Verein Heimatmuseum Burg Windeck

Verein Heimatmuseum Burg Windeck e.V. 55262 Heidesheim/Rhein

Bild 01: Die Burg Windeck in Heidesheim mit neuer Fassade[Bild: Franz Eiermann]

Der alte Turmeingang der Burg Windeck

Der Turm ist der älteste Teil der Burg, so wie sie sich uns heute darstellt. Die erste urkundliche Erwähnung der Anlage stammt aus dem Jahre 1209, doch ist nicht sicher, dass der Turm damals schon so vorhanden war.

Als gesichert darf gelten, dass der Turmzugang als so genannter Hocheingang in etwa sieben Metern Höhe an der Südseite angelegt war. Ein Teil des Eingangs ist als Torbogen an dieser Seite, etwa in Traufhöhe des Daches, von außen zu sehen. Der restliche Bogen ist unter dem Dach zu erkennen und beide Teile waren bisher schon dokumentiert. Im Turminnern war der Hocheingang bisher nicht erkennbar. Er wurde im April 2008 bei Renovierungsarbeiten des Vereins Heimatmuseum Burg Windeck e. V. freigelegt, gesichert und sichtbar gemacht.

Der Eingang ist ca. 163 cm tief, vom jetzigen Boden bis zur Bogenauflage ca. 109 cm hoch und wird von einem flachen Tonnengewölbe überspannt, dessen maximale lichte Höhe heute ca. 126 cm misst. Die Breite des Eingangs beläuft sich an der Bogenbasis auf ca. 115 cm. Der jetzige Boden ist hälftig an der Westseite mit einem glatten Putz abgezogen. Die Ostseite besteht aus unregelmäßig liegenden Bruchsteinen, die jedoch nicht lose sind. Sehr wahrscheinlich befindet sich der heutige Fußboden etwa auf halber Höhe des ursprünglichen Eingangs. Vermutlich sind es noch einmal 100 bis 150 cm bis zur ursprünglichen Sohle. Möglicherweise findet sich unter dem heute sichtbaren Boden eine Schuttschicht, in der sich Holz- und sonstige Überreste verbergen könnten. Sicher ist, dass der Hocheingang mit einem Tor verschlossen werden konnte.

Bild 02: Balkenloch[Bild: Karl Urhegyi]

Aller Wahrscheinlichkeit nach handelte es sich um ein Holztor, das außen eventuell mit Eisenblech beschlagen war. Denkbar erscheint, dass es ursprünglich ein zweites Tor an der Innenseite gab. Wenn es vorhanden war, findet sich heute infolge des Ausbaus Ende des 19. Jahrhunderts davon jedoch nichts mehr. An der Ostseite erkennt man (in Höhe der ursprünglichen Tormitte ?) das ca. 150 cm tiefe Balkenloch (Bild 1), in dem ein Sperrbalken stets griffbereit lag, mit dem das Tor bei Gefahr schnell verriegelt werden konnte indem man den Balken hervorzog und in der Westseite in das ebenfalls sichtbare Auflageloch schob. Darüber ist eine gut erhaltene eiserne Torangel zu sehen (Bild 2).

Bild 03: Torangel[Bild: Karl Urhegyi]

Nachdem der Turm innen bis zum Dachgeschoss wohl seit dem erwähnten Umbau verputzt ist, ließen sich sehr wahrscheinlich weitere Torspuren unterhalb der Treppe finden, würde der Putz hier abgeschlagen. Eventuell wären in den Mauern der Nord-, Ost- und Westseite Balkenlöcher zu finden, denn ursprünglich muss eine Ausstiegsebene vorhanden gewesen sein. Heute mündet der Ausstiegsboden im Nichts.

Wahrscheinlich gab es nur eine mit Brettern belegte Holzbalkendecke, denn die jetzige, deutlich höher gelegene Decke, ist eine nunmehr verputzte Tonnengewölbedecke aus Bruchsteinen in der sich ein Loch mit den Maßen von ca. 80 mal 80 cm befindet. Die Deckenstärke beträgt ca. 40 Zentimeter. Vermutlich war dieses Deckenloch nur über eine Leiter zu erreichen, die bei Gefahr von den Verteidigern hochgezogen werden konnte. Das Loch war dann von oben relativ leicht zu behaupten. Es spricht einiges dafür, dass das jetzige kleine (58 cm mal 78 cm )Treppenpodest an der Westseite auf Höhe des ursprünglichen Bodens des Hocheingangs liegt.

