten überlieferten urkundlichen Erwähnung von Horrweiler, verlieh Pfalzgraf Otto II. dem Grafen Wilhelm von Gülch (Jülich) verschiedene Lehen, zu denen auch die Vogtei Horrweiler gehörte. Im Jahr 1311 verpfändete Pfalzgraf Rudolf I. zusammen mit seiner Frau Mechthild die Burg Stromberg und verschiedene Ortschaften, darunter auch Horrweiler (Horwilr), für 2000 Pfund Heller an den Grafen Simon von Sponheim. Nach Rudolfs Tod versuchten seine Witwe Mechthild und ihr Sohn Adolf ab 1320 die Verpfändung wieder auszulösen, was ihnen einige Jahre später auch gelang, wodurch Horrweiler wieder an die Pfalz zurückfiel. [Anm. 4]

Spätgotische Kirche mit romanischen Teilen aus dem 15./16. Jahrhundert. 1764 erweitert und barock überformt.
Spätgotische Kirche aus dem 15./16. Jahrhundert, 1764 barock überformt. Teil einer Wehrkirchenanlage aus dem 14. Jahrhundert.[Bild: Rudolf Stricker]

Bereits seit dem Mittelalter gab es in Horrweiler eine Kirche, wobei über die früheste Kirche nur wenig überliefert ist. Die erste Erwähnung eines Pfarrers in Horrweiler stammt aus dem 1396. Im 14. Jahrhundert wurde die damalige Kirche mit dem benachbarten Friedhof zu einer Wehrkirche ausgebaut und mit einer Ringmauer, Wehrtürmen und einem vorgelagerten Graben mit einem mit Effen (Ulmen) bepflanzten Wall befestigt. Im 15./16. Jahrhundert errichtete man auf dem Fundament der alten Kirche einen spätgotischen Saalbau, der 1764 umfassend renoviert und barock überformt wurde, wobei die Kirche ihr heutiges Aussehen erhielt. Die Pfarrei Horrweiler gehörte zum Erzbistum Mainz unter dem Archidiakonat des Propstes zu St. Maria im Felde in Mainz und dem Dekanat Partenheim. Das Patronatsrecht und der Zehnte hielten lange die Grafen von Leiningen, die diese weiter verlehnten, bis sie 1518 an das Mainzer St. Petersstift verkauft wurden, das darüber bis 1802 verfügte. [Anm. 5]

Frühe Neuzeit und die Kriege des 17. Jahrhunderts

Die Gemeinde Horrweiler wird als eine von 32 Ortschaften in der Binger Mauerbauordnung von 1552 genannt, in der sich diese Orte verpflichteten der Stadt Bingen im Kriegsfall beizustehen und mit vier Männern bei der Verteidigung der Mauer zu helfen. Als Gegenleistung durften diese Männer alle Waren, außer Wein, zollfrei in Bingen ein- und ausführen und mussten, wie die Binger Bürger*innen, an den Pforten kein Weggeld zahlen. In Notfällen durften die Einwohner*innen ihrer Heimatdörfer, wenn sich diese in Gefahr befanden, mit ihrem Besitz und Vieh in Bingen Schutz suchen und sich dort aufhalten, bis die Bedorhung vorüber war.

Ab dem Jahr 1545 war die Reformation in den kurpfälzischen Gebieten in vollem Gange und führte dazu, dass sich auch in Horrweiler in den folgenden Jahren der reformatorische Glaube verbreitete. Die zunehmenden Spannungen zwischen den christlichen Konfessionen boten Anfang des 17. Jahrhunderts den religiösen Vorwand für den blutigen Machtkampf der europäischen Großmächte, der 1618 zum Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) führte. Im Sommer 1620 eroberten spanische Truppen die linksrheinische Pfalz und ließen wieder katholische Gottesdienste stattfinden. Im Jahr 1630 griff der schwedische König Gustav Adolf auf protestantischer Seite in den Krieg ein und überschritt 1631 den Rhein, wodurch der protestantische Glaube in den kurpfälzischen Gebieten wieder Fuß fassen konnte. Nach der schwedischen Niederlage 1634 bei der Schlacht von Nördlingen und dem darauffolgenden Rückzug wurde erneut der Katholizismus verbreitet. Das rheinhessische Gebiet gehörte im Dreißigjährigen Krieg zu den am stärksten vom Krieg betroffenen Gebieten. Neben den andauernden Kriegsgräueln führten Hungersnöte, mangelnde Hygiene und die Verwilderung der Umgebung zu Problemen für die Bevölkerung und viele Dörfer wurden für die Zeit des Krieges komplett verlassen. Erst mit dem Westfälischen Frieden 1648 wurde die Kurpfalz und die reformierte Kirche in Rheinhessen wieder hergestellt.

