Katzenelnbogen im Rhein-Lahn-Kreis

Geschichte von Katzenelnbogen

Katzenelnbogen und die umgebende Landschaft des nordwestlichen Taunus – genannt Einrich – liegen im Nordosten des Landes Rheinland-Pfalz. Zur Zeit Karls des Großen (geb. wahrscheinlich 747 oder 748, gest. 814; von 768 bis 814 König bzw. Kaiser (ab 800) des Fränkischen Reichs) wurde die als „Einrichgau“ bezeichnete Landschaft erstmals im Jahr 790 urkundlich erwähnt.

Von den verschiedenen Deutungsmöglichkeiten des Begriffs „Einrich“ (z.B. auch „Heinrichsgau“) hat sich in der Forschung die Bedeutung „ein Reich“ im Sinne von einem einheitlichen Gebietsteil  durchgesetzt. [Anm. 1]

Die von 1094-1096 vom Edlen Diether I. (geb. 1040) und seinem Sohn Heinrich I. (geb. 1065, gest. 1102) erbaute Burg legte den Grundstein des Katzenelnbogener Grafengeschlechts auf dem Einrich. Im Jahr 1102 erfolgte auch die erste urkundliche Erwähnung des Namens „Katzenelnbogen“ nämlich „Heinrich von Cazenelenboge“. Der rote Löwe auf goldenem Grund ist Teil des Wappens des Katzenelnbogener Grafengeschlechts.[Anm. 2]  

Katzenelnbogen - Römerberg[Bild: Kaminsky, Peter [CC BY-SA 4.0]]

Nach dem frühzeitigen Tod von Vater und Sohn heiratete die Witwe von Heinrich I., Luitgard, Graf Goswin von Burg Stahleck am Rhein. Dort wuchs ihr Sohn aus erster Ehe (Heinrich II. von Katzenelnbogen, geb. 1090) mit seinem Stiefbruder Hermann von Stahleck (gest. 1156) gemeinsam auf. Die Stiefbrüder stiegen später in der Umgebung des Königs zum „Grafen von Katzenelnbogen“ (Heinrich II., 1138) und zum „Rheinischen Pfalzgraf“ (Hermann, 1142) auf. 

Um 1160 erwarb Graf Heinrich II., gemeinsam mit den Nassauer Grafen, die Grafschaft auf dem Einrich und legte damit den Grundstein für seinen politischen und monetären Aufstieg. [Anm. 3] Das Gebiet entwickelte sich nach und nach zur „Niedergrafschaft Katzenelnbogen“ (auch „Untergrafschaft Katzenelnbogen“ genannt). [Anm. 4] Um 1260 teilten die Brüder Graf Diether V. und Graf Eberhard I. die Grafschaft in zwei Besitzungen. Zur Niedergrafschaft gehörten zu der Zeit die Gebiete Alt-Katzenelnbogen, Hohenstein, Braubach, Reichenberg, Burgschwalbach, Neu-Katzenelnbogen und St. Goar mit der Burg Rheinfels. Zum davon getrennten Gebiet der Obergrafschaft gehörten Darmstadt, Reinheim, Lichtenberg, Auerbach, Zwingenberg, Dornberg und Rüsselsheim.[Anm. 5]  

Am 19. Juli 1312 wurde Graf Diether VI. von Katzenelnbogen (geb. 1273, gest. 1315) für seine Verdienste in einem Kriegszug von Kaiser Heinrich VII. (geb. 1274, gest. 1313) mit der Verleihung der Stadt- und Marktrechte für Katzenelnbogen belohnt. [Anm. 6]

Die für die Bürger durch die Erhebung zur Stadt spürbaren Vorteile waren u.a. die Befreiung von Frondiensten und bestimmten Abgaben. Da jedoch eine größere städtische Entwicklung in der folgenden Zeit ausblieb, verlegten die Grafen von Katzenelnbogen 1330 ihre dauerhafte Residenz in das für sie weit günstiger gelegene Darmstadt.

