Ruine Nohfels
Auf der südlichen Naheseite im Nachtigallental befinden sich auf einem bewaldeten Hügel die spärlichen Überreste der Burg Nohfels, um die sich ein Kranz von sagenhaften Erzählungen rankt. Ihr Bau erfolgte im Rahmen des Aufbaus einer Landesherrschaft des kurmainzischen Besitzes im Naheland, welcher im 13. und Anfang 14. Jahrhunderts erfolgte. Die Befestigungsanlage wird im Jahre 1325 erstmals urkundlich erwähnt.
Nach einer 2004 durchgeführten Befundsicherung erstreckte sich die Burgstelle ca. 60 Meter auf dem Felsgrat längsseitig in Nord-Süd-Richtung und erreichte an ihrer breitesten Stelle fast 20 Meter. Der Burghügel fällt auf beiden Längsseiten des Bergrückens steil in das Tal des Igelsbaches bzw. in ein Seitentälchen ab. Auf den Schmalseiten im Norden und Süden war die Festung durch je einen künstlich ausgehobenen Burggraben gesichert. Aus diesen Maßen ergibt sich, dass Nohfels nur eine kleine Burganlage war, die in den meisten Urkunden korrekterweise „befestigtes Haus“ genannt wird. Wie das Obergeschoss des Wohnturmes aussah, verrät ein Städteporträt von ca. 1600, auf dem der quadratische Turm aus den Bäumen herausragt. Man erkennt ein Fenster mit einer romantischen Doppelarkade und das pyramidenförmige Dach.
Kombiniert man diese Einblicke, so ergibt sich, dass die Befestigungsanlage wahrscheinlich folgendermaßen ausgesehen hat: Die kleine Burganlage war von einem Befestigungsring umgeben, der auf der Staudernheim zugewandten Seite geradlinig verlief. Auf der gegenüberliegenden Seite verjüngte er sich in südlicher Richtung gemäß der Einbuchtung des Felsgrades. Der Wohnturm erhob sich an oder auf der über zwei Meter starken Nordmauer. Das Dach dieses mehrgeschossigen Gebäudes war mit Schiefer eingedeckt, wie aufgelesene Schieferscheiben beweisen. In dem anschließenden umfriedeten Bereich (Richtung Freilichtmuseum) dürften die Ökonomiegebäude gestanden haben. Daran schloss sich auf dem immer enger werden Felsgrad eine Vorbefestigung an, möglicherweise mit einer vorspringenden Toranlage. Das Burgtor war über eine Brücke erreichbar, welche den südlichen Burggraben überspannte. [Anm. 1]
Bewohnt wurde die Burg von der Ritterfamilie der Lander von Sponheim, welcher der Mainzer Erzbischof im Jahre 1325 seine Befestigungsanlage übergeben hatte. Neben dem Wohnsitz erhielt das niederadlige Geschlecht als Lehnsobjekte die Bannmühle (Wehrfritzsche Mühle), eine Wiese im Brühl, den sogenannten Kammerforst auf der rechten Naheseite einschließlich des ehemaligen Dorfes Igelsbach, ein Burglehen der Mainzer Burg am Stadtrand, einen Garten beim Freihof in der Stadt und ein Haus bei der Johanniterkapelle. [Anm. 2]
Die Lander von Sponheim unterstützten – schon aus Standesgründen – die Sobernheimer Niederlassung des Ritterordens der Johanniter. Hieran erinnert noch heute ihr Wappen am Sponsorenfenster der Westwand der Malteserkapelle. Einige Mitglieder der Ritterfamilie wurden in der Kapelle bestattet. [Verweis oder Link zur Johanniter- bzw. Malteserkapelle]
In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts starb das Geschlecht der Lander von Sponheim aus. Damit begann der zwangsläufige Verfallsprozess der kleinen Burg.
Anfang des 20. Jahrhunderts waren von der Burg nur noch geringe Mauerreste mit einem Kaminansatz erhalten. Diesen Zustand zeigt ein Foto aus einem Leporello des Nahetals von ca. 1890.
Im Vordergrund erkennt man Mauerreste, darüber einen Kamin, der sich nach oben verengt. Es handelt sich um die Nordwand des ehemaligen Wohnturms. Inzwischen sind alle Mauern verschwunden, und die Ruine ist völlig von Pflanzen überwuchert. Lediglich ein Teil der Mauerreste ist freigelegt. [Anm. 3]
NACHWEISE
Verfasser (Text): Gottfried Kneib
Redaktionelle Bearbeitung: Marion Nöldeke
Verwendete Literatur:
- Gruber,O[tto]: Wappen des mittelrheinisch-moselländischen Adels; in: Landeskundliche Vierteljahresblätter: Einlageblätter der Jahrgänge 8 (1962) bis 11 (1965) u. 13 (1967) mit eigener Seitenzählung.
- Lautz, Heinrich: Sobernheim [und Nahetal bis Bad Münster am Stein] (Leporello mit Fotos von Heinrich Schilling aus Sobernheim), Darmstadt [o.J.]
- Kneib, Gottfried: Das Rittergeschlecht der Lander von Sponheim – Lehensträger der kurmainzischen Festung Nohfels bei Sobernheim; in: Mainzer Zeitschrift 108 (2013).
- Uhl, Stefan: Burgruine Nohfels bei Bad Sobernheim – Bestandsaufnahme und Sicherungskonzept, Warthausen 2005.
Erstellt am: 27.09.2022