Gericht und Amt Herschbach
Gericht Herschbach
In Herschbach war das Gericht der Isenburger Grundherrschaft angesiedelt. Gerichtsherren war 1304/1310 die ältere Linie Isenburg-Grenzau bzw. Isenburg-Arenfels, dann seit 1343 der Kölner Erzbischof als Lehnsherr. Das Gericht zu Herschbach erscheint zuerst 1471 mit einem Schultheißen und fünf Schöffen. Bei Beurkundungen werden gelegentlich (1487, 1537) nur zwei Schöffen genannt. Die Gesamtzahl war wohl, wie dies 1579 und 1785 belegt ist, sieben Schöffen. Dem Schultheißen stand wohl seit alters ein Gerichtsschreiber zur Seite.
Von 1664 bis 1803 waren die Trierer Erzbischöfe Gerichtsherren im Ort.
An die Blutgerichtsbarkeit erinnerte noch 1686 der Name des »Galgenhübel«. Das Gericht war 1785 noch für die freiwillige Gerichtsbarkeit, Vormundschafts-, Kauf- und Verkaufsangelegenheiten zuständig. Seit 1579 und erneut 1664 nach dem Anfall an Kurtrier ist jeweils ein Gerichtssiegel belegt. Es zeigte den hl. Laurentius mit Rost und Palmzweig.
Das Gericht war 1537 auch grundherrliches Gericht der Herrschaft Herschbach. Am Tag nach dem Laurentiustag (10. August) hatte es zu Oberherschbach die Grenzen der Herrschaft Herschbach zu weisen, die 1537 die Gemarkungen Herschbach, Schenkelberg und einen Teil der Gemarkung Hartenfels bis auf drei Fuß an die Ringmauer umschloss. Jeder, der ein so großes Stück Land in dem Bezirk besaß, dass man einen dreibeinigen Schemel daraufsetzen konnte, war nach dem Weistum von 1549 Lehnsmann. Zum Lehngericht zu Oberherschbach gehörten 1557 44 Lehnsleute, trierische, saynische, wiedische und isenburgische Leute, die zu Herschbach, Schenkelberg, auf dem Hubenhof, zu Selters, Goddert, Steinebach, Rückeroth, Heimbach, Marienrachdorf, Rodenbach und Freirachdorf wohnten.[Anm. 1]
Amt Herschbach
Bis 1304/10 gehörten Marienrachdorf und Herschbach zum Amt Grenzau der Grafen von Isenburg-Grenzau.[Anm. 2] Zwischen 1486 und 1491 war das Amt dem damaligen Pfandherrn Landgraf Wilhelm II. von Hessen (1483-1509) eingeräumt, der es durch einen Amtmann für sich verwalten ließ. Nach dem Aussterben der Herren von Isenburg-Grenzau im Jahr 1664 fiel Herschbach nach Beendigung der Pfandschaft Viermund und der Einigung mit dem Lehnsherrn Kurköln an den Trierer Erzbischof, der 1664 das trierische Amt Herschbach bildete. Das Amt umfasste die Gerichte Herschbach mit Schenkelberg, Marienrachdorf mit Krümmel, Marienhausen, Maroth, Sessenhausen, Kutscheid und Trierischhausen, Horhausen, Peterslahr und Hartenfels (seit 1739).
