Hachenburg im Westerwald

Das herrschaftliche Zeughaus (Jagdzeughaus) vor dem Hachenburger Obertor

Im Jahr 1675 wird zum ersten Mal ein Zeughaus genannt, in dem sich die Jagdutensilien, Kleidung, Fischgarn und ein geleiterter Jagdwagen des herrschaftlichen Jägers befanden.[Anm. 1] Dieses Zeughaus wird im Jahr 1679 erneut genannt.[Anm. 2] Wo dieses Haus, das es offensichtlich schon länger gab, gestanden hat, wird nicht erwähnt.
Söhngen nennt zum Jahr 1702 ein Zeughaus, in dem sich die Brunnenkammer befand.[Anm. 3] Dabei hat es sich unzweifelhaft um das Zeughaus Leipzigerstraße/Ecke Borngasse gehandelt. Als Burggraf Georg Friedrich von Kirchberg im Jahr 1715 seine Regierung antrat, ließ er im Zuge der Renovierung der Burganlagen an gleicher Stelle ein (neues) Jagdzeughaus errichten. Dazu kaufte er am 2. Juli 1716 für 90 Reichstaler einige in der Ecke gegenüber dem herrschaftlichen Garten gelegene Gartengrundstücke von Staaß (=Anastasius) Langenbach, Adam Gerhardt Crämer und Johann Adam Laatsch an, die als Vormund des Kindes des verstorbenen Adam Mertens (Mertz) den Kauf arrangiert hatten.
Ob das alte Zeughaus vorher abgebrochen und das Grundstück zu Gartenland umfunktioniert war, oder ein Gartengrundstück unmittelbar neben dem Zeughaus angekauft und für den Neu- bzw. Ausbau verwendet wurde, ist unsicher.
Das neue Zeughaus wurde von Zimmermeister Christian Meerschmidt aus Dierdorf errichtet und diente hauptsächlich zur Aufbewahrung der Jagdgerätschaften.[Anm. 4] Eine Ansicht der Stadt Hachenburg von 1750 zeigt dieses Jagdzeughaus vor der Stadtmauer.[Anm. 5]
Nach dem „Ende“ der Grafschaft Sayn 1799 wurde das "Jäger- und Zeughaus vor dem Obertor" in einem Verzeichnis der Domänen der Grafschaft Sayn Hachenburg vom Frühjahr 1800 zwar genannt,[Anm. 6] es scheint aber leer gestanden bzw. als Holzremise gedient zu haben. Sowohl das Zeughaus (Jagdzeughaus) wie auch das herrschaftliche Haus im Burggarten wurden in den Jahren 1810/1811 aufwändig renoviert,[Anm. 7] wohl um beide besser verkaufen zu können. Doch als Adam bzw. Wilhelm Schneider 1816 das „Jägerhaus vor dem Obertor“ kaufen wollten, scheint die Regierung dies abgelehnt zu haben.[Anm. 8] Auf alle Fälle stand das Haus 1825 leer. Zeitweise wurde es als Holzlager genutzt. Erst 1826 wurde es nacheinander an verschiedene Hachenburger Bürger und Geschäftsleute verpachtet.[Anm. 9]
Im Februar/März 1831 nutzte die Stadt das herrschaftliche Zeughaus für einige Zeit als Notstall für Rinder. Am 5. März 1831 stellte der Oberforstbeamte Johann Bock den Antrag, das "wenige Schritte von dem hiesigen oberen Thore entfernt [...] an der Kirburger Chaussée, dem kleinen Eingang in den Schloßgarten gegenüber [stehende], [...] zur herrschaftlichen Domaine gehörige ehemalige Zeug-Hause", umbauen zu dürfen. Er reichte gleich einen Kostenvoranschlag ein, doch sein Gesuch wurde abgelehnt. Viele Hachenburger wollten das Haus mieten, der Schmied Franz Brenner wollte es 1832 sogar kaufen.
Das Haus wurde danach an den Weinhändler Bertram verpachtet. Die herzogliche Domäneverwaltung behielt sich aber das Recht vor, jederzeit anderweitig über das Gebäude verfügen zu können. Schon damals war der Regierung klar, dass die jährliche Mieteinnahme von 15 Gulden noch nicht einmal die Kosten für Reparaturen und die Grundsteuer deckte.
So entschloss sich die Regierung am 13. September 1832, das Haus öffentlich zu versteigern. Der Vertrag mit Weinhändler Bertram wurde gekündigt. Am 7. Oktober 1832 ersteigerte Wilhelm Dietrich aus Hachenburg das Anwesen für 750 Gulden.
Als Johann Heinrich Dietrich am 12. März 1839 um Erlaubnis bat, das Gebäude zu einem Wohnhaus umzubauen zu dürfen, wurde ihm das unter der Bedingung gestattet, die städtische Wasserleitung, die unter dem Haus verlief, unbeschädigt zu lassen und jederzeit ihre Untersuchung zu gestatten. Dieser Umstand gab wenig später Anlass zum Streit.[Anm. 10]
Auf einer Postkarte aus der Zeit um 1900 ist das Zeughaus vor dem Obertor noch zu sehen. Wann es abgerissen bzw. komplett neu gestaltet wurde, ließ sich bisher noch nicht feststellen.[Anm. 11]

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Anmerkungen:

  1. Das Zeughaus stand damals bereits mehrere Jahre (HHStAW 340 Nr. 1141c). Zurück
  2. HHStAW Abt. 340 Nr. 1848a fol. 44ff. Zurück
  3. Söhngen S. 349. Zurück
  4. HHStAW 340 Nr. 1832; Söhngen S. 351. Zurück
  5. So Antonius Kunz in der Westerwälder Zeitung Nr. 105 vom 6./7. Mai 2000. Zurück
  6. HHStAW Abt. 151 Nr. 1314. Zurück
  7. HHStAW Abt. 212 Nr. 1530. Zurück
  8. Wilhelm Schneider betrieb damals eine Panzerfabrik (HHStAW Abt. 250/8 Nr. 34 zum 7.6. und 14.6.1816). Zurück
  9. HHSTW Abt. 250/8 Nr. 34. Zurück
  10. HHStAW Abt. 212 Nr. 1532. Die Stadt hatte den damals von Dietrich verlegten Steinfußboden im Keller aufgegraben, um die Röhren der Wasserleitung auf Schäden zu untersuchen. Als Dietrich dafür Schadenersatz verlangte, lehnte die Stadt dies mit dem Hinweis auf ihr verbrieftes Recht ab. Er habe von der Leitung gewusst, auch das fast jedes Jahr nach dem ausbleibenden Wasser gegraben werden müsse. Eine Verlegung der Wasserleitung sei zwar einmal ins Auge gefasst worden, doch wegen der Kosten unterblieben. Vgl. die Darstellung von Antonius Kunz in der WWZ vom 6.5.2000. Zurück
  11. Struif, Zeitspuren S. 103. Zurück