Hachenburg im Westerwald

Überlandstraßen im Mittelalter und in der frühen Neuzeit

Köln – Leipziger – Straße (Westerwaldstraße)

Hachenburg verdankt seine Gründung im Wesentlichen der Tatsache, dass der Ort an einer überregionalen Straße lag, die aus dem Kölner Becken nach Thüringen und Sachsen führte und damit eine der bedeutenden West-Ost-Achsen des Reichsgebietes bildete.[Anm. 1] Von Antwerpen/Lüttich über Köln kommend, erreichte die Straße bei Siegburg den Nordwestrand des Westerwaldes, und zog dann über Weyerbusch weiter nach Altenkirchen. Hier teilte sich die Straße. Während die Frankfurter Straße nach rechts Richtung Süden abbog, folgte die Leipziger Straße dem Verlauf der heutigen B 414, blieb oben auf der Wasserscheide und führte die heutige Wilhelmstraße und den Schlossberg entlang unterhalb der Burg Hachenburg vorbei, um dann bis zum Ruhebäumchen der heutigen Straßenführung zu folgen. Wenig später verließ die Straße die heutige Straßenführung nach links, ließ die Flur "Roter Klee" rechts liegen und führte dann über den noch heute gut erkennbaren Weg hinab ins Nistertal bis zur Arfelder Brücke, die etwa 100 Meter unterhalb der heutigen Straßenbrücke stand.[Anm. 2] Auf der anderen Seite der Nister bog die Straße rechts auf den von Nister kommenden Weg, um dann gegenüber der späteren "Schneidmühle" steil auf der Alten Chaussee (Ahl Schussi) die Bretthäuser Hardt hinauf Richtung Kirburg zu führen. Der heutige Straßenverlauf, der dieses steile Stück im weiten Bogen umgeht, wurde erst 1875-1878 geschaffen. Von Kirburg aus reiste man weiter über Lautzenbrücken, Hof, Salzburg (Königshofen), Nister-Möhrendorf, Hohenroth und Roth nach Herborn und dann weiter nach Gießen, Grünberg, Alsfeld, Bad Hersfeld und schließlich nach Leipzig weiter.

Die Fuhrleute, die von Hachenburg kamen, verspannten sich untereinander, um überhaupt die Hardt hinaufzukommen. War nun ein Gespann auf der Höhe, teilte der Fuhrmann dies seinen Kollegen im Tal durch einen lauten Zuruf, einen Juchzer mit. Daher führte die Straße auch den Namen "Juchee". Hatten sie in umgekehrter Richtung den steilen Aufstieg nach Hachenburg hinter sich, gönnten sich Mensch und Tier am Ruhebäumchen und dem nahen Judenborn eine Ruhepause. Wasser war am nahen Judenborn in ausreichender Menge vorhanden.
Die Straße, die 1346 als Westerwaldstraße,[Anm. 3] 1633 einmal als Altenkirchener Weg[Anm. 4] sonst aber überwiegend als (Köln-) Leipziger Straße bezeichnet wurde, war bis in das 19. Jahrhundert hinein ein besserer Feldweg. Bei Regen war sie nur schlecht, zuweilen überhaupt nicht passierbar.[Anm. 5]
Innerhalb Hachenburgs wurde die Leipziger Straße bis Ende des 19. Jahrhunderts als Straße bzw. als Unter- und Obergasse (heute Wilhelm- und Friedrichstraße) bezeichnet.

Köln-Frankfurter Straße (heute B 8)

Die Straße von Köln zweigte bei Altenkirchen als Köln-Frankfurter Straße nach Süden ab. Die Straße, zu deren Schutz sich 1343 Westerwälder Grafen und Herren zusammengeschlossen hatten, führte entlang der Rhein-Sieg Wasserscheide weiter über Wahlrod, Höchstenbach, Freilingen, Herschbach, Wallmerod, Malmeneich, Elz nach Limburg. Von Hachenburg hatte man Anschluss entweder auf der Landstraße über Hattert nach Wahlrod [siehe Postwesen] oder man benutzte die Gehlerter Straße, die dann in der Gegend von Hartenfels auf die Frankfurter Straße stieß.[Anm. 6]  

Der Eisenweg und der Müschenbacher Mühlenweg

Die beiden Straßen von Dreifelden und Gehlert trafen bei Altstadt zusammen und setzten sich im alten Eisenweg fort. Dem Steinweg bergauf folgend, wandte man sich vor dem Hachenburger Untertor nach links, bog dann in den Nisterpfad und schließlich auf den Nisterer Mühlenweg ein, um zur Nistermühle zu gelangen.
Man konnte aber auch, von Süden kommend, Hachenburg umgehen und entlang des Rothbaches durch die Flur "Fischborn" direkt zum ehemaligen Wetterkreuz [siehe dort] gelangen.[Anm. 7] Dort kreuzte man die Köln-Frankfurter Straße und näherte sich auf dem Müschenbacher Mühlenweg der Nister-Mühle. Hier querte man die Nister über eine Brücke und reiste weiter in das Siegerland.[Anm. 8]
In Hachenburger Quellen wird der "Eisenwegh" im Jahr 1571 erstmals genannt.[Anm. 9] Er taucht 1575 als "Isen wegh",[Anm. 10] 1624/25 und 1637[Anm. 11] erneut in Urkunden auf.[Anm. 12] 1625 heißt es: "der oberste weg heiße der Eisenweg, der unterste der Müschenbacher Mühlenweg".[Anm. 13] In einer Gemarkungsbeschreibung der Jahre 1699/1794 tauchen der Eisenweg bzw. der Müschenbacher Mühlenweg ebenfalls auf.[Anm. 14]
Der Weg bildete unterhalb des Wetterkreuzes die Gemarkungs- und Weidegrenze zwischen der Hachenburger und Müschenbacher Gemarkung. Anlässlich der Aufteilung der Hachenburger Gemarkung in vier Flurschützen-Bezirke wird der Eisenweg 1793[Anm. 15] und 1850[Anm. 16] bzw. 1877[Anm. 17] nochmals genannt. Heute droht der Name dieser alten Straße in Vergessenheit zu geraten.
1555 wird der Klosterpfad genannt, der am "Heußbergh" lag.[Anm. 18] Da es sich um einen Weg an die Nister gehandelt zu haben scheint, wird mit diesem Kloster die Abtei Marienstatt gemeint gewesen sein.

