Natur - Landschaft - Heimat
Heidesheimer Wasser im Wandel
"Ich ging im Walde so für mich hin ..." Zwischen Heidesheim und Finthen sehe ich linker Hand eine Schutzhütte und erinnere mich: Da müssten die "Sieben Weiher" sein. Lange ist es her, dass ich hier nicht mehr war.
Von der Höhe aus gesehen liegt der erste Weiher zu meinen Füßen, am Ufer lädt eine Bank zur Rast und Besinnung ein. Eine steile Treppe, mit Vorsicht zu betreten, führt hinunter zur Quelle. In einer Grotte gefasst, rinnt aus der hinteren, rechten Ecke ein Wässerchen, das den Weiher speist.
Das Angebot der Ruhebank lockt, ich genieße die Stille und lasse die Beschaulichkeit des Fleckchens auf mich wirken. Sechzig Jahre mögen es her sein, dass ich mit einer Wandergruppe junger Naturfreunde zum ersten Mal an diesen Ort gelangte. Übermütige Streiche am und im Wasser fallen mir ein und ich spüre, wie meine Mundwinkel lächeln wollen.
Der Ausfluss des ersten Weihers mündet in einen nächsten und so weiter in die terrassenförmig folgenden Wasserflächen. Zugewachsen und mit Dornenhecken umgeben ist der Blick teilweise versperrt, und sieben Weiher sind es auch nicht mehr. Zeit und Autobahn haben ihren Tribut gefordert. Neugierig bin ich aber doch, wohin denn das Wasser am Ende verschwindet. Weiter unten, am letzten Tümpel quert eine Rinne, abgedeckt mit einem Einlaufrost, den Waldweg. Sie liegt trocken, verläuft zu einer Autobahnunterführung und verschwindet dort.
Wenn hier schon kein Wasser mehr zu finden ist, wird wahrscheinlich weiter unten auch keines mehr sein.
Aber das Wasser lässt mich nicht los. Aus alten und neueren Karten weiß ich, dass irgenwo weiter südwestlich eine Viehtränke war, danach will ich mal suchen. In der Trauttnerkarte von Heidesheim aus dem Jahre 1755 findet sich eine Stelle, bezeichnet als "Brunen" und "Kühe Tränck". Die Lage könnte passen. Auch in heutiger Kartografie finden sich blaue Flecken, die auf Wasser hinweisen.
Oberhalb der Autobahn kommt Wasser aus einer Art Schlucht, verschwindet in einem Rohr unter der Autobahn und tritt auf der anderen Seite wieder hervor. Es schlängelt sich durch das Gestrüpp entlang von Gärten zur Straße hin, unterquert die Mainzer Landstraße und fließt entlang des IBM-Zauns. Nach jedem Meter wird das Rinnsal dünner, bis es ganz versiegt, die Rinne ist trocken. Neugierig möchte ich wissen, wohin die Rinne führt und folge ihr. Sie quert einen Waldweg und wendet sich ins Gebüsch. Mühsam dringe ich durch das Gestrüpp, immer der nun trockenen Rinne nach, bis ich plötzlich vor einem betonierten Tümpel stehe. In einer Regenpfütze spiegeln sich morsches Geäst und ein Baumstämmchen. Das ist aber noch nicht alles. In einer Ecke verlässt die Rinne den Tümpel und strebt weiter in den Wald, wo bald ein zweiter Tümpel auftaucht.
Überrascht erkenne ich auch hier noch nicht das Ende. Sehr neugierig verfolge ich weiter die Halbschalenr, bis sie sich im Winkel von ca 30 Grad nach unten absenken und in einer großen Mulde enden.
Das also war das Ziel der Wasserführung, ein Ort wie geschaffen, sofern der Untergrund das Wasser hält, zu einem stillen Weiher südlich von Uhlerborn zu werden. Eine Idee, die sicher auch die Menschen hatten, die einst das Wasser hierher führten.