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Die Rekonstruktion des Augustiner-Chorherrenstifts mit der Frauenklause auf dem Disibodenberg

Ein Vorschlag des Autors vom März 1998, öffentlich vorgelegt 2013
von Gerhard Roese

Weil auf dem Disibodenberg kaum noch Reste des Augustiner-Chorherrenstifts sichtbar sind und eine archäologische Suche danach praktisch noch nicht stattgefunden hat, sind wir darauf angewiesen, aus den erhaltenen Bauresten und Überlieferungswissen, unter Zuhilfenahme der vorhandenen Literatur Schlüsse zu ziehen und Fragen zu stellen.

Beginnen wir mit dieser Frage:

Wie wahrscheinlich ist es dass man, als man daran ging das große, benediktinische Kloster ab 1108 auf dem Disibodenberg zu errichten, damit begann, das bestehende, Augustiner-Chorherrenstift, welches von seinen Bewohnern nicht ohne Widerstände verlassen worden war, abzubrechen?

Schließlich musste während des Baus der neuen Klosterkirche ab 1108 auf dem Berg weiterhin nicht nur gearbeitet, sondern auch gewohnt und gelebt werden – was eine liturgische Versorgung einschließt.
Außerdem berichtet Hildegard von Bingen davon, von ihrer Klause aus, die sie zwischen 1106 und 1148/50 bewohnte, die Arbeiten am Chor der neuen Kirche beobachtet zu haben.

Gehen wir also davon aus, dass Augustiner-Chorherrenstift und Kloster-Baustelle mindestens während der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts neben einander bestanden hatten.

0.1.Rekonstruktion der Lage des Augustiner-Chorherrenstifts

Wo auf dem Disibodenberg könnte das Grundstück des Augustiner- Chorherrenstifts gelegen haben?

Auf der Suche nach einer Antwort auf diese Frage lohnt es, sich das Geländeprofil des Berges zu betrachten.
Das ist insofern nicht ganz einfach, als die Oberfläche des Berges durch seine Bebauung verändert worden ist.
Diese Eingriffe in die Oberfläche des Berges, bilden sich in den Höhenschichtlinien ab. Wege (genutzte wie aufgegebene) lassen sich aus diesen Linien gut ablesen. Umgeformt ist die Oberfläche des Berges aber auch insbesondere im Bereich der Grundflächen der Gebäude, die auf ihm errichtet worden waren. Dazwischen erscheinen immer wieder Reste der ursprünglichen Oberfläche des Berges.

Insgesamt ergibt sich dieses zwar hypothetische aber sehr wahrscheinliche Bild der Oberfläche des Berges:

[Bild: Gerhard Roese 2013]

Auffällig ist, dass der Berg im Prinzip einen L-förmigen Gipfel aufweist.
Der vertikale Ast des „L“ in Richtung Süd-Nord stellt einen nach Westen von einer relativ steilen und im Osten von einer relativ sanft abfallenden Fläche begrenzten, weichen Grat dar.
Der horizontale Ast des „L“ dagegen bildet im Osten ein ziemlich großes, flaches Plateau, von dem aus nach Süden, Osten und Norden relativ steile Hänge abfallen.
Dies ist ganz eindeutig der beste in Frage kommende Bauplatz auf dem gesamten Disibodenberg.

Wir können also davon ausgehen, dass wer auf den Berg kam, hier auf dessen süd-östlichem Sporn gebaut haben würde.

Das waren – soweit sich das heute rekonstruieren lässt – die Römer, die auf dem Berg ein Jupiter-Heiligtum errichtet hatten, nach dem Ende der römischen Epoche war es der namengebende Disibod und in dessen Folge die Augustiner Chorherren unter dem Mainzer Erzbischof Willigis der zwischen 991 (dem Tod Theophanus, der Mutter Ottos III.)  und 994 für den im Alter von nur 11 Jahren für mündig erklärten König und ab 996 Kaiser Otto III. das „Heilige römische Reich deutscher Nation“ regierte.

[Bild: Gerhard Roese 2013]

Als etwa hundert Jahre später unter dem Mainzer Erzbischof Ruthard die Augustiner-Chorherren auf dem Disibodenberg durch Benediktiner ersetzt worden waren, fanden diese bereits einen bebauten Berg vor.
Folglich waren sie gezwungen nebenan, wohl weiter westlich den größeren, aber topografisch schwierigeren Teil des Berges zu bebauen.