Königstraße (via regia)

Über den Rücken des Bussenberges bei Limbach ziehen sich heute kaum noch erkennbare Hohlwege. Sie kennzeichnen den historischen Weg, der durch die Kroppacher Schweiz führte. Diese uralte Fernstraße, in der älteren Literatur "Heerstraße" und auch "Königsstraße" genannt, war vor der Jahrtausendwende (ca. 600-700 n.Chr.) eine Nord-Südverbindung, die das Siegerland mit dem Rheintal verband. Von Wissen kommend führte der Höhenweg über Brunken, an Burbach, Mörsbach und Kundert vorbei, bis zur Furt bei Limbach, wo der Weg die kleine Nister kreuzte (an der Stelle der heutigen Steinbogenbrücke). Kurz vor Limbach befand sich ein Schlagbaum. (Grenze Rheinprovinz/Nassau) Noch heute trägt dieser Bereich die Flurbezeichnung „Im Schlag“ Im weiteren Verlauf Richtung Hachenburg findet man Abzweigungen nach Marienstatt und eine Furt durch die Große Nister, bevor die „via regia“ bei Hachenburg in die Köln-Leipziger Straße einmündete.[Anm. 19]

Höhweg

Neben der eigentlichen Köln-Leipzigerstraße gab es einen weiteren Richtweg, der bei der salischen Burg Nister (Abtei Marienstatt) die große Nister überschritt. Diese "straßen auff der hohe" taucht 1576 in Hachenburger Urkunden auf.[Anm. 20] Der Weg begegnet erneut 1666 als "alter Höhenweg" und noch Ende des 18. Jahrhunderts als "Höhweg", der am Nauberg verlief und sich bei Norken/Kirburg mit der von Hachenburg/Horhausen/ Korb herführenden Route vereinigte.[Anm. 21]

Weg nach Alpenrod und Dehlingen

Vom Obertor aus, dem heutigen Ziegelhütter Weg folgend, an der heute verschwundenen Siedlung Horhausen vorbei, führte 1421 ein Weg, der Horhauser Straße genannt wurde ("an Wyngeirs huse ober der strayssen an Horhusen".[Anm. 22] Er verzweigte sich vor bzw. bei Dehlingen. Ein Straßenzug, 1462 belegt, führte westlich an Dehlingen vorbei auf Alpenrod zu und bot in seinem weiteren Verlauf Anschluss an die Frankfurter Straße, nach Westerburg und Weilburg.[Anm. 23] Dieser Weg, der durchaus aus mehreren Streckenzügen bestanden haben mag, wird später als "Straßen auff der hoe" (1576),[Anm. 24] 1633 als Alpenröder Weg,[Anm. 25] 1664 als "pfadt, welcher nach Alpenroht gehet",[Anm. 26] 1722 "Alpenroder fußpfad (weg)",[Anm. 27] "Albröder fußpad" (1729/30 und 1740/41),[Anm. 28] bzw. 1759/60 und 1767/68 als Alpenröder Fußweg bezeichnet.[Anm. 29]
Eine eigenständige Straße nach Dehlingen hat es wie heute nicht gegeben. Man bog auf dem Weg nach Alpenrod nach links ab. Wo genau der "Dehlinger weg" verlief, der 1633 genannt wird,[Anm. 30] ist nicht gesichert. Der Weg führte aber über Dehlingen nach Korb weiter. Diese Verbindung wird 1393 genannt, als  von einer Wiese die Rede ist, die "in der Hirczbach, nyder dem Kerffer (Coffer) wege" lag.[Anm. 31] In Norken/Kirburg vereinigte sich dieser Weg mit der Leipziger Straße.[Anm. 32] Der Korber Weg wird 1575 erneut genannt.[Anm. 33]

Gehlerter Straße 1462

Nach Süden führte über Altstadt durch den Schlag ein Fahrweg nach Gehlert. Diese Straße wird bereits 1462 genannt. Die Gehlerter Straße fand in der Gegend von Hartenfels Anschluss an die Köln-Frankfurter Straße.[Anm. 34]

Hatterter Kirchweg

Nach Hattert fuhr man, da der Rothenbach dazwischen lag, mit dem Wagen wie heute über die Köln-Leipziger Straße und bog auf der Höhe dann links ab ins Tal. Zu Fuß war Hattert auch über mehrere Fußwege zu erreichen. Der Hatterter Kirchweg (Hattereder kirchwegh), wohl ein Fußpfad quer durch die Felder, wird 1624/25 genannt.[Anm. 35]

Straße nach Höchstenbach (Rheinstraße – Koblenzer Straße (B 413))

Von Neuwied - Dierdorf kommend führte die Rheinstraße über Marienhausen, Freirachdorf nach Mündersbach. Bei Höchstenbach [siehe Post] kreuzte die Rheinstraße 1680 die Frankfurter Straße und führte dann über Altstadt nach Hachenburg.[Anm. 36]
Diese alte Straße wurde in französischer Zeit als Koblenzer Chaussee bezeichnet. In nassauischer Zeit erfolgten 1830 Ausbauarbeiten, als Rheinische Straße wurde sie zwischen 1858 bis 1862 ausgebaut.[Anm. 37] Sie trägt heute wieder die Bezeichnung Koblenzer Straße.

Neue Poststraße im 17. Jahrhundert

Graf Salentin Ernst von Manderscheid-Blankenheim, Graf zu Sayn-Wittgenstein (1652-1705) versuchte im 17. Jahrhundert die Post, die entlang der Köln-Frankfurter Straße an Hachenburg vorbeiführte, über Hachenburg umzuleiten. Seit 1657 fuhr die Postkutsche von Altenkirchen über Hachenburg nach Gehlert, weiter durch "die einsame Heide" nach Wölferlingen. Dort stieß sie wieder auf die Frankfurter Straße. Doch nachdem diese Straße ausgebaut war, zwang der Trier Kurfürst den Grafen, diese Streckenführung wieder aufzugeben. Als Fernstraße geriet die neue Poststraße in Vergessenheit, sie behielt aber für den Nahverkehr Bedeutung.[Anm. 38]

