7. Das Krisenjahr 1923: Kulminations- und Wendepunkt
Im Jahr 1923 kulminierten alle bis dahin ungelösten Probleme in extremer Weise. Einerseits provozierten die aus Sicht Frankreichs ungenügenden Reparationszahlungen die Besetzung des Ruhrgebiets, andererseits schlug die bereits beschriebene Inflation in eine Hyperinflation um, welche die Weimarer Republik an den Rand des Abgrunds trieb. Alle diese Entwicklungen waren miteinander verschränkt bzw. bedingten sich gegenseitig.
7.1 Die französische Regierung und die Ruhrbesetzung
Wie in Kapitel 6.2 dargelegt, war bezüglich der Reparationszahlungen die deutsche „Erfüllungspolitik“ im Sommer 1922 gescheitert. Die Ermordung des Reichsaußenministers Walther Rathenau am 24. Juni 1922 durch rechtsgerichtete Kreise verstärkte die politische Instabilität. Als die Reichsbankleitung seit Mai 1922 von der Regierung unabhängig wurde, verbesserten sich zwar die Möglichkeiten der Kreditaufnahme, aber die Inflation beschleunigte sich gleichzeitig in ungeahnten Ausmaßen. Diese Wahrnehmung des politischen Systems Deutschlands verhärtete die Positionen des französischen Premierministers Poincaré und ließ seine Regierung am 27. November 1922 die Ruhrbesetzung beschließen. Das Ziel bestand in der „Kontrolle über die ‚tatsächlichen Pfandleistungen‘ (gages réels)“.[Anm. 1] Darunter verstand Frankreich die Wiederrichtung der Zollgrenze zwischen den linksrheinischen Gebieten und dem Deutschen Reich sowie die entsprechenden Zolleinnahmen, die Ausbeutung der staatlichen Kohlegruben im Ruhrgebiet, den Transfer der Kohle in die lothringische Eisenerzindustrie, eine „Steuer“ auf 26% des deutschen Exportwerts und die Mehrheitsbeteiligung an der zu 95 % in den besetzten Gebieten liegenden Farbenindustrie.
Wie Georges-Henri Soutou ausführt, handelte es sich um ein kombiniertes Finanz-, Industrie-, Rheinland- und Sicherheitsprogramm. Das Ruhrgebiet sollte als Pfand für die Reparationen dienen und erst nach ihrer Zahlung wieder geräumt werden. Das Rheinland selbst sollte eine französische Sicherheitsgarantie darstellen, „entweder über eine dauerhafte Besetzung oder aber über die Übertragung der Bahnstrecken im Rheinland an eine französisch-belgische Gesellschaft.“ In Paris kam man wieder auf die Ideen von 1919 zurück, die für das Rheinland einen vom Reich unabhängigen Status vorsahen. Obwohl man eine wirtschaftliche und finanzielle Einigung mit Deutschland nie ganz aus den Augen verlor, arbeitete man im Frühjahr 1923 in Paris an einer Vielzahl von Optionen für einen harschen Umgang mit dem Deutschen Reich. Soutou belegt dies mit Dokumenten des französischen Außenministeriums, besonders den „Papiers Millerand“.[Anm. 2] Frankreich plante für das Rheinland und das Ruhrgebiet einen Sonderstatus, der diese Territorien völlig unter den wirtschaftlichen Einfluss Frankreichs (bis zu einer Zollunion und einer eigenen rheinischen Währung) gebracht und sie gänzlich vom Reich abgetrennt hätte. Letztlich bestand das Ziel der französischen Außenpolitik in der Auflösung des Deutschen Reichs. Poincaré unterstützte nicht nur den rheinischen Separatismus, sondern auch die bayerischen Autonomiebestrebungen mit Hilfe der Geheimdienste und der französischen Gesandtschaft in München. Sehr früh schickte der französische Gesandte Dard Berichte auch über Hitler und die Nationalsozialisten nach Paris.
Zunächst glaubte die französische Regierung, mit der gegen die „Regierung der Berliner Novemberverbrecher“ agierenden Bewegung übereinstimmende Interessen im Hinblick auf die Schwächung der Reichsregierung zu haben. Aber anlässlich des Hitlerputschs vom 8. und 9. November 1923 stellte der Gesandte Pozzi in einem Brief an Poincaré fest, dass „wir im Falle eines Regimewechsels in München zugunsten der rechtsextremen Parteien auf alles andere gefasst sein müssen, als auf eine wohlwollende oder sogar neutrale Haltung.“ Soutou hält es für wahrscheinlich, dass der Hitlerputsch Poincaré nicht unwesentlich zur Änderung seiner Politik veranlasst hat. Zwar hielt er zunächst an der Besetzung von Rheinland und Ruhrgebiet fest und plädierte am 13. November 1923 gegenüber dem britischen Botschafter in Paris für die „Schaffung einer deutschen Konföderation“. Schließlich sah er aber ein, dass das demokratische Deutschland eine bessere Sicherheitsgarantie für Frankreich war als die Auflösung des Reiches.
7.2 Zollgrenze, passiver Widerstand und Ausweisungen
Der französische Einmarsch ins Ruhrgebiet vollzog sich ab dem 11. Januar 1923 durchaus kriegerisch mit zwei Kavallerie-Divisionen, einer Infanterie-Division und schwerem Gerät.[Anm. 3] Bis April waren in dem 3,5 Millionen Einwohner zählenden Gebiet ca. 60.000 Soldaten stationiert, obwohl nach Auskunft der französischen Regierung die Truppen eigentlich nur zum Schutz der 72 Ingenieure der „Mission Interalliée de Contrôle des Usines et des Mines“ (MICUM) präsent waren.[Anm. 4] Dies war eine belgisch-französische Organisation zur Festsetzung und Kontrolle der Lieferkapazitäten der deutschen Fabriken und Kohlezechen. Da sich die deutschen Unternehmen dieser Kontrollkommission nicht unterwerfen wollten, ordnete die Regierung des Reichskanzlers Cuno am 19. Januar 1923 den „passiven Widerstand“ an, einen „befohlenen Generalstreik“, den sie durch Zahlungen an die Streikenden über viele Monate teuer finanzieren musste.[Anm. 5] Es begann eine Kraftprobe zwischen den beiden Nationen, bei der es, um die Abschöpfung des Wirtschaftspotentials des bedeutendsten deutschen Industriegebiets ging und für die nicht umsonst die Begriffe „Ruhrkampf“, bzw. „combat“ und „bataille“ benutzt wurden. Durch den passiven Widerstand ging die Verwaltung des Ruhrgebiets de facto auf die Besatzungsbehörden über.
Aber die drei wichtigsten von ihnen getroffenen Maßnahmen galten ebenso für das „altbesetzte“ Gebiet: Erstens die nach 1918/19 und 1921 zum dritten Mal errichtete Zollgrenze zwischen dem besetzten und unbesetzten Territorium, zweitens die Errichtung einer eigenen französisch-belgischen Eisenbahnorganisation, der sogenannten Régie, im gesamten Ruhrgebiet und Rheinland und drittens die massenhafte Ausweisung deutscher Funktionsträger in Verwaltung, besonders im Eisenbahn-, Post- und Zollwesen sowie in Handel und Industrie. Bei der Errichtung der innerdeutschen Zollgrenze, an der französische und belgische Zöllner die Kontrolle ausübten, flossen nicht nur alle Zollgebühren an die Besatzer, sondern der Handel und der Warenverkehr zwischen beiden Gebieten wurden wieder nachhaltig gestört. Besonders das Verbot, Ruhrkohle in das unbesetzte Deutschland zu liefern, schuf erhebliche Probleme.