Barockes zweigeschossiges Wohnhaus unter giebelständigem Satteldach mit Fachwerkkonstruktion im Obergeschoss.
Backhausstraße 16, bez. 1674. Seltenes im nördlichen Rheinhessen erhaltenes Beispiel für die Wiederaufbautätigkeit nach dem Dreißigjährigen Krieg.[Bild: Rudolf Stricker]

Auf die langen Kriegsjahre und die tiefe Zäsur in der Bevölkerungs- und Bauentwicklung folgte um 1670/80 eine Phase des Wiederaufbaus, der sich noch heute in einigen erhaltenen Fachwerkhäusern im historischen Ortskern Horrweilers (u.a. Binger Straße) widerspiegelt. In dieser Zeit kam es im kriegsgebeutelten Rheinhessen zu einer Masseneinwanderung aus weniger stark vom Krieg betroffenen Gebieten Europas, die maßgeblich beim Wiederaufbau der zerstörten Ortschaften beteiligt waren. Die Friedenszeit dauerte jedoch nur wenige Jahre, bevor die Eroberungspläne des französischen Königs Ludwig XIV. zum Ausbruch des Französisch-Niederländischen Krieges (1672 – 1678) führte und erneut Konflikte an den Rhein brachte. Nur wenige Jahre später brach der Pfälzische Erbfolgekrieg (1688 – 1697) aus und das rheinhessische Gebiet wurde erneut in Mitleidenschaft gezogen. [Anm. 6]

Nach den zahlreichen Konfessionswechseln des 17. Jahrhunderts wurden die Kirchen des kurpfälzischen Gebietes im Zuge der Pfälzischen Kirchenteilung 1705 zwischen Katholiken und Reformierten aufgeteilt. Da der Großteil der Horrweiler Bevölkerung dem reformierten Bekenntnis folgte, wurde die Horrweiler Kirche in dieser Kirchenteilung vollständig den Reformierten zugesprochen. In der Folge wurde in Horrweiler eine evangelische Pfarrei errichtet, der die Gemeinden der Dörfer Welgesheim und Aspisheim zugeordnet wurden. Die wenigen Horrweiler Katholiken wurden hingegen der katholischen Pfarrei in Welgesheim und die Lutheraner der lutherischen Pfarrei in Gensingen zugeordnet. [Anm. 7]

Im 18. Jahrhundert folgte für den rheinhessischen Raum eine Zeit relativen Friedens, die es ermöglichte, die verbliebenen Kriegsschäden zu beseitigen und vielen rheinhessischen Dörfern zum Aufschwung verhalf, was sich auch in Horrweiler in zahlreichen repräsentativen Bauten widerspiegelte. Auch die Bevölkerungsgröße nahm nach dem Ende der Kriege wieder stätig zu, sodass Horrweiler bis 1792 auf 468 Menschen anwuchs.

Die französische Herrschaft und das 19. Jahrhundert

Ausschnitt einer Katasterkarte des französischen Département Mont Tonnerre, ca. 1800.
Ausschnitt mit Horrweiler eines Katasterplans des Départements Mont Tonnerre, ca. 1800.[Bild: Public Domain]

Am 20. April 1792 erklärte das revolutionäre Frankreich den Krieg und nahm im September die linke Rheinseite in Besitz. Bereits vor der Kriegserklärung hatten sich die revolutionären Ideen von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit in den deutschen Gebieten verbreitet und durchaus Befürworter in der rheinhessischen Bevölkerung gefunden. Da die Kriegsfront bis zum Ende der Auseinandersetzungen mehrfach durch das rheinhessische Gebiet führte, hatte vor allem die Landbevölkerung massiv unter den Kampfhandlungen zu leiden. Auch die hohen Kontributionszahlungen, die von den französischen Besatzern von den Ortschaften gefordert wurden, erschwerten die Situation der ländlichen Bevölkerung und stürzten Horrweiler in eine finanzielle Notlage. Mit dem Frieden von Campo Fornio 1797 endete der Krieg und das linksrheinische Gebiet wurde offiziell von Frankreich annektiert.