Landstraßenbau im 18. Jahrhundert

Erste Maßnahmen

Die Leipziger Straße wurde im Gemarkungsbereich schon zwischen 1750 und 1760 gepflastert und Richtung Herborn ausgebaut.[Anm. 39] Doch so richtig begann der herrschaftliche Chausseebau im Hachenburgischen erst seit den 1760-er Jahren. Bisher hatten im Straßenbau die saynischen Untertanen des Amtes Hand- und Spanndienste leisten müssen. Dies war bei den Menschen verhasst, da man oft tagelang mit seinem Wagen unterwegs war, während die Arbeit zuhause weitgehend liegen blieb.[Anm. 40] Dem trug die Regierung nun Rechnung und schaffte die Vorspanndienste ab. Da man die Kosten des "gemeinnützigen" Straßenbaus aber nicht alleine bestreiten wollte, führte die Regierung im September 1767 ein Wege- oder Chausseegeld ein. Von allen durchreisenden Pferden, Tieren, Karren, Wagen, Chaisen und Kutschen wurde eine Gebühr erhob. Fußgänger und saynische Untertanen brauchten der gräflichen Renteikasse kein Chausseegeld zu zahlen, solange sie keine „ausländische“ Kaufmannsgüter mit sich führten.[Anm. 41]
Hintergrund der verstärkten Bautätigkeit war, dass man zum einen die Land-, Post- und Heerstraßen von Raub und Gewalt befreien, zum anderen den teilweise unhaltbaren Zuständen auf den Straßen ein Ende bereiten wollte. Denn gute Straßen seien, so hatte man erkannt, "dem Commercio vorzüglich nützlich". Schlechte Wege kosteten Zeit und verursachten teure Vorspannkosten.
So plante man, zunächst die beiden Hauptstraßen, die Frankfurter und die Leipziger Straße so herzurichten, dass sie zu jeder Jahreszeit und bei jeder Witterung mit Wagen, Karren oder Pferd benutzt werden konnten.
Der Anfang sollte mit dem Ausbau der Frankfurter Straße gemacht werden, die 1767 zwischen Freilingen und Hasselbach bei Weyerbusch bereits nahezu fertig war. In einigen Jahren hoffte man, die gesamte Strecke in Ordnung zu haben.[Anm. 42] Entlang der auszubauenden Strecke legte man an den Hauptstationen Freilingen, Höchstenbach, Wahlrod, Oberolfen, beim Wirtshaus zur Höhe bei Birnbach, in Weyerbusch und Hasselbach Schlagbäume mit großen Blechschildern "Graeflich-Sayn-Hachenburgisches Chaussee-Geld" und kassierte dort Gebühren ein. Ein Passierscheinsystem sollte sicherstellen, dass Durchreisende nicht mehrfach bezahlen mussten. Die Zollstellen waren Tag und Nacht besetzt. Berittene Kontrolleure überwachten das Geschehen auf der Straße, und achteten darauf, dass niemand die Zollstellen umfuhr. Das eingenommene Chausseegeld musste monatlich bei der gräflichen Rentkammer abgeliefert werden.[Anm. 43]

Baumbepflanzung

1769/1770 waren bereits einige Ausfallstraßen der Stadt Hachenburg - darunter wohl auch die Leipziger Straße - mit Alleebäumen bepflanzt worden. Die Stadt war für ihre Pflege verantwortlich und beschäftigte als Baumpfleger Jakob Altbürger.<ANM> Söhngen S. 159.</ANM> Am 30. September 1811 wurde verfügt, dass sämtlich Chausseen mit Ausnahme der Abschnitte innerhalb von Städte und Dörfer, entlang von Gärten, Wäldern und Weinberge, mit Kernobstbäume, Vogelkirschbäume oder italienische Pappeln bepflanzt werden sollen. Die Stämme sollen im Abstand von 32 rheinländischen Fuß oder 2 Chaussee-Ruten von einander und 16 rheinische Fuß oder 1 Chausseerute weit vom Chausseegraben entfernt in das Feld gepflanzt werden. Die Stämme waren gegen Vieh- und Wildfraß mit Dornen oder Stroh zu sichern. Jeder Feldeigentümer musste einen Baum pflanzen und seine Pflege übernehmen. Der Baum selbst und seine Früchte blieben sein Eigentum.<ANM> HHStAW Abt. 205 Nr. 281.</ANM>

Landstraßenbau im 19. Jahrhundert

Chausseebau in Nassauischer Zeit nach 1799

Bei der Chaussierung im 18. Jahrhundert war mehr Wert auf eine rasche Erledigung der Bauarbeiten als auf gründliche Arbeit gelegt worden. Der dann ausbrechende Krieg und die zahlreichen Truppendurchzüge hatten die Chausseen schnell ruiniert, so dass sich die neue nassauische Regierung gezwungen sah, vielerorts die Landstraßen neu zu chaussieren.[Anm. 44] Gute Straßen waren unabdingbar für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt, die gerade nach dem Abzug der herrschaftlichen Regierung eine Phase des Niedergangs durchschritt.[Anm. 45] Bisher waren die Straßen im Winter oder bei schlechtem Wetter für Kutschen und Wagen oft unpassierbar, selbst Reiter kamen bei widrigen Wetterverhältnissen kaum voran. Eine Stadt wie Hachenburg brauchte intakte Straßenverbindungen zu den benachbarten Wirtschaftszentren Siegen, Altenkirchen, Koblenz/Neuwied, Limburg und Herborn.
Im Jahr 1800 konnte man zusammen mit betroffenen Gemeinden die Finanzierung für den Straßenbau sicherstellen. So begann man mit dem Ausbau der Frankfurter Straße, der Leipziger Straße und der Poststraße von Hachenburg nach Wallmerod.[Anm. 46]

Ausbau der Leipziger Straße 1800-1809 und 1826

Der Stadt oblag damals der Bau und die Finanzierung der Leipziger Straße im Bereich zwischen Arfelder Brücke bis zum Wetterkreuz („von der Arfelder Brücke bis zum sogenannten Sauerkenbaum oder dem Marienstädter Fußpfad“).[Anm. 47] Am 20. Oktober 1800 erhielt die Stadt Hachenburg einen entsprechenden Befehl aus Weilburg, sich dieses Straßenabschnittes anzunehmen. Doch schon am nächsten Tag antwortete der Magistrat, die Stadt sehe sich wegen drückenden Schuldenlast und angesichts des schlechten Wetters außerstande, die notwendigen Materialien zu beschaffen und den Weg in einen vollständig brauchbaren Zustand zu versetzen. Man wolle aber, bevor die Landesherrschaft in wenigen Tagen die Rückreise antrete, den Weg soweit reparieren, dass er ohne Gefahr passiert werden könne. Voraussetzung hierfür sei aber, dass das Chausseegeld, das die Landesherrschaft vereinnahme, nicht wie bisher in die fürstliche Kasse fließe und dort zum Stopfen anderer Finanzlöcher benutzt, sondern ausschließlich für den Chausseebau in der Grafschaft verwendet werde.[Anm. 48]
Auch die Untertanen verweigerten Hand- und Spanndienste, solange die Chausseegelder im Gesamtetat des Herzogtums versickerten. Die Regierung reagierte und sicherte am 6. April 1802 zu, in Zukunft die Chausseegelder wie gewünscht zu verwenden.[Anm. 49] Die Bauarbeiten begannen im Jahr 1802. Es fiel der Stadt nicht leicht, dass relativ lange Teilstück der Leipziger Straße zu finanzieren. Einen großen Teil der Aufwendungen bürdete die Stadt über Sondersteuern den Bürger auf. Um Personalkosten zu sparen, beschäftigte man Tagelöhner und Kinder. Mitte des Jahres 1805 wurde das innerstädtische Stück ab dem Untertor in Angriff genommen. Doch die Geldschwierigkeiten, die sich durch die Kosten der Einquartierung französischer Soldaten noch verstärkten, verzögerten die Arbeiten. Obwohl man selbst Gelder der Stadtwaldkasse für den Chausseebau verwendete, zogen sich die Arbeiten über Jahre hin. [Anm. 50]

