Grumbach
0.1.Allgemeine Angaben
Ortsgemeinde in der Verbandsgemeinde Lauterecken
Einwohner (2001): 615, davon 301 männlich und 314 weiblich; evangelisch 458, römisch-katholisch 72, sonstige 6, keine 68, ohne Angabe 11
Einwohner (2007): 513
Einwohner (2010): 547
Gemarkung: 331 ha, darunter 48 ha Wald
Weiterer Wohnplatz: Windhof
0.2.Lage
Im größten Taleinschnitt links des Glans auf der Strecke zwischen Niederalben und Meisenheim, bedingt durch den hier zulaufenden Schwinzbach, liegt ca. 2 km bachaufwärts der Ort Grumbach. An dieser Stelle verbreitert sich das Tal, und der durch die Einmündung des Hundsgrabens sich bildende Bergsporn erlaubte die Anlage eines festen Platzes. Die Siedlung befindet sich ausschließlich am Südhang auf 235 m ü. NN. Das Tal wird südlich begrenzt durch den 354 m hoch gelegenen so genannten Hellenwald und nördlich durch die 338 m hoch gelegene Römerstraße. Der 3 km nordöstlich gelegene Ortsteil Windhof befindet sich auf einer Höhe von ca. 340 m ü. NN und bietet durch seine exponierte Lage einen herrlichen Rundblick auf das Umland.
0.3.Siedlung und Wohnung
Der durch das Zusammentreffen zweier Taleinschnitte sich ergebende Bergsporn ermöglichte mittels des hier anstehenden Felsens die Errichtung eines festen Platzes. Jedoch verweisen Funde schon aus altsteinzeitlicher Periode auf menschliche Aktivitäten in dem Gebiet der heutigen Gemarkung. Das Vorhandensein eines Mithrasdenkmals aus römischer Zeit ist leider nur in der Literatur überliefert und wird wohl im Zusammenhang mit der nördlich des Ortes sich entlang ziehenden Römerstraße gesehen. Doch zeigen jüngere Befunde aus einer Luftaufnahme die Möglichkeit einer römerzeitlichen Besiedlung im Bereich des Schlossbergs, westlich des heutigen Siedlungskerns; die Verifizierung dieser Annahme harrt jedoch noch der archäologischen Auswertung. Solange bleibt eine definitive Aussage über den Beginn der Besiedlung im Unklaren. Befunde am noch erhaltenen aufgehenden Mauerwerk der Burg deuten in die salische Zeit, bleiben aber mangels gesicherter Quellenlage undeutlich. Ebenso verhält es sich mit der im Ort tradierten Version der Gründungsverantwortlichkeit des Ordens der Tempelritter, für die keine Beweise vorliegen. Fest steht, daß für Mitte des 13. Jahrhunderts von einer Burg auf der Höhe des Bergsporns ausgegangen werden kann, die Verwendung des Wortes "castrum" in der entsprechenden Urkunde bezeugt eine solche Anlage im damaligen Rechtssinne. Diese Ersterwähnung und die danach kontinuierlich einsetzende quellenmäßige Überlieferung läßt auf eine Entstehung einer solchen in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts schließen, was im übrigen der klassischen Burgenbauzeit von 1200-1250 entsprechen würde. Die bereits angesprochene Siedlungskontinuität ist aber keinesfalls außer Acht zu lassen. Wie diese Anlage bzw. ein eventueller Vorgängerbau ausgesehen haben, entzieht sich unserer Kenntnis, ebenso der Bereich, den sie eingenommen hatten. Es entstand im Zuge der Burganlage eine zugehörige Talsiedlung, die in der heutigen Unterstraße ihren Ursprung genommen hatte. Inwiefern die überliegende Oberstraße zu mittelalterlicher Zeit zur Burg oder zu der ihr zu Füßen liegenden Siedlung gerechnet werden kann bleibt offen, obwohl von Burgmannenhäusern "ußen und innen" die Rede ist und von fortifikatorischen Verhältnissen an Bauwerken zumindest am Anfang dieser Straße auszugehen ist. Trotz der Verleihung der Stadtrechte blieb der Ort in die beiden erwähnten Straßen eingepresst, zum Bau einer Stadtmauer ist es nicht gekommen. Die der heutigen Zeit widersprechende Westausrichtung des Ortes wurde gesichert durch den natürlich verlaufenden Hundsgraben, jetzt noch in der Straße "In der Hohl" und ihrer Verlängerung nachzuweisen. Die Ostseite war durch künstliche Gräben ("Gebück") und lediglich Palisaden und Hecken gesichert. Es werden mehrere Tore erwähnt, 1590 ist von Pforten im Tal die Rede, die von der Bürgerschaft instand gehalten werden mussten. Die Tore dürften jeweils am Anfang der beiden Straßen sich befunden haben, für den westlichen Beginn der Unterstraße ist noch heute der Begriff "Untertor" gebräuchlich. Erwähnenswert ist die hierarchische Gliederung der Bausubstanz, in der sich die Gesellschaftsstruktur des damaligen Feudalsystems widerspiegelt. Auf der Höhe prangte die alte Burg, die den Wohnbereich des Adels repräsentierte. Darunter befand sich die Oberstraße mit beeindruckenden Wohnbauten, die sich durch ihre Parzellengröße deutlich abheben. In der Unterstraße, im "untersten" Tal, schließlich der Wohnbereich des "kleinen Mannes" mit in der Tat kleiner und kleinster Parzellierung. Während die Talsiedlung über mehrere Jahrhunderte in ihrer überkommenen Form verblieb, erfuhr die Burg mehrere Veränderungen, von denen ebenfalls grundlegende Einflüsse auf das spätere Ortsbild ausgingen. Den wohl einschneidendsten Eingriff erlebte sie im Zuge des Endes der Burgenzeit, 