Die Geschäftsstelle der Wormser Industrie- und Handelskammer musste „im Spätjahr 1923 die Abwicklung des Güterverkehrs zwischen dem besetzten und unbesetzten Gebiet und bis zur Aufhebung der Zollgrenze die Vermittlung der Abfertigung der Ein- und Ausfuhranträge der Firmen bei den französischen Zollbehörden übernehmen.“[Anm. 6] Vom 4. April bis 1. Oktober 1923 war die Telegrafen- und Telefonverbindung zwischen Worms und dem unbesetzten Gebiet unterbrochen.[Anm. 7] Man entschloss sich, nach der Schließung des Wormser Telegrafen- und Fernsprechamts rechtsrheinisch das Notamt „Worms Ried“ im Gasthaus „Zum Rosengarten“ (an der Kreuzung der Lampertheimer- und Bürstädter Straße gelegen) zu errichten.[Anm. 8] An manchen Tagen benutzten mehr als 100 Kunden das technisch einfache, aber nützliche Notamt. Aus Briefen, die Generaldirektor Otto Bonhard aus den Heylschen Lederwerken Liebenau an Ludwig von Heyl ins rechtsrheinische Gebiet schickte, sind wir gut über die häufigen Verkehrssperren zwischen Worms und den unbesetzten Regionen informiert.[Anm. 9]
Seit längerer Zeit, so Bonhard am 3. Juli, sei der Verkehr über die Rheinbrücke in beiden Richtungen für Personen und Lastautos sowie für Motor- und Fahrräder gesperrt. Amtliche Post gebe es gar keine mehr. Zwischen 20 Uhr 30 und 5 Uhr morgens sei eine Ausgangssperre verhängt. Seit dem 2. Juli sei es nur noch für Ausländer möglich, von Worms ins unbesetzte Gebiet und umgekehrt zu gelangen. Die Lage in der Lederfabrik sei schwierig, denn man habe auf der rechten Rheinseite in Hofheim im Haus eines Mitarbeiters ein Firmenbüro eingerichtet.[Anm. 10] Herr Lottermann könne dort bzw. von dort aus die „Einlagerung der Betriebsstoffe, Verhandlungen mit den Güterabfertigungsstellen, Auszahlung der Löhne, Geldbeschaffung seitens der Frankfurter Banken“ und anderes erledigen. Ein Fernsprechanschluss sei bestellt, ebenso habe man für ein neugekauftes Auto eine Garage gemietet. Mehrere andere Mitarbeiter seien ebenfalls im Hofheimer Büro tätig. Trotz der schwierigen Lage erhalte die Arbeiterschaft ihre Kontingente an Kohlenbriketts aus Firmenbeständen.
Unternehmenschef Ludwig von Heyl hielt sich im August 1923 in Zürich auf.[Anm. 11] Wie schwierig es wegen der andauernden Verkehrssperren war, die nötigen Geschäftsverbindungen aufrecht zu erhalten, zeigt der enorme bürokratische und logistische Aufwand, der nötig war, um Ludwig von Heyl über Straßburg, wo er einen wichtigen Händler für Rohfelle aufsuchte, nach Worms gelangen zu lassen. Bereits in Zürich war eine Einreiseerlaubnis zu beantragen. Im Wagen des französischen Händlers Sylvain Weil konnte er eventuell ohne Formalitäten Worms erreichen. Gleichzeitig fragte man sich ängstlich, ob nicht vorher doch der Wormser Kreisdelegierte Hedoin um Erlaubnis zu fragen sei. Um die enorme Menge an Bargeld für die wöchentliche Lohnauszahlung an die Arbeiter aus dem rechtsrheinischen Gebiet nach Worms zu bringen, bediente man sich Direktor Eiselers und seines Autos.[Anm. 12] Als amerikanischer Staatsbürger war er als einziger befugt, die Rheingrenze zu überqueren, denn Deutschen war es verboten „Geld vom unbesetzten Gebiet herüberzubringen“. Der Lohn eines Arbeiters betrug im August 1923 pro Stunde 700.000 Mark, pro Tag 5,6 Millionen oder 33,6 Millionen pro Woche! Bonhard vermerkte: „Zu Fuß dürfte es ausgeschlossen sein, die Geldbeträge, die wir zur Auszahlung der Arbeiterschaft nötig haben, herüber zu bekommen.“ Durch die Rheinbrückensperrung fehlten bereits im Juli 1923 147 rechtsrheinisch wohnende Arbeiter, deren letzter Lohn Anfang des Monats in den jeweiligen Bürgermeistereien ausgezahlt wurde.[Anm. 13]
Trickreiche Gespräche waren häufig zwischen Generaldirektor Bonhard und dem französischen Kreisdelegierten Hedoin darüber zu führen, wie Ludwig von Heyl trotz der Verkehrssperre ins besetzte Gebiet einreisen könne. Obwohl ein französischer General, der in Heyls Schlösschen am Wormser Schlosspark residierte, den Kreisdelegierten dazu veranlasst hatte, Ludwigs Bruder Cornel die Einreise zu erlauben,[Anm. 14] stellte Hedoin klar, dass der General ihm nichts zu befehlen habe: Er könne es auch nicht mit seinem Gewissen vereinbaren, dem Baron die Einreiseerlaubnis zu erteilen, zumal die „Ordre […] diesmal aufs Strengste gegeben“ sei und argumentiert werden könne, „den Reichen“ gewähre man die Rheinüberquerung, „den Armen“ jedoch nicht. Hedoin blieb „unerbittlich“, obwohl sich die „Verhandlungen […] in den anständigsten Formen“ abspielten. Bonhard rechnete auch mit Benachteiligungen für Liebenau, falls man an Hedoin vorbei, etwa in Koblenz bei der HCITR interveniere. Im Herbst 1923, als man mit dem Ableben Cornelius W. von Heyls rechnete, musste Generaldirektor Bonhard im Vorfeld umfangreiche Vorbereitungen treffen, um die Überführung des Leichnams nach Worms zu gewährleisten. Mindestens eine längere Unterredung Bonhards mit dem Kreisdelegierten fand statt.[Anm. 15] Die Einreise des Leichenwagens aus St. Gallen sowie die Ankunft der auf dem linken Rheinufer wohnenden Einwohner und Dienerschaften sei gewährleistet, vorausgesetzt, die roten Pässe würden abgestempelt eingereicht. Hedoin bemühte sich bei den Mainzer Behörden um die Einreise der rechtsrheinischen Trauergäste, falls vorher Pässe mit zwei Passfotos vorlägen. Bonhard vermerkte: „Gegen die Beflaggung auf Halbmast und das Glockengeläute machte der Delegierte keine Einwände.“ So war selbst ein solcher Trauerfall, der am 25. September 1923 eintrat, besatzungsbedingt mit unangenehmer und umständlicher Bürokratie verbunden.
Nachdem von der Reichsregierung der passive Widerstand proklamiert worden war, wurde auch in Worms am 30. Juni 1923 an alle Eisenbahndienststellen der Befehl zur Arbeitsniederlegung erteilt. Der Wormser Bahnhof wurde von bewaffneten Patrouillen der Besatzungsmacht kontrolliert, und die französischen Eisenbahner übernahmen den Betrieb. Das gestaltete sich nicht reibungslos und führte zu Zugentgleisungen.[Anm. 16] Eine funktionierende französische Eisenbahnregie wurde nach einiger Zeit etabliert, aber auch dann gab es noch schwere Unfälle, wie z.B. einen im Mainzer Tunnel.[Anm. 17] Nachdem die französischen Eisenbahner an ihre deutsche Kollegen appelliert hatten, die Arbeit wiederaufzunehmen, diese dazu aber nicht bereit waren, erfolgte am Sonntag nach Ostern abends um 18 Uhr der Befehl an die Wormser Eisenbahner, innerhalb 24 Stunden sämtliche Dienstwohnungen zu räumen. Unter schwierigsten Bedingungen wurden in kurzer Zeit 36 Wohnungen samt Mobiliar geräumt. Bald folgten die Ausweisungen von 628 Wormser Eisenbahnbediensteten und ihrer Familien sowie von 241 Bahnbeamten aus dem Kreis Worms.
