Grenzau im Westerwald

Geschichte von Grenzau

[Bild: Klaus Graf [CC BY 2.0]]

Grenzau ist der älteste und mit seinen  etwa 100 Einwohnern kleinste Stadtteil der Kannenbäckerstadt Höhr-Grenzhausen und liegt ca. 15 km entfernt von Koblenz entfernt.  Im Vergleich zu Höhr ist in Grenzau das Kannenbäckerhandwerk nicht stark ausgeprägt. Stattdessen zeichnet sich der Ort durch seine Burg aus dem 13. Jahrhundert aus. Bekannt geworden ist Grenzau  außerdem als der offizielle Olympiastützpunkt der deutschen Olympia-Tischtennis-Mannschaft.[Anm. 1]

1.1.Töpferhandwerk

Töpferhandwerk des Kannenbäckerlandes[Bild: Fries, Heribert]

Der Töpfermeister Betram Knütgen ließ sich im Jahr 1614 aufgrund eines Angebots des Grafen Ernst von Isenburg- Grenzau in Grenzau nieder und eröffnete eine Töpferei. In einer Urkunde vom 17.12.1614 , die die erste datierte Nachricht des Tals Grenzau ist, gestattet der Graf Bertram Knütgen „bei dem Wirtshaus“[Anm. 2] auch ein Haus neben seinen Handwerksbetrieb zu bauen. Seit 1603 war dieser schon Zunftmeister in Höhr, wo er sich jedoch nicht mit seinen jüngeren Halbbrüdern verstanden hatte. Neben Betram Knütgen ließen sich auch die Töpfer Kalb, Mennicken und Hans Emmerich Collen in Grenzau nieder und etablierten die Keramikarbeiten als Handwerkszweig in der Stadt. 1720 wirkten 7 Euler und bis 1771 7 Meister und 6 Schnatzen in Grenzau. Die Zunft des Kannenbäckerlandes zählte zu diesem Zeitpunkt ca. 583 Töpfer, darunter 363 Schnatzen. Die Ansiedlung des Kannenbäckergewerbes stieg demnach in Grenzau an, war jedoch vergleichsweise zu anderen Kannenbäckerstädten klein. Mit Karl Kleutgen,dem letzten Eulermeister Grenzaus ging die Handwerkstradition in Grenzau 1793 zu Ende.

2.Die Burg Grenzau

2.1.1.Entwicklung

Bergfried der Burg Grenzau[Bild: Landeshauptarchiv Koblenz]

Nach einer Erbteilung geht die Burg Grenzau an Heinrich dem I. von Isenburg über, der sie um 1208 gründet. Nach einer Erbteilung 1208 mit seinem älteren Bruder Gerlach von Covern entschließt sich Heinrich der I. von Isenburg zum Bau eines eigenen Verwaltungssitzes, der Burg Grenzau. In den Schriftquellen taucht die Burg erstmals um 1213 auf. Bei der Gründung der Burg erhält sie den Namen „Granisoie“, was „Große Freude“ (altfranz. Grande joie) bedeutet. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich aus „Granisoie“ Grensove, Grensauwe, Grenz und Grenzau. Burgen wurden zur Zeit der Kreuzzüge im 12. und 13. Jahrhundert, die die deutsche und französische Ritterschaft zusammenführte, oftmals mit französisch-provençalischen Namen benannt. Ein Beispiel hierfür ist die Burg Montfort, „Starkenberg“ bei Bad Kreuznach[Anm. 3].

In der im Staatsarchiv Koblenz aufbewahrten, im Latein des Mittelalters geschriebene Urkunde vom 6. Januar 1213 berichtet Heinrich I.(zitiert nach Hans Spiegel, Deutsche Burgenvereinigung e.V für Burgenkunde und Denkmalpflege):