Nach der 1402 erfolgten Wiedervereinigung der gräflichen Linien und damit der Ober- und der Niedergrafschaft gehörten die Grafen von Katzenelnbogen im 15. Jahrhundert zu den reichsten und mächtigsten Geschlechtern am Rhein.[Anm. 7]  Ihr Reichtum gründete sich auf Rheinzölle und Erträge aus landwirtschaftlichen Gütern.[Anm. 8]  Zur Sicherung der gräflichen Gebiete bauten die Grafen von Katzenelnbogen viele Burgen. Im 15. Jahrhundert verfügten sie über 15 eigene Burgen, von denen sie nur drei von anderen Familien übernommen hatten. [Anm. 9] Bis ins 17. Jahrhundert wird Katzenelnbogen in Urkunden als „Städtchen Katzenelnbogen“ erwähnt, danach findet die Bezeichnung „Flecken“ Verwendung. [Anm. 10]

Katzenelnbogen - Stadthalle[Bild: Kaminsky, Peter [CC BY-SA 4.0]]

Zwischen 1940 und 1945 bildeten Katzenelnbogen und Klingelbach eine Gemeinde, 1950 wurde ein neues Rathaus errichtet und 1962 wurden Katzenelnbogen anläßlich einer 650-Jahrfeier die Stadtrechte erneut verliehen. [Anm. 11]

Bei der Neuverleihung der Stadtrechte wurde Katzenelnbogen als „wirtschaftlicher und kultureller Mittelpunkt eines Landschaftsraumes“ gewürdigt, der „den Typ mittelrheinischer Kleinstädte“ verkörpere und „nach Geschichte, geographischer Lage und der organisatorischen Verzahnung seiner öffentlichen Einrichtungen, seiner Gewerbebetriebe und sonstigen baulichen Anlagen einer Kleinstadt würdig ist.“ [Anm. 12]

Im Rahmen einer großen Verwaltungsreform wurde 1972 die Verbandsgemeinde Katzenelnbogen gebildet. Sie bestand aus der Stadt Katzenelnbogen, die auch der Sitz der Verbandsgemeindeverwaltung war, sowie den Gemeinden Allendorf, Berghausen, Berndroth, Biebrich, Bremberg, Dörsdorf, Ebertshausen, Eisighofen, Ergeshausen, Gutenacker, Herold, Klingelbach, Kördorf, Mittelfischbach, Niedertiefenbach, Oberfischbach, Reckenroth, Rettert, Roth und Schönborn. [Anm. 13] Seit dem 1. Juli 2019 ist Katzenelnbogen Verwaltungssitz der Verbandsgemeinde Aar-Einrich. Diese entstand durch einen freiwilligen Zusammenschluss der Verbandsgemeinden Hahnstätten und Katzenelnbogen.

Verfasserin: Marion Nöldeke

Verwendete Literatur:

  • Herold, Rudolf: Katzenelnbogen und der Einrich. Katzenelnbogen 1974
  • Herold, Rudolf: Streifzüge durch die Vergangenheit. Beiträge zur Geschichte der Gemeinden im Katzenelnbogener Raum. Katzenelnbogen 1985.
  • Rozumek-Fechtig, Ottraud: Die Grafen von Katzenelnbogen : Weinbau und Weinverzehr im 14. und 15. Jahrhundert. Wiesbaden 1993.
  • Literaturhinweis: Meyer, Bernhard: 700 Jahre Stadt Katzenelnbogen: eine Heimatgeschichte zur 700. Wiederkehr der Verleihung der Stadt- und Marktrechte für Katzenelnbogen. Katzenelnbogen 2012.

Erstellt am: 20.03.2020 (Ergänzung Literaturtipp: 09.09.2021)

Anmerkungen:

  1. Herold 1974, S. 11.  Zurück
  2. Rozumek-Fechtig 1993, S. 7.  Zurück
  3. Herold 1974, S. 14 und S. 33.  Zurück
  4. Herold 1974, S. 13. Zurück
  5. Rozumek-Fechtig 1993, S. 8.  Zurück
  6. Herold 1974, S. 22. Anmerkung: hier finden Sie auch den langen Text der Urkunde für die Verleihung der Stadt- und Marktrechte.  Zurück
  7. Rozumek-Fechtig 1993, S. 8.  Zurück
  8. Rozumek-Fechtig 1993, S. 5.  Zurück
  9. Rozumek-Fechtig 1993, S. 8.  Zurück
  10. Herold 1974, S. 23.  Zurück
  11. Herold 1974, S. 37. Anmerkung: Auf S. 40 finden Sie den Text der Urkunde für die erneute Verleihung der Stadt- und Marktrechte vom 25.8.1962.  Zurück
  12. Herold 1985, S. 40.  Zurück
  13. Herold 1985, S. 41-42.  Zurück