Grabhügel, Grabgärten
St. Goar, Rhein-Hunsrück-Kreis
Zu besichtigen: Grabhügel, Grabgärten
Anfahrt: Auf der K100 von Pfalzfeld nach St. Goar, an der Abfahrt nach Badenhard bzw. Utzenhain vorbei Richtung St. Goar. Nach Einfahrt in den Wald ca. 550 m weit rechts am Waldweg parken, die Grabhügel liegen rechts der Straße.
Mehrere Grabhügel und Grabgärten sind entlang der Straße von Pfalzfeld nach St. Goar zu besichtigen. Grabgärten sind ein Indiz für römische Bestattungen, die an einer römischen Nebenstraße, die vom Rhein, hinauf in den Hunsrück führte, angelegt worden waren. Die Trasse der römischen Straße ist im Wald etwa 1,6 km östlich zu beobachten.
Als Grabgärten werden in der Forschung kleinere Gräberbezirke bezeichnet, die durch einen quadratisch oder rechteckig verlaufenden Graben eingefasst sind. Grabgärten werden schon in keltischer Zeit angelegt und sind Ausdruck eines keltisch-römischen Totenbrauchtums
Der Aushub der Gräben, dies sichern Beobachtungen an anderen Bestattungsplätzen, wurde innerhalb der Innenfläche zu einem Hügel oder am Grabenrand wallartig aufgeschüttet. Bisweilen war die Innenfläche eines Grabbezirks von einer Ummauerung umgeben. Die Gräben wurden über längere Zeit, wahrscheinlich während Jahrzehnten offen gehalten, erst dann erfolgte durch Erosion eine allmähliche Verfüllung. Häufig sind bis in die Neuzeit die Gräben als flache Mulden erkennbar.
Der Leichnam wurde auf dem Grabbezirk in der Regel an einem Verbrennungsplatz zusammen mit seinen Beigaben eingeäschert, der Tote gewinnt durch den Verbrennungsvorgang seine Reinheit wieder. Der Leichenbrand wurde anschließen aus dem Scheiterhaufen ausgelesen und in einer Urne gesammelt und innerhalb des Grabgartens in einem Flachgrab oder unter einer Hügelanschüttung bestattet.
Mithilfe naturwissenschaftlicher Methoden werden heute die Scheiterhaufenreste auf die verwendeten Holzarten hin untersucht. Bei günstigen Bedingungen kann mithilfe der Pollenanalyse sogar die Beigabe von Blumen und Kränzen nachgewiesen werden.
Untersuchungen an den verbrannten und unverbrannten Knochen geben zum einen Hinweise auf die dem Toten mitgegebenen Fleischspeisen, zum anderen sind Aussagen zu Alter und Geschlecht oder Krankheiten der Verstorbenen möglich. Solche Informationen lassen Rückschlüsse auf die Altersstruktur der Bevölkerung und die Lebensbedingungen einer Siedlung zu.
Innerhalb der Grabenbezirke wurden Gräber angelegt. Bis zu 10 Gräbern können innerhalb eines Grabgartens zu finden sein. Beobachten innerhalb der großen römischen Nekropole von Belginum/Wederath zufolge, wurden die Gräber während einer kurzen Zeitspanne von weniger als 30 Jahren angelegt. Die Mehrzahl der Grabgärten dürften Familiengrabbezirke gewesen sein. Im Gräberfeld von Wederath fanden sich wenige Erwachsene und zahlreiche bestattete Kinder innerhalb der Grabbezirke. Denkbar ist auch, dass die nahe beieinander liegenden Grabgärten einem Sippenverband als Bestattungsplatz dienten.
Zu den Beigaben in den Gräbern, zählen nicht nur Dinge des täglichen Bedarfs - vor allem Speisen und Getränke -, sondern auch speziell für das Grab hergestellte Gegenstände. Eine reichhaltige Beigabenausstattung geht in unserem Raum auf keltische Wurzeln zurück. Waffen im Grab sind ebenfalls eine Tradition der keltischen oder auch germanischen Kultur. Einem Brauch aus dem mediterranen Raum entspricht es jedoch, den Toten mit einer Lampe oder Münze auszustatten. Mit der Münze sollte der Verstorbene den Fährmann Charon bezahlen, der ihn nach einem antiken Mythos- über den Fluss Styx fährt, der die Ober- von der Unterwelt trennt.
Mit den ebenfalls nachweisbaren Einzelbestattungen innerhalb der Grabgärten sollte der soziale Status des Verstorbenen zum Ausdruck gebracht werden.
Die Einfüllung der Gräben erweist sich in der Regel als fundarm. Auf der Grabensohle könnten Scherben größerer Gefäße zum Vorschein kommen. Diese Gefäße stehen in einem Zusammenhang mit den Kulthandlungen am Grab, den Speise- und Trankopfern.
Vom 1. bis zum Ende des 3. Jahrhunderts wurden die Toten verbrannt und ihre Asche beigesetzt, danach setzte sich, vielleicht auch durch die christliche Vorstellung der Wiederauferstehung, bedingt, die Körperbestattung durch.
M. Thoma