Poststraße Hachenburg – Lochum – Hahn am See – Wallmerod 1803/04

Seit den 1750-er Jahren war die herzogliche Regierung in Hachenburg bemüht, den Überlandverkehr und die Post nicht wie bisher über die Frankfurter Straße gehen zu lassen, sondern sie von Altenkirchen aus über Hachenburg zu führen, um sie von dort aus nach Lochum[Anm. 51] und bei Hahn (herzoglich-nassauisches Amt Montabaur) wieder auf die alte Frankfurter Straße treffen zu lassen. Diese Pläne wurden 1803 wieder aufgegriffen. [siehe Post] Von Hachenburg führte 1804/05 nur eine Nebenstraße nach Wallmerod, die zwar vor Jahren neu befestigt worden war, sich mittlerweile aber wieder in einem schlechtem Zustand befand. Einer neuen Straße wurde in ihrem weiteren Verlauf eine große Zukunft zugesprochen, da man im Haus Nassau-Usingen Bereitschaft erkennen lassen hatte, diese Straße nach Frankfurt fortzuführen.[Anm. 52]
Im Bereich der Hachenburger Gemarkung verlief diese "Alte Poststraße" oder "Alte Frankfurter Straße" vom Obertor die Borngasse hinab, erklomm den Berg über das Gelände des heutigen Krankenhauses und führte nahezu schnurgerade zwischen der Gehlerter und der Horhausener Straße, parallel zur Alpenroder Straße, über den Neuhof auf Lochum zu. Ca 1 km südlich von Hachenburg befand sich ein Schlagbaum.
Zu den Nachteilen der Streckenführung über Hachenburg gehörte auch, dass der größte Teil der Frankfurter Straße im fraglichen Bereich bereits "chaussiert", während die Strecke von Hachenburg bis Hahn am See nicht ausgebaut und überdies ein gutes Stück länger war.[Anm. 53] Die neue Route führe auch durch ein fremdes Territorium, weil Lochum zum ehemals fürstlich-oranien-nassauischen, jetzt großherzoglich-bergischem Amt Marienberg gehörte.
Im herzoglichen Amt Altenkirchen war die Route dagegen nirgends chaussiert, vor allem nicht zwischen Altenkirchen und dem "Steinerne Pfeiler" oberhalb Gieleroth, dem Grenzpunkt zum Amt Hachenburg, "wo bei üblem Wetter beinahe nicht mehr durchzukommen ist". Sollte man sich für die Verlegung der Route über Hachenburg entscheiden, müsse man allerdings die Frankfurter Straße bis Hahn nicht mehr unterhalten.[Anm. 54]
Am 8. April 1805 erfährt man aus einer fürstlichen Resolution,[Anm. 55] dass die Verlegung des Postwagens über Hachenburg nur dann geschehen könne, wenn vorher die Chaussee fertiggestellt sei. Diese war demnach noch nicht fertig.

Der Weg nach Nister

Nach Nister konnte durch das Obertor und weiter durch die Holzbachschlucht zur Nister marschieren. Verließ man die Stadt durch das Untertor ging man ein Stück auf der Köln-Leipziger-Straße, um dann rechts in den Nisterpfad[Anm. 56] abzubiegen. Von dort führte der Weg durch Baum- und Grabgärten östlich am Patersgarten vorbei (dort stand ein Wegweiser) durch die "Lochwiese" hinunter zur Nisterbrücke.
Im Jahr 1826 wurde der Weg als schmal und schlecht beschrieben. Man müsse ihn "strecken und erweitern", mit Entwässerungsgräben versehen und vor allem im unteren Bereich mit Steinlagen befestigen. Auch die Brücke über die Nister müsse erneuert werden.[Anm. 57]
Die Nister überquerte man in jedem Falle über die Nisterfahrbrücke.

Straße nach Höchstenbach (1809)

Die Post- und Durchgangsstraße führte schon seit vielen Jahren über Altstadt, an Hütte vorbei über Merkelbach nach Höchstenbach.[Anm. 58] Im Jahr 1808 begann der Ausbau dieser Straße, die in ihrer Verlängerung über Dierdorf nach Neuwied führte.[Anm. 59]
Sie wurde als äußerst wichtig für die Anbindung Hachenburgs an die Rheinstraße angesehen und ebenso als Verbindung zwischen Leipziger und Frankfurter Straße.[Anm. 60]
An der Strecke nach Höchstenbach und weiter an den Rhein wurde noch 1824 gearbeitet. Die Verbindung Westerwald-Rhein war offensichtlich erst 1824 projektiert worden.[Anm. 61]

Straße nach Gehlert (1822)

Die alte Gehlerter Straße über Altstadt [siehe oben] scheint Anfang des 19. Jahrhunderts nicht mehr als solche vorhanden gewesen zu sein. Man ging damals vom Obertor die Borngasse hinab, um dann den Fußweg nach Gehlert zu benutzen. Aber um 1800 führten viele Wege nach Gehlert, so dass ein Zeitgenosse klagte, "jeder Gehlerter Einwohner brauche einen eigenen Weg". Als Hauptweg diente wohl der „Leichenweg“, der dem Namen nach vorwiegend von Trauernden benutzt wurde.[Anm. 62] Dieser Weg führte vom Alten Markt durch die Herrenstraße und das kleine Stadttor [siehe dort] durch die Haingärten. Im Jahr 1822 wird der Weg als unbequem und wegen des ungünstigen Terrains als nur mit großem Kostenaufwand freizuhalten beschrieben. So plante man 1822 einen kürzeren und leichter zu unterhaltenden Vizinalweg anzulegen, der die vielen Fußwege und auch den alten Kirchen- und Leichenweg überflüssig machen sollte.[Anm. 63]
Im Jahr 1823 begannen die Bauarbeiten. Die herzogliche Regierung ließ den Weg neu vermessen, planieren und einen durchgehenden Straßengraben anlegen. Die geplante Trasse führte wie früher zum Untertor hinaus, bog in den Steinweg, verließ ihn beim Altstädter Kirchhof und verlief links am Grünschen Hof vorbei in gerader Linie durch Wiesen und Felder nach Gehlert. Noch 1824 wurde am Gehlerter Weg gearbeitet.[Anm. 64] Obwohl neu, war der Weg schon drei Jahre später an einige Stellen reparaturbedürftig, und trotz der Wassergräben bei nasser Witterung nicht befahrbar.[Anm. 65]
Auf dem Gehlerter Weg wurden 1895 mehrere Fahrbrücken angelegt, teilweise musste er noch mit Steinen "gestickt" werden.[Anm. 66]