Im Wormser Stadtbauamt wurde eine „Besatzungsstelle“ geschaffen, die alle Angelegenheiten der Ausgewiesenen der Stadt, des Kreises und des Ortes Guntersblum zu erledigen hatte. Nach der Erstellung von Inventarlisten in den Wohnungen der Ausgewiesenen stellte der Abtransport der Familien ins unbesetzte Gebiet innerhalb von vier Tagen eine große logistische Herausforderung dar. Anschließend zogen die französischen Regiebeamten in insgesamt 52 Wohnungen in der Stadt und in 40 im Kreis Worms ein. Unter den Gemeinden des Kreises Worms waren Alsheim mit 54, Osthofen mit 40 sowie Monsheim und Herrnsheim mit 22 bzw. 20 Ausweisungen besonders betroffen.[Anm. 18] Keineswegs wurden nur Eisenbahner ausgewiesen, sondern auch Zoll- und Postbeamte sowie viele Bedienstete anderer Verwaltungen, Handwerker, Kaufleute, Verleger, Ingenieure, Lehrer und andere, insgesamt 661 Familien.[Anm. 19] Drei besonders wichtige Wormser Persönlichkeiten sind unter den Ausgewiesenen hervorzuheben: Oberbürgermeister Köhler, Oberstudiendirektor Lauteschläger und Amtsgerichtsrat Trautwein.
In den Erinnerungen von Jenny Köhler, verfasst am Ende der Besatzungszeit im Sommer 1930, blickt die Ehefrau des Wormser Oberbürgermeisters Dr. Heinrich Köhler auf die 25 in der Nibelungenstadt verbrachten Jahre zurück.[Anm. 20] Mit zeittypischem Pathos, nicht frei von Euphemismus, lässt sie die Amtszeit ihres Mannes Revue passieren. Als Ende Juni 1923 in der Nähe des Eisenbahndamms Bomben gefunden wurden, nahm das die Besatzungsbehörde zum Anlass, den Oberbürgermeister zur Verantwortung zu ziehen. Am 27. Juni erschienen drei französische Offiziere in seinem Haus und verkündeten die Ausweisung. Nach einer demütigenden Hausdurchsuchung und intensiver Kontrolle seiner privaten Briefe musste Köhler das Haus in Richtung Darmstadt verlassen. Nach vier Tagen und der Räumung ihres Hauses traf die Familie Heinrich Köhler „um Jahre gealtert“ in Darmstadt an. Den Jahrestag seines 25. Dienstjubiläums am 2. September 1923 verbrachte er in bescheidener Atmosphäre mit wenigen Freunden in seinem Landhaus in Auerbach bei Bensheim. Die Interalliierte Rheinlandkommission hob zwar am 27. Mai 1924 die Ausweisungsverfügung auf, aber eine tiefe Traurigkeit hat ihn seit seiner Ausweisung aus Worms nicht mehr verlassen.“[Anm. 21] So verstarb er am 2. Juni 1924 in Darmstadt an einem Schlaganfall.[Anm. 22] Nachdem am 5. Juni in Darmstadt eine Gedenkfeier zu Ehren Köhlers mit der hessischen Staatsspitze und Abgeordneten des Landtags, der Provinz, der Kreise und Städte Rheinhessens stattgefunden hatte, wurde am folgenden Tag der Leichnam des ehemaligen Oberbürgermeisters nach Worms überführt und für eine Trauerfeier im „Cornelianum“ aufgebahrt. Im Beisein führender hessischer Landtagsabgeordneter und Wormser Stadtverordneter der Deutschen Volkspartei (E. Dingeldey bzw. Justizrat Stephan), der der Verstorbene angehört hatte, setzte sich der Trauerzug bis zum Friedhof Hochheimer Höhe in Bewegung. Unter großer Anteilnahme der Wormser Bevölkerung wurden von Vertretern vieler gesellschaftlicher Gruppierungen und Vereinen Nachrufe gehalten, die die große Beliebtheit des Verstorbenen und die Achtung vor seiner Leistung widerspiegelten. Gleichzeitig war diese Trauerfeier aber auch eine Demonstration gegen die Besatzungsmacht, die den Oberbürgermeister aus „seiner“ Stadt ausgewiesen hatte.
7.3. Das Reich und die besetzten Gebiete: „Abwehrkampf“ und Separatismus
Auch der Mainzer Bürgermeister, hessische Landtagspräsident und spätere hessische Staatspräsident Bernhard Adelung (1876-1943)[Anm. 23] wurde am 7. Februar 1923 von Mainz ins unbesetzte Gebiet nach Darmstadt ausgewiesen.[Anm. 24] Die Ausweisung des Mainzer Oberbürgermeisters Dr. Külb hatte bereits am 27. Januar 1923 nach dem Prozess des Industriellen Fritz Thyssen vor dem französischen Kriegsgericht stattgefunden. Die Frankfurter Zeitung nannte als Grund für Adelungs Ausweisung, dass er als „Führer der hessischen Sozialdemokratie“ seine Stimme gegen die Franzosen erhoben habe. Im gleichen Artikel kritisierte die Zeitung die massive Pressezensur. Die öffentliche Meinung und die Politik befanden sich im „Abwehrkampf“. Reichspräsident Ebert traf im Februar mit aus dem linksrheinischen Gebiet ausgewiesenen Politikern, Staatspräsident Ulrich sowie Vertretern der Geistlichkeit und der Gewerkschaften zusammen. In seiner Rede beschwor er den Schulterschluss zwischen den Arbeitern, der Wirtschaft und den Studenten. Bei seinen Gesprächen mit Vertretern Württembergs, Badens und der Pfalz sei klar geworden, dass Nord- und Süddeutschland nicht zu trennen seien und es eine große Solidarität mit den besetzten Gebieten gebe. „Es geht um die Existenz des Reiches, um den Bestand der Republik“, so Ebert. Mit einem „Hoch auf das Vaterland“ wurde der Aufenthalt des Reichpräsidenten in Darmstadt beschlossen.
Aber mit Patriotismus allein war es in diesem Fall nicht getan. Denn die über die Notenpresse finanzierten Millionenkredite, die das Reich an die Kohle- und Stahlindustrie zur Lohnfortzahlung an deren Arbeitnehmer zahlte und die Erwerbslosenunterstützung für die anderen im passiven Widerstand befindlichen Menschen an Rhein und Ruhr überforderte den Staat in höchstem Maße.[Anm. 25] So gewannen Radikale schnell an Boden. Eduard David erläuterte in seinen Berichten an die Berliner Ministerien, dass sich die Arbeiterschaft in den besetzten Gebieten verstärkt den Kommunisten zuwandte und die Polizei in Mainz gegen Demonstrationen vorging, die in Tumulten endeten.[Anm. 26] Auch in Worms kam es in der Stadtverordnetenversammlung am 1. Juni 1923 bei der Aussprache über KPD-Anträge zur Schaffung von Arbeitsplätzen zu wiederholten Störungen der Sitzung aus der Zuhörerschaft heraus, sodass die Versammlung geschlossen werden musste.[Anm. 27]
Vor dem Hintergrund dieser Verhältnisse kam es am 12. August 1923 zum Sturz der Regierung Cuno. Ein Tag später wurde Gustav Stresemann Reichskanzler.[Anm. 28] Seine Regierung musste am 26. September den passiven Wiederstand beenden, über das gesamte Reich den Ausnahmezustand verhängen und die Exekutive an den Reichswehrminister übertragen. Gleichzeitig begannen sich extreme Kräfte von rechts (in Bayern Hitler u.a.) und von links (in Sachsen/Thüringen Zeigner u.a.) gegen Berlin zu positionieren, mit dem Ziel, durch einen rechten Putsch bzw. eine kommunistische Revolution die Reichseinheit zu unterminieren und die Macht an sich zu reißen.[Anm. 29] Dies gelang jedoch nicht.
