Ibersheim in Rheinhessen

Ibersheimer Persönlichkeiten - von Edmund Ritscher

Adeltrut

Die reichste Ibersheimerin in karolingischer Zeit - * um 730

Sie schenkte viermal Ibersheimer Besitz an das Kloster Lorsch. Mit Graf Eberhard (+ 804) war sie verheiratet. Sie hatte drei Kinder. Verwandtschaftliche Beziehungen über die "Sighardinger" bis zu Bischof Pilgrim von Salzburg, bekannt aus dem Nibelungenlied, konnten festgestellt werden.

Werinhere

Schwiegersohn von Adeltrut und Graf Eberhard - * um 760/65  + 814

Graf Werner von Lobdengau war Präfekt des Ostlandes Karls des Großen. Als erste urkundliche Erwähnung Rheindürkheims schenkte er am 21. Oktober 812 eine Hofreite dem Kloster Lorsch. Er war mit Engiltrud, der Tochter der Imbersheimerin Adeltrut, verheiratet. In Aachen wurde er ermordet.

Eburin/Iburin

Namensgeber für Ibersheim

Am 1. August 770 schenkte Eburin einen Ibersheimer Weinberg dem Kloster Lorsch und vermerkte die Urkunde mit seinem Handzeichen. Daraus kann geschlossen werden, dass er lesen und schreiben konnte. Infolge dessen hatte er sicher eine führende Position in der Siedlung. Er ist der Namensgeber für Ibersheim nach dem "Altdeutschen Namenbuch" von Ernst Förstermann.

Friedrich von Hausen

Minnesänger mit Besitz in Ibersheim - * um 1150 - 6 Mai 1190

Friedrich hatte seinen Stammsitz im heutigen Edingen-Neckarshausen (südlich Mannheim). Er war Ministerialbeamter, Diplomat und auch Minnesänger. Seine verschiedenen Besitzungen waren im heutigen Rheinhessen verteilt. Auch in Ibersheim hatte er Besitz. 1187 begleitete er Kaiser Friedrich VI. nach Italien und starb während eines Gefechtes beim dritten Kreuzzug (mit Kaiser Friedrich I. Barbarossa) bei Philomelium in Kleinasien. Sein Vater Walther von Hausen war Vogt in Ibersheim.

Henricus von Mauderich

Edelmann und Raubritter - 17. Jahrhundert

Der wohledle, gestrenge und ehrenfeste Herr ist im Dorf Mauderich, Gemeinde Niederbettau (Neder-Betuwe), Provinz Gelderland der Niederlande geboren. Seine wohledle Frau Gemahlin hieß Anna Gertrude und seine Tochter Marie. Als Reformierter wurde er in den spanisch-habsburgischen Niederlanden zum Glaubensflüchtling und wohnte später im Ibersheimer Schloss. als Zweiter niederländischer Adliger kam 1656 Henricus von Alss hinzu. Bis zum Einzug der ersten Mennoniten im Frühjahr 1661 waren 14 reformierte Familien unter seiner Führung hier mit Ackerbau, Fischerei und Schafzucht beschäftigt. Weil in der damaligen Kriegs- und Nachkriegszeit es schwer war, ausreichende Erträge zu erwirtschaften, wurde er sicherlich auch zum Raubritter. Der nahe Rhein bot sich dafür gut an. Kurfürst Karl Ludwig hatte später jedoch die mennonitischen Ackerbauern als Pächter vorgezogen.

Bertha Laisé

Ehefrau des Arztes und Odenwalddichters Adam Karrillon - * 27.9.1854   + 22.3.1962

Durch seine ärztliche Tätigkeit in Eich und Ibersheim hatte Adam Karrillon seine spätere Frau kenngelernt. Sie war die Tochter des mennonitischen Großbauern Johann Laisé V. in Ibersheim und wurde in der Wormser Straße 1, heute Hammer Straße 2, geboren. Adam Karrillon war 38 Jahre Arzt in Weinheim und wurde dort Ehrenbürger. 1923 erhielt er als erster Dichter den Georg-Büchner-Preis. Bertha Karrillon wurde 107 Jahre alt und war damit zeitweise die älteste Frau Deutschlands. In Ibersheim wurde sie mit einem Straßennamen geehrt.

Adolf Trieb

Lehrer und Verfasser der Ortsgeschichte - 27.5.1874  + 4.12.1950

Ibersheim verdankt seinem ehemaligen Lehrer von 1902/3 die Ortsgeschichte "Ibersheim am Rhein - Geschichte des Ortes seit den frühesten Zeiten, mit besonderer Berücksichtigung der Mennonitengemeinde". Dieses Werk ist 1911 mit 155 Seiten erschienen und heute nur noch in wenigen Exemplaren vorhanden. Adolf Trieb war zu seiner Zeit einer der bekanntesten Heimatforscher in Worms und Umgebung. 1970 ehrte ihn Ibersheim mit einem Straßennamen.

Johann Heinrich Schäfer II.