Dieses zunächst benediktinische, später zisterziensische Kloster mitsamt seinen im Laufe der Jahrhunderte entstandenen Um- und Zubauten lässt sich heute noch recht gut erfassen.

0.2.Das Augustiner-Chorherrenstift als mögliches Vorbild des Benediktinerklosters

Doch wie sah das Augustiner-Chorherrenstift östlich davon aus?

Die naheliegendste Vermutung wäre:
Ziemlich ähnlich dem benediktischen Gebäudekomplex, aber kleiner und weniger reich.

Was heißt also „ähnlich“?
Zumindest erwarten wir als Vorbild des Späteren nichts vollkommen anderes als dieses und höchstens im Detail und nur innerhalb der selben Bau-Generation, der  Romanik, altertümlicheres aber durchaus kleineres und in allem – vielleicht sogar signifikant? - weniger aufwändigeres.

Wenn wir also versuchen wollen vom „Nachfolger“ auf den „Vorgänger“ rück zu schließen, sollten wir uns zunächst diesen „Nachfolger“ näher betrachten.

Dabei fällt auf:

  • Im Süden der Klausur stand eine sieben-jochige Basilika mit, wenn auch nie vollendeten, so doch angelegten Strukturen, die an eine Doppelturmanlage und einen kleinen Nartex zwischen den Türmen vor dem westlichen Giebel denken lassen, sowie einem Querhaus mit Vierungsturm und einem Staffelchor.
  • Es gab nördlich davon einen Kreuzhof mit Brunnen, bzw. Zisterne im Zentrum.
  • Es gab einen östlichen Klausurflügel über die gesamte Strecke des Kreuzhofes, in dessen Mitte sich im Erdgeschoss der Kapitelsaal (mit östlich anschließender Marienkapelle) befand und über die gesamte Gebäudelänge im Obergeschoss das Dormitorium.
  • Wir finden Spuren eines Refektoriums im Norden der Klausur, das nicht die gesamte Breite des Kreuzhofes einnimmt, und
  • ein westlicher Klausurflügel fehlte ganz. An seiner Stelle stand lediglich eine Mauer mit Strebepfeilern.

Wenn das, was wir heute rekonstruieren können die reichhaltigere Variante des gesuchten Vorgänger-Gebäudekomplexes sein sollte, so fragt sich, um was man sich  diese reduziert vorstellen kann ohne dass Wesentliches verändert ist?

  • Im Bereich der Basilika sind das sicher das Querschiff, der Vierungsturm und die Nebenapsiden des Chores.
  • Der Kreuzhof lässt sich in seiner Struktur nicht reduzieren, auch nicht um den Brunnen, bzw. die Zisterne. Seine Ausmaße werden durch die Länge des Seitenschiffs der Basilika, an die er angebaut ist bestimmt.
  • Der Dormentbau kommt sicher nicht ohne den Kapitelsaal im Erdgeschoss aus,  eher schon ohne die Marienkapelle.
  • Auch das Refektorium ist unverzichtbar.

So ergibt sich aus der „Einfachform“ der Nachfolger-Architektur das hypothetische Bild eines Augustiner-Chorherrenstifts mit:

  • einer siebenjochigen Basilika – wahrscheinlich mit westlicher Vorhalle - aber ohne Querhaus und Vierungsturm sowie ohne Staffelchor - im Süden der Klausur.
  • Im Norden der Basilika lag demnach der Kreuzhof mit zentraler Zisterne,
  • im Osten der Dormentbau über die Gesamtstrecke des Kreuzhofes mit einem Kapitelsaal im Erdgeschoss, aber nicht zwingend einer Marienkapelle.
  • Das nördlichste Klausurgebäude war das Refektorium, welches mit Blick auf den Nachfolger, auch kürzer als der Kreuzhof gewesen sein darf,
  • aber es hatte keinen westlichen Klausurbau gegeben. Statt seiner stand eine Mauer mit Strebepfeilern.

0.3.Die Bebauung des Disibodenbergs

Geht man von diesen Vorannahmen aus, stellt sich die Frage, wie diese hypothetische Struktur zu der Vorhandenen passt?

[Bild: Gerhard Roese 2013]

Interessant erscheint hier – beginnen wir deshalb damit – dass sich das Motiv eines gewaltigen Gebäudes, das sich dadurch, dass es nicht in Ost-West- oder Nord-Südachse steht, von den Klausurgebäuden absetzt, im Norden der Anlage wiederholt.