Trotz des Widerstandes Großbritanniens und der USA hatte Frankreich den Plan der Errichtung eines vom Deutschen Reich abgetrennten Pufferstaats unter französischem Einfluss nie gänzlich ad acta gelegt. Paul Tirard, der spätere französische Hochkommissar für das besetzte Rheinland, legte in Berichten im Januar und Februar 1919 dar, Frankreich müsse zur Förderung autonomistischer Bestrebungen bereit sein, falls die besetzten Gebiete Bestandteil des Deutschen Reiches blieben.[Anm. 30] Dies gelte umso mehr, als es in der Rheinprovinz eine Abneigung gegen Preußen und in der Pfalz gegen Bayern gebe. So eröffne sich im Sinne Frankreichs die Chance auf Errichtung einer Republik auf dem linken Rheinufer.[Anm. 31] Frankreich versuchte in den besetzten Gebieten außerdem, die Beziehung zur deutschen Bevölkerung durch Betonung der historisch-kulturellen Verbindungen zwischen Frankreich und den Rheinlanden zu verbessern. Das geschah, indem Besatzungssoldaten z.B. Denkmäler für aus Rheinhessen stammenden Soldaten der „Grande Armée“ Napoleons besuchten und auf die gemeinsame Vergangenheit hinwiesen. Zur „pénétration pacifique“ gehörte auch die Anordnung von Französischunterricht in den Schulen sowie die Errichtung von Lesesälen, sogenannter „salles de dépêche“, wo französischer Lesestoff von illustrierten Zeitschriften bis zu hochwertiger Literatur zur Verfügung stand. Diese und andere Propagandamaßnahmen sollten die Deutschen für die Kultur Frankreichs einnehmen.[Anm. 32]
In den besetzten Gebieten existierten deutsche separatistische Strömungen und Bewegungen zur Schaffung eines rheinischen Bundesstaats bzw. einer „Rheinischen Republik“. Martin Süß gelingt eine Definition des Separatismus: „Als separatistisch müssen diejenigen Aktivitäten zur Gründung eines Rheinstaates bezeichnet werden, die unternommen wurden, obwohl die Reichsregierung, die Nationalversammlung und auch die hessische Volkskammer bereits Abstand von allen Bestrebungen zu einer Neugliederung im Westen des Reiches genommen hatten.“[Anm. 33] Genau dieses Ziel verfolgten der ehemalige preußische Staatsanwalt Hans Adam Dorten aus Wiesbaden und seine Bewegung seit Februar 1919. Sie befürworteten eine Volksabstimmung über die Errichtung eines Rheinstaats, weil sie glaubten, dass allein die Rheinländer darüber entscheiden könnten – und zwar ohne Beteiligung des Reichs. Außerdem, so Süß weiter, zielte der Separatismus der Jahre 1919 bis 1923 darauf ab, diese Pläne handstreichartig umzusetzen. Die dritte für die separatistischen Aktivitäten konstitutive Komponente war die unbedingte Zusammenarbeit mit den französischen Besatzungsbehörden. Es gab eine Vielzahl von separatistischen Gruppierungen im Rheinland und in der Pfalz, unter ihnen Zentrumspolitiker um die Kölnische Volkszeitung, die teilweise mit Dorten an den Rheinstaatsplänen arbeiteten bzw. die „Freie-Pfalz-Bewegung“.[Anm. 34]
Hier soll exemplarisch von der Dorten-Gruppierung die Rede sein, da es ihr in Zusammenarbeit mit dem französischen General Mangin gelang, am 1. Juni 1919 einen Putsch zu initiieren. An diesem Tag wurden in Wiesbaden, Mainz, Speyer[Anm. 35] und anderen nassauischen, rheinhessischen und pfälzischen Orten Plakate angeschlagen, es werde „eine selbständige Rheinische Republik im Verbande des deutschen Reiches als Friedensrepublik errichtet, die das Rheinland, Alt-Nassau, Rheinhessen und die Rheinpfalz umfasst.“ An die Stelle der Preußischen, Bayerischen und Hessischen Zentralregierung trete die Regierung der „Rheinischen Republik“. Ein am 1. Juni in Rheinhessen verteiltes Flugblatt gab Aufschluss darüber, welche Personen der neuen „Regierung“ angehörten: Mit dem Mainzer Amtsgerichtsrat Dr. Liebing und dem Mainzer Kunsthistoriker Klingelschmitt zählten auch zwei Rheinhessen dazu. Bereits am 29. Mai 1919 wurde vom Hessischen Kreisamt Worms den Bürgermeistereien der Landgemeinden mitgeteilt, dass von einer politischen Partei eine Proklamation angeschlagen werde, die auf keinen Fall entfernt werden dürfe. Andernfalls erfolgten schwere Strafen durch die französische Armee. Aber bereits einen Tag später zeigte sich, dass die Bevölkerung keineswegs hinter den Separatisten stand, denn es kam in Mainz, Worms und Alzey zu 24-stündigen Streiks gegen die „Rheinische Republik“.[Anm. 36] Die Wormser Zeitung berichtete erst am 3. Juni darüber, da sie am 2. Juni wegen des Streiks nicht erschien. Eine der Hauptgründe, weswegen die Bevölkerung den Putsch ablehnte, war der Schulterschluss Dortens mit den französischen Offizieren, besonders mit General Mangin, der sich am 7. Juni dazu gezwungen sah, in allen rheinhessischen Tageszeitungen eine Erklärung zu veröffentlichen, in der er konstatierte, dass die französische Armee sich gegenüber den Befürwortern der „Rheinischen Republik“ neutral verhalten habe.[Anm. 37] Auch das französische Außenministerium lehnte die Anerkennung der neuen Regierung ab.[Anm. 38] Am 11. Juni 1919 wurde gegen Dorten beim Reichsgericht in Leipzig ein Haftbefehl wegen Hochverrats erlassen.[Anm. 39] Als dieser im besetzten Gebiet nicht vollstreckbar war, entfaltete Dorten in den folgenden Jahren mit wechselnden Mitstreitern weitere Aktivitäten. Im Januar 1920 gründete er eine Partei, die „Rheinische Volksvereinigung“, deren Vorstandsmitglieder z. T. aus dem Kölner Raum, aber mit Amtsgerichtsrat Dr. Liebing und dem Binger Stadtverordneten Dulcius auch aus Rheinhessen stammten. Auch der Fabrikant Deckers aus Geldern sollte später eine Rolle spielen.[Anm. 40] Das Sekretariat der Partei für die Provinz Rheinhessen befand sich in Mainz. Ortsgruppen gab es außerdem in Bingen, Gau-Algesheim, Sprendlingen, Weisenau und Worms. Dass die französische Regierung keineswegs neutral war, belegen schriftliche Äußerungen des Hochkommissars Paul Tirard, wie z.B. sein Telegramm an das französische Außenministerium vom 24. März 1921, dass Dorten „mehr als 500.000 Francs zur Verfügung gestellt worden seien.“[Anm. 41]
Erst das Jahr 1923 brachte mit rapidem Währungsverfall, wirtschaftlicher Not und Arbeitslosigkeit eine starke Radikalisierung der separatistischen Aktivitäten. Neben Dorten traten der radikale Kölner Joseph Smeets mit seiner „Rheinisch-Republikanischen Volkspartei“ hervor, die sich offen zu einer Trennung vom Reich bekannte und deren Mitglieder alle bewaffnet waren. Auch der aus Aschaffenburg stammende, mehrmals vorbestrafte „Journalist“ und politische Abenteurer Matthes gründete eine Gruppe. Im Juli/August 1923, als sich die Krise im Reich zuspitzte, erfolgte der Zusammenschluss der Bewegungen von Smeets und Matthes mit derjenigen Dortens.[Anm. 42] Zu diesem Zeitpunkt vollzog sich auch die Änderung der Dortenschen Politik: War er in der frühen Phase noch für die Errichtung eines Bundesstaats im Reichsverband gewesen, forderte er zusammen mit Smeets und Matthes nun „eine Rheinische Republik losgelöst von Deutschland“.[Anm. 43] Parallel zu der Bewegung um Dorten, Smeets und Matthes gab es auch andere rheinische Politiker, die sich im Herbst 1923 angesichts der fast aussichtslosen wirtschaftlichen Lage in den besetzten Gebieten für eine vorrübergehende Loslösung der Rheinlande vom Reich aussprachen, um das restliche Deutschland am Leben zu erhalten. Man sprach von der „Versackungspolitik“. Um die richtige Lösung rangen Politiker wie Innenminister Jarres, Finanzminister Luther, der Kölner Oberbürgermeister Adenauer und Reichskanzler Stresemann.[Anm. 44] Wie zeigen sich die separatistischen Bestrebungen nun aber in Worms?