In der Folge wurde auch die Verwaltung auf französische Normen umgestellt, sodass Horrweiler nun Teil des Kanton Oberingelheim im Arrondissement Mainz und dem Département du Mont Tonnerre (Donnersberg) wurde. Dies ging mit gesellschaftlichen Veränderungen einher. So wurden die alten feudalen Vorrechte abgeschafft, die Rechtsgleichheit aller Bürger eingeführt und Heirats- sowie Niederlassungsfreiheiten gewährt. Die Steuern wurden nunmehr an den Staat anstatt an kirchliche oder weltliche Grundherren gezahlt. Gleichzeitig kamen auch neue Pflichten für die Bürger*innen hinzu, sodass ab 1802 beispielsweise die allgemeine Wehrpflicht eingeführt wurde, um den wachsenden Bedarf an Soldaten für die Napoleonischen Kriege (1800-1814) zu decken. Nach dem Ende der Napoleonischen Ära und der Neuordnung Mitteleuropas im Wiener Kongress 1814/15 gehörte Horrweiler ab 1816, mit dem gesamten linksrheinischen Gebiet um Bingen, Alzey, Mainz und Worms zum Großherzogtum Hessen. [Anm. 8]

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nahm auch das Bevölkerungswachstum nach einer Stagnation während den Napoleonischen Kriegen wieder zu, sodass Horrweiler bis 1822 auf 608 Einwohner*innen anwuchs, darunter 39 Personen jüdischen Glaubens. Auch die Bautätigkeit wurde wieder aufgenommen, nachdem sich die finanzielle Situation der Gemeinde entspannt hatte. Man begann den Dorfgraben einzuebnen und die Pforten, die über Jahrhunderte den Zugang zum Ort reguliert hatten, niederzulegen. An der Stelle des Grabens wurden neue Straßen angelegt und in der Grabengasse Kelterhäuser und Weinkeller errichtet. Am Ortsrand zwischen Grabengasse und Weinbergstraße entstand der jüdische Friedhof (1951 an die politische Gemeinde verkauft), während in der Backhausstraße (Nr. 17) eine Synagoge eingerichtet wurde. Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts löste sich die kleine Judengemeinde jedoch auf und schloss sich der Gemeinde in Gensingen an. Bis 1830 stieg die Bevölkerung Horrweilers auf 639 Personen. Wegen zunehmender Auswanderung nach Nord- und Südamerika in der Mitte des 19. Jahrhunderts konnte dieser Stand jedoch nicht gehalten werden, sodass bis 1852 die Einwohnerzahl wieder auf 562 Einwohner*innen sank.

Das Ende des 19. Jahrhunderts war nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 und der Gründung des Deutschen Kaiserreiches vor allem durch die Modernisierung des Ortes und der Infrastruktur geprägt. Auch das Vereinsleben blühte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert auf, sodass sich 1862 der Männergesangsverein Horrweiler und 1890 der Turnverein (später Turn- und Sportverein) gründeten und schnell an Mitgliedern gewannen. [Anm. 9]

Das 20. Jahrhundert

In Folge der Julikrise brach im August 1914 der Erste Weltkrieg aus und am 1. August 1914 wurde offiziell mit der Rekrutierung und Generalmobilmachung der deutschen Truppen begonnen. Auch aus Horrweiler wurden zahlreiche Männer in die Armee des Kaisers rekrutiert und dienten an den Fronten des Großen Krieges. 17 Soldaten aus Horrweiler fielen im Verlauf des Krieges. Doch auch für die Zivilbevölkerung stellte der Krieg eine schwere Herausforderung dar, da der allgemeine Mangel an Lebensmitteln und anderen lebensnotwendigen Dingen zu einer großen Preissteigerung führte, die von der einfachen Bevölkerung nur schwerlich bezahlt werden konnte. Am 11. November 1918 endete der Erste Weltkrieg schließlich mit der Niederlage des Deutschen Kaiserreiches.