„Im Namen der heiligen und ungeteilten Dreieinigkeit. Ich, Heinrich von Isenburg, tue den Zukünftigen wie Gegenwärtigen für immer kund: da ja die Bestimmungen der Vorfahren im Verlauf der Zeit oft verletzt werden, wenn sie nicht durch die starke Festigkeit der Zeugnisse bekräftigt werden, wenn sie nicht durch die starke Festigkeit der Zeugnisse bekräftigt werden, erschien es mir nützlich, das, was zu meiner Zeit geschehen ist, durch gegenwärtige mit meinem Siegel geschützte Urkunde der Erkenntnis der Nachkommen zu überliefern. Daher möget ihr alle wissen: Ich, Heinrich von Isenburg hatte eine Burg, der zu, Teil dem Kloster Maria- Laach gehört. Darauf erhoben der Abt und die Brüder dieses Klosters Einspruch und zogen mich in einen Prozeß, weil ich mir ihre Güter unrechtmäßigerweise angeeignet hätte. Nun bin ich aber, sowohl aus Gottesfurcht als auch weil ihr Recht mich dazu zwang, unter Vermittlung meiner Freunde mit ihnen übereingekommen, daß der Abt und das Kloster von Laach mir das Eigentum, das sie am dritten Teil des genannten Berges haben und darüberhinaus 230 Mark geben sollen. Ich aber übertrage als Ausgleich fur den festgesetzten Geldbetrag und den 3. Teil des genannten Berges dieser Kirche mein Eigengut, das ich von meinen Eltern her in Kruft besessen habe, mit allem Recht, was ich dort habe…“[Anm. 4],[Anm. 5].

Der Bergrat, auf dem Heinrich von Isenburg die Burg gebaut hatte, gehörte vorher zu einem Drittel der Abtei Maria Laach. In einem Tausch mit dem Abt erwarb er dessen Drittel und gab ihm im Gegenzug sein Allod in Kruft, nahe bei Maria Laach. Das Allod war wiederum mehr wert als das Drittel des Grenzauer Berges. Die Abtei Heinrichs hatte eine Auslöse von rund 54 kg Silber, nach heutigem Wert rund 118 Euro, gezahlt, mit dem die Burg weitergebaut werden konnte[Anm. 6]. Heinrichs Gemahlin Irmingard von Cleeberg, sein Sohn Heinrich und weitere Nachkommen, die einen Anspruch auf das Allod erheben hätten können, hatten sich mit dem Tauschgeschäft einverstanden erklärt[Anm. 7]. Um 1328 mussten die Herren von Grenzau die kurtrierische Lehenshoheit des Kurfürsten Balduin über die Burg Grenzau akzeptieren. 1346 verleiht Kaiser Kal IV. dem unter der Burg gelegenen Ort Grenzau das Frankfurter Stadtrecht. Trotz Stadtrechten blieb die erhoffte städtische Entwicklung und wirtschaftliche Entfaltung aus und Grenzau blieb eine Talsiedlung. Nach fortwährenden Auseinandersetzungen der Herren von Isenburg-Grenzau mit dem Burggraf von Trier gelang es Anfang 1347 Philipp I von Isenburg den von Kurfürst Balduin ein Gesetzen Burggrafen aus der Burg zu vertreiben.

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2.1.2.Die Grenzauer Fehde 1347

Die Fehde war die Eskalation einer Reihe von Auseinandersetzungen zwischen dem Kurfürst Balduin von Luxemburg und dem Westerwälder Adel. Durch das Expansionstreben Balduins seinen Herrschaftsbereich im Westerwald auszubauen fühlte sich besonders Reinhard von Westerburg in seiner Unabhängigkeit bedroht. Ab 1344 führten beide mehrere Fehden. Die Grenzauer Fehde begann am 6. April 1347 durch die Zustellung eines Fehdebriefs von Philipp von Isenburg und Reinhard von Westerburg an Kurfürst Balduin. Am 20. April machte sich eine ca. 800 Mann starke Trupee der kurtrierischen Stadt Koblenz auf den Weg um die Burg Grenzau für Balduin zurückzuerobern. Balduin selbst wusste von diesem Vorhaben nichts. Unterwegs gerieten die Truppen jedoch in einen Hinterhalt der Streitmacht von Philipp von Isenburg und Reinhard von Westerburg. In der Schlacht starben 172 Mann der Koblenzer Truppe. Die Limburger Chronik berichtet, dass der Rest bis vor die Tore von Koblenz verfolgt worden wäre. Sieben Koblenzer seien in der Burg Grenzau gefangen gehalten worden, bis ein Lösegeld bezahlt worden wäre. Um den Schaden wieder gut zu machen gab Kurfürst Balduin bis 1350 6000 kleine Florenzer Gulden für das Lösegeld und die Waffenaufrüstung aus.

