Hachenburg im Westerwald

Die Bartholomäuskirche in Hachenburg-Altstadt

Ob es schon um das Jahr 900 eine Kirche an dieser Stelle gab, leitet sich vor allem daraus ab, das der spätere namengebende Schutzherr St. Bartholomäus von den ostfränkischen karolingischen Königen, die zwischen 768 und 911 regierten, mehrfach als Schutzheiliger von Kirchen ausgewählt wurden. Für die Altstädter Kirche ist das Bartholomäus-Patrozinium erst für das Jahr 1393 belegt.
Bauhistorischen Erkenntnissen folgend, wird die Existenz einer Kapelle für die Zeit um 1100 als sicher angenommen. Für eine Entstehungszeit vor 1130 spricht etwa die flache Decke des Hauptschiffes, nach 1100 wurden neue Kirchendecken gewöhnlich eingewölbt. Auch die Maßverhältnisse und die Steinmetzzeichen an den Mittelsäulen der Schallöffnungen im Kirchturm deuten auf eine Verbindung zu der gleichzeitig entstandenen Johanneskirche an der Lahnmündung hin.
Genannt wird die Kirche allerdings erst später. Als Papst Innocenz II. im Jahr 1131 dem Kollegiatsstift zum hl. Cassius und Florentinus in Bonn Besitzungen im Westerwald bestätigte, wird die Kirche in Altenkirchen mit ihren - ungenannten - Kapellen, zu denen die Kapelle in Alstadt gehören könnte, genannt.
Für das nach 1180 entstandene Hachenburg war die Kapelle die zuständige Pfarrkirche. Als solche wird sie erstmals im Jahr 1303 genannt.

Bau der Pfeilerbasilika um 1230

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Anstelle der Kapelle aus spätromanischer Zeit, von deren Mauerwerk vielleicht Reste im Turm und Schiff erhalten sind, entstand um 1230 die heutige dreischiffige flachgedeckte Pfeilerbasilika von fünf Jochen mit Westturm, kreuzgratgewölbtem Chorhaus und gewölbter Apsis. Im Vergleich zum ursprünglichen Grundriss der Kirche zeigen sich um 1230 Erweiterungen im Bereich der Seitenschiffe, der Alttarräume und der Absiden.
Das Chorjoch öffnete sich ehemals nach Norden und Süden in Drei- oder Vierpassfenster,[Anm. 1] die ein Wulststab rahmte, ein charakteristisches Formenmotiv der rheinischen Spätromanik.
Die Kirche des 13. Jahrhunderts war figürlich ausgemalt, alle diese Gemälde sind späteren Baumaßnahmen zum Opfer gefallen, nur die Deckenmalerei "Christus Pantokrator" konnte restauriert werden.

Die Kirche in gotischer Zeit (1250-1500)

In gotischer Zeit (1250-1500) wurden beiderseits des Chorhauses in zwei Bauabschnitten (13./14. und im 15. Jahrhundert) die heutigen Querhausarme mit ihren Nebenapsiden angebaut. Aus dem Chorhaus wurde so eine Vierung.
Erst um etwa 1600 wurde das bisherige Strohdach durch ein Dach aus Schiefersteinen aus den leyenkauten um Limbach und Kroppach ersetzt. Der geneigte Kirchenboden war aus Lehm gestampft. Über jedem der 12 Pfeiler waren überlebensgroße Apostelbilder, im Gewölbe der Apsis Christus als Herr und Richter dargestellt, an der nördlichen Chorwand befand sich eine Malerei des St. Christopherus, unter einem mit Blumenornamenten verzierten Rundfenster mit Rahmen aus Mendiger Basalt.

St. Bartholomäus im 16. und 17. Jahrhundert

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Im Zuge der Reformation und der Hinwendung der Grafen von Sayn zum Protestantismus wurde die Bartholomäuskirche 1560 evangelisch.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) versuchte man die mittelalterliche Kirche durch Einbau hölzerner Emporen im Mittelschiff auf den evangelischen Predigt-Gottesdienst abzustimmen und zusätzlich Platz für die steigende Zahl der Kirchenmitglieder zu gewinnen.
Bis zum Jahr 1656 war die Bartholomäuskirche Stadt- und Pfarrkirche für Altstadt und Hachenburg. Aufgrund eines Gesuches einiger Altstädter Bürger verfügte Graf Salentin Ernst am 3. Januar 1656 die Trennungen beider Pfarrbereiche. Gegen den Protest der Hachenburger ernannte der Graf zwei Kirchenmeister. Die Hachenburger Einwände, beide Gemeinden gehörten unter nur einem Kirchenmeister seit undenklichen Zeiten zusammen und Hachenburg habe seinen Begräbnisplatz auf dem dortigen Kirchhof, fruchteten nicht. Beide Kirchen blieben seit 1656 getrennt.
Ende des 17. Jahrhunderts wurden die beiden Seitenschiffe im Osten auf die Breite des Querschiffes erweitert, eine Emporenetage hinzugefügt und die kleinen romanischen Rundbogenfenster am Langhaus und im Chor vergrößert.

Baumaßnahmen im 19. und 20. Jahrhundert

Umfangreiche Renovierungen erfolgten 1864 und 1911. Aus diesem Jahr stammt auch das Hauptportal im Turm. Die umfassende Restaurierung 1958/59 unter Leitung von Architekt Erich Thomas (Altenkirchen) unter der Aufsicht des Landesamtes für Denkmalpflege in Mainz rekonstruierte wieder die romanischen Fenster, reduzierte die Emporeneinbauten, öffnete das Turmobergeschoss für die Orgel und ersetzte die barocke Langhausstuckdecke durch eine Holzdecke.

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Anmerkungen:

  1. Der Rest eines solchen Fensters ist seit der Restaurierung 1958 im Inneren an der Nordwand der heutigen Vierung einschließlich der originalen Bemalung (Gewickelte farbige Bänderstreifen) sichtbar. Zurück