Trahweiler
0.1.Allgemeine Angaben
Ortsteil der Ortsgemeinde Henschtal in der Verbandsgemeinde Glan-Münchweiler
Weiterer Ortsteil: Haschbach am Glan
Einwohner (1961): 263
Neuere Zahlen unter Henschtal
Weiterer Wohnplatz: Sangerhof
0.2.Lage
Der Ortsteil Trahweiler erstreckt sich entlang einer Straße, die parallel zum Henschbach verläuft, und in einem Seitental des Henschbachs, wobei die Talsohle wenig mehr als 240 Meter über NN liegt, die höher gelegen Häuser in einer Höhenlage von etwa 250 Metern über NN stehen. Das Gelände steigt nach Norden hin steil an und erreicht beim Sangerhof eine Höhe von 478 Metern über NN. Die verhältnismäßig kleine Gemarkung ist umgeben, außer von der früheren eigenständigen Gemarkung des Ortsteils Haschbach, von den Gemarkungen der Orte Quirnbach im Osten und im Norden, Wahnwegen im Nordwesten und Steinbach im Westen. Vor allem der Grenzbereich nach Wahnwegen hin ist bewaldet. Westlich von Trahweiler, bereits auf der Gemarkung von Steinbach, mündet der Hodenbach in den Hengsbach. Das Hodenbachtal, das im nördlichen Verlauf des Baches auch die Gemarkung von Trahweiler berührt, gilt als ein beliebtes Erholungsgebiet.
0.3.Siedlung und Wohnung
Die ursprüngliche Besiedlung des Ortes erstreckte sich entlang der Talstraße, heute noch zu erkennen an den einfachen Westricher Bauernhäusern, die zumeist im 19. Jahrhundert erbaut wurden. Neuere Bebauung finden wir in den Verlängerungen dieser Straße und an zwei nach Norden hin abzweigenden Seitenstraßen. Der Friedhof liegt im Westen des Ortes.
0.4.Wüstungen
Die Lage des ehemaligen Dorfes Frensweiler wurde nach der früheren Literatur in der Gemarkung von Trahweiler gesucht. Frensweiler lag wahrscheinlich in der Gemarkung von Steinbach am Glan (s. d.).
0.5.Name
Der Name Trahweiler geht auf das Grundwort Weiler und auf das Bestimmungswort Trago oder Drago zurück. Demnach ist Trahweiler aus dem Weiler eines Mannes mit Namen Trago hervorgegangen. Zum ersten Mal wurde der Ort in heute noch erhaltenen Urkunden "Tragewylre" genannt (1446). Weitere Nennungen u. a.: "Tragewillr" (1458 und 1460), Trawiler (1480), Trahweiler, (1824). (Vgl. Dolch/Greule S. 460).
0.6.Wappen
Heute gültiges Wappen ist das Wappen der Ortsgemeinde Henschtal. Vor der Vereinigung der beiden Dörfer Trahweiler und Haschbach führte Trahweiler kein eigenes Wappen.
0.7.Abriss der Ortsgeschichte
0.7.1.Vor- und Frühgeschichte
Die Gegend um Trahweiler war in vorgeschichtlicher Zeit und in der Römerzeit bewohnt, bezeugt durch viele Grabhügel in den Gemarkungen der Nachbargemeinden und durch gallo-römische Funde in der Umgebung.
0.7.2.Mittelalter
Trahweiler könnte im 12. Jahrhundert entstanden sein. Aber eine frühere Entstehung ist durchaus möglich. Sicher ist, dass der Ort innerhalb des so genannten Remigiuslandes lag, wodurch seine spätere Geschichte bestimmt wurde. Die älteste aus dem Mittelalter erhalten gebliebene Urkunde von 1446 ging durch Kriegseinwirkung verloren. Aus der Urkunde von 1458, einem Zinsbuch, geht hervor, dass Trahweiler dem Kloster Remigiusberg zinspflichtig war und welche Abgaben an Geld und Naturalien "Tragewillr" zusammen mit Quirnbach und Frutzweiler zu leisten hatte. Folgende Ereignisse aus der vorangegangenen Zeit sind zu erwähnen: Begründung der Grafschaft Veldenz unter Graf Gerlach I. im Jahr 1112, Geschichtsabläufe der älteren und der jüngeren Linie Veldenz, Begründung der neuen Pfalzgrafschaft Zweibrücken durch den Pfalzgrafen Stephan (1444). Diese neue Pfalzgrafschaft entstand aus kurpfälzischem Eigenbesitz, der Grafschaft Veldenz im Besitz der Gemahlin Anna und aus der verpfändeten Grafschaft Zweibrücken. Diese Grafschaft Zweibrücken konnte Pfalzgraf Stephan auslösen und nach ihr benannte er das neue Fürstentum. Schon vor Trahweiler wurde die Wüstung Frensweiler in Urkunden erwähnt. 1313 erscheint ein Conrad von Vrodenswilre im Kopialbuch der Mauchenheimer, 1456 dann ein Clais von Frynswilr im Weistum von Glan-Münchweiler.
