Entstehung von Burg und Ort Hachenburg
Bau der Burg
Die saynische Burg in Hachenburg entstand um 1180 in der Absicht, die gräflichen und vogteilichen Rechte an der östlichen Grenze des Auelgaus abzusichern. Während Graf Heinrich II. (1172-1202) als Begründer der Hachenburg fest zu stehen scheint, stützt sich das angenommene Entstehungsjahr der Hachenburg ganz allein auf die Tatsache, dass damals auch die Burg Blankenberg östlich Hennef/Sieg errichtet wurde.
Auf dem fast 400 Meter hohen Basaltfelsen gelegen, stellte Burg Hachenburg ein unübersehbares Zeichen der gräflichen Macht dar. Eindrucksvoll markierte sie den östlichen Rand des saynschen Herrschaftsbereiches. Von der Burg aus ließen sich zudem die zu Füßen der Burg verlaufende Köln-Leipziger Straße und die vor der Stadt kreuzende Nord-Süd-Achse, der Eisenweg, schützen und kontrollieren.
Der Grund und Boden der Burg scheint im Besitz, zumindest in der Verfügungsgewalt der Grafen gestanden zu haben. Später bekannt werdende Rechte der Abtei Marienstatt in diesem Bereich lassen Spekulationen zu, dass der Bauplatz aus dem alten Besitz bzw. dem Vogteigut der Abtei stammen könnte.
Der Name Hachenburg
Bis zur Erbauung der Burg scheint der Berg unbebaut gewesen zu sein. Zwar war bei der Gründung des Ortes noch keine geschlossene Gemarkung vorhanden, Flurnamen folglich nahezu unbekannt, gleichwohl könnte der markante Bergkegel bereits den Namen Hackenberg getragen haben. Hachen leitet sich von dem mittelhochdeutschen Wort hagen ab, das zum einen Dornbusch bezeichnet, zum anderen die Umfriedung eines Platzes, einen von einem Dornverhau umhegten Ort umschreibt. Das Quellgebiet des Holzbaches nordöstlich des Burggartens wurde 1601 und 1613 in der Hachenmich genannt. Die Nennung einer Wiese uff den Haichenn im Jahr 1602 zeigt, dass die Bezeichnung Hachen (Hacken) damals noch geläufig war. Die Flur in der Hachermich ist heute nochwestlich der Holzbachschlucht bekannt.
Man darf also annehmen, dass die neu gegründete Burg auf dem Hachenberg von Anfang den Namen ihres Standortes trug. Der im Anschlussan den Burgbau entstehende Ort hat - wie damals üblich - den Namen der Burg übernommen.
Der Name von Burg und Stadt hat sich über verschiedene Schreibweisen 1222 Hackenberg, 1234 Hachenberch, 1270 Haggenberch, 1283 Hagginberg, 1293 Haggemberg bzw. Haggenberch, 1336 Hachginberch, 1347 Hachinberg, 1375 Haginberch und dann 1470 zur heutigen Form verfestigt, wenngleich auch später immer wieder abweichende Bezeichnungen des Ortsnamens vorkommen.
In dem Maße, wie sich der Name Hachenburg für die Siedlung auf dem Hachenberg festsetzte, wurde der unbekannte Name der Ursiedlung aufgegeben, und die Häusergruppe zur Unterscheidung von der Stadt auf dem Berg als »alte Stadt« (so erstmals 1343 in der Alderstadt) bezeichnet.
Das Landsberger Erbe 1215
Um 1200 drohten gewisse politische Spannungen zwischen den Sayner Brüdern Eberhard II., Heinrich II., Bruno und Gerlach einerseits und dem Inhaber des Thüringer Erbes am Mittelrhein, dem Grafen Diedrich von Landsberg, andererseits zu eskalieren. Der Landsberger, derHerr der Burg Windeck an der Sieg und über zahlreiche Besitzungen und Rechte im Westerwald war, fühlte sich in seiner Machtstellung bedroht. Um die Situation zu entschärfen, schloss man auf Vermittlung des Papstes Innozenz III. (1198-1216) und des Abtes des Klosters Heisterbach um das Jahr 1215/1218 eine politische Vernunftehe zwischen Graf Heinrich III. von Sayn (1202-1246) und der landsbergischen Erbtochter Mechthild. Gräfin Mechthild brachte das umfangreiche Erbe der Thüringer Landgrafen in die Ehe mit ein, darunter auch die Grundherrschaften Nister und Gebhardshain. Auch dank dieses Gebietszuwachses erreichte die Grafschaft Sayn während der Regentschaft Heinrichs III.ihre größte Ausdehnung. Damals war Hachenburg noch nicht Lebensmittelpunkt der Sayner. Die Familie bevorzugte andere Wohnsitze, wie etwa Burg Blankenberg (Sieg) und die Löwenburg im Siebengebirge
Entstehung des Ortes - Erstnennung 1221
Zu Füßen der um 1180 entstandenen Burg entwickelte sich rasch eine größere Siedlung. Ob das regelmäßige, gitterförmige Straßennetz der ummauerten Stadt schon damals bestand und somit auf eine planmäßig angelegte Stadt zu schließen ist, bleibt unsicher, da umfangreiche Stadterweiterungen und die vielen Brände der späteren Zeit das Bild des Straßennetzes mehr oder weniger stark verändert haben dürften.Zuerst siedelten sich wohl Burgbedienstete vor dem Burgtor an. Auch die adligen Burgmannen konnten, wenn sie im Rahmen ihrer militärischen Verpflichtungen in Hachenburg zu erscheinen hatten, nicht alle auf der Burg wohnen. Sie errichteten sich ihre Privathäuser im Vorfeld der Burg. Die Versorgung so vieler Menschen übernahmen Acker und Viehbauern. Auch Handwerker, Gewerbetreibende und Händlerbeschäftigen sich »nebenberuflich« mit Ackerbau, Gartenwirtschaft und Viehzucht. So entwickelte sich binnen weniger Jahrzehnte eineSiedlung, die im Jahr 1221 als Sitz des herrschaftlichen Vogtes Rorich (Roricus advocatus parvus de Hackenberg) erstmals in einer Schriftquelle genannt wird. Obwohl die Burg als solche erst 1246 in einem in der von dem Kartographen Matthäus Merian (1593-1650) geschriebenen Topographia Hassiae et Regionum Vicinarum bzw. am 29. August 1247 in der Aufteilungsurkunde der Gräfin Mechthild von Sayn ausdrücklicher wähnt wird, gilt das Jahr 1221 als Erstnennungsjahr sowohl der Stadt als auch - indirekt - der Burg Hachenburg.
Vogt Rorich der Junge wird erstmals am 25. Juni 1215 genannt. Damals führte er noch nicht den Beinamen »von Hachenburg«. Er scheint also erst nach der Zerstörung seiner Familienburg Nister, die wahrscheinlich 1211/1212 durch Graf Heinrich III, von Sayn erfolgt ist, nach Hachenburg gezogen zu sein.
Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.