Straße nach Alpenrod

Der alte Weg nach Alpenrod [siehe oben] war bis ins 19. Jahrhundert hinein überwiegend nur als Feldweg ausgebaut. Im Jahr 1826 war an diesem Weg einiges auszubessern, vor allem mussten Entwässerungsgräben angelegt werden.[Anm. 67] Doch diese Arbeiten blieben Stückwerk. Im Jahr 1837 war die Straße bei nassem Wetter an einigen Stellen kaum zu passieren.[Anm. 68]. 1866 hatte sich der allgemeine Zustand der Straße offensichtlich verbessert, doch klagte man jetzt über die vielen Steigungen, die den Kutschen-Pferden das Leben schwer machten.[Anm. 69] Der 1864 gefasste Plan,[Anm. 70] die 10 %-ige Steigung zu umgehen, indem man den Weg über die Ziegelhütte führte, war nie zustandegekommen.
Im Jahr 1896 hieß es, von der Stadt bis an die Stadtbleiche sei der Weg in gutem Zustand. An der Stadtbleiche wurde in diesem Jahr eine größere Steinbrücke erbaut, auch beide Bankette wurden mit Steinen gestickt.[Anm. 71]

Weg nach Dehlingen (1826)

Der alte Weg über die Ziegelhütte führte an der Wüstung Horhausen vorbei nach Alpenrod und Dehlingen. 1823 beschwerte sich die Gemeinde Dehlingen darüber, dass die Stadt Hachenburg den Vicinalweg durch den städtischen Wald bei der Ziegelhütte als Holzweg nutzte. Die Stadt entschuldigte sich damit, dass man auf Befehl der Forstverwaltung tätig geworden sei, um Streulaub und Holz zu fahren. Keineswegs wolle man einen direkten Weg nach Dehlingen bauen. Der Weg durch die Alpenroder Gemarkung sei nur eine Wagenspur breit. Er hieß „Dehlinger Stadtweg“. Am 28. Mai 1823 wurde die Stadt Hachenburg aufgefordert, die Arbeiten einzustellen, bereits ausgehobene Gräben wieder zuzuwerfen und den Weg in den vorherigen Stand zurückzuversetzen.[Anm. 72]
Offensichtlich hatte die Gemeinde Dehlingen keine Interesse daran, eine Wagenverbindung nach Hachenburg zu bekommen. Obwohl 1826 Pläne zum Ausbau bestanden, der Geometer bereits tätig, und das auf dem Weg "gestandene[...] Holz" ausgegraben worden war, kam es bis heute zu keiner ausgebauten Verbindung zwischen den beiden Gemeinden.
Die Weiterführung dieses Weges, der eine Viertelstunde lang durch den städtischen Wald (Sotheklen?) führte und auch 1826 von Zeit zu Zeit zur Holzabfuhr benutzt wurde, endete an der Korber Gemarkungsgrenze. Diese Wegführung scheint identisch mit dem sog. Hahnenweg zu sein, der von der Ziegelhütte an in einer Länge von ungefähr 120 Ruthen nach dem städtischen Wald bis auf die Alpenroder Gemarkungsgrenze zuging. Auch dieser Weg war bereits vermessen worden.[Anm. 73]

Vicinalweg nach Streithausen (1826)

Um 1826 nach Streithausen, Atzelgift und Luckenbach zu gelangen, verließ man die  Leipziger Straße, ging ungefähr 5 Minuten den Nisterweg entlang, bog dann links Richtung Nistermühle ab und ging etwa 10 Minuten lang durch Felder. Der Weg, der dem alten Nisterweg immer noch folgte, verlief keineswegs geradlinig und war an mehreren Stellen in sehr schlechtem Zustand. Er sollte gestreckt und in Gräben gelegt werden, dann könne er als Erdweg bestehen bleiben.<ANM> HHSTAW Abt. 224 Nr. 3737 Verzeichnisse der im Amt Hachenburg befindlichen Vicinalwege 1826</ANM>

Projekt: Hachenburg – Westerburg – Langendernbach (1863)

Während die Vicinalwege in die umliegenden Ortschaften in den 20er und 30er Jahren des 19. Jahrhunderts mehr oder weniger sorgfältig verbesserte und repariert wurden, ging man 1863 auch daran, die Landstraße von Hachenburg über Westerburg nach Langendernbach zu projektieren. Der Antrag bei der herzoglichen Regierung ging zwar von Westerburg aus, doch auch in Hachenburg sah man die wirtschaftlichen Vorteile einer solchen Straße, die zudem den Weg in die Braunkohlenreviere des Westerwaldes ebnete. Durch die Inbetriebnahme der Deuz-Gießener Bahn war der Handel in das nahe gelegene preußische Gebiet zusammengebrochen. Als Alternative wünschte man eine bessere Verbindung mit den Ämtern Marienberg, Rennerod und Hadamar. Ein regelmäßiger Verkehr war auf den bestehenden Straßen unmögliche. Für die Stadt Westerburg wurde die Realisierung dieser Straße sogar als eine Überlebensfrage hochstilisiert.
Die herzogliche Regierung betonte 1864, man sei seit Jahren bemüht, Schifffahrt und Eisenbahn zu entwickeln, bestehende Chausseen zu verbessern bzw. neue anzulegen. Doch könne man nur Zuschüsse zu den Kosten der Vicinalwege beisteuern. Am 14. Dezember 1864 veranstaltete die Stadt Westerburg eine Unterschriftensammlung, um den Herzog bzw. die Landesregierung dazu zu bewegen, die Chaussee zu genehmigen.
Die Trasse sollte von Hachenburg über Alpenrod, Lochum, Rotenhain, Bellingen nach Langenhahn  führen, um dort in die Mainzer Straße (Hadamar-Rennerod) einzumünden. Von Westerburg aus sollte es, unter Umgehung von Gemünden, nach Langendernbach weitergehen.[Anm. 74]

Chausseebau in Preußischer Zeit

Straßenverlegung Hachenburg-Kirburg 1876/77

Das größte Bauprojekt des späten 19. Jahrhunderts stellte die Verlegung der Trassenführung der Leipziger Straße dar. Das Projekt wurde seit 1870 geplant. In den Jahren 1874 und 1778 wurde der Bereich zwischen Obertor und Arfelder Bücke ausgebaut,[Anm. 75] und ihr dort sowie an dem Hardt eine neue Streckenführung gegeben.
Die Alte Straße verlief, wenn man Hachenburg verließ, nach etwa 500 Metern weiter geradeaus, während die neue Trasse sich weiter rechts hielt.
Die alte Chausse führte 150 Meter neben der neuen den Berg hinunter,[Anm. 76] bog dann ganz unten im Tal fast rechtwinklig nach links ab und querte nach 70-80 Metern die Nister über die Arfelder Brücke. Nach 200 Metern gabelte sich die Straße, links ging es nach Nister, auf 60 Grad ging es in Richtung Neunkhausen und rechts ab fuhr man in Richtung Kirburg. Nach weiteren 200 Metern bog die alte Straße in linkem Bogen ab, durchquerte Bretthausen, Norken links liegen lassend, und verlief dann in einem Bogen nach links auf Kirburg zu.
Die neue Trasse folgte nun dem Nistertal und der damals existierenden Straße nach Korb, um diese nach links zu verlassen, ihr noch ein Stück parallel zu folgen und dann in steiler Linkskurve auf die Höhe zu führen. Nach etwa 2 km traf sie wieder auf die alte Straße.[Anm. 77] Die Arfelder Brücke wurde 1876 komplett umgebaut.[Anm. 78]

