Hachenburg im Westerwald

Die Kirchenglocken in der Katharinenkirche (Stadtkirche)

Seit seiner Erbauung war der Glockenturm mit seiner Glocke und der Stadtuhr im Besitz der Stadt Hachenburg. Sie war damit auch für seine bauliche Instandhaltung verantwortlich.[Anm. 1]
Die 1481 im Turmhelm aufgehängte Glocke wurde beim Stadtbrand 1484 zusammen mit dem Turm ein Opfer der Flammen. Als der Turm 1488 wiederhergestellt war, bestellte man eine neue Glocke und hing sie noch im gleichen Jahr im Turm wieder auf. Damals fertigte Johann Zimmermann den Kran, mit dessen Hilfe man die Glocke hochziehen konnte. Der Klöppel der Glocke wurde in einer eigens auf dem Markt aufgestellten Esse geschmiedet.[Anm. 2]
Als Hachenburg 1595 erneut brannte, wurde der Turm zerstört, die Glocke schmolz in der Glut. Auf Veranlassung des Grafen wurde 1587 der Glockengießer Meister Wigandt aus Fulda nach Hachenburg geholt und in Theiß Breitscheids Haus untergebracht. Doch Wigandt verließ aus unbekanntem Grund die Stadt und man holte einen Glockengießer aus Köln. Dieser holte die "Glockenspeise" der geschmolzenen Glocke aus dem Bauschutt. Die neue Glocke wurden aber nicht in Hachenburg gegossen, sondern in Sayn. Der Leiendecker von Astert fuhr nach Sayn und Meister Johann Koch gab dem Glockengießer das Wappen des Grafen. Der zerbrach das Wappen aber und es musste mit 1 ½ Gulden ersetzt werden. Aus der Almosenrechnung wurden 16 Gulden zum Guss der Glocke beigesteuert. Johann Birmbach lieferte 42 ½ Pfund Kupfer, für welches der Bürgermeister 4 Gulden 10 Albus 2 Pfennige aus der Almosenrechnung entnahm.[Anm. 3]
Diese Glocke schmolz ebenfalls beim Brand des Jahres 1654, der auch das Turmdach erfasst hatte. Im Jahr 1654 schloss die Stadt einen Vertrag mit dem Glockengießer Anthon Paris, der zwei Glocken gießen sollte.[Anm. 4]
Beim Wiederaufbau im Jahr 1655 beschloss man aber, gleich drei Glocken aufzuhängen. Unter Verwendung der noch vorhandenen Glockenspeise wurden zunächst zwei Glocken von Meister Antonius Paris gegossen und in der wohl nur notdürftig hergerichteten Turmstube aufgehängt. Als man dann 1665 daran ging, das Turmdach endgültig wiederherzustellen, wurde die dritte Glocke in Auftrag gegeben.[Anm. 5]

Glockeninschriften 1655/1655

Die Kleinste Glocke trug die Inschrift: Kommt herzu! "Laßt uns den Herren loben in seinem Heiligthume, denn der Herr hat Wohlgefallen an seinem Volke. J.H. Freudenberger, Bürgermeister, Joh. Langenbach, Bürgermeister. 1655."
Auf der mittleren Glocke stand:"Soli deo gloria. M. Antonius Paris me fecit 1655". Auf der Glocke prangten der saynische Löwen in einem kleinen Wappen und das Hachenburger Stadtwappen.
Auf der größten Glocke, die 1665 gegossen wurde, war zu lesen: "Anno 1665. Laudate dominum in sanctis ejus. Quinquc declarant rem publicam bene aut male regi: 1 aedes precam 2 Curia 3 Schola 4 Forum 5 Horologium. Salentin Ernst Comes de Manderscheid et Blankenheim et Ernestine Comitissa de Sayn etc."[Anm. 6]

