Hachenburg im Westerwald

Auswanderer aus Hachenburg

Die Auswanderungsbewegung aus dem Amt Hachenburg und vor allem auch aus der Stadt Hachenburg ist bisher noch nicht systematisch erforscht worden. Dies konnte auch im Rahmen der vorliegenden Untersuchung nicht geleistet werden.[Anm. 1]
Einen ersten Zugang zum Thema bietet Internetprojekt "Auswanderung aus Rheinland-Pfalz" des Instituts für Geschichtliche Landeskunde in Mainz.
Die folgenden Angaben zur Auswanderung Hachenburger Bürger können aus den genannten Gründen keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erheben.
Bereits Mitte des 18. Jahrhunderts verließen zahlreichen Familien aus Altstadt und einige Hachenburger Bürger ihre Heimat, um in der Fremde ihr Glück zu suchen.[Anm. 2]

  • 1740: Die Kinder des Johann Jacob Salterbach. Johann Jacob hatte drei Kinder: Johanetta Barbara, Johannes Albertus und Johannes Elias, Sie verließen Hachenburg 1740 mit ihrer Mutter und Stiefvater Wilhelm Becker. Ihr Vater war 1734 gestorben. Johanetta lebte von 1730-1762, blieb unverheiratet und ist auf dem Old Moravian Cemetery of Bethlehem, Pa. begraben.
  • 1741: Friedrich Christian Becker und Wilhelm Ludwig Becker verließen Deutschland mit Kindern auf dem Schiff "St. Andrew".
  • 1749: Johan Jacob Gruber und Wilhelm Jacob Gruber reisten mit der "Two Brothers". Johann Jacob Gruber hatte aus drei Ehen mehrere Kinder.
  • 1752: Anna Margareth Riebel, Witwe seit 1749, zog 1752 mit 6 (?) Kindern nach Amerika.
  • 1752: Johann Christ Albürger und Ehefrau Catharina Elisabetha Motzfeld sind als Passagiere auf dem Schiff "Two brothers" belegt. Sie reiste anscheind mit (sechs?) Kindern.
  • 1753: Johann Henrich Heymann reiste mit der "Two Brothers" nach Philadelphia.
  • Einer seiner Söhne Johann Henrich Heyman war Passagier (mit Ehefrau und Kindern?) auf der "Two Brother" zusammen mit Joh. Philip Heiman und Fred Haman (später in Springfield und Philadelphia belegt).
  • 1753: Antonetta Klein und ihr Sohn Frantz Klein. Antonetta war Witwe und heiratete 1754 Florian Fisel in Germantown/Pa. Frantz Klein ist 1753 als Passagier auf der "Two Brothers" belegt.

Der Landesherr versuchte die Auswanderungen zu verhindern, zumindest aber an ihr zu verdienen. Neben den Abzugsgeldern, die Auswanderungswillige dafür zahlen mussten, dass der Herrschaft künftig ihre Steuern entgingen, versuchte die Herrschaft auch Hand an das Eigentum der Emigranten zu legen. Im Jahr 1763 wurde eine Bestimmung erlassen "nach der alle heimlichen Auswanderer an dem Verkauf ihrer Güter gehindert, ihnen eine etwaige Rückkehr verweigert werden und sie ihre Erbansprüche verlieren sollten".
Im Jahr 1817 waren die Ämter Hachenburg, Marienberg und Rennerod von einer besonderen Auswanderungswelle betroffen,[Anm. 3] ohne dass nähere Angaben zu einzelnen Personen mitgeteilt werden.
Die Auswanderer kehrten ihrer Heimat überwiegend aus wirtschaftlichen Gründen den Rücken. Die kargen Böden und das raue Klima kennzeichneten im 19. Jahrhundert weite Teile des Westerwaldes. Die vorherrschende Viehwirtschaft ging damals stark zurück. Missernten und Pflanzenkrankheiten verringerten die Erträge dermaßen, dass es zwischen 1830 und 1860 zu mehreren regelrechten Hungersnöten kam. Hinzu kam, dass eine strikte durchgeführte Realteilung beim Tod des Vaters dazu führte, dass sich mehrere Erben den väterlichen Besitz teilen mussten. Das führte zu einer starken Verkleinerung der einzelnen Hofstellen, die kaum noch eine Familie ernähren konnten. Gleichzeitig verlagerte sich der Handelsverkehr Anfang des 19. Jahrhunderts von den alten Höhenwegen auf die in den Tälern angelegten bequemen Chausseen. Dies führte zu einem allgemeinen wirtschaftlichen Niedergang, der viele Menschen dazu brachte, sich andernorts Arbeit und Auskommen zu suchen. Um der Enge der deutschen Kleinstaaten, mit ihren vielen persönlichen und wirtschaftlichen Beschränkungen zu entgehen, versuchte man sein Glück im "freien" Ausland. So wanderten zwischen 1849-1868 insgesamt 384 Menschen aus dem Amt Hachenburg in die Vereinigten Staaten aus, zehn versuchten ihr Glück in Südamerika.[Anm. 4]
13 Personen wanderten zwischen 1843-1845 aus dem Amt Hachenburg nach Texas auswanderten, drei andere reisten in andere Teile der USA.[Anm. 5]