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts, als sie zur Residenz auserwählt wurde. Für den dauernden Aufenthalt der regierenden Familie musste die mittelalterliche Burg moderneren Verhältnissen angeglichen werden, die vorhandene alte Bausubstanz nahezu völlig überformten. Eine Wandlung vom erst seit den letzten beiden Jahrhunderten differenziert gebrauchten Begriffstypus Burg zum Schloss ging vonstatten. Die terrassenförmige, sich angleichende Ausformung der Areale "Auf dem Schloss" und "Im Lustgarten" zeugen noch heute von dem Harmoniebestreben damaliger Architekturvorstellung, das in ihrem V-förmigen Zusammenlaufen auf einen zentral gelegenen Schlossneubau gipfelte. Erinnerungen an den Hortus Palatinus des Heidelberger Schlosses stellen sich hier ein. Erst relativ spät, in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, begann, nun im Zuge eines wirtschaftlichen Aufschwungs, die Talsiedlung nach West und Ost zu expandieren, in dem zum Teil noch heute erkennbare repräsentative Wohnbauten entstanden. Jedoch vermochten die nun vorgenommenen, wie übrigens auch alle späteren Erweiterungen dem Ort nicht den Charakter eines spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Burgfleckens zu nehmen, der sich in geradezu einzigartiger Weise für den Kreis Kusel hier präsentiert. Prägend auch für die Bausubstanz sollte sich die Französische Revolution und ihre Folgen erweisen, indem das feudale Erbe, versinnbildlicht im Schloss, zerstört, Randbauten aber, wie unter anderen ein letztes herrschaftliches Bauvorhaben, der Neubau eines Schlossgebäudes, das jedoch nicht mehr zu Ende geführt werden konnte, heute Sonnhofweg 17, und der Archivbau erhalten blieben. Resultat dieser Ereignisse ist nicht zuletzt der Kirchenbau, der anstelle des ehemaligen Schlosses den Ort bekrönt. Auch im 19. Jahrhundert vergrößerte sich Grumbach nur in vorgegebenen Bahnen, indem sukzessive vorhandene Baulücken und Nahbereiche bebaut wurden. Herausragendeste Maßnahme war wohl der Bau des Amtsgerichtsgebäudes in den Jahren 1834 bzw. 1879. Im Jahre 1906 bestanden in Grumbach 116 Wohngebäude. Im Ortsteil Windhof bildeten sich insgesamt 6 eigenständige Bauernhöfe heraus, auf dem nördlich, etwas abseits vom Ort gelegenen Sonnhof derer 3. In den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts wurden ebenfalls noch einmal Lücken mit zum Teil markanten Gebäuden geschlossen, bevor der zweite Weltkrieg größere Baumaßnahmen zunächst verhinderte. Eine Gemeinschaftsleistung des Turnvereins stellte 1937 die Errichtung der Turnhalle auf dem Gemeinde-Zimmerer-Platz dar, die alsbald die Funktion eines Gemeindehauses erfüllte. Einer beginnenden Bautätigkeit in den 60er Jahren, die vor allem das Gebiet Im Grund erfasste, schloss sich ab den 70er Jahren die umfangreiche und für den Ort bis dato nicht gekannte flächenmäßige Erweiterung des Neubaugebietes Auf'm Vogelsheerd an. Im Jahre 2001 befanden sich im Ort 185 Häuser.
0.4.Name
Das Kompositum leitet sich her von grun, gruon, eine vor allem im mitteldeutschen Gebiet vorkommende Nebenform von mhd. gruone als eine Ableitung inchoativen Charakters von ahd. gruoni. Die zugehörige idg. Wurzel lautet *ghro-, *ghre- im Sinne von keimen, wachsen, grünen, eigentlich hervorstechen. Vor Labialen kann -n- nur in Zusammensetzung stehen; in diesem Fall geht es häufig in den labialen Nasal -m- über, jedoch nur in festen Komposita, die nicht mehr deutlich als solche gefühlt werden. Durch Monophthongierung blieb -u- vor Nasalverbindungen wie -mb,- -nb- erhalten, -o- entstand vor -a, -e in der Folgesilbe. -bach-Namen sind Bezeichnungen der Ausbauzeiten und waren im 8.-11. Jhd. geradezu Modenamen. Volksetymologisch zu deuten ist es als grüner Bach, der Benennung des Gewässers nach seiner Farbe, vermutlich durch das Vorhandensein pflanzlicher Bestandteile, was der intensiveren Naturbetrachtung des Mittelalters Rechnung tragen würde. [ahd=althochdeutsch; mhd=mittelhochdeutsch; idg=indogermanisch]
1243 Castrum Grunebach; 1258 Grunenbach; 1265 Grunbach; 1353 Grumbach; 1393 Gronbach; 1399 Grumbech; 1514 Grombach.
OT: 1387 Wintberg; 1751 WintBergerHof; 1797 Windhof
0.5.Wappen
Das Wappen zeigt in Gold einen grünen schräglinken Wellenbalken der mit einem blaubewehrten, -bezungten und -bekrönten roten Löwen belegt ist. Der Löwe bezieht sich auf den Ort als ehemalige Residenz der Wild- und Rheingrafschaft, während der Wellenbalken als volksetymologische Deutung redend den Ortsnamen als grünen Bach widerspiegelt. Die Führung des Wappens wurde gestattet von seiner Durchlaucht Fürst Otto zu Salm-Horstmar auf Schloss Varlar bei Coesfeld am 8. Oktober 1928 und genehmigt durch das preußische Staatsministerium am 16. März 1929. Diesem Wappen entsprach ebenfalls das des Amtes, jedoch vermehrt durch einen vierzehnfach gestückten Schildbord von Schwarz und Silber, der die Anzahl der zum Amt gehörenden Ortschaften und durch die Farbgebung die Zugehörigkeit zu Preußen verdeutlichte.