Bis Anfang des 19. Jahrhunderts erinnerte ein Gedenkgottestdienst in der Liebfrauenkirche Koblenz, am Freitag nach Ostern, an die Fehde. Nach der Messe stieg traditionell ein Koblenzer Bürger auf einen Steinblock am damaligen Pfarrhaus der Liebfrauenkirche und erzählte die Geschichte der Fehde Die Ankunft napoleonischer Soldaten machte diesem Brauch allerdings ein Ende. Der Stein befindet sich jedoch noch heute am Eckhaus zur Mehlgasse[Anm. 8].

Südostansicht Grenzau 1632[Bild: Landeshauptarchiv Koblenz]

Zwischen 1439-1446 waren die Grafen von Nassau an Herrschaft und Burg beteiligt. Im 30jährigen Krieg (1635) wird die Burg teilweise zerstört. Nach dem Tod des letzten Grenzauer Grafen Ernst, Gouverneur von Luxemburg, im Jahr 1664 erlosch die saletinische Herrschaftslinie des Hauses Isenburg- Grenzau und wurde als Lehen von Kurtrier eingezogen. Die Stadt verlor seine wirtschaftliche Bedeutung und die ansässigen Handwerker zogen in industriereichere Städte an Rhein und Lahn. Obwohl die Burg 1676 noch bewohnt wurde, zerfiel sie langsam. Im Zuge der französischen Revolution zerbrach das Kurfürstentum Trier, was zur Folge hatte, dass der Trierer Erzbischof Fürst Clemens Wenzeslaus die rechts des Rheins verbliebenen Ländereien 1802 an das Königreich Preußen übergab[Anm. 9]. Erst 1925 wurde die Burg an den Architekt und Regierungsbaumeister Zichner aus Wiesbaden verkauft, der sie der Jugendbewegung "Nerother Wandervogel" zur Verfügung stellte. In den Jahren 1948 und '49 wurde der Burghof für Eventzwecke genutzt. Es fanden zum Beispiel Freilichtspiele statt, deren Stücke "Der Zunftmeister zu Hoern" und "Der Lügendores" von Eugen Leistner hohe Besucherzahlen (rund 17.800 Besucher) zu verzeichnen hatten und Grenzau belebten. Im Jahr 1954 erwarb Prof. Dr. Hans Spiegel (von 1957 bis 1968 Vorsitzender der Deutschen Burgenvereinigung) die Ruine, stellte das Torhaus wieder her und ergänzte einen modernen Anbau. Seit 1990ern ist die Burg saniert und im Besitz der Familie Spiegel und wird als Museum und zu privaten Zwecken genutzt.

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2.2.Besonderheiten und Bauweise

Grundriss der Burgruine Grenzau 1847[Bild: Landeshauptarchiv Koblenz]

Die zweiteilige Höhenburg gehört zu den Spornburgen. Spornburgen unterscheiden sich durch ihre besondere geographische Lage von beispielsweise Gipfelburgen, da sie unterhalb des Berggipfels, am Bergsporn, liegen. Der älteste Teil der Burg Grenzau ist die Südost Fassade mit dem in Deutschland einzigartigen, dreieckigen, 32m hohen und 4geschossigem Bergfried. Dieser diente als Wehrschild und wurde in die Ringmauer der Burg eingebaut. So konnte er den Burghof und die darin liegenden Gebäude gegen feindliche Angriffe schützen. Der Bergfried wurde in zwei Bauperioden zwischen 1208 und 1215 erbaut. Er besteht zum einen aus dem älteren auf Felsen fundierten Sockelgeschoss aus Bruchsteinmauerwerk und dem um 1215 datierten viergeschossigem Mauerwerk. Der Bergfried besitzt ein bis zu 3,5m dickes Turmmauerwerk mit einer eingebauten Steintreppe und schmalen Schießschartenfenstern, sowie einen runden Vorratsschacht im Sockelgeschoss[Anm. 10]. Von Teilen der Westfassade nimmt man dagegen an, dass sie zwischen 1248 und 1268 gebaut wurden. Die Burg beinhaltet einen mandelförmigen Grundriss, der die noch erhaltende Kernburg und die einst dort stehende Vorburg unterteilt. Zu den Außenwerken zählt man ein ummauertes Plateau und ein „Bollwerk“, einen Geschützturm mit 2 Flügelmauern[Anm. 11].

