Zur Geschichte von Kettenheim
Das Dorf Kettenheim unterstand schon früh den Pfalzgrafen bei Rhein. Im Lehnbuch Werners II. von Bolanden, das kurz vor 1200 zusammengestellt wurde, sind Einkünfte und Gerichtsrechte aufgeführt, die er in Kittenheim als Lehen des Pfalzgrafen besaß.
Im Ort lebte ein Rittergeschlecht, das 1221 erstmals genannt wurde: Damals bezeugte Karl von Kedenheim eine Urkunde des Reichstruchsessen Werner III. von Bolanden, als dieser kaiserlicher Hofrichter in Lautern war. Karl schlug sich während des‚ sog. Endkampfes der Staufer' (Demandt) offensichtlich auf die Seite Philipps von Hohenfels, der anders als seine bolandisch(-falkensteinische) Verwandten staufertreu geblieben war. In einer Sühne zwischen dem Hohenfelser und der Stadt Worms wird Karolum de Kidenheim 1246 neben Heinrich von Heppenheim und Simon von Gundheim als Widersacher der Stadt Worms bezeichnet.
Spätestens Ende des 14. Jahrhunderts waren die Herren von Kettenheim Burgmannen bzw. Lehnsmannen der Pfalzgrafen bei Rhein, so etwa 1386 in Oppenheim. Ihre Burglehen vereinnahmten sie u.a. auch in der Kettenheimer Gemarkung. Dort besaßen sie ein Hofgut, Grundbesitz und eine Mühle. Ob es allerdings diese Hofanlage war, die am 2. Februar 1444 als „Schloss“ der Herren von Kettenheim bezeichnet wurde, ist unsicher. Denn der Beleg hierfür, der früher im Staatsarchiv Darmstadt unter den Rheinhessen-Urkunden aufbewahrt wurde, stammt aus Luxemburg. Es ist demnach möglich, dass hier eine Verwechslung mit dem Schloss Cattenom bei Thionville vorliegt. In der heute nicht mehr auffindbaren Akte wird über einen Prozess berichtet, der sich um den „Verrat des Schlosses Kettenheim“ rankte, und in dem ein Bartel von Keyl als Zeuge aussagte. Über dieses Ereignis ist Weiteres nicht bekannt, auch nicht ob das Herrenhaus Eigengut der Kettenheimer war oder ein Lehen der Pfalzgrafen. Die Bezeichnung Schloss wird nach 1444 nie wieder gebraucht.
Die Herren von Kettenheim sind im Jahr 1662 ausgestorben. Ihre Lehen wurden von der kurfürstlichen Verwaltung eingezogenund an andere Herren vergeben.
Nachbarort und Pfarrort für die Kettenheimer war bis Ende des 17. Jahrhunderts das heute verschwundene Dorf Egersheim [Artikel in Arbeit]. Kettenheim blieb bis Ende des 18. Jahrhunderts bei der Kurpfalz und beim Oberamt Alzey.
Nachweise
Redaktionelle Bearbeitung: Rebekka Pabst
Verwendete Literatur:
- Heinrich Bechtolzheimer: Beiträge zur rheinhessischen Geschichte. Festschrift der Provinz Rheinhessen zur Hundertjahrfeier 1816-1916. Mainz 1916.
- Georg Friedrich Böhn: Geschichte des Landes Rheinland-Pfalz. Hrsg. von Franz-Joseph Heyen. Freiburg 1981.
- Karl Johann Brilmayer: Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart. Geschichte der bestehenden und ausgegangenen Städte, Flecken, Dörfer, Weiler und Höfe, Klöster und Burgen der Provinz Rheinhessen nebst einer Einleitung. Gießen 1905.
- Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Rheinland-Pfalz Saarland. Bearbeitet von Hans Caspary u.a. Darmstadt 1985.
- Wilhelm Fabricius: Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz. Bd. 6: Die Herrschaften des unteren Nahegebietes. Der Nahegau und seine Umgebung. (=Publikationen der Gesellschaft für rheinische Geschichtskunde: 12). Bonn 1914.
- Stefan Grathoff: Burgenlexikon. Unveröffentliche Sammlung kurzer "Burgenbiographien". Die einzelnen Artikel sind unter http://www.burgenlexikon.eu einzusehen.
- Johann Goswin Widder: Versuch einer vollständigen geographisch-historischen Beschreibung der kurfürstlichen Pfalz am Rheine. Frankfurt und Leipzig 1786-1788.
- Alfred Zirwes: Höhenwanderungen am Mittelrhein. Linksrheinisch von Bingen nach Koblenz. Wiesbaden 2006.
Aktualisiert am: 20.05.2016