Mainz in Rheinhessen

Das Mainzer Orpheus-Mosaik

Das Mainzer Orpheus-Mosaik in Gesamtansicht nach der Restauration.

Am 22. März 1995 stießen Mitarbeiter der Archäologischen Denkmalpflege Rheinland-Pfalz im Zuge von Bauarbeiten in der Badergasse in der Mainzer Altstadt auf einen geradezu sensationellen Fund. Sie entdeckten die Überreste eines römischen Mosaikbodens aus dem 3. Jahrhundert n. Chr., welcher Orpheus bei seinem Trauergesang um Eurydike darstellt. Das Mittelmedallion des Bodens mit der Darstellung des Orpheus ist nur noch fragmentarisch erhalten. Dennoch ergibt sich aufgrund der Überreste, die eine auf der Kithara spielende Person zeigen, welche von Tieren begleitet wird, eindeutig, dass das Mosaik der griechischen Sagengestalt gewidmet war.

Die Bergung des Bodens erwies sich als sehr aufwändig. Nach mehrmaliger Reinigung wurde das Mosaik in transportable Teile zerschnitten und ins Landesmuseum nach Trier überführt. Um die ehemaligen Gesamtmaße des Fußbodens von 5,76 auf 5,35 Meter zu rekonstruieren, wurden mit Mörtel gefüllte Wabenplatten ergänzt. Im inneren des Mosaiks befindet sich die Orpheusszene, die nach außen hin durch tangierende Halbkreise mit Tierornamenten vervollständigt wird. Die Tiere stehen beispielhaft für die Zuhörerschaft des Orpheus. Zu den Ecken hin schließen sich Viertelkreise mit reiner Ornamentik an. Den Rahmen des Mosaiks bildet ein einfaches Schwarz-Weiß-Muster aus sich überschneidenden Kreisen. Insgesamt entsteht durch die Anordnung der Eindruck eines bunten Teppichs auf einem schwarz-weiß ornamentierten Fußboden.

Zielsetzung der Archäologen war jedoch nicht nur die Konservierung der Funde, sondern vielmehr eine vollständige Rekonstruktion des Mosaikbodens. Zu diesem Zweck zog man ähnliche Darstellungen der Orpheus-Sage zu Rate und ergänzte, vornehmlich anhand eines Orpheus-Mosaiks aus Vienne, Tierornamente mit Darstellungen von Löwe, Panther und Wildschwein.
Schwieriger stellte sich die Rekonstruktion der Orpheus-Figur dar, da im Original lediglich Teile der phrygischen Mütze und der linken Hand zu erkennen sind. Als Vorlage diente hier ein Wandgemälde aus dem 1. Jahrhundert n. Chr., welches in Pompeji gefunden wurde. Für die Ergänzungsarbeiten brachte man den gesamten Boden wieder nach Mainz zurück. Nach fünfjähriger Arbeit konnte das Mosaik im Frühjahr 2001 erstmals der Öffentlichkeit in Mainz präsentiert werden.[Anm. 1]

Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Lutz Luckhaupt

Verwendete Literatur:

  • CD-ROM "2000 Jahre Mainz"

Erstellt am: 02.09.2015

Anmerkungen:

  1. Der komplette Artikel ist aus der CD-ROM "2000 Jahre Mainz" des Instituts für geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz e.V. zitiert. Zurück