Verfasserin: Jasmin Gröninger

Erstellt am: 06.11.2014

Literatur:

Altertumskunde, Und Geschichtsforschung:Annalen des Vereins Für Nassauische Alterthumskunde Und Geschichtsforschung, 2013, S.43.

Hrsg. Druckwerkstätten Koehler& Hennemann: Burg Grenzau, Wiesbaden 1937/1952, S.2,8.

Hrsg. Zeitschrift der Deutschen Burgenvereinigung e.V. für Burgenkunde und Denkmalpflege: Burgen und Schlösser, 84/1, 1984, S.9,22,37,46

URL: www.grenzau.com/index_htm_files/Historie.pdf (Aufruf am 28.10.2014, 9:30 Uhr) (Stand 2018: nicht mehr online verfügbar)

URL: www.wwv-hg.de/bugre_gk1.htm (Aufruf am 21.05.2014, 10:00 Uhr).URL: www.dzk-kannenbaeckerland.de (Aufruf am 14.05.2014, 13:00Uhr).

Kessler, Gerd: 800 Jahre Grenzau, URL: http://www.dzk-kannenbaeckerland.de/ (Aufruf am 14.05.2014, 13:00Uhr).

URL:http://www.planet-wissen.de/alltag_gesundheit/werkstoffe/keramik/keramikmuseum.jsp (Aufruf am 19.11.2014, 10:00Uhr).

URL: de.wikipedia.org/wiki/Grenzauer_Fehde (Aufruf am 29.10.2014, 10:30 Uhr).

Anmerkungen:

  1. Vgl. http://www.ms-visucom.de/cgi-bin/ebidat.pl?id=55 (Aufruf am 12.05.2014, 11:55 Uhr). Zurück
  2. Hrsg. Zeitschrift der Deutschen Burgenvereinigung e.V. für Burgenkunde und Denkmalpflege: Burgen und Schlösser, 84/1, 1984,S.45. Zurück
  3. Hrsg. Druckwerkstätten Koehler& Hennemann: Burg Grenzau, Wiesbaden 1937/1952, S.2. Zurück
  4. Vgl. Hsg. Zeitschrift der Deutschen Burgenvereinigung e.V. für Burgenkunde und Denkmalpflege: Burgen und Schlösser, 84/1, 1984,S.22, Zurück
  5. URL:http://www.grenzau.com/index_htm_files/Historie.pdf  Zurück
  6. Hrsg. Zeitschrift der Deutschen Burgenvereinigung e.V. für Burgenkunde und Denkmalpflege: Burgen und Schlösser, 84/1, 1984, S.9, http://www.grenzau.com/index_htm_files/Historie.pdf. Zurück
  7. Hrsg. Druckwekstätten Koehler& Hennemann: Burg Grenzau, Wiesbaden 1937/1952, S. 2. Zurück
  8. Vgl.http://www.wwv-hg.de/bugre_gk1.htm Zurück
  9. Hrsg. Zeitschrift der Deutschen Burgenvereinigung e.V. für Burgenkunde und Denkmalpflege: Burgen und Schlösser, 84/1, 1984, S.29, 30. Zurück
  10. Vgl. Hsg. Zeitschrift der Deutschen Burgenvereinigung e.V. für Burgenkunde und Denkmalpflege: Burgen und Schlösser, 84/1, 1984, S.37 Zurück
  11. Vgl. URL: http://www.ms-visucom.de/cgi-bin/ebidat.pl?id=55 (Aufruf am 12.05.2014, 11:55 Uhr). Zurück