0.7.3.Neuzeit
Die Pfalzgrafen (Herzöge) von Zweibrücken führten um 1537 in ihrer Pfalzgrafschaft die Reformation nach Martin Luther ein, und 1588 zwang Pfalzgraf (Herzog) Johannes I. seine Untertanen, zu dem reformierten Glauben nach des Lehre des Johannes Calvin überzutreten. 1609 lebten nach dem Kirchenvisitationsprotokoll von Baumholder in Trahweiler 50 Menschen in zehn Familien. Der 30-jährige Krieg und die Kriege des französischen Königs Ludwig XIV. forderten große Opfer, und zeitweise wird das Dorf fast menschenleer gewesen sein. Durch Zuwanderungen stiegen die Einwohnerzahlen wieder an, und ab dem 18. Jahrhundert kam es wieder zu Auswanderungen. Als im Zuge der Französischen Revolution das linksrheinische Deutschland vorübergehend zu Frankreich gehörte, lag Trahweiler innerhalb der Mairie Quirnbach im Canton Kusel des Arrondissements Birkenfeld und im Département de la Sarre (Saar) mit der Hauptstadt Trier. In der nachfolgenden Epoche des Königreichs Bayern ab 1817 gehörte das Dorf zu der Bürgermeisterei Quirnbach des Kantons Kusel, wobei Kusel zugleich Sitz des Landkommissariats war (später Bezirk, dann Landkreis). Einschneidende Veränderungen ergaben sich erst während des 20. Jahrhunderts. Durch die Territorial- und Verwaltungsreform von 1968 wurde Trahweiler mit dem Nachbarort Haschbach zu der neuen Ortsgemeinde Henschtal vereinigt. Seit 1972 gehört Henschtal zur Verbandsgemeinde Glan-Münchweiler.
0.8.Wahlergebnisse aus der Zeit der Weimarer Republik (in Prozent), neuere Ergebnisse s. Henschtal
SPD | KPD | Zentr./BVP | DNVP | DVP | NSDAP | Bauernp. | |
RT Sept. 1924 | 20,6 | 22,1 | 10,3 | 47,1 | --- | --- | --- |
RT Mai 1928 | 7,9 | 43,4 | 9,2 | --- | 9,2 | --- | 30,3 |
RT Sept. 1930 | 7,1 | 38,1 | 9,5 | 5,5 | 1,2 | --- | 41,7 |
RT März 1933 | 5,4 | 36,0 | 0.2 | --- | --- | 51,3 | --- |
0.9.Zeittafel
vor Chr. | Besiedlung der Landschaft in der späten Junggsteinzeit, Funde aus der Römerzeit in den Nachbarorten. |
12. Jhd. | Wahrscheinliche Entsteheung der Siedlungen Trahweiler und Frensweiler (Wüstung seit dem späten Mittelalter). |
1112 | Begründung der Grafschaft Veldenz durch Graf Gerlach I: |
1313 | Erwähnung eines Conrad von Vrodenswilre (Frensweiler) im Kopialbuch der Mauchenheimer |
1444 | Pfalzgrafschaft (Herzogtum) Zweibrücken |
1446 | Ersterwähnung von Trahweiler in einer verloren gegangenen Urkunde |
1456 | Erwähnung eines Clais von Frynswilr (Frensweiler) im Weistum von Glan-Münchweiler |
1458 | Trahweiler im Zinsbuch des Klosters Remigiusberg erwähnt |
1801 | Trahweiler während der Französischen Revolution und in der Napoleonszeit im Département Saar, Arrondissement Birkenfeld, Canton Kusel, Mairie Quirnbach |
1817 | Bayerischer Rheinkreis, Landkommissariat und Kanton Kusel, Bürgermeisterei Quirnbach |
1946 | Land Rheinland-Pfalz |
1968 | Zusammenschluss mit Haschbach am Glan zur Ortsgemeinde Henschtal in der Verbandsgemeinde Glan-Münchweiler, Landkries Kusel |
1972 | Henschtal erhält Bronzeplakette in der Sonderklasse des Wettbewerbs "UnserDorf soll schöner werden" |
0.10.Einwohnerzahlen
1609 | 1825 | 1835 | 1871 | 1905 | 1939 | 1961 | |
gesamt | 50 | 164 | 220 | 174 | 182 | 232 | 263 |
katholisch | 26 | 22 | |||||
evangelisch | 50 | 138 | 240 |
0.11.Schule, Kultur, Vereinswesen
0.11.1.Schule