Der Hocheingang hat den Treppenbauem des 19. Jahrhunderts wohl einige Probleme bereitet. Die nur ca. 80 cm breite Treppe vom ersten Stock ins Dachgeschoss wird an den Turmmauern entlang geführt, wobei die Stufen stellenweise nur einseitig ins Mauerwerk eingelassen sind. Diese Treppe, in Stein ausgeführt, ist zur Turmmitte hin mit einem eisernen Geländer versehen, dessen Stäbe in die Stufen eingelassen und mit einem durchlaufenden eisernen Handlauf verbunden sind .Diese "Verbundbauweise" übernimmt eine gewisse statische Funktion, hängt die Konstruktion zumindest einmal doch sozusagen einseitig "in der Luft" . Nachdem man sich für diese an sich schon gewagte Bauweise

Bild 04: Original-Stuetzen[Bild: Karl Urhegyi]

mit der einseitigen Verankerung im Mauerwerk der Turmmauem entschloss, durchschnitt die Treppe mit fünf

Stufen nun aber den Hocheingang und hatte in diesem Bereich keine Auflagefläche. Diese schuf man, indem man den Eingang wohl zunächst hälftig von unten nach oben zumauerte, dann die Stufen einpasste und nunmehr die obere Hälfte des Eingangs verschloss. Diese Mauerarbeiten waren wenig sorgfältig mit Bruchsteinen und

Bild 05: Balken beleuchtet[Bild: Karl Urhegyi]

Lehmziegeln ausgeführt. Offenbar war man sich dessen bewusst und misstraute in diesem Bereich der Statik. Das Problem wurde dadurch gelöst, indem man auf jede der fünf Stufen senkrecht einen Balken, bzw. einmal ein Stämmchen, aufsetzte und einmauerte, nachdem die Hölzer im Torbogen eingeklemmt waren. Letztendlich übertrugen diese Hölzer die Belastungskräfte, die auf die Stufen einwirkten, auf das Turmmauerwerk. Eine eigenwillige Konstruktion, die aber fast 140 Jahre gehalten hat. Bei den Stützhölzern handelt es sich neben dem Stämmchen um drei Weichholzbalken und ein offenbar älteres, deutlich schwereres Balkenstück aus Hartholz, mit einem Stemmloch, das bezeugt, dass der Balken bereits früher anderweitig Verwendung gefunden hatte (Bild 3 und 4). Alle Hölzer sind im Gewölbe aufgestellt und harren der weiteren Untersuchung. Sie bezeugen übrigens, dass die Eigentümer um 1870 sparsame Bauherren waren. Heute wurden die Statikprobleme von Fachleuten mittels eines stahlbewehrten Betonriegels gelöst, der - beidseitig im Mauerwerk verankert - über die Stufen gelegt wurde.

Heidesheim im April 2008 - Karl Urhegyi

Ergänzung im März 2009

Die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, Rheinisches Landesmuseum Trier hat Holzfunde von der Freilegung des Hocheingangs untersucht.

Mittlerweile (März 2009) liegen die dendrochronologischen Untersuchungen vor. Das Stämmchen erlaubte keine brauchbaren Ergebnisse (Verwachsungen). Die Fällungs- bzw. Verarbeitungszeit für das Brett aus dem Balkenloch ist um 1345 anzusetzen, die des Balkens um 1620.

Das Brett (siehe oben Bild 1), das Brandspuren aufweist, ist das bisher älteste erhaltene Holzrelikt aus der Burg. Der Balkenrest (siehe oben Bild 3, Balken mit Stemmloch) könnte im Zuge der Wiedererrichtung des Dachstuhls nach den Zerstörungen des Dreißigjährigen Krieges (1618 - 1648) erstmals verbaut worden sein.

Lässt sich in einem Heidesheimer Profanbau ein älteres Bauteil aus Holz finden? Vielleicht in der ehemaligen Scheuer des Sandhofs? Oder in der Zehntscheuer des Altmünsterklosters?

Das Foto wurde uns freundlicherweise von der Generaldirektion Kulturelles Erbe, Herrn Michael Schardt zur Verfügung gestellt.

Karl Urhegyi

Bild 06: Foto der untersuchten Fundstücke[Bild: Dendrochronologisches Institut Trier, General]

Tabelle von Frau M. Neyses-Eiden, Landesmuseum Trier

Proben Nr.HolzartFundstelleObjektRingzahlSynchronlageFällungs-Verar-beitungszeit
P1EicheBergfried, Zusetzung HocheingangBrett781257 - 1334nach 1345
P2EicheBergfried, Zusetzung HocheingangSparrenstück, Vollholz671542 - 1608nach 1620
P3EicheBergfried, Zusetzung HocheingangRundholz23verwachsenkeine Auswertung möglich

Verfasser: Karl Urhegyi

Quellen:

 

Bild 01: Eiermann, Franz, Heidesheim / Bild 02 – 05 Urhegyi, Karl, Heidesheim / Bild 06 und Tabelle Neyses-Eiden, Mechthild, Dendrochronologisches Forschungslabor Trier, Generaldirektion Kulturelles Erbe, Direktion Landesdenkmalpflege

Erstellt: April 2008

Ergänzt: März 2009, bearbeitet 08.11.2014