Politiker und Landwirt für eine ganze Region - * 1.12.1909  + 8.6.1976

Seine wirtschaftliche Grundlage war der ererbte landwirtschaftliche Betrieb. Sein Engagement galt jedoch der Politik. "Hannes", wie man ihn respektvoll nannte, gestaltete nicht nur die Ibersheimer Politik über Jahrzehnte, er wirkte mit Erfolg auch im engeren und weiteren Umkreis. In der NS-Zeit erreichte er bereits hohe Funktionen. Nach dem Krieg fand er seine politische Heimat in der CDU. Er war Kreisvorsitzender und als Motor für die Eingemeindung Ibersheims nach Worms kam er folgerichtig ab 1969 dort in den Stadtrat. In landwirtschaftlichen Fachverbänden hatte seine Meinung gewicht. Sein Sohn Hartmut tritt heute wirkungsvoll in seine Fußstapfen.

Fritz Kehr

Landwirt, Jäger und Holzbildhauer - * 21.4.1908  + 10.9.1985

Durch Einheirat in den "Rohrhof" war Fritz Kehr einerseits der mennonitischen großbäuerlichen Tradition verpflichtet, andererseits hatte er noch die Zeit gefunden, sich künstlerisch als Holzbildhauer und Maler zu betätigen. Er galt als der Zuständige für Kunst und Geschichte mindestens in  Ibersheim und Eich, wo sein Vater als evangelischer Pfarrer wirkte. Sein künstlerisches Schaffen ist in vielfältiger Weise erhalten geblieben. Der kleine Ort Ibersheim hat durch seine jahrelangen Aktivitäten, besonders bei der Ortsverschönerung, hohe Anerkennung im und außerhalb des Ortes gewonnen. Der Heimatverein entstand durch seine praktische Vorarbeit. Die formale Gründung erfolgte durch seinen Enkel Dr. Christian Lang.

Dr. Ernst Piehl

Europäischer Beamter von hohem Rang

Seine Eltern mussten aus ihrer Heimat Polen flüchten. Von den sieben Kindern ist der Kleinste der Familie später der Größte geworden. Nach seiner Doktorarbeit 1974 begann für einen Ibersheimer Jungen eine beispielhafte Karriere in Europa: Wissenschaftlicher Referent beim Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut des DGB in Düsseldorf, Exekutiv-Direktor des Europäischen Jugendwerks im Europarat in Straßburg und politischer Sekretär des Europäischen Gewerkschaftsbundes (EGB) in Brüssel; 1984-1994 Direktor des Europäischen Zentrums für die Förderung der Berufsbildung (CEDEFOP) in Berlin, Kurfürstendamm; 1994-2004 im Dienst des Europäischen Parlaments Leiter des Büros in Berlin; ehrenvolle Verabschiedung in die Pension durch den Bürgermeister von Brüssel; danach jedoch weiterhin eine vielgefragte Persönlichkeit im erweiterten Europa und im Spannungsfeld zwischen den Regierungen und Sozialpartnern.

Dipl.-Ing. Gerhard Ritscher

macht als Stadt- und Regionalplaner Dresden mobil

Während seines Studiums in Mainz und seiner Stadtratsfunktion 1974-78 musste er als Diplomat mit seinem Professor Gunkel von Mainz nach Berlin umziehen. Vorher konnte er noch für seinen Heimatort Ibersheim den Ortsbebauungsplan erstellen und das Baugebiet Bertha-Karrillon-Straße erschließen. In Berlin war er am Institut für Bahntechnik und beim Berliner Senat beschäftigt. Nach der politischen Wende 1989 beteiligte er sich am Aufbau Ost. Am 1.11.1990 wechselte er zur heutigen Landeshauptstadt Dresden. Dort ist er Leiter der Hauptabteilung Mobilität mit der Zuständigkeit für Planungsbetreuung von Straßenbauvorhaben, Stadtplanung, Verkehrsorganisationn, Verkehrsplanung und Verkehrsentwicklung. In den Fachkommissionen des Deutschen Städtetages, Verkehrsplanung und öffentlicher Personennahverkehr ist er Mitglied. Er ist der jüngere Bruder des Verfassers.

Dr. Christian Lang

stärkt die Landwirtschaft auf hohem Niveau

Am Ende einer fast 400-jährigen Stammreihe der Stauffer, die als Schweizer Mennoniten nach Ibersheim kamen, hat er die mennonitische und berufliche Tradition als Verpflichtung geerbt. Auf dem "Rohrhof", einem der ältesten und größten Höfe Ibersheims (18. Jahrhundert), ist er aufgewachsen. Heute widmete er sich dem Spezialgebiet der Mennoniten, der Landwirtschaft, auf hohem Niveau, in einem schwierigen Umfeld und in verschiedenen Funktionen:

1. als Geschäftsführer des Verbandes der Hessisch-Pfälzischen Zuckerrübenanbauer mit Sitz in Worms,
2. als Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft für Versuchswesen und Beratung,
3. als Bezirksvertreter Rheinhessen-Pfalz des VDL für die akademischen Angestellten in den grünen Berufen.