Erste Ansätze zur Einrichtung einer Schule im frühen 17. Jahrhundert konnten vor allem durch die Schreckensereignisse des 30-jährigen Krieges nicht verwirklicht werden, und erst im Verlauf des 18. Jahrhunderts erhalten wir neue Nachrichten über das Schulwesen in Trahweiler. So heißt es, dass die Kinder oft dem Unterricht fern blieben, da sie bei der Feldarbeit mithelfen mussten. Offensichtlich gab es am Ort selbst keine Schule, und die Kinder gingen nach Quirnbach zum Unterricht. In der bayerischen Zeit ab 1816 forderte die königliche Regierung die Einrichtung einer gemeinsamen Schule für Trahweiler und Haschbach. So heißt es in einem Bericht der Kreisregierung Speyer aus dem Jahr 1822: "Wenn auch schon beide Orte durch den Bach in zwei Landkommissariate und in zwei Kantone getrennt sind, so hindert dieses den gemeinsamen Schulverband keineswegs, und Trahweiler erhält durch die Trennung von Quirnbach eben die Vortheile, wie Haschbach die Trennung von Münchweiler." Die Bewohner der beiden Dörfer teilten diese Auffassung der Kreisregierung Speyer zunächst nicht, vor allem nicht die Bewohner von Trahweiler. Dort argumentierten die Gemeinderäte, man habe sich schon an der Finanzierung des Schulsaales von Quirnbach beteiligt, und nun sollten unnötigerweise neue Kosten entstehen. Der Gemeinderat von Haschbach wollte dem Nachbardorf entgegenkommen. Trahweiler sollte bei größerer Einwohnerzahl nur ein Drittel der Kosten für ein neues Schulhaus zahlen, und für jedes Kind hätten die Eltern pro Jahr einen Gulden aufzubringen, während sich doch das Schulgeld in Quirnbach auf 32 Batzen (fast zwei Gulden) beliefe. So kam es zwar 1828 zum Bau eines Schulhauses in Haschbach, doch wegen der Unzufriedenheit über die Finanzierung des Schulwesens hatte es noch keine Einigung gegeben. Es war auch noch kein Schulverband gegründet worden, und es schien keine Rolle zu spielen, dass den Kindern aus Trahweiler statt des Schulweges nach Quirnbach auch gleich über dem Bach die Möglichkeit zur Teilnahme am Unterricht geboten wurde. 1829 wollte die Regierung eine Bildung des Schulverbandes erzwingen. Trahweiler erhob Einspruch, wünschte nun den Bau eines eigenen Schulhauses und wurde in diesem Bestreben durch die Bürgermeisterei Quirnbach unterstützt. Das Gegenargument der Regierung lautete: "Die Gemeinde Trahweiler ist viel zu gering, ein eigenes Schulhaus zu bauen und einen eigenen Lehrer zu dotieren". Das Landcommissariat Kusel schloss sich dieser Auffassung an, machte seinen Einfluss geltend und konnte 1832 melden: "Die Gemeinde Trahweiler ist endlich von dem Vorhaben, ein eigenes Schulhaus zu bauen, abgestanden." Gleichzeitig verfügte die Kreisregierung die Gründung eines Schulverbandes mit Haschbach. Doch die Differenzen zwischen beiden Dörfern um ihre Schule gingen damit nicht zu Ende. In der Folgezeit wurde immer wieder darüber diskutiert, auf welche Weise die Schulgelder aufzubringen seien, ob nach dem Steuereinkommen (Haschbach) oder nach der Anzahl der Schüler (Trahweiler). Dabei besuchten aus dem kleineren Haschbach in manchen Jahren genau so viele Schüler den Unterricht wie aus Trahweiler:
1845 1846 1847 1848 1849 1850 1851 1852 1853 1854
Trahw. 44 44 46 43 38 37 32 32 31 33
Haschb. 40 38 39 36 36 37 33 32 28 27
Das Schulhaus von 1828 wies gegen Ende des Jahrhunderts erhebliche Schäden auf und entsprach auch sonst den Anforderungen nicht mehr. So kam es 1874 zu einem Schulhausneubau mit einer Lehrerwohnung im Erdgeschoss und einem Klassenraum im Obergeschoss. Die Kosten betrugen 20.336,92 Mark, wovon die Gemeinde Trahweiler 12.140,30 Mark übernahm, die Gemeinde Haschbach 8.196,62 Mark. 1939 reichte der eine Klassenraum nicht mehr aus, und durch einen Umbau wurde die Lehrerwohnung in ein zweites Klassenzimmer umgewandelt. Die örtliche Schule musste im Zuge der Umstrukturierung des Schulwesens 1970 geschlossen werden. Grund- und Hauptschüler werden seitdem in Glan-Münchweiler unterrichtet. Nahe gelegene Gymnasien sind die in Kusel und in Landstuhl. Universitätsstädte im weiteren Umkreis sind Kaiserslautern, Saarbrücken, Trier und Mainz. (Akten zur Schulgeschichte 19. Jhd. LA Speyer Best. H 38 Nr. 1218)
0.11.2.Kultur und Brauchtum
Kultur: Durch die Umstrukturierung der Bevölkerung und durch die Förderung des Fremdenverkehrs erhielt auch das kulturelle Leben neue Impulse. Als Hauptkulturträger sind die örtlichen Vereine anzusehen.
