Der jüdische Friedhof in Oppenheim
Der älteste lesbare Grabstein auf dem jüdischen Friedhof in Oppenheim stammt aus dem Jahr 1729, die älteste Erwähnung des Friedhofes aus dem Jahr 1736. [Anm. 1] Nicht ausgeschlossen ist die Mitnutzung des Friedhofs durch die jüdische Gemeinde in Nierstein. Bestattungen fanden vermutlich noch bis in die 1930er Jahre statt. Einer der jüngsten Grabsteine wurde für Friedrich Josef Loeb (gest. 1936) aufgestellt.
Gelegen im heutigen Amselweg-, Ecke Hasenbrunnengasse [Anm. 2], befand sich der Friedhof früher weit außerhalb der Stadt vor dem Fischertor. Die ursprüngliche Begrenzung durch einen Leitgraben im Osten der Anlage wurde beim Eisenbahnbau 1853 durch die neue Bahnlinie abgelöst, was die Fläche des Friedhofs verkleinerte. Der Friedhof fasst heute noch 2.031qm. [Anm. 3] Das weitläufige, unregelmäßig fünfeckige und nur von Hecken eingefriedete Areal ist nur nach Voranmeldung zu besichtigen.
Die zahlreichen, üblicherweise verwitterten Grabmäler entstammen größtenteils dem 19. sowie dem frühen 20. Jahrhundert. Insgesamt sind noch 270 Grabsteine, angeordnet in neun Reihen, erhalten. Die älteren Grabsteine sind überwiegend aus rotem oder grauem Sandstein gefertigt, ab etwa 1890 lässt sich ein Materialwechsel zu schwarzem, seltener rotem, oft poliertem Granit feststellen. Die ältesten Stelen sind überwiegend hebräisch beschriftet, oft mit geschweiften oder halbkreisförmigen Abschlüssen. Auf jüngeren Grabsteinen dominieren rechteckig-kubische Grundformen, häufig mit antikisierten Bekrönungen wie Akroteren, Voluten oder auch Pflanzsymbolik, z.B. für Susanna Saulheimer (gest. 1866), Babetta Sohn (gest. 1872, mit Efeuranken), Jela Mayer (gest. 1878), Elisabethe Schreiber (gest. 1887) und Babette Fröhlich (um 1900). Daneben existieren Grabsteine in der Form von Gesetzestafeln, solche mit säulengerahmten, oft gotisierenden Blenbögen oder, wie in der christlichen Grabkultur, Säulen mit Draperie, z.B. für Babette Liebmann (um 1900). In den 1890er Jahren erschien der anschließend häufig verwendete Typus des Obelisken, ab den 1920er Jahren finden sich, bis auf wenige Ausnahmen, nur noch schlichte Stelen. 1934 wurde der Friedhof geschändet, viele der Grabsteine wurden erst nach 1945 wieder aufgestellt.
Der jüdische Friedhof ist nicht nur eine anschauliche Erinnerung an die jüdische Gemeinde Oppenheims, sondern stellt mit den noch vorhandenen Inschriften zugleich ein zentrales Zeugnis der Geschichte der rheinhessischen Juden dar.
Nachweise
Verfasserin: Jessica Boller
Verwendete Literatur:
- Landesamt Denkmalpflege (Hrsg.): Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Band 18.3: Kreis Mainz-Bingen. Bearb. v. Dieter Krienke. Worms 2011.
- URL: http://www.alemannia-judaica.de/oppenheim_friedhof.htm (Letzter Aufruf 08.03.2019).
Aktualisiert am: 08.03.2019
Anmerkungen:
- Alle Angaben dieses Textes beziehen sich, sofern nicht anders angegeben, auf Krienke, Dieter: Kreis Mainz-Bingen. Verbandsgemeinde Nierstein-Oppenheim, Worms 2011 (Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Bd. 18.3.). Zurück
- Siehe http://www.alemannia-judaica.de/oppenheim_friedhof.htm (Letzter Aufruf 08.03.2019). Zurück
- Siehe http://www.alemannia-judaica.de/oppenheim_friedhof.htm (Letzter Aufruf 08.03.2019). Zurück