Hebammen in Hachenburg
Das Amt der Hebamme taucht erstmals in der Stadtrechnung des Jahres 1561/62 auf. Die Hebamme war städtische "Angestellte". Die Stadt zahlte ihr einen Teil der Miete, da sy in der stat nit daheim war, also offensichtlich schon damals in Altstadt wohnte.[Anm. 1] Zwischen 1691 und 1595 hieß die Hebamme Mergen (Margen).[Anm. 2] 1623 übte die Ehefrau des Sattlers Hans Mentzen das Amt aus.[Anm. 3]
Ob bei jeder Geburt eine Hebamme oder sogar ein Arzt anwesend war, ist eher unwahrscheinlich. So wurde am 14. Februar 1664 das Kind des Henrich Zeppenfeld begraben, das von der Mutter tot mit Instrumenten gebracht,[Anm. 4] also offensichtlich während einer Zangengeburt oder eines Kaiserschnittes verstorben war.
Anfang März 1691 starb im Alter von 66 Jahren Gertrud Bayerin, Ehefrau des Hermann Friedrich Bayer von Höchstenbach, die 20 Jahre Hebamme gewesen war und 1164 Kindern auf die Welt verholfen haben soll. Sie wurde am 6. März auf dem Kirchhof in Altstadt begraben worden.[Anm. 5]
Aus einer weiteren Eintragung im evangelischen Kirchbuch erfährt man: 1705 [am 15. Januar] starb und ward beerdigt Anna Catharina Schetel, Henrich Schetels gelassene Hausfrau und beschworne Stadt Amme ihres Alters 60 Jahr, nachdem sie Zeit ihrer Weh- Mutterdiensten in die offene Welt eingangen (403) Kinder.
1729/30 gab es zwei Hebammen,[Anm. 6] 1769/70 werden als solche Sophia Schmidt und Elisabeth Bitzer genannt. Frau Schmidt war noch 1773 im Amt.[Anm. 7] 1779 waren drei Hebammen in der Stadt, die insgesamt 30 Kinder zur Welt brachten.[Anm. 8]
Gleichwohl wurden auch Freunde und Nachbarn tätig, wenn es darum ging, Geburtshilfe zu leisten. 1789/90 betätigte sich auch Albertine von Grün als "Hebamme". Dem Pastor, so schrieb sie,[Anm. 9] "dem vor 3 Jahren [1786] das Kind an Mückengift gestorben habe sie bei der Geburt seines Kindes geholfen. Da dieses Kind sehr stark die englische Krankheit hatte, glaubten die Leute, dass das Kind das Leiden durch die 9. Ader Albertines geerbt hatte. Nach uraltem Aberglauben vererbten Paten den 9. Teil ihrer guten bzw. schlechten Eigenschaften auf ihre Patenkinder. Albertine war entsetzt darüber, dass nicht wenige ihrer Mitbürger ihr eine Mitschuld an den Leiden des Kindes gaben.
Am 8.8.1789 wurde die Ehefrau des Michel Franz als zweite Hebamme verpflichtet,[Anm. 10] zwischen 1810 und 1825 war Frau Franz (immer noch?) Hebamme.[Anm. 11] 1825 werden die Hebammen Zappenfeld und Hermann,[Anm. 12] 1838 Hermann und Bonn genannt.[Anm. 13]
In gräflich-saynscher Zeit mussten die Hebammen einen Eid schwören, bevor sie ihr Amt als verordnete und geschworene Hebammen antreten durften. Sie gelobten: denen gebährenden Weibern in ihren gebuhrtsnöthen bestens und fachkundig zu helfen, alle Bürger gleich zu behandeln und sich nicht von persönlichen Motiven leiten zu lassen. Sie sollten alles waß bey solchen gebuhrten vorgehet, und alle heimblichkeith der weiber gegenüber Dritten verschweigen.[Anm. 14]
Städtische Hebammen sind dann noch einmal im Jahr 1906 erwähnt worden.[Anm. 15]
Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.
Anmerkungen:
- Söhngen S. 54f. Zurück
- Söhngen S. 58ff. und S. 63ff. Zurück
- Söhngen S. 73ff. 1643/44 und 1680/81 wird das Amt nochmals genannt (Söhngen S. 86ff. und 106ff.) Zurück
- Evangelisches Kirchenbuch. Freundliche Mitteilung von Volker Ecker (Merkelbach). Zurück
- Evangelisches Kirchenbuch Hachenburg. Freundliche Mitteilung von Volker Ecker (Merkelbach). Ihre Nachfolgerin wird 1694/95 ohne Namen genannt (Sönngen S. 155 und 188ff.) Zurück
- Söhngen S. 125ff.: Auch 1748/49 wird eine Hebamme genannt (Söhngen S. 138ff.). Zurück
- Söhngen S. 158ff. und 161f. Zurück
- Söhngen S. 167ff. Zurück
- Bach, Albertine S. 6. Zurück
- Söhngen S. 178f. Es wurden 31 Kinder geboren. Zurück
- HHSTW Abt. 343 Nr. 55 Stadtgemeinderechnung 1810-1814; HHSTAW Abt. 224 Nr. 4665 Stadtrechnung 1825. Zurück
- HHSTAW Abt. 224 Nr. 4665 Stadtrechnung 1825 Zurück
- HHSTAW Abt. 224 Nr. 4675 Rechnung der Stadtgemeinde Hachenburg 1838. Zurück
- HHStAW Abt. 360 Hachenburg Nr. 10 pag. 44v. Zurück
- LHAKo Abt. 620 Nr. 1705: Protokolle des Magistrats (der Stadt Hachenburg) 1902-1911. Zurück