Hachenburg im Westerwald

Schilterhaus und Niederpfortenhäuschen - Wachtstübchen am Ober- bzw. am Untertor

Seit 1441 ist bekannt, dass es 1439 Wachthäuser an den Toren gegeben hat, die damals verbrannt waren. Das Pförtnerhaus am Obertor wurde 1469/70 neu hergerichtet.[Anm. 1] Die Pförtnerstube war beheizbar.[Anm. 2] Bei diesem "Obersten Wachthaus" führte um 1624, 1633 und noch 1683/84 eine Treppe auf die Mauer.[Anm. 3]
Die "Portzheußer"[Anm. 4] standen 1590 nicht hinter der schützenden Mauer, sondern direkt davor.[Anm. 5] Das "Schilterhaus" am Obertor, bereits 1691/92 erwähnt,[Anm. 6] stand 1729 immer noch, es wurde damals durch das Fuhrwerk eines "Landjägers" beschädigt.[Anm. 7]
Vor der Niederpforte stand 1565 das städtische "Niderportzheusgen",[Anm. 8] das 1612/13 wieder einmal neu aufgebaut werden musste.[Anm. 9] Es handelte sich um ein Fachwerkhaus mit Fenstern, das mit einem massiven Dach versehen war.[Anm. 10] Martinus Scher und Hennen Schiller Sohn "steberten" und beschlugen das Haus, machten die Weißbinderarbeiten und strichen es dann mit brauner Farbe. Der Schlosser Meister Jung beschlug die Tür. In das Wachstübchen kam ein blecherner Ofen[Anm. 11] und eine Innenbeleuchtung.[Anm. 12]
Im Jahr 1626 musste das Wachthaus erneut renoviert werden.[Anm. 13] 1749/50 wurde anstelle des "Niderportzheusgen" ein neues Wachthaus errichtet.[Anm. 14] Es scheint immer noch ein Fachwerkhaus gewesen zu sein, bestand aber in Teilen aus Steinen und hatte ein Schieferdach.[Anm. 15] Die Inneneinrichtung der "Stube" wurde 1754/55 vollendet.[Anm. 16]
Als 1765 gegenüber dem Wachthaus ein kleines Markthaus errichtet wurde, wurden beide Häuser zeitweise sowohl von der Stadtwache als auch von den Marktbeamten genutzt.[Anm. 17]
Das Wachthäuschen stand Anfang des 19. Jahrhunderts noch.[Anm. 18] Damals wurde das Tor sogar noch bewacht.[Anm. 19] Mit dem Abriss der Stadtmauer in den 1820-er Jahren wurde das Wachthaus mit abgerissen.

Wachthaus und herrschaftliches Markthaus am Untertor

Im Jahr 1765, als der herrschaftliche Vieh- und Krämermarkt vom Rothenberg an das Untertor verlegt wurde, [siehe dort] errichteten die Herrschaft bzw. die Stadt[Anm. 20] aus Ziegelsteinen ein kleines Markthaus, das von einem mit Dachschiefer belegtem Holzdachrahmen bedeckt war.
Das linker Hand am Tor stehende diente bis zu den Revolutionskriegen an Viemarkttagen als Markt- und Wachthäuschen der Herrschaft, während das Haus auf der rechten Seite an Markttagen dem Actuarius, ansonsten aber der Stadtwache als Unterkunft diente.
Während das linke Markthaus im Krieg zerstört worden war, stand das Haus der Stadtwache 1798 noch unversehrt an Ort und Stelle.
Die Aufsichtsbeamten des herrschaftlichen Marktes stellten nach der Zerstörung ihres Amtsgebäudes die Gesundheitsscheine und Pässe für das Vieh im Haus der Witwe Häuser aus, wo die Herrschaft eine Amtsstube angemietet hatte.
Verschiedene Plänen seit 1798, die Häuser vor dem Tor zu tauschen bzw. für die Bedürfnisse des Marktes und der Stadtwache um- bzw. auszubauen, wurden durch kontrovers geführte Verhandlungen verzögert. Da die Witwe Häuser ihr Haus 1801 nicht weiter zur Verfügung stellen wollte, und, wie der zuständige Marktbeamte, Regierungsassistent John, mitteilte, die Zwischenlösung für alle Beteiligten unbequem war, musste eine Lösung herbei, wenn man den Markt ordnungsgemäß abhalten wollte.[Anm. 21]
Nach einigem Hin und Her entschied der Herzog in Weilburg am 6. April 1802 dahingehend, das ruinöse Markthäuschen von der Stadt reparieren zu lassen und ihr für die Überlassung an Markttagen einen jährlichen Zins in Höhe von 2 bis 3 Reichstalern zu zahlen.[Anm. 22] Daraufhin überließ der Magistrat der Stadt am 10. August 1803 der Fürstliche Hofkammer das linke Hand am Untertor stehende Häuschen. An Viehmarkttagen sollte es dem jeweiligen Marktbeamten zur Verfügung stehen, um den Marktzoll in Empfang zu nehmen und die Marktscheine auszustellen. Die Herrschaft übernahm die Kosten für die Reparatur des Hauses und zahlte der Stadt eine jährliche Nutzungsgebühr in Höhe von 4 Reichstalern, Frankfurter Währung.[Anm. 23]### Die Arbeiten erledigte der herzogliche Maurermeister Leitner. Damals wird bekannt, dass das kleine Gebäude bisher mit der oberen Seite auf einem Vorsprung des Torpfeilers lag, während die untere und hintere Seite bis unter das Dach gemauert war. Jetzt wurde ein schiefergedecktes Mansarddach errichtet.[Anm. 24] Die Rechnung für die Reparatur des Markthäuschens am Untertor wurde am 8. Oktober 1808 angewiesen.[Anm. 25] Später musste das Haus noch öfter repariert werden, weil es immer wieder einmal durch das Dach regnete.[Anm. 26]
Eines der beiden Häuschen wurde im Jahr 1819 im Zusammenhang mit dem Abriss der Stadtmauer [siehe dort]auf Abbruch versteigert und unmittelbar darauf abgebrochen. Auch das andere Haus dürfte damals verschwunden sein. Doch noch Jahre danach (1842) gab es Streit, wem das Eigentum an dem Baugrundstück zustand.[Anm. 27]