Die Initialzündung für die massiv auf Rheinhessen und Worms einwirkende Entwicklung war der Separatistenputsch in Aachen am 21. Oktober 1923 mit der anschließenden Proklamation der „Rheinischen Republik“.[Anm. 45] Ende Oktober bemächtigten sich daraufhin die Separatisten unter tätiger Mithilfe der Besatzungsbehörden des Kreisamts in Mainz. Die Franzosen erkannten die von den Separatisten gebildete Provinzial- und Kreisverwaltung an. Mit Unterstützung der Besatzungsmacht gelang es ihnen ebenfalls, in Bingen, Worms und Alzey die entsprechenden Behörden zu besetzen.[Anm. 46] Am Abend des 22. Oktober 1923 gegen 21 Uhr versammelte sich vor der Wohnung des als Separatisten bekannten Seilermeisters Kitt am Obermarkt eine erregte Menschenmenge. Als am 23. Oktober kurz nach Mittnacht einer der Separatisten die Wohnung Kitts verließ, schoss er in die aufgebrachte Menge, wobei ein Arbeiter verletzt wurde. In der Zwischenzeit hatte sich in Koblenz aus der Gruppe um Dorten und Matthes die „vorläufige Regierung der Rheinischen Republik“ gebildet. Gleichzeitig wurde der bewaffnete „Rheinlandschutz“ etabliert,[Anm. 47] dessen Mainzer und Wiesbadener Mitstreiter in der Nacht des 23. Oktober die Wormser Separatisten bei der versuchten Erstürmung des Wormser Polizeireviers unterstützten. Obwohl dies fehlschlug, wurde in einer anschließenden Schießerei mit mehreren Verletzten auch das Haus des Seilermeisters Kitt beschädigt.[Anm. 48]
Kaspar Schmitt zitiert aus einem Polizeibericht und gibt somit eine andere Variante der Ereignisse des 22./23. Oktober 1923 wieder:[Anm. 49] Am Abend des 22. Oktober gegen 23 Uhr sei vor dem Haus Kitts am Obermarkt ein Auto mit sieben bis acht Separatisten vorgefahren, die die mehrere hundert Menschen umfassende Menge mit Waffen bedrohten. Als einer der „Sonderbündler“ die „Rheinische Republik“ ausrufen wollte, stieg die Erregung in der Menge so stark an, dass die Bewaffneten wieder wegfahren mussten, aber aus dem Auto heraus fünf Schüsse abgaben. Dies führte dazu, dass die versammelten Menschen gewalttätig gegen die im Kittschen Haus tagenden Separatisten vorgingen. Diese schossen aus dem Haus heraus auf die Menge und bewarfen sie mit Dachziegeln. Die Polizei, die bereits den Obermarkt abgesperrt hatte, forderte Verstärkung an und zusammen mit einigen Gewerkschaftsführern gelang es ihr, die Leute in die Hardtgasse und in Richtung Lutherplatz zurückzudrängen. Soweit die Darstellung Schmitts.
Am 29. Oktober 1923 drangen kurz nach 18 Uhr 12 bis 15 bewaffnete Separatisten in die Amtsräume des Wormser Kreisamts ein.[Anm. 50] Sie überrumpelten die Beamten, schlossen die Fensterläden und verbarrikadierten die Eingangstüren. Der erwerbslose Separatist Kuhbach aus Bechtheim, ein entlassener Angestellter des Wormser Finanzamts, forderte mit vorgehaltenem Revolver von Regierungsrat Jourdan die Herausgabe des Amtsschlüssels. Die Zwecklosigkeit jeden Widerstands ergab sich durch die „feldmarschmäßig ausgerüstete französische Infanterie“, die vor dem Kreisamt Aufstellung nahm. Kitt stellte sich als der „Kreiskommissar der Rheinischen Republik“ vor: Er verlange die Entlassung des Kreisamtspersonals bis auf wenige Referenten, um ein Minimum an amtlichen Dienstleistungen, wie etwa die Auszahlung des Erwerbslosengelds aufrecht zu erhalten. Nachdem die Beamten, vor die Frage gestellt, ob sie der neuen „Regierung“ dienen wollten, dieses verneinten, zeigte Kitt seine Vollmacht vor, die von dem bereits erwähnten Amtsgerichtsrat Dr. Liebing unterschrieben war: Die Wormser Vertreter Kitts seien Kuhbach und ein gewisser Kottmann. Die Besatzungsbehörden wurden ersucht, die neue Regierung anzuerkennen. In der Andreasstraße standen bereits drei Lastwagen mit Militär.
Am nächsten Tag, dem 30. Oktober, wurden in die geräumte Dechaneischule in der Nähe des Kreisamts 200 bis 250 Soldaten der französischen Infanterie verlegt.[Anm. 51] Der Stadtkommandant verhängte den Belagerungszustand und eine Straßensperre von 18 Uhr abends bis 6 Uhr morgens. Nach Ausrufung der „Rheinischen Republik“ habe die HCITR die Gewalt übernommen.[Anm. 52] Die Sonderbündler trugen grün-weiß-rote Armbinden und hatten Mitgliedskarten der „Rheinisch-Republikanischen Volkspartei“. Die Mehrheit der Bevölkerung stand der neuen Regierung wie schon 1919 ablehnend gegenüber. Die Wormser Arbeiterschaft protestierte mit einem 24-stündigen Generalstreik. Am 23. Oktober hatte das Hessische Gesamtministerium einen Aufruf an die Beamten Rheinhessens erlassen, dass sie sich wie 1919 treu auf die Seite der rechtmäßigen Regierung stellen und nicht mit den Separatisten paktieren sollten. Der Kreisausschuss des Kreises Worms verabschiedete am 30. Oktober folgende Resolution: Er lehne die „Rheinische Republik“ und jede Zusammenarbeit mit ihren „Dienststellen“ ab. Die bisherige Regierung verfüge über die einzige Staatsgewalt im Kreis. Daraufhin bekräftigten auch alle weiteren Reichs-, Staats- und Kommunalbehörden des Kreises Worms, dass sie die Sonderbündler keinesfalls als rechtmäßig akzeptierten. Insofern waren die von Kitt an die Beamten gerichteten Aufrufe zwecklos.