0.6.Abriss der Geschichte
0.6.1.Mittelalter
Grumbach wird im März 1243 erstmals genannt, als der damalige Besitzer der Burg, Wildgraf Conrad II. von Kyrburg, sie dem Herzog von Brabant zu Lehen auftrug. Anlass war ein Streit, den der Wildgraf mit dem Erzbischof von Mainz austrug. Die Burg gilt als eine der Stammburgen des Geschlechts der Wildgrafen, das in der Literatur von den Emichonen, den Grafen im Nahegau hergeleitet wird. Sie waren im Besitz der Wildgrafschaft, die ihren Mittelpunkt um Kirn an der Nahe hatte. 1258 teilte Wildgraf Conrad noch zu Lebzeiten seinen Besitz unter seine Söhne auf, wobei Gottfried die Burgen Dhaun und Grumbach zufielen. Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts sollte Grumbach eng mit dem Schicksal der Burg Dhaun verbunden sein, indem bei den verschiedenen Erbteilungen beide immer zusammenblieben. Der regierende Graf dieser Seitenlinie residierte auf Burg Dhaun, Grumbach wurde in dieser Zeit von adligen Burgmannen bewohnt und verwaltet. Es wurde Opfer einer damals durchaus üblichen Geldpolitik, indem es 1363 - 1434 an den Grafen von Sponheim und nochmals 1443-1477 an den Grafen von Pfalz-Zweibrücken verpfändet wurde. Im Jahre 1350 trat Rheingraf Johann II. das angeheiratete Erbe der Wildgrafschaft an, das Geschlecht nannte sich fortan Wild- und Rheingrafen, zu dem im Jahre 1475 noch der Titel eines Grafen zu Salm kam. Dem Ort wurden am 29. Juli 1330 Stadtrechte nach dem Vorbild Kaiserslauterns von Kaiser Ludwig dem Baiern verliehen, ohne jedoch größere Auswirkungen zu hinterlassen, die durchgängigsten Bezeichnungen waren auch weiterhin Tal oder Flecken. Ab 1385 ist die Funktion des Ortes als Sitz eines zugehörenden Amtes zu verzeichnen. Der Inhaber der Rechte über Grumbach war auch Vorsitzender des Hochgerichtes auf der Heide zu Sien, doch finden wir zumindest zeitweise ein Hochgericht auf der Höh' erwähnt, gelegen zwischen Grumbach und Kappeln, dessen Zuständigkeit sich auf die Dörfer der damaligen Pfarrgemeinde Herren-Sulzbach beschränkte.
0.6.2.Neuzeit
Die Zugehörigkeit zur Wild- und Rheingrafschaft Dhaun endete im Jahre 1574, als die Brüder ihr väterliches Erbe teilten und Johann Christoph seine Residenz hierher verlegte und damit die eigene Linie der Rheingrafen zu Grumbach gründete, die bis zum Ende des alten Reiches Bestand haben sollte. Eine Besonderheit war die Reichsunmittelbarkeit und die Reichsstandschaft, d.h. die Eigenständigkeit des Territoriums mit Sitz und Stimme auf dem Reichstag, was ebenfalls bis zum Ende des alten Reiches andauern sollte, einmalig im Gebiet des heutigen Landkreises Kusel. In dieser Zeit begann sich eine Verwaltungsstruktur herauszubilden, indem Amts- und Staatsverwaltung, letztere in Form der Kanzlei, ihren jeweiligen Sitz in Grumbach hatten. Diese Struktur sollte sich noch weit über die feudale Epoche hinaus erhalten und den Ort in zunehmendem Maße prägen, bis sie im Zuge der Verwaltungsreform von 1969-72 ihr jähes Ende fand. Ein ebensolches fand auch die Präsenz der adligen Herrschaft über den Ort mit dem Einmarsch französischer Truppen in den Wirren des Revolutionskrieges in den 90er Jahren des 18. Jahrhunderts. De facto gehörte Grumbach fortan zu Frankreich, de jure wurde dies im Frieden von Lunéville 1801 völkerrechtlich sanktioniert. Die Rheingrafen von Grumbach wurden indessen auf der außerordentlichen Reichsdeputation zu Regensburg 1802/03 für ihr verlorengegangenes linksrheinisches Gebiet durch geschickte Verhandlung ihrer Abgeordneten reichlich entschädigt, indem sie Lande im säkularisierten Bistum Münster zugesprochen bekamen, wo übrigens diese Linie als Fürsten zu Salm-Horstmar, Wild- und Rheingrafen, noch heute blüht. Die Zeiten eines unabhängigen Landes waren nun endgültig vorüber, nicht aber die eines Zentrums der Verwaltung. 1798 wurde der Kanton Grumbach gebildet, der dem ebenfalls neu gegründeten Département de la Sarre eingegliedert wurde. Im Jahre 1800 wurden als mittlere Instanzen sog. Arrondissements geschaffen und der Canton Grumbach dem Arrondissement Birkenfeld zugeschlagen.
0.6.3.Neueste Zeit
Nach der Rückeroberung des Gebietes links des Rheins war zunächst die von Österreich und Bayern gemeinsam geführte Landesadministrationskommission mit Sitz in Bad Kreuznach hier zuständig, bevor auf dem Wiener Kongress 1815 der bis dahin bestehende Kanton Grumbach geteilt wurde. Der Ort selbst verblieb bei der gemeinsamen Administration um dann am 1.7.1816 zunächst an Preußen zu fallen. Ebenfalls auf dem Wiener Kongress wurde vereinbart, anderen Fürsten, die sich an den Befreiungskriegen beteiligt hatten, Entschädigungen zuteil kommen zu lassen. Entsprechend diesem Abkommen wurde ein regelrechter "Seelenhandel" betrieben und am 11.9.1816 Grumbach neben anderen Gebieten an Sachsen-Coburg-Saalfeld abgetreten, das das neu gewonnene Land schließlich am 24.2.1819 als Fürstentum Lichtenberg benannte. Die weite Entfernung zum Mutterland und nicht zuletzt die Unruhen des Jahres 1832 waren Anlass, gegen eine stattliche Summe von Talern das auch wirtschaftlich vernachlässigte Land an Preußen zurückzugeben, welches am 22.9.1834 vollzogen wurde. Aus dem Fürstentum wurde der Kreis St. Wendel gebildet, der dem Regierungsbezirk Trier in der preußischen Rheinprovinz angehörte. Grumbach bestand als Sitz des zunächst noch Kanton, später wieder Amt bezeichneten Gebietes weiter. Die Gebietsverluste nach dem Ende des 1. Weltkrieges führten zu einer Aufteilung des bisherigen Kreises und der Ort gehörte fortan zum sog. Restkreis St. Wendel/Baumholder als Folge des Versailler Vertrages, der am 10.1.1920 in Kraft trat. Dieses zunächst als Provisorium gedachte Gebilde hatte immerhin bis zum 1.4.1937 Bestand, als eine Neugliederung des Reichsgebietes vorgenommen wurde und nun Grumbach dem neu geschaffenen Kreis Birkenfeld im Regierungsbezirk Koblenz zugeteilt wurde. Die Zugehörigkeit zu Preußen endete laut Kontrollratsgesetz am 25.2.1947, indem dieses Land aufgelöst wurde, wobei wohlgemerkt schon am 30.8.1946 Rheinland-Pfalz ins Leben gerufen wurde. Eine weitere Änderung zeichnete sich in den 60er Jahren ab, als eine Verwaltungsreform ins Auge gefasst wurde, wodurch der gesamte Amtsbezirk Grumbach dem Landkreis Kusel zugeschlagen werden sollte. Anlässlich dieser Reform wurde das altüberkommene Amt aufgelöst, um, zunächst noch unter der Bezeichnung Verbandsgemeinde Grumbach, am 1. 1. 1972 in der neu gegründeten Verbandsgemeinde Lauterecken unterzugehen. Wir haben es hier nicht nur mit der Zerschlagung einer in Jahrhunderten gewachsenen Verwaltungsstruktur zu tun, auch die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse die durch diese beeinflusst waren, wurden solchermaßen radikal verändert und verwandelten den Ort binnen kürzester Zeit in eine reine Wohngemeinde.
