Laufersweiler im Hunsrück

Der jüdische Friedhof

Erstmals schriftlich belegt ist der jüdische Begräbnisplatz im Jahr 1904. Der Vorstand der Synagoge stellte in diesem Jahr einen Antrag auf Erweiterung des bisherigen Geländes. Ein Friedhof bestand demnach vorher schon. Eine Erweiterung war nötig geworden, da die jüdische Glaubenslehre eine Wiederbenutzung älterer Grabstätten nicht zulässt. 1905 wurde die Genehmigung erteilt. Nach langen Verhandlungen mit den Eigentümern erwarb die Synagogengemeinde im Jahr 1911 das an den alten Friedhof angrenzende Grundstück mit einer Größe von 640 m². Das Gräberfeld wurde für einen Betrag von rund 1.000 Mark inklusive eines Zuschusses der Zivilgemeinde hergerichtet. 1912 wurde eine Begräbnisordnung erlassen. Das letzte Begräbnis fand im Jahr 1933 statt.

Der jüdische Friedhof, zwischen 1950 und 2000[Bild: Bildarchiv des Rhein-Hunsrück-Kreises www.rheinhunsrueck-bild.de [CC BY-SA 3.0]]

Nach dem Zweiten Weltkrieg sollte die Gemeinde Laufersweiler den Friedhof instandsetzen und erhalten. 1962 wurden die noch vorhandenen Grabsteine befestigt. Die Grabsteine des alten Friedhofsteils wurden auf den neuen umgelagert. Eine Hecke wurde um die Anlage gepflanzt. Altbürgermeister Jakob Röhrig pflegte den Friedhof.[Anm. 1] Die Umlagerung der Grabsteine kann als Zeichen der Unkenntnis jüdischer Riten angesehen werden. Um Bauland zu schaffen, war der alte Friedhof umgelagert worden. Zunächst lagen die Grabsteine auf dem neuen Friedhof, dann wurden sie nebeneinander in einer Reihe aufgestellt. Noch 1966 standen die Grabsteine so, ohne, dass dort auch die entsprechenden Toten ruhten. Der in den 1950er Jahren entfernte Rundbogen der Synagoge lag ebenfalls zu dieser Zeit auf dem Friedhof. 1985 wurde er restauriert und wieder über der Tür der Synagoge angebracht.

Die Eiche am Friedhofseingang, 2013[Bild: Wikipedia-Nutzer Kasimix [CC BY-SA 4.0]]

Unmittelbar neben dem Friedhof steht eines von drei Naturdenkmälern in Laufersweiler, eine Eiche.[Anm. 2]

Der Friedhof ist seit 2010 eine Etappe des „Weg der Erinnerung“, der im Rahmen eines etwa einstündigen Spaziergangs über die jüdische Geschichte der Gemeinde Laufersweiler informiert. [Anm. 3]

 

 

Die jüdischen BürgerInnen von Laufersweiler, die während der Nationalsozialistischen Terrorherrschaft aus ihrem Heimatdorf verschleppt und ermordet wurden, finden sich in der Liste der

Opfer der NS-Herrschaft, vermisste und ermordete jüdische Bürger aus Laufersweiler [Anm. 4]

Fain, Hermann * 11.12.1920 verschollen unbekannt

Frank, Elisabeth * 29.03.1903 verschollen unbekannt

Frank, Fanny, geb. Kahn * 24.06.1870 verschollen Auschwitz

Frank, Isaac * 16.05.1865 ermordet 24.08.1942 Theresienstadt

Frank, Mayer * 02.11.1862 verschollen Auschwitz

Hanau, Albert * 28.02.1885 ermordet 08.1944 Theresienstadt

Hanau, Hilda geb. Löser * 15.03.1892 tot erklärt Auschwitz

Joseph, Gertrude geb. Hayum * 04.02.1893 tot erklärt Theresienstadt

Joseph, Ruth * 29.06.1921 tot erklärt Auschwitz

Löser, Magdalena geb. Levi * 18.01.1863 ermordet 01.09.1942 Theresienstadt

Marx, Joseph * 27.06.1911 verschollen unbekannt

Mayer, Eva * 07.01.1929 tot erklärt Sobibor

Mayer, Gerd * 29.09.1930 verschollen Theresienstadt

Mayer, Kurt * 04.12.1937 verschollen unbekannt

Mayer, Paula geb. Franken * 01.04.1901 verschollen unbekannt

Mayer, Rosa * 06.09.1895 verschollen unbekannt

Mayer, Sally * 14.02.1939 verschollen unbekannt

Scholem, Emma geb. Somborn * 02.04.1867 tot erklärt Minsk

Scholem, Ludwig L. * 15.10.1863 tot erklärt Minsk

Seelig, Getrud geb. Hanau * 04.05.1922 tot erklärt unbekannt

Strauß, Bernhard Josef * 30.10.1913 ermordet 28.04.1943 Auschwitz

Tenzer, Klara geb. Rauner * 21.07.1894 tot erklärt unbekannt

Tenzer, Moses A. * 27.20.1890 verschollen Polen

Weiler, Zacharias * 04.06.1848 ermordet 10.08.1942 Theresienstadt

Nachweise

Autor: Konstantin Arnold

 

Verwendete Literatur:

 

Erstellt am 30.01.2021

Anmerkungen:

  1. Schellack, Fritz: Laufersweiler. Geschichte und Alltag eines Hunsrückdorfes. Schriftenreihe des Hunsrücker Geschichtsvereins Nr. 22. Argenthal 1994, S.194f.  Zurück
  2. N.N.:  Rechtsverordnungen zur Sicherung von Naturdenkmälern im Rhein-Hunsrück-Kreis. URL: www.kreis-sim.de/media/custom/448_3134_1.PDF?1268227833 (Aufruf am 30.01.2021). Zurück
  3. N.N.: Jüdische Friedhöfe. In: synagoge-laufersweiler.de. URL: https://synagoge-laufersweiler.de/de/j%C3%BCdische-friedh%C3%B6fe (Aufruf am 29.12.2020).  Zurück
  4. Schellack, Fritz: Laufersweiler. Geschichte und Alltag eines Hunsrückdorfes. Schriftenreihe des Hunsrücker Geschichtsvereins Nr. 22. Argenthal 1994, S.196.  Zurück