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Anmerkungen:

  1. Söhngen S. 40; Gensicke; Geschichte S. 20. Zurück
  2. Für die Oberpforte ließ die Stadt 1623/24 einen Blechofen setzen (Söhngen S. 75). Zurück
  3. HHStAW Abt. 360 Hachenburg Nr. 9 fol. 150ff.; Söhngen S. 73 zu 1624; S. 108 zu 1683/84. Zurück
  4. In der Rechnung des Bürgermeisters Heinrich Webach gen. Weschbach wird  1463/64 eines der Wachthäuser genannt (HHSTW Abt. 1098 Nr. I, 98). Zurück
  5. Söhngen S. 207. Zurück
  6. Söhngen S. 117. Zurück
  7. Söhngen S. 127. Zurück
  8. Stadtarchiv Hachenburg. Zurück
  9. Söhngen S. 70. Zurück
  10. Johann Leyendecker von Asteroth und Thomas Leyendecker von Mympach deckten das Haus. Die Latt- und Decknägel wurde bei Heinrich Nöchers Kindern gekauft. Die eisernen "Hoech" auf das Haus machte Meister Joh. Schneider. Zurück
  11. Söhngen S. 70. Zurück
  12. 1696/97 kaufte die Stadt eine neue Lampe für die unterste Wachstube (Söhngen S. 121). Zurück
  13. Söhngen S. 79. Zurück
  14. Johann Peter Schneider aus Merzhausen erhielt für 39 „Reiß“ Schiefersteine 34 Gulden 16 Albus. Die Maurerarbeiten machten wieder die Maurer Weyerder und Schweißguth (Söhngen S.140). Zurück
  15. Die Dachdeckerarbeiten machte Johann Peter Schneider aus Merxhausen, er benötigte 39 "Reiß" Schiefersteine. Die Maurerarbeiten erledigten Weyerder und Schweißguth (Söhngen S.140). Zurück
  16. Söhngen S. 145. Zurück
  17. HHStAW Abt. 154 Nr. 404. Zurück
  18. Stadtegemeinderechnung 1810-1814 (HHSTW Abt. 343 Nr. 55) und Stadtrechnung 1815 (HHHStAW Abt. 224 Nr. 4661). Zurück
  19. Stadtrechnung 1815 (HHStAW Abt. 224 Nr. 4661). Zurück
  20. Zum späteren Streit zwischen der Herrschaft und der Stadt um die Eigentumsrechte an den Markthäusern vgl. HHSTAW Abt. 154 Nr. 404. Zurück
  21. Hachenburg d. 16. März 1801. Darunter eine Aktennotiz vom 19. März 1801, dass die Witwe sich gegen Bezahlung von 1 Gulden pro Nutzung doch einverstanden erklärt hat. (HHStAW Abt. 154 Nr. 404). Zurück
  22. HHSTAW Abt 151 Nr. 1389 vom 17.3.1802. Zurück
  23. Beschädigungen, die an Markttagen geschehen an Türen und Fenstern werden von der Herrschaft ersetzt. (HHStAW Abt. 154 Nr. 404). Ein erstes Konzept dieser Aufteilung ist schon für 9.4.1802 überliefert. Zurück
  24. Für die Hofkammer unterzeichnete Armack, für die Hachenburger Bürgermeister Reining sowie die Deputierten Sartor, Rudolph, Anton Luck, Peter Jakob Fischer, Friedrich Friedrich und Mautmaus (?) (HHStAW Abt. 154 Nr. 404). Zurück
  25. Weilburg d. 8. Oct. 1808 Leidner (HHStAW Abt. 154 Nr. 404). Zurück
  26. Gezeichnet Regierungsrat John, Marktbeamter zu Hachenburg, 21. August 1809 (HHStAW Abt. 154 Nr. 404). Zurück
  27. HHSTAW Abt. 212 Nr. 7660 fol. 22ff... Vgl. zu allen anderen Stellen die umfangreiche Akte HHStAW Abt. 154 Nr. 404. Zurück