Wie kaum ein anderes Gebiet unterlag die Gemeinde samt zugehörigem Amt Veränderungen was besonders die Grenzen betrafen, so dass z. B. in den knapp 50 Jahren von 1790 bis 1834 die Landesherrschaft für diesen Ort sechsmal gewechselt hatte. Die politischen Verhältnisse sind in den nachfolgenden ausgesuchten Wahlergebnissen nachzuvollziehen:
0.7.Wahlergebnisse - Bundestag Zweitstimme
1924 (Reichstag) | SPD | DNVP | Zentr. | KPD | DVP | DDP | Wirtschaft | Bauern |
Wähler | 44 | 17 | 3 | 15 | 41 | 24 | 12 | 44 |
Prozent | 21.5 | 8.3 | 1.5 | 7.4 | 20.1 | 11.8 | 5.9 | 21.5 |
1932 (Reichstag) | NSDAP | SPD | KPD | Zentr. | DNVP | Mittelst. | DVP | Christl.Soz. |
Wähler | 161 | 25 | 82 | 7 | 11 | 1 | 29 | 1 |
Prozent | 50.8 | 7.9 | 25.8 | 2.2 | 3.5 | 0.4 | 9.0 | 0.4 |
1976 (Bundestag) | CDU | SPD | FDP | DKP | NPD | |||
Wähler | 98 | 185 | 33 | 1 | 4 | |||
Prozent | 30.5 | 57.6 | 10.3 | 0.3 | 1.3 | |||
1990 (Bundestag) | CDU | SPD | FDP | Grüne | Graue | Rep. | NPD | PDS |
Wähler | 79 | 187 | 35 | 9 | 3 | 11 | 1 | 1 |
24.2 | 57.4 | 10.7 | 2.8 | 0.9 | 3.4 | 0.3 | 0.3 | |
1995 (Bundestag) | CDU | SPD | FDP | Grüne | Linke | Sonstige | ||
Wähler | 75 | 129 | 36 | 23 | 16 | 18 | ||
Prozent25,3 | 43,4 | 12,1 | 7,7 | 5,4 | 6 | |||
2009 (Bundestag) | CDU | SPD | FDP | Grüne | Linke | Sonstige | ||
Prozent | 22,4 | 35,9 | 14,8 | 8,9 | 10,5 | 7,5 | ||
2013 (Bundestag) | CDU | SPD | FDP | Grüne | Linke | Sonstige | ||
Prozent | 31,3 | 36,3 | 5,8 | 6,7 | 8,3 | 11,7 | ||
SPD | CDU | FDP | Grüne | Linke | NPD/Rep. | FW | Sonst. | |
2006 Landtag | 62,5 | 15,9 | 8,8 | 1,6 | 4,0 | 3,2 | 1,2 | 6,8 |
2011 Landtag | 50,2 | 21,5 | 4,2 | 14,8 | 3,8 | --- | 1,3 | 4,2 |
0.8.Kirchen
Eine eigene Kirchengemeinde wurde erst wenige Jahre vor dem Ende des alten Reiches begründet. Vorher gehörte Grumbach zur Kirchengemeinde des 3 km südwestlich gelegenen Herren-Sulzbach. Hier befand sich die Mutterkirche der Gemeinde als Pfarrkirche auch der Bürger aus dem Tal, da der Ort keinen eigenen Kirchenbau besaß. Sie war ebenfalls Grablege der regierenden Familie. Die Rheingrafen sowie die Bediensteten des Schlosses besuchten den Gottesdienst in der Schlosskapelle, die für das Jahr 1584 erstmals erwähnt ist und 1663 nach einer erfolgten Renovierung nochmals feierlich geweiht wurde. Die Auswahl Grumbachs als Residenzsitz im Jahre 1574 machte einen eigenen Kirchenbau für die nun dauernd hier lebende Familie notwendig. Die Kapelle verfügte über einen Turm samt Turmuhr, eine Orgel war ebenfalls eingebaut. Für die Zeit des Mittelalters ist von einem eigentlichen Kapellenbau nicht auszugehen, sondern wir können einen geeigneten Raum des Wohngebäudes, der für gottesdienstliche Zwecke genutzt wurde (Erker?), annehmen. Offiziell trat die Rheingrafschaft 1555 zum lutherischen Bekenntnis über, das noch heute für die Kirchengemeinde grundlegend ist. Im Jahre 1762 wurde eine selbständige Kirchengemeinde begründet, ihr gehörten die Dörfer Merzweiler und Hausweiler an. Sie hat noch heute Bestand und umfasst ebenfalls die Gemeinden Hausweiler, Hoppstädten, Kappeln und Merzweiler. Laut einer 1808 vorgenommenen Volkszählung in den linksrheinischen Departements lebten in Grumbach damals 30 Juden. Einen eigenen Kirchenbau erhielt Grumbach in den Jahren 1836-38, der von dem St. Wendeler Baumeister Leonhard, in eigentümlicher Lage an Stelle des ehemaligen Schlosses den Ort bekrönend, erbaut wurde. Hier wurde zunächst noch die erhalten gebliebene Schlosskapelle genutzt, um später auf das frühere Hofratshaus, Oberstraße 31, auszuweichen. Möglich machte dies eine Dotation des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. auf Bitten der Rheingräfin Luise. Hintergrund soll der Aufenthalt der preußischen Königin Luise in ihrer Jugendzeit auf Grumbach gewesen sein. Eine Mitwirkung Schinkels an dem Gebäude, wie es in der Literatur häufiger verbreitet ist, ist leider nicht festzumachen, obwohl feststeht, dass der Plan von der Oberbaudeputation zu Berlin überarbeitet wurde. Die Kirchengemeinde gehört dem Kirchenkreis St. Wendel in der ev. Kirche des Rheinlandes an. Die katholischen Christen werden von der Gemeinde Offenbach mitbetreut. Ebenfalls befindet sich der Sitz einer Gemeinde der neuapostolischen Kirche im Ort.
