Frei-Weinheim in Rheinhessen

Zur Geschichte von Frei-Weinheim (Ingelheim-Nord)

Frei-Weinheim, Ingelheim-Nord
Luftbild Frei-Weinheim[Bild: Alfons Rath]

Frei-Weinheim ist ein Stadtteil von Ingelheim am Rhein und liegt im nördlichen Stadtgebiet direkt am Rhein. Aufgrund der relativ geringen Gemarkungsgröße war der Ort schon früh durch die Fischerei und Schifffahrt geprägt.

Gefäßfunde aus der Mittel- bzw. Hügelgräberbronzezeit und Mahlsteinfragmente sowie Scherben der jüngeren Hallstatt- und frühen Latènezeit weisen auf eine prähistorische Besiedlung hin. Vermutlich befand sich bereits in römischer Zeit am Ufer des Stroms eine Fährstelle, die an die nahegelegene Straße Mainz-Bingen angeschlossen war. Eine villa rustica wurde in der Flur „Rahnacker“ gefunden. [Anm. 1]

Der Ortsname Frei-Weinheim deutet auf eine fränkische Gründung im Zuge der sogenannten Fränkischen Landnahme hin. Damit wird eine umfangreiche Kolonisierung unter den Merowingern zwischen dem 5. und 8. Jahrhundert bezeichnet. Das Grundwort (Zweitglied) des Ortsnamens -heim bezeichnet eine Wohnstätte oder Siedlung und tritt meist in Verbindung mit einem Personennamen auf. Der Ortsname Frei-Weinheim (1112 erwähnt als Wienheim, 1194-98 als Wigenheim) geht damit auf die Siedlungsstätte eines Wigo zurück. [Anm. 2]
Die Vorsilbe Frei- erscheint ab 1497 und diente zur Unterscheidung von gleichnamigen Orten wie Weinheim bei Alzey (heute Alzey-Weinheim) oder der Stadt Weinheim an der Bergstraße. Vermutlich ist der Zusatz auf die rechtliche Sonderstellung zurückzuführen, die der Ort als Reichsdorf im Ingelheimer Grund einnahm. [Anm. 3]

Die erste gesicherte urkundliche Nennung von Frei-Weinheim stammt aus dem Jahr 1112. In diesem Jahr verpachtete das Mainzer Kloster Altenmünster Güter in Hallgarten (Rheingau) an Ruthard von Winkel. In dieser Urkunde wird auch „Wienheim, ultra Renum contra Winkelum“ (dt. Weinheim, jenseits des Rheins gegenüber von Winkel) erwähnt. [Anm. 4] Einige ältere urkundliche Erwähnungen, die als Ersterwähnung diskutiert wurden, sind nicht dem Ort Frei-Weinheim zuzuordnen. [Anm. 5]

Bereits in karolingischer Zeit befand sich ein Hafen der benachbarten Nieder-Ingelheimer Königspfalz in Frei-Weinheim. Um 1190 wird Frei-Weinheim im Lehnsverzeichnis Werners von Bolanden genannt. Zusammen mit den anderen Reichsdörfern des Ingelheimer Grundes wurde Frei-Weinheim im Jahr 1375 durch Kaiser Karl IV. an die Pfalzgrafen bei Rhein verpfändet. Die Dörfer wurden in der Folge nicht wieder ausgelöst und wurden daher dem Oberamt Oppenheim zugeordnet. Frei-Weinheim verblieb bis zum Untergang der Kurpfalz zu Ende des 18. Jahrhunderts bei den Pfalzgrafen. [Zur weiteren Geschichte s. Ingelheim]

1939 wurde Frei-Weinheim mit den Orten Nieder- und Ober-Ingelheim zur Stadt Ingelheim am Rhein zusammengeschlossen. Der Name Frei-Weinheim, der aufgrund des freien Kranen- und Umschlagrechtes dem Dorf verliehen wurde, geriet zugunsten der Bezeichnung "Ingelheim-Nord" zunehmend ins Hintertreffen.