Das Kurtrierer Amt fiel im Jahr 1803 an Nassau und wurde ohne die 1815 an Preußen abgetretenen Gerichte Horhausen und Peterslahr am 3. Mai 1817 mit dem Amt Selters vereinigt.[Anm. 3]
Eine Kellerei wird in Herschbach 1516 und 1683 genannt.[Anm. 4] Den Kellern der Herrschaften von Isenburg, Grenzau und Herschbach stand schon 1530 ein Rentmeister vor, der 1553 Generalrentmeister genannt wird.[Anm. 5]
Amtmänner, Keller, Burggrafen, Schultheißen in der Herrschaft Herschbach
1355 | Heinrich Stries, Amtmann |
1426 | Philipps Rois von Werschau (Wersse), Amtmann |
1426-1439 | Cle Heincze, Schultheiß in Marienrachdorf |
-1457 | Johan von Thulen, Amtmann |
1462 | Hermann Klee, Schultheiß in Marienrachdorf |
1471 | Johann Gyr, Schultheiß in Herschbach |
1474-1486 | Feychens Hen (Fyen Hen) von Freirachdorf (Grenzauer), Schultheiß in Marienrachdorf |
1475 | Johan von Thule, katzenelnbogischer Amtmann in Herschbach |
1475-1476 | Bornhenchin, Schultheiß in Marienrachdorf |
1476 | Heinrich Schutze, Schultheiß in Marienrachdorf |
1485-1491 | Ruprecht von Reil (Ryle) (hessisch), Amtmann |
1486 | Lysen Henne (Herschbacher), Schultheiß in Marienrachdorf |
1486-1487 | Diederich Boß, Schultheiß in Herschbach |
1488 | Hen von Rachdorf, Schultheiß in Marienrachdorf |
1491 und 1493 | Eberhart, Graf von Sayn-Wittgenstein (hessisch), Amtmann |
1492 | Hen, Schultheiß in Marienrachdorf |
1495 | Hengin Paul, Schultheiß in Marienrachdorf |
1510-1566 | Arnolt Geck, Schultheiß in Herschbach |
1515-1519 | Johann Korff (Kryfftz), Schultheiß in Marienrachdorf |
1530 | Johann Kryffs zu Hausen, Schultheiß in Marienrachdorf |
1516-1530 | Arnold Geck, Keller in Herschbach |
1519 | Arnolt Geck, Schultheiß in Marienrachdorf |
1537 | Arnold von der Fels, Amtmann in Herschbach |
1537 | Jakob von Freirachdorf, Keller in Herschbach |
1537 | Gobel von Elgenroth, Lehnschultheiß zu Maroth |
1538-1559 | Johann Hannart, Schultheiß in Marienrachdorf |
1552 | Emmerich, Kellerin Herschbach |
1553 | Hubert, Schultheiß in Marienrachdorf |
1565-1566 | Arnold Geck, Keller in Herschbach |
1566 | Bernhart Wilt, Amtmann (Befehlshaber) in Herschbach |
1575 | Johann Feige von Freirachdorf, Schultheiß in Marienrachdorf |
1575 | Johann Feige von Freirachdorf, Lehnschultheiß zu Maroth |
1575-1687 | Johann Brunne, Keller in Herschbach |
1575-1588 | Johann Brun, Schultheiß in Herschbach |
1579 | Franz Fabricius, Amtmann (Befehlshaber) in Herschbach |
1587 | Peter von Merckelbach, Keller in Herschbach |
1588-1598 | Peter von Merckelbach, Schultheiß in Herschbach |
1591 | Johann Schuler, Schultheiß in Marienrachdorf |
1593-1605 | Hans Geck zu Hümmerich, Schultheiß in Marienrachdorf |
-1614 | Johann Königsfeldt, Keller in Herschbach |
1614-1624 | Johan Brunne, Keller in Herschbach |
1623 | Eberhard Linck, Burggraf |
1627 | Johann Oster, Keller in Herschbach |
1632 | Johann Brun (Landschultheiß), Schultheiß in Herschbach |
1654-1664 | Carl, Valentin Behmer, Keller in Herschbach |
1654-1671 | Henrich Alloff (Adolph) zu Marienhausen, Schultheiß in Marienrachdorf |
1655-1668 | Nicolaus Heer, Schultheiß in Herschbach |