0.9.Bevölkerung
Konkrete Angaben zur Bevölkerung für die Zeit vor der französischen Revolution sind nicht überliefert. Die im Mittelalter begründete Burg führte als wirtschaftlicher Faktor zu einer verstärkten Besiedlung des zugehörigen Tals. Aus einem geschlossenen Burgfrieden des Jahres 1385 geht hervor, daß die Burg von 13 Knechten bewacht wurde, was für eine solche Anlage eine relativ hohe Zahl darstellt. Die hier ebenfalls erwähnten Herbergen im Tal und die für das Spätmittelalter nachgewiesene Burgmannenpolitik des überwiegend auswärtigen niederen Adels lassen auf eine an die damaligen Verhältnisse angepasste Infrastruktur mit entsprechender Bevölkerungsentwicklung schließen. Doch vermochte auch die Stadterhebung keine über die oben skizzierten Grenzen sich ausdehnende Zunahme zu gewährleisten, die Leibeigenschaft wurde hier erst im Jahre 1708 aufgehoben. Einwirkungen des 30-jährigen-Krieges sind außer dem Pestjahr 1632 nicht festzustellen, aber die sich anschließende Réunionspolitik Frankreichs verhinderte einen bevölkerungsmäßigen Aufschwung, indem bis Mitte des 18. Jahrhunderts das Gebiet in militärische Auseinandersetzungen verwickelt war. Einfluss auf die Migration zu nehmen zeigt sich von landesherrlicher Seite durch Abgaben wie der Nachsteuer, eine Steuer auf Vermögen das ins Ausland mitgenommen werden sollte, oder auch im Wildfangstreit der mit der Kurpfalz geführt wurde, indem ins Land gekommene Fremde, die keinen nachfolgenden Herren hatten, als Leibeigene beansprucht wurden. Erst für die 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts läßt sich ein Anstieg der Bevölkerung festmachen, was auf administrative Maßnahmen zurückzuführen ist, indem nun konkret fiskalische Vorteile für Zuwanderer eingeführt wurden. Die soziale Differenzierung, die sich nicht zuletzt in der überkommenen Bausubstanz erhalten hat, indem der Ort schichtweise, demnach nicht nur topographisch, sondern auch gesellschaftspolitisch aufgeteilt war, wurde oben bereits beschrieben. Das Festhalten als Verwaltungsmittelpunkt sicherte dem Ort auch über das Ende des alten Reiches hinaus eine nahezu konstante Einwohnerschaft, obgleich die Auswanderung zur Zeit des Pauperismus auch hier ihre Spuren hinterließ, die ihren Höhepunkt in den Jahren 1846-50 mit 63 Auswanderern hatte. Die Einwohner des Jahres 1928 waren konfessionell in 547 Protestanten, 20 Katholiken und 9 Israeliten gegliedert. Die große Migrationswelle nach dem II. Weltkrieg war auch hier im Ort zu verspüren.
0.10.Einwohnerzahlen
1815 | 1843 | 1871 | 1905 | 1928 | 1939 | 1950 | 1963 | 1970 | 2001 | 2007 |
376 | 558 | 493 | 584 | 576 | 552 | 641 | 596 | 545 | 615 | 513 |
Schulen
Eine Schulordnung ist aus rheingräflicher Zeit für das Jahr 1598 überliefert, jedoch scheint der Ort über kein eigenes Schulgebäude verfügt zu haben. Es wird berichtet, daß die Kinder die Schule in Herren-Sulzbach zu besuchen hatten. Dies änderte sich im Laufe des 18. Jahrhunderts, als durch ein angebliches Vermächtnis der französischen Sprachlehrerin Gilbret am Hofe die Gemeinde in den Stand versetzt wurde, ein solches zu installieren. Es befand sich in dem heute als Privathaus genutzten Gebäude Oberstraße 21. Dieses besuchten ebenfalls die Kinder aus Hausweiler. Nach der Versteigerung der von den Rheingrafen übernommenen Güter durch die Franzosen wurde der Schulunterricht in das übrigens noch heute sich im Besitz der Gemeinde befindliche ehemalige Hofratshaus, Oberstraße 31, verlegt. Hier wurde im Jahre 1819 eine Kantonsbibliothek begründet, die vom jeweiligen Leiter der Schule zu führen war und auch eine spezielle Lehrerbibliothek enthielt. Im Jahre 1848 befanden sich in ihr immerhin 364 Titel in insgesamt 987 Bänden. In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts bestanden 2 Klassen für sämtliche Jahrgangsstufen. Im Jahre 1958 zog die damals noch konfessionell bestimmte evangelische Volksschule in das neu errichtete Gebäude am nördlichen Ortsrand um, bis sie mit der Schulreform des Jahres 1966 in eine Grundschule umgewandelt wurde. Diese bestand als Grundschule Grumbach-Hoppstadten fort und wurde 2010 geschlossen. In den 1980er Jahren wurde eine Schulturnhalle errichtet, die ebenfalls von Vereinen genutzt werden kann. Heute besuchen Grund- und Hauptschüler die entsprechenden Schulen in Lauterecken.