Stattdessen etablierte sich ein aus städtischen Arbeitern und Gewerkschaftlern bestehender Selbstschutz, dessen Auflösung der französische Kreisdelegierte Hedoin umgehend verlangte. Auch erkannte er die separatistische „Regierung“ vorrübergehend an, da er die amtlichen Schreiben nicht mehr an „Monsieur le Kreisdirektor“, sondern an „Monsieur le Kreiskommissar“ adressierte. Das Kreisamt arbeitete in den Diensträumen des Rathauses weiter. Kreisdirektor Wolff jedoch war für mehrere Monate ein Gefangener im Kreisamt und konnte seine dortige Wohnung erst wieder Anfang Februar verlassen. Auf Anordnung der Beigeordneten Rahn und Schulte gab es keinerlei Verhandlungen mit den Separatisten. Im Laufe der Zeit beklagten sich Kitt und seine Bewegung über ihre enormen finanziellen Engpässe, auch der Kreisdelegierte stelle sich nicht auf ihre Seite. In seinem sogenannten Verwaltungsbericht Nr. 3/23 vom 12. November 1923 kritisierte Kitt gegenüber der „Regierung der Rheinischen Republik“ die unkoordinierten Handlungen einzelner Aktionisten ihrer Partei ohne Absprache mit der Gruppenleitung. Ebenso gab es keine ausreichenden Verpflegungssätze für die Mitglieder, selbst Geld für Eisenbahnfahrscheine fehlte. Ein letztes Aufgebot war der Aufruf Kuhbachs zum Eintritt in ihre Gruppe: Geborene Pfälzer, Rheinhessen und Rheinländer zwischen 20 und 28 Jahren waren gefragt. Aus Geldnot „verscherbelten“ die Separatisten zuletzt das Büromaterial und Inventar des Wormser Kreisamts. Am 5. Februar 1924 mussten sie in Worms endgültig aufgeben und das Kreisamt verlassen. Der französische Kreisdelegierte schätzte das Scheitern der Separatistenbewegung, nicht nur in Worms, richtig ein und verlangte vom „stellvertretenden Kreiskommissar Kottmann“ die ordnungsgemäße Übergabe des Amtsschlüssels an die rechtmäßige Behörde, und zwar in Anwesenheit von Hedoins Adjutanten. Ebenso wie in Worms stellten die Separatisten bis Anfang 1924 ihre Aktivitäten in Alzey, Bingen, Mainz und anderen Orten Rheinhessens, aber auch in der Pfalz ein.[Anm. 53] Relativ stark zeigten sich die separatistischen Aktionisten in Bingen, wo der französische Kreisdelegierte Vermeil ihre Protagonisten enorm unterstützte. Die Einschätzung Schmitts,[Anm. 54] dass der Wormser Delegierte Hedoin zurückhaltender war, ist nicht unrichtig, denn Kitt beklagte sich über sein nichtkooperatives Verhalten.[Anm. 55] Hans Adam Dorten hatte sich noch einmal am 18. November 1923 von Bad Ems aus als „Generalbevollmächtigter Süd“ der „Regierung der Rheinischen Republik“ an seine Anhänger gewandt. Er zeichnete zu diesem Zeitpunkt noch verantwortlich für den Bezirk Koblenz, Rheinhessen, den Rheingau und die Pfalz.[Anm. 56]
Es stellt sich die Frage nach den Gründen für das Scheitern der Separatisten. Der Mainzer „Regierungskommissar“ Dr. Liebing machte am Ende die nicht ausreichende (finanzielle) Hilfe Frankreichs verantwortlich für ihren Misserfolg.[Anm. 57] Es geht jedoch aus den umfangreichen Recherchen von Martin Süß hervor, dass sowohl die führenden Besatzungsoffiziere, Hochkommissar Tirard als auch die Regierung in Paris über die Betätigung der Separatisten jeweils genau informiert waren und sie diese letztlich begrüßten, um ihr grundsätzliches Ziel eines unabhängigen Rheinstaats durchzusetzen. Besonders die französische Regierung achtete aber streng darauf, den Besatzungstruppen oder Tirard keine Anweisungen zu erteilen, die Rückschlüsse auf ihre Befürwortung der separatistischen Aktivitäten zuließen.[Anm. 58] Dies geschah vor allem wegen der ablehnenden Haltung Englands, dessen Hochkommissar Kilmarnock an den britischen Außenminister Curzon Berichte über den drohenden Separatismus im Rheinland schickte. Tirard beteuerte stets die Neutralität Frankreichs gegenüber diesen Bestrebungen, konnte jedoch das Misstrauen Curzons nicht zerstreuen.[Anm. 59] De facto unterstützte die Besatzungsmacht die separatistischen Aktionisten durch die Lieferung von Waffen, durch die Erlaubnis die Regiebahn benutzen zu können, teilweise auch durch die Entwaffnung der deutschen Polizei.[Anm. 60]
Die wichtigsten Gründe für das Scheitern der Separatisten waren vor allem die Ablehnung ihrer Ziele durch die Mehrheit der Bevölkerung. Aber auch die ungenügende Kompetenz der separatistischen Akteure selbst sowie die fehlende Planung ihres Agierens zogen den Misserfolg ihres Projekts nach sich. Es mangelte an einer einheitlichen Führungsstruktur, die einzelnen Gruppierungen waren unter sich zerstritten und der Leumund ihrer Anführer war sehr oft schlecht. Der französische Premierminister Poincaré sah sich ab etwa Dezember 1923 gezwungen, nach und nach seine Rheinstaatspläne aufzugeben, denn der „Ruhrkampf“ sowie die teilweise Finanzierung der Separatisten hatte Frankreich viel Geld gekostet. Der Franc geriet ab Ende 1923 erheblich unter Druck. Frankreich benötigte die finanzielle Unterstützung Englands und der USA. Andererseits begann sich Deutschland nach der im November 1923 erfolgten Stabilisierung der Mark langsam zu erholen. Poincaré blieb der politische Erfolg versagt, denn er verlor die Wahlen im Mai 1924.[Anm. 61] Die Separatisten schlossen sich im Februar 1924 zur „Interessengemeinschaft rheinischer Auswanderer“[Anm. 62] zusammen und appellierten direkt an den französischen Premierminister: Sie hätten den dringenden Wunsch, nach Frankreich auszuwandern, da sie nach ihrem Scheitern nicht nur unter den schwierigsten wirtschaftlichen Verhältnissen litten, sondern aufgrund „ihrer früheren Aktivitäten auch noch Schikanen und Verleumdungen ausgesetzt seien.“ Nach einiger Zeit entschloss sich Poincaré, ihrem Ansinnen zu entsprechen und den Separatisten Unterstützung zu gewähren. Hans Adam Dorten begab sich nach Nizza, wo er 1963 starb.