1664-1682 | Carl Valentin Behmer, Keller zu Herschbach |
1666 | C. V. Behmer (Landschultheiß), Schultheiß in Herschbach |
vor 1679 | Arnold Brun, Schultheiß in Herschbach |
1680 | Christ Lohn, Lehnschultheiß zu Mündersbach |
1680 | Hans Theiß Lohn, Lehnschultheiß zu Mündersbach |
1682-1725 | Ferdinand Emrich Behmer, Keller zu Herschbach |
1685-1717 | Peter Hachenburg zu Marienhausen, Schultheiß in Marienrachdorf |
1690-1722 | Johann Philipp von Reiffenberg, Amtmann zu Herschbach |
1698 | Ferdinand Emrich Behner, Amtsverwalter zu Herschbach |
1715-1739 | Anselm Friedrich Anton von Reiffenberg zu Sayn, Amtmann in Herschbach |
1717ff. | Johann Henrich Hachenburg, Schultheiß in Marienrachdorf |
1719-1723 | Peter, Schultheiß in Marienrachdorf |
1723 | Ferdinand Emerich Behmer, Schultheiß in Herschbach |
1723-1739 | Anselm Friedrich Anton von Reiffenberg, Amtmann zu Herschbach |
1725-1727 | Anthonius Behmer, Keller zu Herschbach |
1733-1744 | Peter Hachenburg zu Marienhausen, Schultheiß in Marienrachdorf |
1739-1741 | J. Embden, Keller zu Herschbach |
1742-1754 | Johann Georg Schuph, Keller zu Herschbach |
1744-1754 | Johann Georg Schuph, Amtsverwalter zu Herschbach |
1747 | J. Michels zu Maroth, Schultheiß in Marienrachdorf |
1748 | Wilhelm Schrödter, Schultheiß in Marienrachdorf |
1754-1758 | Adolf Mohr, Amtsverwalter zu Herschbach |
1754-1758 | Adolf Mohr, Keller zu Herschbach |
1758-1774 | Mathias Mohr, Keller zu Herschbach |
1758-1772 | Joseph Altzen, Schultheiß in Marienrachdorf |
1758-1774 | Mathias Mohr, Amtsverwalter zu Herschbach |
1759-1762 | Ludwig Wilhelm Joseph Frh. Boos von Waldeck-Montfort |
1762 | Mathias Mohr, Schultheiß in Herschbach |
1765-1794 | Benedikt Frh. von Clodh zu Landskron und Ehrenberg, Amtmann in Herschbach |
1775-1786 | Johann Josef Mohr, Amtsverwalter zu Herschbach |
1775-1794 | Johann Josef Mohr, Keller zu Herschbach |
1776-1806 | M. Mohr, Schultheiß in Marienrachdorf |
1779 | J. J. Mohr, Schultheiß in Herschbach |
1788-1796 | Fein zu Maroth, Schultheiß in Marienrachdorf |
1794-1805 | Bertram Hieronymus Kalt, Keller zu Herschbach |
1796-1825 | Bertram Hieronymus Kalt (1794-1796 Amtsadministrator), Amtsverwalter zu Herschbach |
1809 | Rübsamen, Amtsschreiber in Herschbach |
1817 | Schapper, Amtmann in Herschbach |
1817 | Häusler, Amtsaccessist in Herschbach |
Quellen zur vorstehenden Tabelle: Gensicke, Landesgeschichte S. 393f.; Gensicke, Herschbach S. 217f. mit Quellenbelegen und weiteren biographischen Einzelheiten. Zur Familie Mohr siehe Schenkelberg/Himmerich S. 33f.
Anmerkungen:
- Gensicke, Herschbach S. 217f.; Gensicke, Landesgeschichte S. 442 mit den Quellenbelegen. Zurück
- Gensicke, Landesgeschichte S. 90. Zurück
- HHStA Wiesbaden Best. 114 Vorwort; Gensicke, Landesgeschichte S. 394, 440, 454; Schenkelberg/Himmerich S. 23. Zurück
- Gensicke, Landesherrschaft S. 178. Zurück
- Gensicke, Landesgeschichte S. 374 mit dem Hinweis auf die Fülle der Rechnungen und Beilagen der Kellerei Herschbach, die viele Regalmeter im HHStA Wiesbaden füllen und auf eine Bearbeitung warten. Zurück