Landstraßen nach dem 2. Weltkrieg

Ausbau der B 414 (Graf Heinrich-Straße) (1965-1966)

Im Jahr 1953 machten sich verschiedene Stadträte dafür stark, eine Reihe Jahrhunderte alter Kastanienbäume, Linden, Eschen und Ahornbäume entlang der Graf Heinrich-Straße beseitigen zu lassen. Angeblich nahmen sie die Sonne weg und machten im Herbst den Anrainern mit ihren fallenden Blättern zu schaffen. Die Allee hatte Landrat Büchting einmal den "Boulevard des Westerwaldes", die Prachtstraße Hachenburgs genannt.[Anm. 79]
Die Stadtverwaltung steuerte dem Plan entgegen und stellte am 21. Juli 1953 den Antrag, außer dem Burggarten auch die „Kastanienallee“ unter Landschaftsschutz zu stellen. Dem Antrag wurde am 22. Oktober 1954 entsprochen. Doch gerettet war die Allee damit keineswegs.
Anfang Oktober 1955 forderte die Untere Naturschutzbehörde beim Landratsamt in Westerburg die Stadt auf, zu prüfen, ob es nicht zweckmäßig sei, die gesamte Allee im Winter 1955/56 zu fällen, da die alten Bäume die Verkehrssicherheit gefährden würden. Anlass zu dieser Überlegung war die Beschwerde eines Bürgers, weil ein herabfallender Ast seinen Zaun beschädigt hatte [!]. Energisch widersprach die Stadt und schlug vor, die älteren Bäume nach und nach durch neue ersetzen. Man wolle unbedingt den einzigartigen Charakter der Prachtallee erhalten.[Anm. 80] Doch das Schicksal der Bäume war besiegelt.
Nachdem man Wasser und Kanalisation fertiggestellt hatte, wurde seit Juli 1966 die Fahrbahn zwischen dem Untertor und dem Bahnhof Hattert Zug um Zug verbreitert, mit einer neuen Decke versehen und Bürgersteige angelegt.[Anm. 81] Die alten Bäume wurden, obwohl als Naturdenkmäler unbedingt erhaltenswert, im Februar 1967 gefällt.[Anm. 82] Lediglich im Bereich des heutigen Kreisels (B413/414) ist entlang eines stillgelegten Straßenstücks ein letztere Rest der einst prächtigen „Hachenburger Allee“ erhalten geblieben.

Nistertalstraße 1965

Von Hachenburg nach Korb bestand Anfang des 19. Jahrhunderts ein äußerst beschwerlicher Fahrweg. Man nahm die Leipziger Straße bis auf die Höhe vor Bretthausen und bog dann ab, um den gleich steilen Weg nach Korb hinunter zu fahren. [vgl. Dehlinger Weg] Damals plante man, einen Weg von der Arfelder Brücke entlang der Nister an bis nach Korb anzulegen. Dazu hätten 400 Ruthen Wald geopfert werden müssen, die zur Hälfte der Herrschaft und zur Hälfte der Gemeinde Korb gehörten. Der am 12. März 1818 erstmals bezeugte Plan wurde 1819 zunächst zwar verworfen, gleichwohl scheinen aber Arbeiten begonnen worden zu sein. Denn es hieß, die Korber dürften nur 10 Tage pro Jahr zu den Bauarbeiten herangezogen werden. Nach Möglichkeit sollten zahlungsunfähige Sträflingen herangezogen und auf Hilfe der benachbarten Gemeinden gehofft werden. Am 2. Juni 1820 wurden einige Korber namhaft gemacht, die dem befohlenen Arbeitseinsatz nicht nachkommen wollten.[Anm. 83] Gleichwohl können die damaligen Arbeiten nicht allzu weit vorangekommen sein.
Erst eineinhalb Jahrhunderte später wurde der Plan einer Nistertalstraße dann Wirklichkeit. Im Jahr 1958 erschienen erste Planungen, den Durchgangsverkehr vor allem den zunehmenden Schwerverkehr durch verschiedene Umgehungsstraßen von der Innenstadt fernzuhalten. Von Anfang favorisierten die Verantwortlichen eine Nistertalstraße. Erste Vorarbeiten begannen bereits 1959/60 an der Schneidmühle.
Doch der Bau der Umgehungsstraße begann erst 1965. Die Bauzeit wurde auf drei Jahren projektiert. Der Verkehrsknotenpunkt Schneidmühle, die damals umfangreichste Baumaßnahme,[Anm. 84] wurde erst im Herbst 1971 fertiggestellt. Die berüchtigte "alte Nisterbrücke" (Arfelder Brücke) war durch eine neue ersetzt worden. Gleichzeitig musste ein automatisch geregeltes Stauwehr errichtet werden, dessen Stauwasser der Wasserversorgung des Nisterhammers in der Gemeinde Nister diente. Der Nisterhammer besaß hier seit alters her das Wasserrecht. Damals erhielt das Flussbett der Nister die noch heute sichtbare Uferbefestigung, um gegen mögliche Flutwelle geschützt zu sein.[Anm. 85]

Westrandstraße

Die Umgehungsstraße im Westen der Stadt, am Hof Kleeberg vorbei, sollte eine, die Stadt entlastende Verbindung zwischen B 413 und B 4141 schaffen. Erste Planungen hat es schon 1962 gegeben.[Anm. 86] 1970 wollte man die beiden Bundesstraßen B 413 und B 414 regelrecht miteinander zu verknüpfen, doch wurde das Projekt als nicht finanzierbar verworfen.
Anfang der 1990-er Jahre wurde der alte Plan wieder aufgegriffen. Die wesentlichen Planungen waren März 1992 und Anfang 1993 abgeschlossen. Im Mai 1994 wurde mit dem Bau begonnen, Ende 1995 wollte man fertig sein.
Das 6,8 Millionen Mark-Projekt war bei den Bürgern nicht unumstritten. Es ging um die Notwendigkeit und die Kosten dieser Straße, dann tauchten Grundstücksfragen und die Frage auf, ob es eine Orts- oder eine Bundesstraße sei.[Anm. 87] Da noch ein Gerichtsverfahren mit einem Hachenburger Bürger gegen das Projekt anhängig war, wurde die Straße ohne Einweihungsfeier am 3. Mai 1995 in Betrieb genommen.[Anm. 88]

Koblenzer Straße

Im Jahr 1953 stellten Anlieger der Koblenzer Straße den Antrag, die prächtige Baumallee fällen zu lassen, da die Eschen Schäden an der Häusern und Gärten anrichtet würden. Während man im Fall der Graf-Heinrich-Straße [s. dort] Bäume retten wollte, beschloss der Stadtrat jetzt die Eschen entlang der Koblenzer Straße fällen zu lassen. Am 23. Januar 1954 standen sie noch, waren aber schon bereits stark entastet worden. Wenig später fielen die Bäume der Kreissäge zum Opfer.[Anm. 89]
In den Jahren 2006/2007 wurde die damals wenig ansehnliche Koblenzer Straße neu ausgebaut. Die Straße wurde mit zwei verkehrsberuhigenden Kreiseln versehen und die Straßenränder wieder mit Bäumen (Platanen) versehen. Man wird nur einige Jahre warten müssen, bis hier eine prächtige Allee die Kahlschläge der vergangenen Jahrzehnte vergessen machen lässt.