7.4 Hyperinflation: Die wirtschaftliche Lage 1923. Das Beispiel der Heylschen Lederwerke Liebenau
Die seit dem 13. August 1923 amtierende Regierung Stresemann war am 26. September gezwungen den passiven Widerstand in den besetzten Gebieten aufzugeben, weil er durch seine Finanzierung über die Notenpresse zu einer Hyperinflation führte: Im August war eine Million Papiermark 91 Goldpfennige wert.[Anm. 63] Im November entsprachen einer Milliarde Papiermark noch 19 Golfpfennige. In Worms kostete ein Liter Vollmilch am 9. Juli 1923 3.960, im August 29.000 und am 4. Oktober 20 Millionen Mark. Die Regierung Stresemann entschloss sich am 15. November 1923, die neue Rentenmark einzuführen und folgenden Kurs festzusetzen: Eine Billion Papiermark sollte einer Rentenmark entsprechen.[Anm. 64] Die Garantien für den Kaufwert der Rentenmark sollten bis zur Einführung einer endgültigen goldgedeckten Währung im Jahr 1924 „Grundschulden und Schuldverschreibungen zulasten von Industrie und Landwirtschaft“ bilden. Die Währungsstabilisierung barg aber für die besetzten Gebiete etliche Probleme: Bis zur Wiedereinführung der durch Gold gedeckten Währung musste nämlich dort kommunales und von Unternehmen bereitgestelltes Notgeld als Zahlungsmittel dienen.[Anm. 65]Der Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer verlieh den linksrheinischen Gebieten eine Stimme, indem er forderte, dass das Rheinland mehr wert sein müsse als ein neues Zahlungsmittel. Heinrich August Winkler fasst das Problem zusammen: „Der Reichsregierung erschien die Gefahr, dass das Rheinland sich vorübergehend […] institutionell verselbstständigen könne als das kleinere Übel, verglichen mit dem wirtschaftlichen Zusammenbruch, der ganz Deutschland drohte, wenn die neue Währung durch die fortdauernde Totalsubventionierung des okkupierten Territoriums ruiniert wurde.“
Wie spiegelte sich die wirtschaftliche Situation im Sommer/Herbst 1923 auf der lokalen Wormser Ebene wider? Dazu steht uns aussagekräftiges Archivmaterial über die Heylschen Lederwerke Liebenau zur Verfügung. Neben der fast vollständigen Verkehrssperre zwischen dem besetzten und unbesetzten Gebiet durch die Wiedererrichtung der Zollgrenze am Rhein wird die Existenz der auf den freien Import und Export von Rohstoffen und Fertigprodukten angewiesenen Lederfabrik aus weiteren Gründen bedroht. Ein wichtiges Problem war die Kapitalknappheit.[Anm. 66] Ende Juli 1923 reichten die Einnahmen aus Warenverkäufen gerade aus, um die wöchentlichen Lohnzahlungen zu leisten. Beide Summen lagen bei etwa 700 Millionen Mark. Die Restsumme für den Erwerb eines Wagens konnten durch den Verkauf von 2000 US-Dollar Schatzanweisungen gedeckt werden. Überhaupt war das Rechnen in harten Devisen (US-Dollar, Schweizer Franken) wichtig für die Kalkulation, da z.B. der Kurs am 19. Juli 1923 für einen US-Dollar zwischen 307.700 Mark an der New Yorker Börse und 284.710 Mark an deutschen Börsen schwankte. Letzterer Kurs wurde künstlich niedrig gehalten. Da laut Aussagen Otto Bonhards der US-Dollar im freien Verkehr wegen der Erwartung weiterer Markentwertung bereits mit 380.000 bis 400.000 Mark gehandelt wurde, mussten die Heylschen Lederwerke bereits 25 bis 30% höhere Preise einkalkulieren. Mehrmals fragte sich Generaldirektor Bonhard in Briefen an Ludwig von Heyl, ob unter den „gegenwärtigen Bedingungen“ der Betrieb noch aufrechterhalten werden könne, so am 3. Juli und am 28. August 1923. Welche Bedingungen waren es? Am 28. August vermerkte Bonhard, dass die Bewertung der Forderungen fast nur noch auf Dollarbasis verlaufe. Für den Kauf von Betriebsstoffen und englischen Kohlen habe man 10.000 Schweizer Franken zurückbehalten. Auch bei der Süddeutschen Diskontogesellschaft verfüge man noch über eine fünfmal so große Summe in der gleichen Währung, außerdem über Dollarreserven.
In einer Liste vom 29. August 1923 wurden die Preise für die Betriebsstoffe der abgelaufenen Woche verzeichnet.[Anm. 67] Die Kosten für Strom, Wasser, Kohlen, Chemikalien, Baustoffe, technische Ersatzteile beliefen sich auf 20 Milliarden Mark bei einem Dollarkurs von bereits 3 Millionen Mark. Für die Löhne waren in der gleichen Woche 22 Milliarden Mark nötig. Es seien zurzeit Stundenlöhne von 700.000 Mark zu zahlen, so Bonhard am 28. August. Umgerechnet in Goldmark sei das das Doppelte des Vorkriegsniveaus. Im gleichen Bericht beklagte er sich über die ständigen Preiserhöhungen für Betriebsstoffe. Die Lohnforderungen der Arbeiter stiegen innerhalb kurzer Zeit um 80%. Davon konnten laut seiner Aussage nur 55 % bewilligt werden. Deshalb gebe es auch wieder Streiks der Wormser Hafenarbeiter, die mittlerweile einen Stundenlohn von 1,6 Millionen Mark verlangten, so Bonhard weiter am 28. August. Im Januar 1924 streikten alle 1.500 Lederarbeiter der Werke Doerr & Reinhart wegen Lohnforderungen.[Anm. 68] Ende August 1923 schlossen auch in Pirmasens die letzten Schuhfabriken, die bis dato noch mit verkürzter Arbeitszeit tätig gewesen waren. Es war inzwischen unmöglich, die hohen Lohnsummen zu beschaffen.[Anm. 69] Der Generaldirektor stellte fest, man habe von der Substanz gelebt und empfahl, alle vermeidbaren Ausgaben einzustellen. Neue Maschinen könne man nicht anschaffen, ebenso konnten begonnene Bauten nicht fertiggestellt werden. Die von der Regierung geplanten Steuererhöhungen würden für die Lederwerke Entlassungen zur Folge haben. Auch Cornelius W. von Heyl, wurde in einem Bericht der Direktoren Maus und Bonhard über die schlechte Geschäftslage unterrichtet.[Anm. 70]
Im besetzten Gebiet fänden allenfalls kleine Verkäufe statt, im unbesetzten Deutschland gebe es keinerlei Absatzmärkte für die Waren der Firma. Es folgte ein Überblick über alle europäischen und überseeischen Märkte, aber außer über ein sehr schwaches Geschäft und starke internationale Konkurrenz war nichts zu berichten. Bonhard beklagte gegenüber Ludwig von Heyl ebenfalls die miserabel gehenden Geschäfte im In- und Ausland: Die englischen Absatzmärkte brächen weg, die wirtschaftlichen Nachrichten aus Holland und Skandinavien seien ebenfalls schlecht.[Anm. 71] Wenn man die Preise herabsetze, komme man nicht auf seine Kosten, erhöhe man die Preise, sei man nicht konkurrenzfähig. Aber gleichzeitig stellte Bonhard fest, dass es den „kleineren Leuten“ und den Wormser Handwerkern noch schlechter gehe. Im August 1923 fanden in Worms viele Demonstrationen von Arbeitslosen statt, die auch mit Gewalttätigkeiten einhergingen.[Anm. 72] Eine Delegation von Lederarbeitern verlangte von der Firmenleitung die Entlassung von Kollegen, die keiner „der bestehenden sozialistischen Organisationen“ angehörten.[Anm. 73] Im Wormser Gasthaus „Karpfen“ versammelten sich die demonstrationswilligen Arbeitslosen. 1923 war ihre Zahl von 600 im März bis auf 3.850 im November angestiegen.[Anm. 74] Es verwundert nicht, dass es am 15. und 17. November in Worms bei einer solchen Demonstration zu Ausschreitungen kam.[Anm. 75]
