Die 3D-Rekonstruktion des Kaufhauses am Brand in Mainz
Das mittelalterliche Mainzer Kaufhaus, das die Designer vom Institut für Mediengestaltung rekonstruieren, wurde vor fast 700 erbaut und im Jahre 1812 wegen Baufälligkeit abgerissen. Geht man von einer Erbauungszeit zu Beginn des 14. Jahrhunderts aus, bedeutet das 500 Jahre bauliche Entwicklung. Nur wenige Texte und Bilder geben uns heute noch Informationen über das Aussehen des Kaufhauses.
Zwar wird das Kaufhaus in einer Urkunde Ludwigs des Bayern aus dem Jahre 1317 erstmals erwähnt, doch gibt uns das Schriftstück keine näheren Informationen über Aussehen des Kaufhauses und den Ablauf der Warenverkäufe. Auch die aus der Mitte des 15. Jahrhunderts stammende sogenannte 'Kaufhausordnung' enthält nur wenige Informationen über den Bau und die Architektur des Kaufhauses.
So sind wir bei der Rekonstruktion des Kaufhauses auf die bildlichen Quellen angewiesen, die erst kurz vor dem Abriss des Gebäudes zahlreicher werden. Aus dem 15. und 16. Jahrhundert sind uns erste Stadtpläne und Stadtansichten (u.a. von Behem und Mascop) überliefert, die uns aber nur ein vages Bild des Kaufhauses übermitteln, da die gesamte Stadt und nicht das Kaufhaus allein dargestellt wird.
Erste detaillierte Zeichnungen und Gemälde des Kaufhauses stammen aus dem späten 18. und dem frühen 19. Jahrhundert, vor allem aus der Zeit kurz vor Abriss des Gebäudes. Mehrere Künstler haben mit ihren Werken den letzten Zustand des Baus dokumentiert. Alle Fragen über das ursprüngliche Aussehen sind damit jedoch noch nicht beantwortet.
Beim Vergleich der Gemälde, Zeichnungen und Beschreibungen fallen zahlreiche ungenaue und auch widersprüchliche Darstellungen von Gebäudeteilen und -details auf, die eine wirklichkeitsgetreue Rekonstruktion unmöglich machen. Die Aufgabe ist nun, aus der Vielzahl von möglichen Lösungen die wahrscheinlichste digital zu rekonstruieren.