Bei dem späteren Bauwerk weiter westlich, handelt es sich um den sogenannten Abteibau, in dessen Hanggeschoss gegenüber der Tür im Zentrum der Nordfassade, wohl die Weinkelter gestanden hatte. Der übrige Raum unter den beiden Längstonnen diente entsprechend der Lagerung der Weinfässer. Die spitzbogig, kreuzgrat gewölbte Halle im Erdgeschoss, die von Süden aus zugänglich war, war äußerst herrschaftlich und scheint weniger die geistlichen Aspekte des Klosters repräsentiert zu haben.
Die Nordfassade des Gebäudes wurde von gewaltigen Strebepfeilern geprägt.

Möglicherweise war der Charakter des älteren Gebäudes weiter östlich, dessen Westgiebel dem Neubau weichen musste, ganz ähnlich?
Heute erscheint die Nordfassade des Bauwerkes wie eine – verglichen mit ähnlichen Mauern auf dem Disibodenberg – übertrieben starke Terrassierungs-Stützmauer mit übertrieben starken Stützpfeilervorlagen.
In der Geländeaufschüttung hinter dieser Mauer ist nicht gegraben worden, so lässt sich zur Funktion der dahinter liegenden Hanggeschossräume noch keine Angabe machen außer der, dass sich in der Nordostecke ein kleines, tonnengewölbtes Verließ befunden hat.

Die Dimensionen des Gesamtbaukörpers wie seiner Grundmauern erlauben die Rekonstruktion zweier weiterer Geschosse über dem in Resten erhaltenen Hanggeschoss.

[Bild: Gerhard Roese 2013]

0.3.1.Filterzisterne

Als nächstes fällt die große, romanische Filterzisterne südlich vor dem auffälligen Großbau, den man in Analogie zu dem späteren Gebäude weiter westlich vielleicht als „alten Abteibau“ bezeichnen kann, auf.
Vor allem fällt auf, dass diese Zisterne ganz offenbar falsch platziert ist, denn sie diente dem Sammeln von Dachwasser und größere, zusammenhängende Dachflächen fehlen hier völlig, mit Ausnahme des Daches des alten Abteibaus.
Westlich, im oder am Benediktinerkloster sollte man sie erwarten, aber nicht hier.

Warum also liegt die große Filterzisterne trotzdem hier?

Auch wenn dieser Standort heute falsch scheint, so muss er doch zur Zeit der Anlegung der Zisterne richtig gewesen sein.

Das kann nur heißen, dass es seinerzeit die großen zusammenhängenden Dachflächen westlich oder südlich (nördlich und östlich stand der alte Abteibau) der Zisterne gegeben hatte.

Hier – und zwar südlich – müsste man nach dem verschwundenen Augustiner- Chorherrenstift suchen.
Nicht westlich der Zisterne, denn das würde bedeuten, dass die Augustiner nicht den geeignetsten Bauplatz auf dem süd-östlichen Sporn des Berges bebaut hätten und die Benediktiner doch das bestehende Kloster zu Gunsten des Neubaus geschleift und sich der Wohnmöglichkeiten beraubt hätten, was beides mehr als unwahrscheinlich ist.

0.3.2.Die spätere Friedhofskapelle und die Basilika des Chorherrenstifts

Schließlich fällt südlich der Zisterne eine Grundrissstruktur ins Auge, welche als Friedhofskapelle bezeichnet wird.

Dieses Gebilde scheint zweischiffig gewesen zu sein. Ein östlich in einem Rechteckchor endendes Mittelschiff wird nördlich von einem Seitenschiff begleitet. Zwischen diesem Mittel- und dem Seitenschiff stand ausweislich der erhaltenen Pfeilerspuren eine Arkadenwand.
Die südliche Mittelschiffwand scheint geschlossen gewesen zu sein.
Genau lässt sich das heute nicht sagen, weil der Bau vor seiner endgültigen Zerstörung stark umgebaut worden war – zu der besagten Friedhofskapelle.
Der Befund zeugt davon, dass die östliche Giebelwand die südliche Traufseite der Friedhofskapelle überflügelt zu haben scheint.