Mit dem Ende des Weltkrieges wandelte sich das Deutsche Kaiserreich im Zuge der Novemberrevolution zur Weimarer Republik und das Großherzogtum Hessen wurde zum republikanischen Volksstaat Hessen umgestaltet. Ende 1918 begann die Besetzung des linken Rheinufers durch französische Truppen. Der Krieg hinterließ eine schwierige wirtschaftliche Situation, die zu hohen Preissteigerungen und Hyperinflation führte und durch die hohen Reparationszahlungen weiter verschlimmert wurden. Die wirtschaftliche Lage verbesserte sich erst Mitte der 1920er Jahre. Zur Erinnerung der Gefallenen des Ersten Weltkriegs errichtete man 1923 in Horrweiler auf dem alten Friedhof an der Kirche ein Kriegerdenkmal mit einer von dorischen Säulen mit Architrav gerahmten Schauwand mit aufwendigem Relief aus Sandstein. [Anm. 10]

Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler zum Reichskanzler ernannt und bei der Reichstagswahl im März 1933 erhielt die NSDAP mit 47,4% der Stimmen die Mehrheit im Volksstaat Hessen. Innerhalb der nächsten Jahre häuften die Nationalsozialisten immer mehr Sonderrechte an, gestalteten das politische System schrittweise um und entfernten politische Gegner aus wichtigen Positionen. Auch das Vereinsleben wurde schrittweise gleichgeschaltet, sodass auch die Horrweiler Vereine ab 1933 langsam nach den nationalsozialistischen Vorstellungen reorganisiert wurden. Auch die Horrweiler Jugend war wie überall ab 1939 verpflichtet in die Hitlerjugend (HJ) oder den Bund Deutscher Mädel (BDM) einzutreten, wo ihnen die nationalsozialistische Ideologie nähergebracht wurde. [Anm. 11]

Am 1. September 1939 begann mit dem deutschen Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg. In der Folge wurden bald Lebensmittelrationierungen eingeführt und in viele ländliche Orten kamen Flüchtlingen aus den größeren Städten. Während Horrweiler vor dem Zweiten Weltkrieg auf etwa 650 Einwohner*innen angewachsen war, stieg diese Zahl durch die Evakuierten und Flüchtlinge auf über 700 Personen an. Auch im Zweiten Weltkrieg wurden Männer aus Horrweiler ins Militär eingezogen, von denen 18 im Verlauf des Krieges fielen und weitere vermisst wurden. Mitte März 1945 näherten sich schließlich die amerikanischen Truppen und nahmen innerhalb weniger Tage das rheinhessische Gebiet ein. In Horrweiler fielen dabei vier Zivilisten den Bombardierungen zum Opfer. Am 19. März 1945 wurde Horrweiler von den Amerikanern eingenommen. Damit endete der Zweite Weltkrieg für Horrweiler einige Monate vor dem offiziellen Kriegsende. [Anm. 12]

Nachkriegszeit bis Heute

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gehörte Horrweiler zur französischen Besatzungszone. Die Situation war zunächst sehr schwierig da ein allgemeiner Mangel an Lebensmitteln und anderen lebensnotwendigen Dingen herrschte, die durch Einquartierungen und Requirierungen noch weiter verstärkt wurden. Erst die Währungsreform 1948 konnte die wirtschaftliche Lage nachhaltig entspannen.

Am 30. August 1946 wurde auf französische Verordnung das Land Rheinland-Pfalz gegründet, dessen Verfassung am 18. Mai 1947 durch ein Referendum angenommen wurde. An diesem Tag fand auch die erste Landtagswahl des neugegründeten Bundeslandes statt, bei der die CDU mit 47,19% der Stimmen die Mehrheit erhielt. Am 23. Mai 1949 trat schließlich das Grundgesetz und damit die offizielle Neuorganisation der westlichen Besatzungszonen zur Bundesrepublik Deutschland in Kraft.