Westerwaldautobahn

Nach vielen Jahren kam 1991 die Westerwald-Autobahn wieder ins Gespräch. Minister Hans Arthur Baukhage versuchte im Jahr 2001, das Projekt einer Autobahnverbindung zwischen der A 45 (Raststätte Siegerland) an Betzdorf und Hachenburg vorbei zur A 3 (im Bereich Mogendorf) wieder aufleben zu lassen. Aber im Westerwald wollen weder Gemeinden, noch die Bürger eine Trasse haben, die Abgase und Lärm in den Westerwald bringen und die Einheit Westerwald unwiederbringlich in zwei Hälfte zerschneiden würde. Lieber hätte man es gesehen, wenn die bestehenden Bundesstraßen, vor allem die B 255 Rennerod-Montabaur, bzw. die B 414 von Hachenburg nach Herborn ausgebaut worden wären.[Anm. 90]

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Anmerkungen:

  1. Angeblich soll im Jahr 840 Ludwig der Fromme diese Straße benutzt haben, als er von Aachen durch den Lahngau nach Hersfeld reiste (Böhmer-Mühlbacher I 1003f.); Gensicke, Landesgeschichte S. 18. Zurück
  2. HHStAW Abt. 205 Nr. 494 Bericht des Hofrats und Amtmanns Bechtold zu Hachenburg vom 11. August 1807; Heuzeroth, Ruhebäumchen. Zurück
  3. Nicke, Vergessene Wege S.79. 1357 wird sie als sogar Straße von Frankfurt nach Hachenburg bezeichnet (HHStAW Abt. 340 Akten Nr. 4 fol. 17). Zurück
  4. HHStAW Abt. 360 Hachenburg Nr.9 fol. 60. Zurück
  5. Nicke, Vergessene Wege S.79 und 164; Keyser, Städtebuch S. 149; Gensicke, Geschichte S. 10; Vom Leben S.4; Jäger, Einblicke S.20. Zurück
  6. Gensicke, Landesgeschichte, S. 17; Nicke, Vergessene Wege S.42. Zurück
  7. HHStAW Abt. 360 Hachenburg Nr. 9 pag. 57ff. zu 1637; Söhngen S. 85. Von Altstadt aus ging 1809 ein Weg über den Kleeberger Hof zum Wetterkreuz (HHSTAW Abt. 205 Nr. 273.). Von Hachenburg aus ging man offensichtlich schon 1517 auf einem Vorläufer des Kleeberger Weges ("under der straissen zu Cleburg" (Brommer, Inventar S. 25 Nr. 76 vom 31.3.1517)). Zurück
  8. Söhngen S. 85; Gensicke, Geschichte S. 17 und 56; Nicke, Vergessene Wege S.164; Backes, Hachenburg S.6. Zurück
  9. HHStAW Abt. 340 Akten Nr. 3884 fol. 21. Zurück
  10. HHStAW Abt. 340 Akten Nr. 3884 fol. 39v. Zurück
  11. HHStA Wiesbaden Abt. 360 Hachenburg Nr. 9 pag. 57-82. Zurück
  12. HHStAW Abt 360 Hachenburg Nr.5. Zurück
  13. HHStAW Abt. 360 Hachenburg Nr.9 fol.62. Zurück
  14. LHAKo Best. 620 Nr. 1338. Zurück
  15. Söhngen S. 183. Zurück
  16. Flurkarte (Flur 34) (Katasteramt Westerburg). Zurück
  17. Flurkarte 1877 (Stadtarchiv Hachenburg). Zurück
  18. Brommer, Inventar Nr. 105 zum 9.1.1555. Zurück
  19. Westerwälder Zeitung vom 4.4.2004. Zurück
  20. HHStAW Abt. 360 Hachenburg Nr. 9 fol. 70. Zurück
  21. Jäger, Einblicke S.20; Gensicke, Landesgeschichte, S. 17. Zurück
  22. Brommer, Inventar S. 7 Nr. 22 vom 14.6.1421. Zurück
  23. Gensicke, Geschichte S. 56. Zurück
  24. Der Weg nach Alpenrod wird 1576 als "Straßen auff der hoe" bezeichnet (HHStAW Abt. 360 Hachenburg Br. 9 fol. 70) Zurück
  25. HHStAW Abt. 360 Hachenburg Nr.9 fol. 71. Zurück
  26. HHStAW Abt. 360 Hachenburg Nr. 9 fol. 157f. Zurück
  27. HHSTAW Abt. 342 Nr. 279. Zurück
  28. Söhngen S. 126 und S. 134. Zurück
  29. Söhngen S. 150 und S. 158. Zurück
  30. HHStAW Abt. 360 Hachenburg Nr.9 fol. 71. Zurück
  31. Söhngen S.345; Brommer, Inventar Nr. 11. Zurück
  32. Jäger, Einblicke S.20; Gensicke, Landesgeschichte, S. 17. Zurück
  33. HHStAW Abt. 340 Akten Nr. 3884 fol. 39v. Zurück
  34. Gensicke, Geschichte S. 56. Zurück
  35. HHStA Wiesbaden Abt. 360 Hachenburg Nr. 5. Zurück
  36. Gensicke, Landesgeschichte S. 25; Keyser, Städtebuch S. 149. Zurück
  37. Gensicke, Geschichte S. 57; Jäger, Einblicke S. 70. Zurück
  38. Gensicke, Geschichte S. 56; Kwasnik/Trautmann, Denkmäler S.33. Zurück
  39. Kwasnik/Trautmann, Denkmäler S.27; Gensicke, Geschichte S. 57. Zurück
  40. Die Untertanen im Grund Seelbach und Burbach brauchten wegen der Entlegenheit ihres Wohnortes keine Dienste leisten, mussten aber Geld in die Landkasse einzahlen. Zurück
  41. Bis zum Regierungswechsel am 11.4.1799 waren 13.562 Reichstalern und 86 Kreuzern in die Renteikasse eingezahlt worden (HHStAW Abt. 205 Nr. 165). Zurück
  42. HHStAW Abt. 205 Nr. 165 zum 14. September 1767. Zurück
  43. HHStAW Abt. 205 Nr. 165; HSTAW  Abt. 342 Nr. 372 mit weiteren Details zur Praxis der Gebührenerhebung. Zurück
  44. HHStAW Abt. 205 Nr. 165. Zurück
  45. Auf den militärischen Aspekt der Überlandstraßen soll hier nicht näher eingegangen werden. Zurück
  46. HHStAW Abt. 151 Nr. 1129 und HHStAW Abt. 151 Nr. 1297. Zurück
