Zur Geschichte des Koblenzer Stadtteils Goldgrube
Das Gebiet der Goldgrube vor seiner Besiedlung
Die erstmalige Erwähnung einer Koblenzer Gemarkung mit dem Namen "Goldgrube" fällt ins Jahr 1397. Der eigentliche Stadtteil ist als Ergebnis der Stadterweiterung des späten 19. Jahrhunderts bedeutend jünger. Die Besiedlungsgeschichte der Goldgrube beginnt bereits in römischer Zeit: schon früh findet sich ein Gräberfeld westlich des Moselrings. Die land- und weidewirtschaftliche Nutzung des Gebietes setzt wohl noch in spätrömischer, sicher jedoch in fränkischer Zeit ein. Im heraufziehenden Mittelalter wird das Gebiet des heutigen Stadtteils von zwei Siedlungen eingerahmt: Im Osten rückt die im 14. Jahrhundert erweiterte Koblenzer Stadtbefestigung an die Goldgrube heran, im Westen die Ausläufer des Ortes 'Wissa', dem heutigen Koblenzer Stadtteil Moselweiß. Südlich finden wir spätestens ab dem Hochmittelalter das Kartäuserkloster und unmittelbar zu dessen Fuße seit dem Jahr 1494, als der Koblenzer Bürger Peter Faßbender zum Dank für seine glückliche Rückkehr aus dem Heiligen Land einen Kirchenbau stiften ließ, die Heilig-Kreuz Kapelle, die 1771 durch einen Barockbau ersetzt und ebenso wie das Kartäuserkloster ab 1810 abgebrochen und durch die neue preußische Obrigkeit mit dem heutigen Fort Konstantin überbaut wird. Im 17. Jahrhundert dienen die Äcker und Weinberge der Goldgrube Belagerern der Stadt Koblenz mehrmals als bevorzugtes Aufmarschgelände: Im Jahre 1632 wird das Gebiet von den Schweden, im Jahre 1688 von den Franzosen verheert. Die Goldgrube selbst bleibt bis zum Ende des 19. Jahrhunderts weitgehend unbewohnt.
Die Besiedlung der Goldgrube von der Stadt Koblenz aus
Ab 1815 entstehen auf dem Gelände massive Befestigungsanlagen; das übrige Gebiet wird Teil des ersten und zweiten Koblenzer Festungsrayons: Obwohl die Stadtobrigkeit im Laufe der fortschreitenden Industrialisierung auf bauliche Expansion drängt, ist in unmittelbarer Nähe der Festungsanlagen nur eingeschränkt Bebauung möglich. Das Reichsrayongesetz des Jahres 1871 legt fest, dass im ersten Festungsrayon (bis 600 Meter vor Beginn der Stadtbefestigung) keinerlei Wohngebäude errichtet werden durften und im zweiten Festungsrayon (bis 975 Meter vor der Stadt) bloß Fachwerkbauten ohne Kellergeschoß. Praktisch bedeutet dies die Sperrung des Rayongeländes für planvolle Wohnbebauung. Bereits im Jahre 1819 war trotz dieser Beschränkungen der Koblenzer Hauptfriedhof in der Goldgrube entstanden. Erst nachdem die preußische Kabinettsorder vom 13.3.1890 die Rayonregelungen endgültig aufgehoben hatte, was wohl der wachsenden Bedeutung der im Zuge des Deutsch-Französischen Krieges hinzugewonnenen Festungen Straßburg und Metz zuzuschreiben ist, konnte die vom renommierten Stadtplaner Josef Stübben konzipierte Koblenzer Stadterweiterung durchgeführt werden, die die heutigen Koblenzer Stadtteile Goldgrube und Oberwerth sowie die Südliche Vorstadt für eine planmäßige, im Stile der Zeit schachbrettartige Bebauung erschloß. Wirklich intensive Bautätigkeit entwickelt sich in der Goldgrube jedoch erst nach der Eröffnung des Hauptbahnhofes im Jahre 1902 und der Unterführung in der Rizzastraße. Das architektonisch markante Brüderkrankenhaus im neugotischen Stil wird jedoch bereits im Jahre 1899 errichtet. Charakteristisch für den Stadtteil wird das Nebeneinander von klassischen Wohnblocks und offenerer Gartenstadt-Architektur. Den Höhepunkt erlebt die Bautätigkeit in der Weimarer Ära: Allein zwischen 1928 und 1930 entstehen 251 neue Wohnungen. Im September und Oktober des Jahres 1944 kommt es in Folge alliierter Bombenangriffe zu einzelnen Großbränden in der Goldgrube. Der Wiederaufbau nach dem Krieg erfolgt weitgehend originalgetreu.
Quelle: Ortsteilchronik Koblenz-Goldgrube (s. rechte Spalte); red. Bearb. K.H.