In der Nachkriegszeit nahm die Bevölkerungsgröße in Horrweiler stätig zu und erreichte 1950 723 Einwohner*innen. Dieser Wert konnte jedoch nicht lange gehalten werden und in der Folge sank die Einwohnerzahl von Horrweiler 1961 auf 677 Menschen und 1970 auf 605 Personen. Nach dieser Schwankung wuchs der Ort in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wieder (1997: 737 Einwohner*innen), weshalb verschiedene Neubaugebiete, westlich der Gensinger Straße und nördlich der Aspisheimer Straße, ausgewiesen wurden. Bis 2020 wuchs die Horrweiler Einwohnerzahl auf 798 Einwohner*innen (Stand Dezember 2020).

Seit 1992 betreibt der Verein Horrweiler Heimatfreunde das "Weindorf-Museum Horrweiler".
Seit 1992 betreibt der Verein Horrweiler Heimatfreunde das "Weindorf-Museum Horrweiler".[Bild: Rudolf Stricker]

Seit der rheinland-pfälzischen Verwaltungsreform 1972 ist Horrweiler Teil der Verbandsgemeinde Sprendlingen-Gensingen. Diese umfasst neben Horrweiler die Gemeinden Aspisheim, Badenheim, Gensingen, Grolsheim, Sankt Johann, Sprendlingen, Welgesheim, Wolfsheim und Zotzenheim und hat ihren Sitz in Sprendlingen. Horrweiler ist heute über die Landesstraße 414 an das Autobahnnetz angeschlossen und teilt sich eine Bundesbahnstation mit dem benachbarten Gensingen. Seit 1992 betreibt der Verein Horrweiler Heimatfreunde unter der Trägerschaft der Ortsgemeinde das „Weindorf-Museum Horrweiler“, das Einblicke in das dörfliche Leben vergangener Jahrhunderte sowie die Entwicklung des Weinbaus und der Weinherstellung gibt. [Anm. 13]

Neben den erhaltenen Teilen der ehemaligen Wehrkirche mit Torturm bieten die zahlreichen Fachwerkbauten im historischen Ortskern Horrweilers (v.a. Denkmalzone Binger Straße) einen umfangreichen Einblick in die Bautechniken vergangener Jahrhunderte.[Anm. 14]

Nachweise

Readktionelle Bearbeitung: Jonathan Bugert

Verwendete Literatur:

  • Karl Johann Brilmayer: Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart. Geschichte der bestehenden und ausgegangenen Städte, Flecken, Dörfer, Weiler und Höfe, Klöster und Burgen der Provinz Rheinhessen nebst einer Einleitung. Gießen 1905. Online verfügbar unter: https://gutenberg-capture.ub.uni-mainz.de/histbuch/content/pageview/147301 (aufgerufen am 17.06.2022).
  • Gaul, Fritz: Das war mein Leben. Erinnerungen von 1919 bis 1990. Horrweiler [1990?].
  • Körndörfer, Anja; Remmet, Gerhard: Findbuch zum Personenstandsregister der Gemeinde Horrweiler. Tabellarische Auswertung ab 1798: Geburten 1798-1905, Heiraten 1798-1935, Sterben 1798-1972. [Rotterdam] 2019.
  • Männergesangverein 1862 Horrweiler mit Kinderchor (Hrsg.): Festschrift zur Feier des 100-jährigen Bestehens des M.G.V. Horrweiler am 19., 20. und 21. Mai 1962: 100 Jahre 1862-1962. Horrweiler 1962.
  • Ortsgemeinde Horrweiler. In: Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz (Hg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. 18. Kreis Mainz-Bingen. 1. Städte Bingen und Ingelheim, Gemeinde Budenheim, Verbandsgemeinden Gau-Algesheim, Heidesheim, Rhein-Nahe und Sprendlingen-Gensingen. Unter Mitarbeit von Dieter Krienke. Worms 2007.
  • Regesten der Pfalzgrafen 1 n. 368, in: Regesta Imperii Online. URL: http://www.regesta-imperii.de/id/a7b52d78-abb9-4001-935e-81fdf7f2299b (Aufgerufen am 17.06.2022).
  • Regesten der Pfalzgrafen 1 n. 1674, in: Regesta Imperii Online. URL: http://www.regesta-imperii.de/id/bc296fe9-85f6-45f5-a586-ed5981fee49e (Aufgerufen am 17.06.2022).
  • Turn- und Sportverein 1890 Horrweiler (Hrsg.): Festschrift zum 100-jährigen Jubiläum des Turn- und Sportvereins 1890 e.V. Horrweiler: am 15., 16. Und 17. Juni 1990. Horrweiler 1990.
  • Verbandsgemeinde Sprendlingen-Gensingen (Hrsg.): Verbandsgemeinde Sprendlingen Gensingen: Aspisheim, Badenheim, Gensingen, Grolsheim, Horrweiler, St. Johann, Sprendlingen, Welgesheim, Wolfsheim, Zotzenheim. Sprendlingen 1995.
  • Website der Gemeinde Horrweiler. URL: https://gemeinde-horrweiler.de/geschichte/ (aufgerufen am 17.06.2022).
  • Website des Weindorf-Museum Horrweiler. URL: https://www.weindorfmuseum.de/verein/geschichte.html (aufgerufen am 17.06.2022).