0.11.Volksfeste, kulturelle Einrichtungen und Vereinswesen
Am letzten Sonntag im August des Jahres 1838 wurde die neu erbaute Kirche feierlich eingeweiht, und als Erinnerung daran wird in jedem Jahr an diesem Wochenende die 3-tägige Kirchweih gefeiert. Seit mehreren Jahren hat sich am zweiten Adventssonntag ein Weihnachtsmarkt etabliert, der sich größerer Beliebtheit auch im Umland erfreut, was wohl nicht zuletzt am Ambiente des Marktes liegt, indem dieser unterirdisch in den riesigen erhaltenen Kellern des Schlosses abgehalten wird. Träger dieser Veranstaltungen sind Gemeinde und Vereinsgemeinschaft, in der sich mehrere Vereine zusammengeschlossen haben. Auf eine lange Tradition kann die freiwillige Feuerwehr des Ortes zurückblicken, in dem in einer wild- und rheingräflichen Feuerverordnung des Jahres 1758 auf eine solche, wenngleich nicht freiwillige, Institution hingewiesen wird, die schon damals überörtliche Bedeutung hatte. Diese wurde bis zum Jahre 1972 als Amtsfeuerwehr Grumbach/Glan fortgeführt um im Zuge der Verwaltungsreform die Aufgaben an die heutige Stützpunktwehr in Lauterecken abzutreten. Die Ortswehr ist noch heute Schwerpunkt für die Gemeinden Herren-Sulzbach, Homberg, Unterjeckenbach und Langweiler. Dem Löschzug schloss sich im Jahre 1926 ein Musikzug der freiwilligen Feuerwehr an, der besonders in den 80er Jahren Erfolge verbuchen konnte, indem die Goldmedaille im Wertungsspielen in Hannover gewonnen wurde. Zu damaliger Zeit bildete der Musikzug zusammen mit Alzey das Landesmusikkorps der Feuerwehren von Rheinland-Pfalz. Ebenfalls auf eine lange Tradition kann der Gesangverein Grumbach zurückblicken, dessen Gründungsdatum für Januar 1845 überliefert ist. Der damals reine Männerverein und heutige gemischte Chor stellt somit einen der ältesten Vereine dieser Art für die Pfalz dar. Einige Jahre später, 1860, gründete sich der Turnverein Grumbach, was ebenfalls für den Verein ein stattliches Alter darstellt. Herausragendstes Ereignis in der Vereinsgeschichte stellt der Bau der ehemaligen Turnhalle, heute das Bürgerhaus, unter den Linden dar. Der imposante Fachwerkbau, ursprünglich ein französisches Offizierskasino in Landau und von dort durch den Verein herangeschafft, konnte Pfingsten 1932 eingeweiht werden. Erwähnenswert ist die Anlage des Sportgeländes Rötelsbusch 1961-68, dem sich heute ein geräumiges Sportlerheim anschließt. Auf eine noch längere, jedoch nicht kontinuierliche Tradition kann die öffentliche. ev. Bücherei im alten Pfarrhaus des Ortes zurückblicken, die eine große Resonanz zu verzeichnen hat. Indem eine Vorgängerin bereits 1819 gegründet wurde, hat sich das Lektüreinteresse durch die immer wieder ins Leben gerufenen Gemeinde- und Schulbüchereien gezeigt, heute von der Kirchengemeinde organisiert.
0.12.Gesundheits- und Sozialwesen
Von dem einst blühenden Gesundheitswesen konnte nur noch eine Praxis für Allgemeinmedizin am Ort erhalten werden. Andere Institutionen wie Zahnarzt, Tierarzt, Gemeindeschwester, Apotheke wurden nach und nach aufgelöst, ebenso wie die Betriebskrankenkasse des ehemaligen Steinbruchbetriebes Holzer. Der Kindergarten bekam 1977 durch die Kirchengemeinde einen Neubau, um, mittlerweile von der politischen Gemeinde getragen, als Kinderhaus eine überörtliche Bedeutung erlangt zu haben. Ein Freibad besaß die Gemeinde bereits in den Jahren vor dem 2. Weltkrieg, indem Metzgermeister Fuchs 1927 das Gelände des nun nicht mehr benötigten Eisweihers, gespeist durch den Hettengraben, der Gemeinde zur Verfügung stellte. An diese Tradition knüpfte man in den 60er Jahren an und baute das Warmfreibad Rüllberg, an der Trasse der hier neu eingerichteten B 270 gelegen.