Wir kennen einschiffige Kapellen, Oratorien wie zu Disibods Zeiten.
Wir können uns auch vorstellen, dass solch eine Kapelle nachträglich einen traufseitigen Anbau erhalten hat.
Wir können uns aber nicht vorstellen – zumindest haben wir dafür kein Beispiel – dass die Längsmauer eines solchen, einschiffigen Oratoriums nachträglich zu dem  angebauten Teil auf ganzer Länge mit Arkaden durchbrochen worden wäre.
Das ist bautechnisch unmöglich, es sei denn, man bräche die ganze Längsmauer ab und errichtete sie neu. Das käme fast einem Neubau der Kapelle gleich.
Es fragt sich, ob Erzbischof Wiligis von Mainz, zeitweise Kanzler des „Heiligen römischen Reiches deutscher Nation“, einer der mächtigsten und finanzkräftigsten Reichsfürsten des Landes, seinen Augustiner-Chorherren, als er deren Stift auf dem Disibodenberg einrichtete, wirklich keine adäquate und zeitgemäße Klosterkirche errichtet haben sollte?

Das erscheint doch sehr unwahrscheinlich.

Statt eines einschiffigen Oratorium, wie es vielleicht schon Disibod es auf dem Berg errichtet hatte, sollte man zu Willigis Zeit um 1000, doch von einer Basilika ausgehen dürfen.
Sicher nicht so prächtig, groß und aufwändig wie der Mainzer Dom, den der selbe Bauherr begonnen hat, aber doch als eine Basilika und nicht als einschiffiges Kapellchen.

[Bild: Gerhard Roese 2013]

In dem Grundriss der späteren Friedhofskapelle auf dem Disibodenberg, kann man ohne weiteres den Rest der wahrscheinlichen Basilika des Chorherrenstifts erkennen.

[Bild: Gerhard Roese 2013]

Statt eines großen Nartex vor der westlichen Giebelwand der Basilika, wie ihn derselbe Bauherr in Mainz vor dem Dom realisiert hatte, ist hier dessen minimale Variante, eine Vorhalle, ein Paradies angenommen.
Zum einen, weil die Platzverhältnisse auf dem Berg gegen einen großen Nartex sprechen, zum anderen, weil die Nachfolgerbasilika auch nur Ansätze einer minimalen Bebauung vor der westlichen Giebelwand der Kirche aufweist.

Von dieser Rekonstruktion kann man sagen, dass sie zum (noch nicht erschöpfend archäologisch untersuchten)  Befund, zum Grundstück, zur Epoche, zur Bauaufgabe und zum Bauherrn passt.

Weil das Gelände um das zuletzt als Friedhofskapelle genutzte Fragment der einstigen Basilika wahrscheinlich über Jahrhunderte als Friedhof genutzt worden war, ist davon auszugehen, dass alle Spuren der Basilika im Boden, die über den erhaltenen Restbestand hinaus gehen, der Anlage von Bodengräbern zum Opfer gefallen sind und die Basilika aller Wahrscheinlichkeit nach archäologisch nicht mehr nachweisbar ist.

Zuletzt sei östlich des alten Abteibaus ein Stück Mauer mit Strebepfeilern auf Höhenschichtlinie 211 m (Abb. III) erwähnt, welches heute wie eine Terassierungsmauer wirkt, weil das Gelände dahinter an sie angeschüttet ist, das man sich aber ebenso gut als Fragment einer Willigis-zeitlichen Umfassungsmauer des Chorherrenstifts vorstellen kann.

0.4.Rekonstruktion des Augustiner-Chorherrenstifts

Nachdem die Betrachtung der Topografie des Berges und die Analyse der bekannten Bebauungssituation keine Ausschlussgründe für die angestellten Vorannahmen der Rekonstruktion des Augustiner-Chorherrenstifts auf dem Disibodenberg ergeben haben, stellt sich nun die Frage:

Wie genau können wir uns das verschwundene Gebäudeensemble vorstellen?

Eine Umsetzung der bereits formulierten Erwartungen an die Bauten ergäbe dieses Bild:

[Bild: Gerhard Roese 2013]

Noch fehlt diesem Kloster allerdings die Küche.
Die Küche sollte sich in der Nähe des Refektoriums befunden haben und sollte möglichst gleichzeitig durch ihren Kamin das Dormitorium etwas mit geheizt haben.
Am sinnvollsten wäre sie also am Nordende des Dormentbaus und am Ostgiebel des Refektoriums zu vermuten.

[Bild: Gerhard Roese 2013]

Wie das Refektorium im Westen und der Dormentbau bis einschließlich des zentralen Kapitelsaales im Süden, ließe sich diese Küche recht gut zwischen den Höhenschichtlinien 212 und 213 m realisieren.
Eine Anbindung an den Kreuzgang mit dem Brunnen, bzw. der Zisterne im Zentrum und an das Refektorium wären gewährleistet.