Aktualisiert am: 17.06.2022

Anmerkungen:

  1. Vgl. Spang 1962. In: 100 Jahre Männergesangverein 1862 Horrweiler. S. 21.  Zurück
  2. Vgl. Ortsgemeinde Horrweiler. In: Denkmal Topographie Rheinland-Pfalz, Bd. 18,1. S. 661; „Geschichte“ In: Website der Gemeinde Horrweiler; Artikel "hor stN. In: Mittelhochdeutsches Wörterbuch.  Zurück
  3. Vgl. Spang 1962. In: 100 Jahre Männergesangverein 1862 Horrweiler. S. 22.  Zurück
  4. Regesten der Pfalzgrafen 1 n. 368, In: Regesta Imperii Online; Regesten der Pfalzgrafen 1 n. 1674, In: Regesta Imperii Online; Spang 1962. In: 100 Jahre Männergesangsverein 1862 Horrweiler. S. 22–23; Ortsgemeinde Horrweiler. In: Denkmal Topographie Rheinland-Pfalz, Bd. 18,1. S. 661.  Zurück
  5. Vgl. Kern/Müller Die Evangelische Kirche zu Horrweiler 1982.  Zurück
  6. Vgl. Ortsgemeinde Horrweiler. In: Denkmal Topographie Rheinland-Pfalz, Bd. 18,1. S. 661–662.  Zurück
  7. Vgl. Brilmayer 1905. S. 229.  Zurück
  8. Vgl. Spang 1962. In: 100 Jahre Männergesangverein 1862 Horrweiler. S. 23.  Zurück
  9. Vgl. Ortsgemeinde Horrweiler. In: Denkmal Topographie Rheinland-Pfalz, Bd. 18,1. S. 662; 100 Jahre 1862 MGV Horrweiler 1962. S. 28; 100 Jahre Turn- und Sportverein 1890 Horrweiler 1990. S. 17.  Zurück
  10. Vgl. Ortsgemeinde Horrweiler. In: Denkmal Topographie Rheinland-Pfalz, Bd. 18,1. S. 663.  Zurück
  11. Vgl. 100 Jahre 1862 MGV Horrweiler 1962. S. 29; 100 Jahre Turn- und Sportverein 1890 Horrweiler 1990. S. 18; Gaul [1990?] [ungezählte Blätter].  Zurück
  12. Vgl. Spang 1962. In: 100 Jahre Männergesangverein 1862 Horrweiler. S. 23.  Zurück
  13. Vgl. Website Weindorf-Museum Horrweiler.  Zurück
  14. Vgl. Ortsgemeinde Horrweiler. In: Denkmal Topographie Rheinland-Pfalz, Bd. 18,1. S. 66.  Zurück