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Rebekka Pabst; Jonathan Bugert

Verwendete Literatur:

  • Brilmayer, Karl Johann: Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart. Geschichte der bestehenden und ausgegangenen Städte, Flecken, Dörfer, Weiler und Höfe, Klöster und Burgen der Provinz Rheinhessen nebst einer Einleitung. Gießen 1905.
  • Codex Laureshamensis. 4. Viertel 12. Jh. Sp. b: CL I 87. Online verfügbar unter: https://anno.ub.uni-heidelberg.de/anno/a3a8639335~1 (aufgerufen am: 27.01.2025).
  • Kaufmann, Henning: Rheinhessische Ortsnamen. München 1976.
  • Krienke, Dieter (Hrsg.): Denkmaltopographie in Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz. Bd. 18,1. Kreis Mainz-Bingen. Städte Bingen und Ingelheim, Gemeinde Budenheim, Verbandsgemeinden Gau-Algesheim, Heidesheim, Rhein-Nahe und Sprendlingen-Gensingen. Worms 2007.
  • Saalwächter, Andreas: Die Namen von Frei-Weinheim am Rhein. Mit einer Besitzgeschichte und urkundlichen Beilagen. Ingelheim 1962. (Beiträge zur Ingelheimer Geschichte, H. 13).
  • Stengel, Edmund (Bearb.): Urkundenbuch des Klosters Fulda. Bd. 1. Teil 1. Die Zeit des Abtes Sturml. Marburg 1956. Online verfügbar unter: https://archiv.ub.uni-marburg.de/ubfind/Record/urn:nbn:de:hebis:04-eb2018-0006 (aufgerufen am: 27.01.2025).
  • Stimming, Manfred (Bearb.): Mainzer Urkundenbuch. Bd. 1. Die Urkunden bis zum Tode Erzbischof Adalberts I. Darmstadt 1932. Nr. 456, S. 363–364. Online verfügbar unter: https://www.dilibri.de/rlb/content/pageview/1922269?query=wienheim (aufgerufen am: 27.01.2025).

Aktualisiert am: 27.01.2025

Anmerkungen:

  1. Vgl. Krienke 2007, S. 337–338.  Zurück
  2. Vgl. Saalwächter 1963, S. 9–11; Kaufmann 1976, S.69–71. Zurück
  3. Vgl. Krienke 2007, S. 337.  Zurück
  4. Mainzer Urkundenbuch Bd. 1. Darmstadt 1932, Nr. 456, S. 363–364. Online verfügbar unter: https://www.dilibri.de/rlb/content/pageview/1922269?query=wienheim (aufgerufen am: 27.01.2025). Zurück
  5. So etwa die Schenkungsurkunde des Hrodolt an das Kloster Lorsch von 772, die etwa Brilmayer (1905) als Erstnennung von Frei-Weinheim deutet. Das dort genannte Uuihinheim meint allerdings den heutigen Alzeyer Stadtteil Weinheim. Vgl. Brilmayer 1905, S. 150; Stengel Urkundenbuch des Klosters Fulda. Bd. 1. Marburg 1956, Nr. 58, S. 100.
    Ähnlich ist auch eine Urkunde vom 11. Juni 1000 zu sehen, in der Kaiser Otto III. dem Kloster Lorsch das Marktrecht in einem Ort Weinheim gewährte. Dies wird beispielsweise von Saalwächter (1963) als Erstnennung von Frei-Weinheim gedeutet. Nach der Forschung über den Lorscher Codex handelt diese Urkunde jedoch von der Stadt Weinheim an der Bergstraße. Vgl. Saalwächter 1962, S. 9f; Codex Laureshamensis. 4. Viertel 12. Jh. Sp. b: CL I 87. Online verfügbar unter: https://anno.ub.uni-heidelberg.de/anno/a3a8639335~1 (aufgerufen am: 27.01.2025).  Zurück