Wirtschaft und Verkehr
Wirtschaft
Wirtschaftliche Aspekte waren es letztendlich, die für die Besiedlung zu Füßen der Burg verantwortlich waren und den Ort vom zugehörigen vorwiegend landwirtschaftlich strukturierten Umland abhoben, wobei aber auf jeden Fall ein im weitesten Sinne ackerbürgerlicher Charakter überwog. Der Begriff soll hier nicht in seinem klassischen Sinne verstanden werden, da von einer bürgerlichen Autonomie nicht die Rede sein kann. Die Zentralisation der Verwaltung sorgte für eine entsprechende Infrastruktur, 1385 ist von Herbergen im Tal und "wohlfeilem" Einkauf der Pfandherren der Burg die Rede. Die Stadterhebung 1330 brachte keinen erkennbaren Aufschwung der Siedlung, sie dümpelte durch die Jahrhunderte vor sich hin. Eine Änderung brachte auch hier die Begründung der Residenz, doch die kurz darauf folgenden jahrzehntelangen Kriegswirren verhinderten eine wirtschaftliche Entwicklung. 1613 wurde ein Wochenmarkt, 1614 ein Jahrmarkt eingesetzt, von welchem aber erst 1689 wieder die Rede ist, im gleichen Jahr werden 4 Juden im Tal erwähnt, die eine besondere Immunität, auch was Handelssachen anbelangte, genossen. Die katastrophalen wirtschaftlichen Verhältnisse im Ort veranlassten die Herrschaft 1708 zu unterstützenden Maßnahmen, die tatsächlich in den folgenden Jahrzehnten zu greifen begannen. Für die zweite Hälfte dieses Jahrhunderts lässt sich eine wirtschaftliche Prosperität verzeichnen, die sich in einer für eine so kleine Ortschaft unwahrscheinlich hohen Differenzierung der Berufsbilder ausdrückt, so dass sogar so spezialisierte Berufe wie Perückenmacher, Goldschmied und Buchbinder zu verzeichnen sind. Der beginnende Prozess der Konsolidierung der Rheingrafschaft (Erbschaft des Amtes Dhronecken, Erbe der Herrschaft Dhaun, Übernahme der Herrschaft Rheingrafenstein) wurde durch die Folgen der französischen Revolution beendet. Die sachsen-coburgische Periode brachte dem Ort mindestens einen Stillstand, indem die notwendigen Investitionen im Fürstentum Lichtenberg ausblieben. Die Übernahme durch Preußen beendete die Zeit der Stagnation. Doch blieb Grumbach in erster Linie Verwaltungsmittelpunkt, zu größeren Betrieben, wie z.B. im zum Amt gehörigen Offenbach kam es hier nicht. Landwirtschaft, Handwerk, Kleinhandel prägten neben Dienstleistungsgewerbe und der Beamtenschaft ein relativ reges Geschäftsleben der Ortschaft, so daß wir um die Mitte des 20. Jahrhunderts von etwa 50 Geschäften jeglicher Art ausgehen können. Der auf der Gemarkung befindliche Steinbruch entwickelte sich zum größten Arbeitgeber mit regionaler Bedeutung, indem zeitweise bis zu 180 Beschäftigte hier arbeiteten. Doch fielen auch mehrere Dienststellen weg, so 1930 das Zollamt, 1937 das Katasteramt, 1952 Amtsgericht und Notariat. Die voranschreitende Mobilisierung brachte auch für Grumbach die typische Pendlersituation, indem zeitgleich die Bedeutung der Landwirtschaft zunächst über Nebenerwerbsbetriebe bis zur Schließung sank. Lediglich auf dem Windhof befinden sich heute noch 2 Vollerwerbsbetriebe, von denen einer auch Ferien auf dem Bauernhof anbietet, was rege in Anspruch genommen wird. Handel und Handwerk erlebten indessen mit der Auflösung des Amtes und der dadurch bedingten Verlegung der Verwaltung zugunsten des nahe gelegenen und wirtschaftlich stärkeren Lauterecken ihr Ende. Grumbach entwickelte sich in den letzten 30 Jahren zur reinen Wohngemeinde, wobei selbst Grundhandwerke wie Bäcker und Metzger verschwunden sind.
Verkehr
Bedeutsam für die verkehrspolitische Situation ist die für die Römerzeit schon nachgewiesene Straße auf der Höhe nördlich der Ortschaft. An dieser Situation änderte sich im Mittelalter und bis in die 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts nichts, indem erst jetzt aktive Straßenbaupolitik durch die Landesherren betrieben wurde. Es wurden die altüberkommenen Wege und Pfade noch lange Zeit genutzt, der Fahrweg nach Hausweiler, der Sonnhofweg nach Kappeln und zur Römerstraße weiter nach Meisenheim, der Schlossbergweg nach Merzweiler und Langweiler, der Pfaffensteg nach Sulzbach und der Hettengraben nach Buborn. Eine verkehrspolitisch bedeutsame Maßnahme stellte der Ausbau der Straße nach Lauterecken dar, der die jahrhundertealte serpentinenmäßige Straßenführung von Unter- und Oberstraße aufhob und wodurch letztere zur "Hauptstraße" aufgewertet wurde. Eine Bestandsaufnahme anlässlich der Übernahme durch Coburg 1816 bestätigte den schlechten Straßenzustand im Canton Grumbach. Es bestand eine Hauptverkehrsstraße längs des späteren Fürstentums von St. Wendel nach Grumbach, die hier immer noch die Trasse der ehemaligen Römerstraße nutzte und in der Straße Am Schlossberg den Ort erreichte. 1836 verkehrte hier eine Botenpost 3x wöchentlich zwischen Baumholder und Grumbach montags, mittwochs und freitags. Erst zu preußischer Zeit, zwischen 1840 und 1855, wurde die noch heute so verlaufende Chaussee nach Langweiler eingerichtet. Der Zustand der Verbindung von Glan- und Nahetal, welche durch den Ort führte, war zu damaliger Zeit dürftig und der Ausbau der heutigen B 270 erfolgte erst nach dem 2. Weltkrieg. Die zunehmende Motorisierung machte eine Verlegung dieser Straße, die bis zu Beginn der 1960er Jahre noch den Ort durchlief und zum Teil zu katastrophalen Verhältnissen in der engen Straße führte, notwendig; die Umgehung erstreckt sich heute längs des Talgrundes. Einen Bahnhof erhielt der Ort in der 3 km entfernten Station Lauterecken - Grumbach der am 1. Mai 1904 eingeweihten Glantalbahn, nicht zuletzt für den Einsatz zur Ermöglichung des Baues der zwischen Bayern und Preußen umstrittenen Strecke.
0.13.Persönlichkeiten
Medicus, Friedrich Casimir (*1736 in Grumbach †1808 in Mannheim)
Botaniker. Der Sohn des wild- und rheingräflichen Regierungsbeamten Christian Walrad Medicus studierte zunächst Medizin in Tübingen und Heidelberg und wurde Arzt. Durch seine botanischen Studien erfolgte eine Berufung an die Akademie der Wissenschaften nach Mannheim, wo er unter anderem am Aufbau des botanischen Gartens beteiligt war, ebenso wie an der Gründung der Kameralschule in Kaiserslautern.
Karl August, Wild- und Rheingraf (*1742 in Grumbach † 1800 Philippsburg)
Feldmarschall-Lieutnant. Er war eines der 17 (!) Kinder des regierenden Rheingrafen Karl Walrad Wilhelm und in späteren Jahren befehligte er die Truppen des fränkischen Reichskreises. Aus dieser Position heraus wurde er Kommandant und letzter Verteidiger der Festung Philippsburg, der sich auch die Achtung der gegnerischen Franzosen erworben hatte. Bei der Beschießung der Festung half er Leben und Eigentum der Bürger zu schützen und verschaffte ihnen zusätzlich 100 000 Gulden zum Wiederaufbau der Wohnungen. Zur Erinnerung an ihn befindet sich auf dem Friedhof eine Steinpyramide und es existiert noch heute ein Club "Graf von Salm".