Anmerkungen:
- Vgl. zum Folgenden: Soutou, Vom Rhein zur Ruhr: Absichten und Planungen der französischen Regierung (2004), S. 63-83. Zurück
- Winkler, Geschichte des Westens, S. 303, urteilt, dass hinter dem französischen Sicherheitsinteresse gegenüber Deutschland „die Untermauerung des französischen Anspruchs auf die Vormachtstellung in Kontinentaleuropa“ stand. Zurück
- Krumeich, Der „Ruhrkampf“ als Krieg (2004), S. 9-24, hier: S.16. Zurück
- Jeannesson, Übergriffe der französischen Besatzungsmacht und deutsche Beschwerden (2004), S. 207-231, hier: S. 207. Krumeich, ebd., nennt Zahlen bis zu 100.000 Soldaten. Zurück
- Poidevin/Bariéty, Frankreich und Deutschland, S. 332. Zurück
- 150 Jahre Wormser Zeitung (1926), S. 232. Zurück
- Frei ist der Rhein, S. 46. Zurück
- Ebd., S. 112-115. Zurück
- StadtAWo Abt. 180/1 Nr. 227: a) Brief Bonhards an Ludwig von Heyl vom 03.07.1923. b) Dort auch ein Artikel der WZ vom 24.06.1923, der berichtet, dass „wegen eines Sabotageaktes, der in Worms an der Eisenbahnstrecke verübt wurde“, vom Kreisdelegierten Hedoin am 23.06.1923 eine „Verkehrsbeschränkung“ angeordnet wurde. Die Rheinbrücke war von diesem Zeitpunkt an bis Dezember 1924 gesperrt. (Vgl. Frei ist der Rhein, S. 47.) Zurück
- StadtAWo Abt. 180/1 Nr. 227. Brief von Direktor Maus an Ludwig von Heyl vom 12.07.1923. Zurück
- Ebd., Brief von Generaldirektor Bonhard an Ludwig von Heyl vom 31.08.1923. Zurück
- Ebd., Brief Bonhards an Ludwig von Heyl vom 21.08.1923 nach Brandenburg/Schloss von der Marwitz. Zitat in: Frei ist der Rhein, S. 47. Zurück
- StadtAWo Abt. 180/1 Nr. 227. Briefe Bonhards an Ludwig von Heyl vom 3. und 12.07.1923. Zurück
- Ebd. Brief desselben an Ludwig von Heyl vom 18.08.1923. Zurück
- Ebd. Brief desselben an den gleichen Adressaten vom 10.09.1923. Zurück
- Frei ist der Rhein, S. 98. Zurück
- Ebd., S. 46. Zudem boykottierte man auf deutscher Seite die Regiebahn und nahm dafür lange Fußmärsche und Radfahrten in Kauf. Zurück
- Ebd., S. 92-99. Zurück
- Ebd., S. 49. Verzeichnis der Ausgewiesenen, ebd., S. 269-283. Zurück
- Vgl. im Folgenden: Ebd., S. 65-70. Zurück
- Frei ist der Rhein, S. 70. Zurück
- Vgl.: Reuter, Karl Hofmann, S. 281f. Zurück
- Vgl. Hessische Abgeordnete 1820-1933, Rack/Vielmeier (Hg.), 2008, S. 119: Seit 1904 Stadtverordneter in Mainz (SPD), 1918 Vorsitzender des Arbeiter- und Soldatenrats ebd., 1918-1928 Beigeordneter /Bürgermeister ebd., 1919-1928 Landtagspräsident des Volksstaats Hessen, 1928-1933 Hessischer Staatspräsident. Zurück
- Vgl. im Folgenden: Adelung, Sein und Werden, S. 239-251. Zurück
- Winkler, Geschichte des Westens, S. 304ff. Zurück
- Die Berichte Eduard Davids als Reichsvertreter in Hessen 1921-1927 (1970), Bericht Nr. 70 vom 07.06.1923, S. 105-107. Zurück
- Bönnen, Tumulte und Unruhen, S. 404. Zurück
- Vgl. zu seiner Person: Kolb, Artikel „Gustav Stresemann“, in: NDB, Bd. 25 (2013), S. 545-547: *10.05.1878 Berlin, +03.10.1929 Berlin. Nach Studium der Nationalökonomie und Promotion 1901-1919 Verbandsfunktionär in Dresden. Parallel dazu politische Karriere: 1903 Beitritt in die Nationalliberale Partei, seit 1907 mit Unterbrechungen MdR, 1917 Fraktionsvorsitzender, 1914-1918 einerseits Befürworter von Annexionen und U‑Boot-Krieg, andererseits innenpolitischer Reformen. Dez. 1918 Konstituierung der „Deutschen Volkspartei“ (DVP) unter seiner Führung. Zeitlebens deren Vorsitzender. Stresemann war für 100 Tage Reichskanzler in einer der größten Krisen der Weimarer Republik (13.08.-22.11.1923), danach Außenminister bis 1929 (vgl. Kapitel 8.1). Zurück
- Winkler, Geschichte des Westens, S. 308-313. Zurück
- Süß, Rheinhessen, S. 62f. Zurück
- Bis zum März 1923 präzisierte Tirard seine Rheinstaatspläne erheblich. Dazu Reimer, Rheinlandfrage und Rheinlandbewegung (1978), S. 276-282. Zurück
- Vgl. Süß, S. 41-56, S. 134-145 und 197-199. Zurück
- Vgl. Süß, S. 73f. Zurück
- Faber, ebd., S. 430. Zurück
- Bischof, Rheinischer Separatismus 1918- 1924 (1969), S. 85f, Zitat S. 85. Zurück
- Süß, S. 81f. Zurück
- Bischof, Rheinischer Separatismus, S. 89 und Süß, S. 85. Zurück
- Süß, S. 84. Zurück
- Bischof, S. 92f. Zurück
- Vgl. Bischof, S. 103f. Zurück
- Süß, S. 156f. Zurück
- Vgl. Bischof, S. 119ff. Zurück
- Ebd., S. 141. Zurück
- Vgl. Reimer, Rheinlandfrage, S. 414f. Die vielfältigen Entwicklungen können hier nur angedeutet werden. Vgl. dazu ebenfalls den erhellenden Aufsatz: Rödder, Der Mythos von der frühen Westbindung. Konrad Adenauer und Stresemanns Außenpolitik, in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, 41. Jg. (1993) H. 4, S. 543-573. Zurück
- Süß, S. 206. Zurück
- Ebd., S. 211ff. Zurück
- Bischof, S. 125. Zurück
- Becker, Hinter den Kulissen des Separatismus in Hessen. Groß-Gerau, Alzey, Worms (1925), S. 85. Zurück
- Schmitt, Worms und seine Besatzungsgeschichte, S. 99. Am 24.10.1923 berichtete die Wormser Volkszeitung ebenfalls über die Wormser Vorkommnisse (Vgl. Süß, S. 214, Anm. 78). Zurück
- Becker, S. 86f. Zurück
- Ebd., S. 91. Zurück
- Vgl. im Folgenden: ebd., S. 87-100. Zurück
- Vgl. Süß, S. 233-238. Zurück
- Schmitt, Worms und seine Besatzungsgeschichte, S. 98f. Zurück
- Becker, S. 98. Zurück
- Faber, Die südlichen Rheinlande, S. 436. Zurück
- Süß, S. 237. Zurück
- Ebd., S. 242f. Zurück
- Ebd., S. 216. Zurück
- Faber, Die südlichen Rheinlande, S. 435. Zurück
- Poidevin/Bariéty, Frankreich und Deutschland, S. 337-340. Zurück
- Süß, S. 239f. Zurück
- Büttner, Weimar, S. 170. Ruppert, Tradition und Fortschritt (1988), S. 49. Zurück
- Vgl. im Folgenden: Winkler, Geschichte des Westens, S. 313. Zurück
- Vgl. die Abbildungen von Wormser Notgeld der Firmen von Heyl aus dem Jahr 1923 in diesem Band. Zurück
- Vgl. im Folgenden: StadtAWo Abt. 180/1 Nr. 227. Brief Otto Bonhards an Ludwig von Heyl vom 24.07.1923. Zurück
- StadtAWo Abt. 180/1 Nr. 227. Zurück
- Bönnen, Von der Blüte in den Abgrund (2015), S. 545-606, hier: S. 557f. Zurück
- StadtAWo ebd., hier und im Folgenden weiter Brief Bonhards an Ludwig von Heyl vom 28.08.1923. Zurück
- Ebd., Bericht vom 10.08.1923. Zurück
- Ebd., Brief Bonhards vom 21.08.1923. Zurück
- Bönnen, Von der Blüte in den Abgrund, S. 557. Zurück
- StadtAWo Abt. 180/1 Nr. 227. Vgl. im Folgenden Brief vom 21.08.1023. Zurück
- Bönnen, Von der Blüte in den Abgrund, S. 557. Zurück
- Bönnen, Tumulte und Unruhen, S. 404. Zurück