Die kleine und die mittlere Glocke (von 1655) mussten im Jahr 1870 durch zwei neue ersetzt werden, da sie angeblich beim "Siegesläuten", vermutlich anlässlich des jährlich gefeierten Sedanstages, gesprungen waren. Sie wurden am 1. Dezember 1870 von der Firma Rincker in Sinn gegossen.[Anm. 7] Die drei Bronzeglocken im Turm trugen 1888 Namen: Sturmglocke, Mittagsglocke und Feuerglöckchen. Die große Sturmglocke wurde bei Bränden in der Stadt geläutet, die mittlere Mittagsglocke bei Beerdigungen und das Feuerglöckchen bei Bränden außerhalb der Stadt. Die Mittagsglocke wurde außerdem täglich morgens, mittags um 11 Uhr und abends geläutet.[Anm. 8].
Die beiden kleinen Glocken fielen dann dem Rüstungswahn des 1. Weltkrieges zum Opfer. Sie wurden am 18. Juli 1917 vom Turm geholt und eingeschmolzen.[Anm. 9]
Als die evangelische Gemeinde 1920 daranging, sich ein neues Geläute zu beschaffen, wurde die alte Glocke aus dem Jahr 1655, die seit 1917 allein im Turm gehangen hatte, in unglückseliger Weise zerschlagen und in Einzelstücken aus dem Turm geschafft. Die Gemeinde ließ in Bochum drei neue Stahlglocken aus Bochum anfertigen. Sie waren in ihrem Klang auf das damalige Geläut der benachbarten katholischen Kirche abgestimmt.
Auf der großen Glocke[Anm. 10] prangt die Inschrift: "O Land, Land, höre des Herrn Wort!" Auf der mittleren[Anm. 11] heißt es: "Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott". Auf der kleinen Glocke[Anm. 12] ist zu lesen: "Danket dem Herrn, denn er ist freundlich!" Seit dem 10. September 1920 sind diese neuen Glocken zu hören.
Bis zum Jahr 1961 wurden die Glocken mit der Hand in Bewegung gesetzt, erst dann wurde der Betrieb auf elektrischen Strom umgestellt.[Anm. 13]

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Anmerkungen:

  1. Römheld, Kirchengemeinde S. 95. Zurück
  2. Römheld, Kirchengemeinde S. 99. Zurück
  3. Söhngen, Geschichte S. 65f. Auch in den folgenden Jahren, als Gerhard Breidtschydt Bürgermeister [1605/06] ist, werden Ausgaben für die Glocke gebucht. So bekam Theiß Bierbruwer noch 35 Gulden, die man ihm aus der Glockenrechnung schuldig geblieben war. Elßgen von Köln bekam noch 6 Gulden 7 Albus. (Söhngen, Geschichte S.65f..) Zurück
  4. LHA Koblenz Best. 20 Nr. 1875. Zurück
  5. In einem Brief des Bürgermeisters Holtmigh vom 2. Mai an Graf Salentin Ernst aus dem Jahr 1655 heißt es allerdings, die Stadt habe schon jetzt drei neue Glocken in Auftrag gegeben, der Glockengießer schon alle Vorbereitungen getroffen (HHSTA Wiesbaden Abt. 31 fol. 3). Zurück
  6. Übersetzung: Lobet den Herrn in seinem Heiligtum. Fünf Dinge zeigen, ob die Stadt gut oder schlecht regiert wird: Gotteshaus, Hof, Schule, Markt, Uhr. Salentin Ernst Graf von Manderscheid und Blankenheim und Ernestina Gräfin von Sayn. Diese Glocke trug ebenfalls den saynischen Löwen in einem kleinen Wappen und das Stadtwappen. Vgl. Söhngen S. 95 und 261f.; Römheld, Kirchengemeinde S. 98f.; Dahlhoff, Grafschaft Sayn S. S. 227. Zurück
  7. Die kleine wog 430 kg und war auf den Ton "a" gestimmt, die größere wog 733 gg und ließ ein "ges" ertönen. Zurück
  8. Heuzeroth, Ahle Verzellcher vom 21.2.1952. Zurück
  9. Römheld, Kirchengemeinde S.88 und S. 99. Zurück
  10. Sie ist 2.672 kg schwer. hat einen Durchmesser von 1,88 m und ist auf den Ton „B“ gestimmt. Zurück
  11. 1657 kg, Durchmesser 1,57 m, "Des" Zurück
  12. 1312 kg, Durchmesser 1,43 m. Zurück
  13. Söhngen, Geschichte 95 und S.261f.; Dahlhoff, Grafschaft Sayn S. S. 227; Struif, Hachenburg S. 109; Römheld, ev. Kirchengemeinde S.98f. Zurück