Der Zehnthof
von Werner Schönhofen (nach einem Beitrag von Pater Bernhard Priebe MSJ)
1618 steht als Jahreszahl an der "Zenn", wie das Gebäude mit dem schönen Renaissance-Giebel genannt wird. Eine bewegte Geschichte hat bis zu diesem Tag jenes respektable Haus hinter sich, das seinerzeit der kurtrierische Schultheiß Kuno Schmitz erbaute, als der Dreißigjährige Krieg begann.
1671 wurde dieses Gebäude von den Erben an den Erzbischof und Kurfürst von Trier, Karl Kaspar von der Leyen, verkauft und war somit kurtrierisches Eigentum. Hier übernachteten in den folgenden Jahrzehnten die Trierer Kurfürsten, wenn sie in den Leutesdorfer und Rheinbrohler Wäldern ihre Hofjagden auf Hirsche veranstalteten.
Auf dem Grundstück rückseitig der "Zenn" an der heutigen Zehnthofstraße, damals wohl Kleine Kirchgasse geheißen, erbaute Kurtrier 1761 ein neues Kelterhaus. Dort wurde nun ein Zehntel aller bei der Weinlese geernteten Trauben gesammelt, worauf die Kurfürsten als Landesherren von Leutesdorf Anspruch hatten - so entstand der Name Zehnthof.
1803 wurden im Reichsdeputationshauptschluss die geistlichen Territorien säkularisiert und auch dieses Haus ging in Privatbesitz über, es wurde mehrfach an- und umgebaut. Im Laufe des 19. Jahrhunderts durch mehrere Hände gegangen, gehörte die "Zenn" jetzt "Schusterinsel" genannt, einem Opladener Textilbetrieb, der sie am 1. Oktober 1945 an den Johannesbund vermietete. 1949 kaufte der Johannesbund das Anwesen. Nun wurde das Haus "Agnesheim" genannt. Hier waren bei Kriegsende evakuierte und alte Leute beherbergt, dann wohnten auch Johannesschwestern dort und zudem war es noch bis 1952 ein Heim für unverheiratete Mütter. Danach zog die Schriftenmission ein, die bis 1966 in der unteren Etage ihre Räume hatte. Zuletzt war es die Zentrale der Säkulargemeinschaft "Ancilla Domini".
Nachweise
Verfasser: Werner Schönhofen
Bearbeiter: Rebecca Mellone
Erstellt am: 03.05.2010
Geändert am: 05.05.2010