  • 1866 wanderte Johann Heinrich Jung von Hütte mit Familie nach Nordamerika aus.<ANM>Nass. Intelligenzblatt vom 1.3.1866.</ANM>
  • 1866 wanderte Heinrich Becker von Wied mit Familie nach Nordamerika aus.<ANM>Nass. Intelligenzblatt vom 1.3.1866.</ANM>
  • 1866 wanderte die Witwe des Friedrich Rommeney von Höchstenbach mit ihen Kindern Carl und Johann nach Nordamerika aus.<ANM>Nass. Intelligenzblatt vom 22.3.1866.</ANM>
  • 1866 wanderte die Witwe des Jacob Hardeck von Altstadt nach Nordamerika aus.<ANM>Nass. Intelligenzblatt vom 19.4.1866.</ANM>

Die Auswanderungsagenturen Imhäuser und Saint-George

Die Menschen organisierten ihre Auswanderung nicht selbst, sondern griffen auf die Dienste besonderer Auswanderungsagenten zurück, die die Fahrt zu den Häfen und die Überfahrt über den Atlantik organisierten, sowie bei der Erledigung der Verwaltungsvorschriften in der alten Heimat behilflich waren.
Als ein solcher Auswanderungsagent erscheint in Hachenburg 1852 das "Büreau zur Beförderung von Auswanderern Ch. Imhäuser". Das vom Herzoglich Nassauischen Staatsministerium konzessionierte Unternehmen beförderte Auswandere über Bremen, Hamburg, Antwerpen und Liverpool nach New York, New Orleans und Galveston.[Anm. 6]
Etwas später, zwischen 1884 und 1894, betrieb in Hachenburg C. von Saint George ein Auswanderungsbüro. Am 20. Januar 1884 ersuchte der damals 32-jährige Kaufmann die Königliche Regierung in Wiesbaden, ihm eine Kommission für die Übernahme einer Agentur der General-Agentur Christ Emil Derschow in Frankfurt/Main in Hachenburg zu erteilen. Er wollte von Hachenburg aus die Beförderung von Reisenden nach Amerika und Australien organisieren. Die gesetzlich vorgeschriebene Kaution in Höhe von 900 Mark wurde von der Agentur Derschow gestellt.
Anlässlich der Prüfung des Antrages wurde bekannt, das am 17. Juli 1854 und am 23. November 1855 bereits zwei andere Auswanderungsagenturen in Hachenburg kommissioniert worden waren. Doch Christian Imhaeuser und Johann Georg Luckenbach hatten ihre Tätigkeit bereits früh wieder eingestellt.
Saint George erhielt am 29. Februar 1884 die Genehmigung, den Transport von Auswanderern über Hamburg, Bremen, Antwerpen, Amsterdam, und (Le) Havre nach Amerika und Australien auf Rechung der General-Agentur Derschow zu organisieren. Er wurde verpflichtet, sich an die bestehenden Verordnungen zu halten. Verboten waren vor allem Verträge, die darauf abzielten, den Auswanderern die Kosten der Reise zunächst vorzustrecken, um diese in den Zielländern in Form einer Schuldknechtschaft zurückzufordern. Saint George wurde die Beförderung von Auswanderern nach Brasilien und nach Venezuela ausdrücklich untersagt. Dem Agenten wurde geraten, die Übernahme eines Vermittlungsauftrages binnen 24 Stunden freiwillig der Ortspolizeibehörde zu melden.[Anm. 7]

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Anmerkungen:

  1. Hierzu wären weitere intensive Nachforschungen in Archiven, in den Stadtrechnungen und Belegbüchern, in den Unterlagen der Auswanderungsagenturen und in den Passagierlisten der Auswanderungshäfen erforderlich. In den städtischen Unterlagen konnten für die Zeit von 1810-1814 allerdings keine Auszugsgelder festgestellt werden (HHSTW Abt. 343 Nr. 55 Stadtegemeinderechnung 1810-1814). Zurück
  2. Alle Angaben nach: Kunselmann Burgert S. 11, 23, 96, 88, 120, 171 und 177. Zurück
  3. Häbel 1980, S. 252 und S. 254. Zurück
  4. Bartolosch, Vom Westerwald nach Amerika, S.12f. und 15. Zurück
  5. Häbel 1980, S. 254. Zurück
  6. Fischbach, in Bartolosch, Vom Westerwald nach Amerika S. 43 Zurück
  7. HHStAW Abt. 405 Nr. 8131. Zurück