  47. Dem Kleeberger Hofbeständer und dem Nisterter Mühlenpächter waren ihrerseits bestimmte Distrikte zum Chausseebau zugewiesen worden. Zurück
  48. HHStAW Abt. 151 Nr. 1297. Zurück
  49. HHStAW Abt. 205 Nr. 165. Zurück
  50. Weitere Einzelheiten zu den Arbeiten und der Finanzierungen in den entsprechenden Bauakten (HHStAW Abt. 205 Nr. 165, 263 und 273; HHSTAW Abt. 224 Nr. 3735; HHStAW Abt. 342 Nr. 368. Zurück
  51. Der Eispeler Bach durch Lochum bezeichnete die Grenze zwischen dem Amt Hachenburg und dem großherzoglich-bergischen Amt Marienberg. Zurück
  52. HHStAW Abt. 173 Nr. 2684. Zurück
  53. HHStAW Abt. 205 Nr. 165; HHStAW Abt. 173 Nr. 2684; Gensicke, Geschichte S. 56; Kwasnik/Trautmann, Denkmäler S.33; Vom Leben Land S.4; Söhngen S. 13 Zurück
  54. HHStAW Abt. 205 Nr. 494. Zurück
  55. Am 8. April1805 schrieb Isabelle F. zu Nassau und Friedrich Graf zu Nassau aus Weilburg eine Fürstliche Resolution auf den Regierungsbericht aus Hachenburg vom 19.2.1805 (HHStAW Abt. 205 Nr. 165) Zurück
  56. Der Nisterpfad wird 1775 erstmals als solcher bezeichnet (Söhngen S. 273). Zurück
  57. Verzeichnisse der im Amt Hachenburg befindlichen Vicinalwege 1826 (HHSTAW Abt. 224 Nr. 3737) und Verzeichnis der in der Stadt und Gemarkung Hachenburg befindlichen Vicinalwege 1896 (HHSTAW Abt. 224 Nr. 3737). Zurück
  58. HHStAW Abt. 205 Nr. 273. Zurück
  59. HHStAW Abt. 205 Nr. 281. Zurück
  60. HHStAW Abt. 205 Nr. 273. Zurück
  61. HHSTAW Abt. 224 Nr. 3738. Zurück
  62. HHStAW Abt. 342 Nr. 901. Zurück
  63. HHSTAW Abt. 211 Nr. 11991. Zurück
  64. Dies geht aus der Stadtrechnung von 1824 hervor (HHSTAW Abt. 224 Nr. 4663). Zurück
  65. Verzeichnisse der im Amt Hachenburg befindlichen Vicinalwege 1826 (HHSTAW Abt. 224 Nr. 3737). Zurück
  66. Verzeichnis der in der Stadt und Gemarkung Hachenburg befindlichen Vicinalwege 1896 (HHSTAW Abt. 224 Nr. 3737); HHSTAW Abt. 224 Nr. 3736. Zurück
  67. Verzeichnisse der im Amt Hachenburg befindlichen Vicinalwege 1826 (HHSTAW Abt. 224 Nr. 3737). Zurück
  68. HHSTAW Abt. 211 Nr. 11991. Zurück
  69. HHSTAW Abt. 211 Nr. 11991. Zurück
  70. Beschreibung der Alpenroder Straße 1864: Der Weg fällt von Hachenburg mit sehr starker Neigung nach dem Rothenbachtal, überschreitet diesen und zieht in beinahe gerader Linie auf die Wasserscheide und mit abwechselndem Steigungen und Gefällen (über 10%) nach Alpenrod. Diese Strecke hätte verlegt werden müssen. Man schlug vor den Weg an der Ziegelhütte vorbei auf der Höhe zu halten und so nach Alpenrod zu führen. (HHSTAW Abt. 211 Nr. 11991). Zurück
  71. Verzeichnis der in der Stadt und Gemarkung Hachenburg befindlichen Vicinalwege 1896 (HHSTAW Abt. 224 Nr. 3737). Zurück
  72. HHSTAW Abt. 224 Nr. 3741. Zurück
  73. HHSTAW Abt. 224 Nr. 3737 Verzeichnisse der im Amt Hachenburg befindlichen Vicinalwege 1826. Zurück
  74. HHSTAW Abt. 211 Nr. 11991 Zurück
  75. Kwasnik/Trautmann, Denkmäler S.27; Spielman, Geschichte von Nassau 2, 1926, S. 168ff. und S. 308; Gensicke, Geschichte S. 57. Zurück
  76. Der Weg ist heute noch gut erkennbar und dient bis heute als Holzabfuhrweg (Orthey, Brücke S. 150). Zurück
  77. HHStAW Abt. 403 Nr. 103; HHSTAW Abt. 403 Nr. 111 mit Karte von 1873 zum Projekt und allgemein zu den Wegen um Hachenburg; Orthey, Brücke S. 150 Zurück
  78. Die Güterbesitzer, deren Grundstücke anlässlich der Verlegung der Staatsstraße zwischen Hachenburg und Kirburg ihre Grundparzellen in der Gemarkung Hachenburg und Nister hergeben musste, wurden am 8.5.1877 vormittags 10 Uhr in die Schneidmühle der Gebrüder Schürg geladen, so eine Anzeige im Kreisblatt für den Oberwesterwald-Kreis vom 20.4.1877 (HHStAW Abt. 403 Nr. 104). Zurück
  79. Manuskripte Heuzeroth. Zurück
  80. Westerwälder Zeitung vom 20.10.1955.  Zurück
  81. Westerwälder Zeitung 21.7.1966 Nr.165. Zurück
  82. Westerwälder Zeitung 22.2.1967; Kwasnik/Trautmann, Denkmäler S.27; Westerwälder Zeitung 29.11.1965. Zurück
  83. HHSTAW Abt. 224 Nr. 3738. Zurück
  84. Vgl. Westerwälder Zeitung vom 12.8.1958, 24./25.1.1959, 19.1.1960 und 7.9.1965. Vgl. Westerwälder Zeitung vom 6.12.62. Zurück
  85. Vgl. Westerwälder Zeitung 2./3.10.1971. Zurück
  86. Stadtratssitzungsprotokoll vom 20.12.1962 (StAH Abt. C-13 Nr. 61). Zurück
  87. Vgl. dazu StAH Abt. 411 Nr. 36 Stadtratsprotokolle Zurück
  88. Vgl. zu den Forderungen des Ch. STaH Abt. 411 Stadtratsprotokoll vom 5.6.1995; Vgl. WWZ vom 27.3.1992, 4./5.5.1995. Inform vom 2.10.1992 und 10.6.1994. Zurück
  89. Westerwälder Zeitung vom 1.2.1953 und vom 23.1.54. Zurück
  90. Westerwälder Zeitung Nr. 197 vom 25. August 2001. Zurück