Hachenburg im Westerwald

Die St. Nikolauskapelle in der Hachenburger Burg

Die St. Nikolauskapelle[Anm. 1] wurde zwischen 1452 und 1454 von Graf Gerhard II. (reg. 1452-1493) als Burgkapelle errichtet. Im Jahr 1454 erwirkte der Graf beim Erzbischof in Köln, dass jeder Gläubige einen Ablass von 100 Tagen erhalten sollte, wenn er nach dem Empfang der Sakramente an bestimmten Tagen die Reliquien in der Nikolauskapelle besuchte.[Anm. 2] Dieser Ablass wurde 1495 erneuert.[Anm. 3]
In der St. Nikolauskapelle fand kein öffentlicher Gottesdienst statt. Der Burgkaplan war ausschließlich für die Burgbewohner und ihre Gäste angestellt[Anm. 4] und wurde von der Herrschaft bezahlt.[Anm. 5]
Die St. Nikolauskapelle diente zwischen 1636 und 1649 den Katholiken als Gotteshaus. Beim Schlossbrand am 13. Oktober 1654 wurde die Kapelle zerstört[Anm. 6] und scheint nicht wieder aufgebaut worden zu sein. Denn seit dieser Zeit besuchte die Herrschaft den Gottesdienst in der Katharinenkirche, die sie über die 1664 erstmals genannte Schlossbrücke bequem erreichen konnte.
Was mit der St. Nikolauskapelle geschah, ist nicht überliefert,[Anm. 7] letzte Reste wurden bis 1732 abgebrochen. In einer Stadtbeschreibung des Jahres 1928 heißt es dagegen, man erkenne die ehemalige St. Nikolaus-Schlosskapelle noch in einem Raum des oberen Flügels.[Anm. 8] Nähere Angaben wurden hierzu nicht gemacht. Heute hat man wieder einen kleinen Raum im Kellergeschoss in Erinnerung an die ehemalige Schlosskapelle eingerichtet.

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Anmerkungen:

  1. Zur Nikolauskapelle: Dahlhoff S. 224; Vogel, Topographie S. 133 zu 1459; Keyser, Städtebuch S. 149; Hachenburg und seine nähere Umgebung 1928, S. 9; Backes, Hachenburg S. 18; Hachenburg, Blütezeit S. 22; Becker, Geschichte Pfarrei; Söhngen S. 228; Struif, Zeitspuren S. 109. Zurück
  2. Söhngen S. 228. Es waren die Festtage des hl. Nikolaus, der hl. Katharina und der hl. Barbara. Zurück
  3. 1463 werden der "St. Nycolaus altare auf der burg" und der dortige Pastor erneut genannt (Rechnung des Bürgermeisters Heinrich Webach gen. Weschbach 1463/64 (HHStAW Abt. 1098 Nr. I, 98)). Zurück
  4. Nach der Reformation versah der Kaplan bis 1651 in der Burg seinen Dienst in der reformierten Gemeinde. Danach wechselte sich der gräflich-lutherische Hofprediger in der Stadt mit dem reformierten Kaplan der Burgkapelle ab (HHStAW Abt. 1032 Nr. 6a). Zurück
  5. Über die Bezahlung des Burgkaplans liegen nur bruchstückhafte Nachrichten vor. Im Jahr 1461 erhielt der Burgkaplan vom Bürgermeister der Stadt jährlich 18 Albus (Söhngen S. 228). Warum die Stadt diese Kosten vom Grafen aufgebürdet bekommen hatte, ist nicht bekannt. Im Jahr 1570 sah man sich genötigt, das Gehalt des Kaplans aufzubessern. So wies man ihm Einkünfte der Priester- und Sebastiansbruderschaften zu (HHStAW Abt. 1032 Nr. 6a). Zurück
  6. Backes, Hachenburg S. 18. Zurück
  7. An die Nikolauskapelle erinnerte früher ein seit 1530 bezeugter Brauch, demzufolge der jeweilige Burggraf des Schlosses am St. Nikolaustag den Priester und Lehrer "nach alter Gewohnheit" zum Essen einlud. Zurück
  8. Hachenburg und seine nähere Umgebung 1928. Zurück