Das Benediktinerkloster besetzt den Winkel zwischen Dormentbau und Refektorium nicht mit einer Küche, weil diese nördlich des westlichen Endes des Refektoriums unter Nutzung vorhandener, älterer Strukturen angelegt werden konnte.

Die Kontur der Umfassungsmauer des Augustiner-Chorherrenstifts ist vollkommen unklar. Abgesehen von dem erwähnten Stück Stützmauer, das man vielleicht dafür in Anspruch nehmen könnte, fehlen alle sichtbaren oder topografischen Hinweise und archäologische Untersuchungen gibt es noch keine.

Deshalb ist sie hier vereinfachend als weitest möglicher Nachvollzug der Höhenschichtlinie 211 m gedacht – was baulich am einfachsten gewesen wäre und innerhalb der Mauer wohl noch ausreichend Platz auch für weitere Gebäude gelassen hätte. Im Westen ist die Umfassungsmauer so vermutet, dass sie nicht mit dem Kirchenneubau kollidiert, bzw. dieser nicht mit ihr, denn solange man in dem alten Kloster lebte, wird dessen Umfassungsmauer nicht zur Disposition gestanden haben können.

0.4.1.Der Standort der Frauenklause

Spätestens jetzt stellt sich die Frage nach dem Standort der Frauenklause des Augustiner-Chorherrenstifts?

Was wir von ihm wissen ist, dass es sehr wahrscheinlich

  • eine spätere Zufügung ist und nicht zu den Gründungsbauten der Willigis-Zeit gehört hatte,
  • dass es den Inklusinen möglich war durch entsprechende Maueröffnungen mit der Außenwelt, insbesondere mit Besuchern des Klosters zu sprechen und
  • den Baufortschritt an der neuen Basilika im Westen zu beobachten.
  • Wir wissen auch, dass eine Versorgung des Bereichs durch die Bewohner des Konvents gewährleistet gewesen war.

Der Bereich der Inklusinen muss also westlich der Klausur gelegen haben, wo er sowohl dem Konvent, als auch dem Areal in dem sich Pilger aufhalten konnten geöffnet gewesen sein konnte und den Neubau zu verfolgen erlaubte.

[Bild: Gerhard Roese 2013]

Von Osten könnte das Augustiner Chorherrenstift diesen Anblick geboten haben:


[Bild: Gerhard Roese 2013]

Auf dem in Abb. VI gezeigten, teilrekonstruierten Grundriss der Basilika, ließe sich dieser Schnitt und Ansicht von Süden gewinnen:


[Bild: Gerhard Roese 2013]

Die Giebelseiten und der Querschnitt böten folglich dieses Bild:


[Bild: Gerhard Roese 2013]

In den Giebeln des Hochschiffs der Basilika sind die beiden Flechtbandornament-Steine angenommen, welche auf dem Berg gefunden wurden.
Einer zeigt wohl ein Symbol des Mondes, der andere ein Symbol der Sonne.


Verfasser: Gerhard Roese

redaktionelle Bearbeitung: Janina Kühner

 

Weiterführende Literatur:

  • Alexander Antonow: Planung und Bau von Burgen im süddeutschen Raum, Frankfurt 1983.

 

  • Ausstellungskatalog, Hildegard von Bingen 1098 – 1179, Philipp von Zabern 1998.

 

  • Das Deutsche Bürgerhaus Band XXXIV, Anita Wiedenau: Katalog der romanischen Wohnbauten, Tübingen 1983.

 

  • Denkmalpflege in Rheinland-Pfalz, Forschungsberichte Band 2, Günter Stanzl: Die Klosterruine Disibodenberg, Wernersche Verlagsgesellschaft Worms, 1992.

 

  • Erudiri Sapientia Band II, Im Angesicht Gottes suche der Mensch sich selbst, Eberhard J. Nikitsch: Wo lebte die heilige Hildegard wirklich?, Frankfurt 2001.

 

  • Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Bad Kreuznach, Band 32, Gabriele Mergethaler: Die mittelalterliche Baugeschichte des Benediktiner- und Zisterzienserklosters Disibodenberg zwischen Tradition und Reform, Dissertation 2002.

 

  • Wolfgang Reininger: Stadt- und Ortsansichten des Kreises Bad Kreuznach 1523 – 1899, Bad Kreuznach 1990.

 

Erstellt: 27.08.2013