Ortsbefestigung Gundersheim
Der Ort selbst war seit dem Spätmittelalter mit einem Dorfgraben umgeben, der mit Rüstern (Effen, Ulmen) und Kappesbördern bepflanzt war. Jeder Dorfbewohner, der mit seinem Besitz daran grenzte, war bei Strafandrohung dazu verpflichtet, die dörflichen um den Graben hochgezogenen Mauern und den Dorfzaun, "Bandzaun" oder auch "Bannzaun" genannt, in gutem Zustand zu halten. Außerhalb des breiten Grabens verlief ein "4 Schuh", also ca. 1,20 Meter, breiter untersteinter Pfad, der immer begehbar und offen gehalten werden musste.
Die Dorfbefestigung stand mit dem stark befestigten ehemaligen Friedhof in Verbindung, an dessen Rand die katholische Kirche St. Remigius mit dem katholischen Schulhaus lag. Der in der Nordwestecke von Gundersheim gelegene Friedhof war nicht nur letzte Ruhestätte, sondern ebenso wie die Kirche auch sicherer Zufluchtsort für die Bevölkerung bei großer Gefahr. Der befestigte Kirchturm hatte die Funktion eines Schutz-und Wehrturms in unruhigen Zeiten.
Die Ortsbefestigung von Gundersheim wurde außerdem noch durch einen hervorspringenden halbrunden Turm in unmittelbarer Nähe zur katholischen Kirche ergänzt, der in zwei Geschossen jeweils drei Schießscharten hatte, die sowohl der Verteidigung von vorne, als auch der an den beiden Flanken diente.
Nach Süden hin begrenzte eine mit ebenfalls mehreren Schießscharten versehene drei Meter hohe Wallmauer den Friedhof in Richtung Ortskern - im Osten der Gemeinde ist sogar noch ein Stück dieser für die damaligen Verhältnisse massiven Dorfbefestigung erhalten:
"Hier liegt der Friedhof immer noch höher als die daneben liegende Ortsstraße, die unmittelbar an ihm vorüberzieht, und wo weitere Spuren von Befestigungen verwischt sind", so Michael Forestier in seiner Ortschronik von Gundersheim aus den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts.
Ferner waren zum Schutz gegen feindliche Angriffe und unberechtigte Eindringlinge die Haupteingänge von Gundersheim mit drei Pforten, auch Tore genannt, versehen:
Am Ortsausgang nach Dalsheim, also im südlichen Teil gab es die "Oberste Pforte", in südöstlicher Richtung nach Bermersheim zu die "Haargässer Pforte".
Die "Unterste Pforte" im Osten nach Westhofen in der Nähe der Turnhalle bildete schließlich den Abschluss.
1835 wurde die gesamte Ortsbefestigung bis auf die heute noch sichtbaren Reste wie beispielsweise den mittelalterlichen Turm weitestgehend geschleift.
An die ehemalige Ortsbefestigung von Gundersheim erinnern außerdem noch die Straßennamen "Auf dem Dorfgraben", "Obere Grabenstraße" und Untere Grabenstraße".
Als Reminiszenz an die Pforten sind die Flurbezeichnungen "Vor der oberen Pforte" und "Haargasse" geblieben.