Der Saulheimer Menhir
Der Menhir - oder auch "Langer Stein" - von Saulheim steht südöstlich von Ober-Saulheim an der Bundesstraße 40, Mainz - Alzey, in der Landschaft, als ob ein Riese ihn dort hingestellt hätte. Er ist ungefähr 2,50 m hoch und hat am oberen Ende ein Heiligenhäuschen eingebaut, in welchem wohl einmal eine Heiligenfigur stand. Da der Stein zwischen den beiden damals großen Städten Mainz (Franken) und Wörrstadt (Allemannen) stand, könnte er als Grenzstein zwischen den beiden Stämmen benutzt worden sein. Eine Urkunde von 1274 berichtet von Streitigkeiten zwischen Rheingraf Syfried und Wolfram von Lewenstein wegen ihrer Besitzrechte um Wörrstadt. Als Ergebnis einer Schlichtung wurde Graf Syfried das Landding am "Langen Stein" zugesprochen, der somit Mittelpunkt eines Grafengerichts war. Die europäischen Megalithbauten werden in vier Klassen eingeteilt: Die Steinreihe (Carnac), der Steinkreis (Avebury, Stonehenge), die Megalithgräber bzw. Dolmen und die Menhire. Am meisten verbreitet sind in Europa die Megalithgräber oder Dolmen. Von ihnen sind über 50.000, vor allem in der Bretagne, in Wales und in Irland erhalten. Der Saulheimer Menhir ist einer von 12 rheinhessischen Menhiren, sogenannten „Hinkelsteinen“. Laut Dr. Zylmann finden sich weitere Menhire in Alzey-Dautenheim, Armsheim, Dexheim, Dittelsheim-Hessloch, Essenheim, Flonheim, Gumbsheim, Monsheim, Nackenheim, Nierstein, Ober-Saulheim und Selzen. Wie diese Steine an ihre Plätze gekommen sind, bleibt bis heute unklar (Zylmann).
Die Sage vom „Langen Stein“
„Als man im südlich gelegenen Alzey-Dautenheim eine Kirche bauen wollte, packte den Teufel der Zorn, weil man ein Gotteshaus errichten wollte, obwohl es in dem Ort noch kein Wirtshaus gab. Er holte vom Donnersbergmassiv, am Ostrand des Nordpfälzer Berglandes, einen Steinblock und schleuderte ihn nach der Kirche. Der Stein sei jedoch über den Ort hinweggeflogen und in der Gegend von Ober-Saulheim im Boden steckengeblieben, wo er heute noch steht.“ (Zylmann)
Das Rätsel der Menhire
Der Ausdruck „Menhir“ ist eine bretonische Bezeichnung keltischen Ursprungs für ein hochkantig aufgerichtetes Steinmal. Er bedeutet „Langer Stein“ (men = Stein, hir = lang) und fand bereits Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts als wissenschaftlicher Begriff Eingang in die archäologische Fachliteratur Frankreichs. Schon sehr bald wurde diese Bezeichnung auch für ganz Europa übernommen. Der volkstümliche Name, der insbesondere im westdeutschen Raum gebräuchlich ist, lautet „Hinkelstein“. Bereits im Mittelalter findet sich der Name „Hinkelstein“, eine missverstandene Ableitung des Wortes „Hünenstein“ (= Riesenstein) über „Hühnerstein“ zum mundartlichen „Hinkelstein“. Daneben kennen wir Bezeichnungen wie „Langer“, „Breiter“, „Hoher“, „Spitzer“ oder „Dicker Stein“, um nur die häufigsten zu nennen. Menhire sind meist freistehend, einzeln, in Kreisen oder in Reihen angeordnet. Sie können künstlich in Form gebracht oder unbearbeitet sein. Einige sind verziert mit Mustern und Spiralen, menschlichen Darstellungen und Gerätschaften, die, wie noch zu zeigen ist, eine zeitliche Einordnung erleichtern. Von den Findlingen - während der Eiszeit verschleppte Felsbrocken - unterscheiden sich die Menhire dadurch, dass sie bewusst vertikal in der Erde verankert wurden. Sie sind in der Regel höher als breit. Auch ihre Lage im Gelände weicht von der der Findlinge ab. Menhire sind bevorzugt an Orte wie Berghänge, natürliche Anhöhen, Wegesränder oder an Wasserstellen und Bachläufen verbracht worden, immer in freier Flur und von weither sichtbar. Es sind Steinmale unterschiedlicher Größe.
Nachweise
Quelle: Dr. Detert Zylmann
Redaktionelle Bearbeitung: Stefan Grathoff
Verwendete Literatur:
- Decker, Jakob: 1200 Jahre Nieder-Saulheim 763-1963. Nieder-Saulheim 1963.
- Zylmann, Detert: Das Rätsel der Menhire. Mainz 2003.
Aktualisiert am: 12.11.2014