Saulheim in Rheinhessen

St. Bartholomäus (Nieder-Saulheim)

St. Bartholomäus in Saulheim.[Bild: Elmar Rettinger]

Die Dorfkirche Nieder-Saulheims wurde - einer Inschrift am Turm der Kirche nach - 1344 als Wehrkirche erbaut. Sie hatte 7 Glocken und 7 Altäre, wobei der Antonius-Altar 1427 gestiftet wurde. In ihr müssen sich einige Grabdenkmäler der ansässigen Edelleute und Ganerben befunden haben, deren Inschriften H. Helwich, Vikar von Mainz, 1616 zusammentrug.

Eine erste Reformation erfuhr die Kirche 1579 durch die Ganerben der Gemeinde. Bis 1620 blieb sie ganz im Besitz der Lutheraner. Während des Reunionskrieges Ludwigs XIV. wurde ein katholischer Priester eingesetzt und die Lutheraner mussten in eine Kirche in Wörrstadt ausweichen. Im Zuge der pfälzischen Kirchenteilung (1705) beschlossen die Ganerben, dass es immer einen lutherischen und einen katholischen Pfarrer geben solle. Den Lutheranern wurde durch das Simultaneum Kurfürst Johann Wilhelms von 1698 eine sogenannte Simultankirche zugestanden, die bis zur Schließung der Bartholomäuskirche wegen Baufälligkeit 1828 Bestand hatte. 1830 stürzte der Kirchturm ein, das Langhaus wurde abgetragen, während der Altarraum, der den Katholiken vertragsmäßig zustand, von ihnen zum Gottesdienst bis 1839 benutzt wurde.

Aus der ehemaligen Bartholomäuskirche sind noch zwei Fenster erhalten, die mittlerweile im Landesmuseum für Kunst und historische Sammlungen in Darmstadt zu finden sind.

Der Neubau Mitte 19. Jahrundert

Alte Kirchenfenster in St. Bartolomäus.[Bild: Hessisches Landesmuseum Darmstadt]

Die Bartholomäuskirche wurde 1871-1873 auf dem Platz der ehemaligen Simultankirche errichtet. Im Pfarrhaus befindet sich noch ein Grundriss der Simultankirche, ein Kelch von 1690 und eine Monstranz von 1720. Der neugotische Saal besteht aus gelbem Sandstein mit querhausartigen Seitenkapellen und giebelbekröntem Turm. Im Schiff gibt es einen offenen Dachstuhl, der eingezogene Chor ist gratgewölbt. Von der neugotischen Ausstattung sind die Glasfenster und der geschnitzte Hochaltar erhalten.
Im Turm hängen zwei Glocken. Die große hat die Inschrift: „Gegossen von A. Hamm in Frankenthal 1872. In honorem B. Virginis A Catholicis Parochianis Niedersaulheim in P. Memoriam R. D. Adami Motz Sacerd. Jubil. et Paroch. huj.“ Die Inschrift der kleinen lautet: „Gegossen durch Karl Otto in Mainz im Jahre 1844“. Darunter befindet sich das Bildnis des hl. Apostels Bartholomäus mit der Widmung: „Ecclesiae Catholicae in Nieder-Saulheim ex voto Donavit A. Motz Pro Temp. Paroch. Ibidem et. Dec. Decanatus Gau-Bickelheimensis Anno 1844“.

Nachweise

Verfasser: Stefan Grathoff

Verwendete Literatur:

  • Decker, Jakob: "1200 Jahre Nieder-Saulheim", Gemeindeverwaltung Nieder-Saulheim (Hg.), Wörrstadt 1963
  • Dehio, Georg: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Rheinland-Pfalz, Saarland. 2. Aufl. München 1985.

Aktualisiert am: 14.11.2014