Brauchtum: Die Ortsgemeinde Henschtal feiert heute mit den Ortsteilen Trahweiler und Haschbach eine gemeinsame Kirmes am 2. Wochenende im Oktober. Auch vor der Vereinigung zur gemeinsamen Ortsgemeinde feierten die Dörfer ihre Kirmes an diesem Termin. Altes Brauchtum ist in beiden Ortsteilen noch lebendig, z. B. der Pfingstquack.
0.11.3.Vereinswesen
Das Vereinswesen bezieht sich heute im Gegensatz zu früher weitgehend auf beide Ortsteile. Es bestehen u. a. ein Gesangverein, ein Schützenverein, ein Spielmannszug, der Landfrauenverein, der Pensionärverein, ein SPD Ortsverein, ein Imkerverein, ein Motorsportverein.
0.12.Gesundheits- und Sozialwesen
Im Krankheitsfall suchen die Bewohner von Henschtal Allgemeinärzte und Zahnärzte in Glan-Münchweiler und in Kusel auf. Für häusliche Pflegefälle ist u. a. die Sozialstation in Brücken zuständig. Nächste Krankenanstalten sind die Abteilungen Kusel und Kaiserslautern des Westpfalzklinikums, das Krankenhaus in Landstuhl und die Universitätsklinik Homburg.
0.12.1.Wirtschaft und Verkehr
Neben Landwirten lebten Handwerker im Dorf, seit dem frühen 20. Jahrhundert auch Bergarbeiter und Fabrikarbeiter, Angestellte und Beamte. Die Berufszweige außerhalb der Landwirtschaft gewannen immer größere Bedeutung. Heute bietet der Ort selbst nur geringe Möglichkeiten zum Broterwerb. Auch das Geschäftsleben ist auf beide Ortsteile vereinigt. Chancen bestehen für den Fremdenverkehr, der in Zukunft noch stärker ausgebaut werden könnte.
Parallel zum Henschbach auf der rechten Seite des Baches durch den Ortsteil Haschbach verläuft die B 434, die von Altenglan über Glan-Münchweiler und Homburg bis zur französischen Grenze führt. Die Auffahrt zur Autobahn A 62 bei Glan-Münchweiler liegt etwa fünf Kilometer weit entfernt. Zum Bahnhof Glan-Münchweiler an der Eisenbahnstrecke Kusel-Landstuhl-Kaiserslautern sind es etwa drei Kilometer.
0.13.Nachweise
Verfasser: Ernst Schworm
Redaktionelle Bearbeitung: Ernst Schworm
Literatur:
- Fabricius, Wilhelm: Die Grafschaft Veldenz, in: Mitteilungen des Hist. Vereins d. Pfalz 33 (1913), S. 1-91.
- Kleinschmidt, Karl: Dorfverschönerung des Landkreises im Jahre 1972, in: Westrichkalender Kusel 1973, S. 24-28.
- Nierhaus, Willi: Ein Wappenvorschlag für die Gemeinde Henschtal, in: Westrichkalender Kusel 1972, S. 113-115.
- N. N.: Kleine Dorfchronik der Gemeinde Henschtal, in: Westrichkalender Kusel 1974, S. 107-109.