Pfalzgrafenstein
Der Pfalz bei Kaub, zuweilen fälschlich Rheinpfalz oder Pfalzburg genannt, heißt eigentlich Pfalzgrafenstein. Die Inselburg auf der Felsklippe Weisenau konnte, da Burg Gutenfels viel zu weit vom Ufer entfernt lag, viel besser als Zollturm in der Strommitte dienen.Kaiser Ludwig der Bayer (1314-1347) ließ in einer überraschenden Aktion zwischen August 1326 und Juli 1327 einen Zollturm errichten. Papst Johann XXII. schrieb 1327 dem Grafen Robert von Virneburg, dass er wegen des von Ludwig dem Bayern bei dem castrum Caub errichteten Rheinzolles und des von Ludwig dort auf einer Rheininsel zur Erzwingung des Zolles erbauten festen Turmes (turrem fortissimam, castrum turrem) Briefe an die Erzbischöfe von Köln, Mainz und Trier geschreiben habe. Er ermahnt den Grafen, den Kirchenfürsten bei der geplanten Beseitigung des Zolles und der Zerstörung des Zollturmes beizustehen. 1326/1327 war also nur der zentrale fünfeckige Turm entstanden. Er wurde fünfeckig erbaut, da die stromaufgerichtete Spitze als Flut- und Eisbrecher dienen sollte.Die damals angestrebte Zerstörung unterblieb, die Burg wurde sogar weiter ausgebaut. Zwischen ca.1338 und Ende 1342 wird Bauholz zum Bau des castrums Pfalzgrafenstein am Zoll in Ehrenfels abgefertigt. Das Holz wurde für die sechseckige 12 m hohe Ringmauer benötigt, die damals um den Turm hochgezogen wurde. Die Burg übergab der König seinen wittelsbachischen Verwandten in Heidelberg. 1339 errichteten die beiden Pfalzgrafen Ruprecht d.Ä. und Ruprecht d.J. einen ewigen Burgfrieden für ihre Stadt Kaub und für Burg Pfallentzgrafenstein, die hier erstmals so bezeichnet ist. Die Burg, die 1607 noch einmal erweitert wurde, blieb bis zum Jahr 1803 unzerstört in pfalzgräflicher Hand. auf der Südspitze der Bastion thront noch heute ein Löwe als Halter des pfälzischen Wappens (Kopie). Nach der Auflösung des Kurstaates fiel die Anlage zunächst an das Herzogtum Nassau, dann 1866 an den Preußsciehn Staat. Sie blieb bis 1876 Zollstation.Seit 1946 ist sie im Besitz des Landes Rheinland-Pfalz und wurde als Signalstation der Rheinschiffahrt genutzt. In den 60er und 70er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde sie kompeltt renoviert.
Baubeschreibung:
Mit dem bastionsartig ausgebauten „Bug“ rheinaufwärts, dem stumpfwinklig gebrochenen „Heck“ rheinabwärts, gleicht die Pfalz einem mächtigen steinernen Schiff, dessen starker Mast der Hauptturm bildet.
Die Gesamtanlage hat sechs Geschosse. der Eingang befand sich ursprünglich im dritten Geschoss, seit dem 17./18. Jahrhundert ist er durch einen Backofen verbaut. Das dritte und das fünfte Geschoss sind tonnengewölbt. Eine Wendeltreppe befindet sich im Turmdreieck. Die achteckige Haube mit offener Laterne, nach Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet, wird dem kurpfälzischen Hofbaumeister F. W. Rabaliatti aus Mannheim zugeschrieben.Die umgebende 12 m hohe Ringmauer verfügt über einen Wehrgang auf Rundbogenfries. Sie wurde wohl zwischen 1338-42 errichtet. Sie besitzt im Grundriss die Form eines langgestreckten Sechsecks von 51 m Länge und 21 m Breite; an den Ecken (bis auf die Südspitze) sind Rundtürme mit polygonalen Obergeschossen über den Wehrgängen platziert. 1607 wurde die Südspitze durch einen Bastionsvorbau in vorzüglicher Quadertechnik verstärkt.Im Innern befinden sich zwei gewölbte Geschosse, über reich profilierte Vorkragung ein Geschützstand mit Haubenlaterne. Außen an der Südspitze ist die Kopie eines barocken Löwen mit Pfälzerwappen (Original von 1607 im Städtischen Museum Wiesbaden) angebracht. Der Ringmauer sind inseitig umlaufende Steinarkaden (ähnlich denen am Hinterhaus der Amtsschreiberei) vorgelegt mit einem zweiten hölzernen, nach innen offenen Wehrgang. Ferner finden sich außen hölzerne Auslug-Erker mit geschweiften Giebeln. Der Eingang mit Fallgitter befindet sich an der Nordostseite, darüber ein kleiner verschieferter Fachwerkbau, ehemals die Wohnung des Kommandanten. Die vorgebauten hölzernen Wehrerker, die ansonsten an kaum einer Burg unseres Gebietes noch erhalten sind, geben eine Vorstellung vom ursprünglichen Aussehen vieler Wehranlagen im Mittelalter. Die barocke Farbfassung (rot und weiß) wurde 1970/71 wiederhergestellt.
Quelle: Dehio; Krämer; Ohrenschall, Tillmann; Bolle; redakt. Bearb. S.G.
Literaturhinweise
- Karl Rossel, Geschichte des Pfalzgrafensteins. In: Jahrbücher des Vereins von Alterthumsfreunden im Rheinlande 46, 1869, S.54-80
- Weidenbach, Die Burg Caub oder Gutenfels und der Pfalzgrafenstein. In: NassAnn 9, 1868, S.277-329.
- Karl Hahn, Die Pfalz und der Pfalzgrafenstein bei Kaub (1926) und in: NassBll 9 (1927).
- Karl Hahn, Die "Pfalz" im Rhein bei Kaub. In: Nassovia 11,1910.