Boden, Dr. Wilhelm (*1890 in Grumbach †1961 Birnbach)
Ministerpräsident. Der Vater Constantin war Notar in Grumbach, bevor die Familie 1894 nach Trier verzog. Er studierte Rechts- und Sozialwissenschaften in Bonn und Berlin und promovierte 1912. Der Zentrumspolitiker war ab 1919 Landrat im Kreis Altenkirchen, wurde aber 1933 von den Nazis entfernt. Nachdem er zu Kriegsende diese Stelle wieder besetzte, erfolgte der Aufstieg als Regierungspräsident von Koblenz 1945 zum Oberregierungspräsidenten von Rheinland-Hessen-Nassau. Am 1. Dez. 1946 wurde er zum ersten Ministerpräsidenten des Landes Rheinland-Pfalz berufen. Jedoch veranlassten vordergründig Koalitionsschwierigkeiten ihn am 7. Juli 1947 zum Rücktritt, um das Amt des Präsidenten der Landeszentralbank bis 1959 zu übernehmen.
Eckel, Dr. Paul (*1900 in Grumbach † 1971 in Hannover)
Präsident des Weltärztebundes. Nach dem Medizinstudium in Heidelberg erfolgte 1925 die Approbation als Arzt, um sich als Facharzt für Röntgenologie und Strahlenheilkunde in Berlin weiterzubilden. Neben verschiedenen anderen Tätigkeiten wurde er 1955 in den Vorstand der Bundesärztekammer berufen, um 1959 deren Vizepräsident zu werden. 1960/61 war er Präsident des Weltärztebundes und hatte als solcher den Weltärtzetag in Berlin zu leiten.
Massing, Prof. Dr. Paul W. (*1902 in Grumbach † 1979 in Tübingen)
Soziologe. Paul W. Massing war als einziger Nichtjude im engeren Kreis der sog. Frankfurter Schule tätig, die als Wissenschaftlergruppe unter Federführung von Adorno und Horkheimer im amerikanischen Exil ganze Soziologengenerationen prägen sollte. Nach dem Studium der Nationalökonomie und Politologie in Frankfurt erwarb er 1927 seinen Doktor. Hier knüpfte er auch Kontakte zum Institut für Sozialforschung, die für sein späteres Leben prägend sein sollten. Von den Nazis anfangs im KZ inhaftiert, emigrierte er über Frankreich in die USA. Dort wurde er als Ordinarius an die Rutgers Universität in New Jersey berufen. Nach seiner Emeritierung kehrte er nach Grumbach zurück, eine geplante Studie über das Verhalten der Bürger des Ortes zum Naziregime konnte leider nicht mehr vollendet werden.
0.14.Zeittafel
1243 | Ersterwähnung |
bis 1258 | Wildgrafschaft |
1258-1350 | Wildgrafschaft Dhaun |
1330 | Stadtrechte |
1350-1574 | Wild- und Rheingrafschaft Dhaun |
1385-1798 | Amt Grumbach |
1574-1798 | Wild- und Rheingrafschaft Grumbach |
1798-1814 | Canton Grumbach, Departement de la Sarre, Frankreich |
1814-1816 | Österr. u. Bayer. Landesadministrationskommission |
1816 | Preußen |
1816-1834 | Sachsen-Coburg-Saalfeld: Fürstentum Lichtenberg |
1834-1920 | Kreis St. Wendel, Reg.-Bez. Trier, preuß. Rheinrrovinz |
1920-1937 | Restkreis St. Wendel/Baumholder |
1937-1971 | Kreis Birkenfeld |
seit 1972 | Verbandsgemeinde Lauterecken, Kreis Kusel |
0.15.Nachweise
Verfasser: Thomas Hein
Redaktionelle Bearbeitung: Ernst Schworm
Literatur:
- Karsch, Otto: Geschichte des Amtes Grumbach. Mitteilungen des Vereins für Heimatkunde im Landkreis Birkenfeld, Sonderheft 3, 1959.
- Karsch, Otto: Die Gemeinden des Amtes Grumbach in alter Zeit, in: Westricher Heimatblätter Jg. 3, Kusel 1972, S. 5-16.
- Karsch, Otto: Wappenbeschreibung [der Dörfer im ehemaligen Amt Grumbach], in: Westricher Heimatblätter Jg. 3, Kusel 1972, S. 17-22.
- Karsch, Otto: Vom Nahegau bis zur Herrschaft Grumbach, in: Westricher Heimatblätter Jg. 3, Kusel 1972, S. 23-26.
- Karsch, Otto: Die Wild- und Rheingrafen in der Herrschaft Grumbach, in: Westricher Heimatblätter Jg. 3, Kusel 1972, S. 27-30.
- Karsch, Otto: Die Bürgermeister des Amtes Grumbach von 1798 bis heute, in: Westricher Heimatblätter Jg. 3, Kusel 1972, S. 5-16.
- Hein, Thomas O.: Logement und Neuenbau. Zur Topographie der kleinen Residenz Grumbach besonders im 17. und 18. Jahrhundert, in: Westricher Heimatblätter Jg. 32, Kusel 2000, S. 4-38.
- Ortsgemeinde Grumbach (Hrsg.): Kleine Geschichte des Ortes Grumbach, Grumbach 2008, Buch zum Ortsjubiläum mit Beiträgen von Thomas Beuke, Markus Christian, Thomas Hein, Dieter Zenglein, Dieter Prinz, Dr. Gerhard Müller, Helmut Kreischer, Thomas Remme. [Weitere Beiträge zum Ortsjubiläum 2008 in: Westricher Heimatblätter Jg. 39, Kusel 2008 von Thomas Hein, Thomas Beuke und Helmut Kreischer]
- Zenglein, Dieter: Streifzüge durch die Grumbacher Geschichte, in: Westricher Heimatblätter Jg. 40, Kusel 2009, S. 52-67.