Hachenburg im Westerwald

Vom "Steineren Haus" zum Hotel "Zur Krone" in Hachenburg

Das "Steinerne Haus" wurde wohl im Auftrag der Stadt Hachenburg auf den Trümmern eines 1439 beim großen Stadtbrand zerstörten Hauses (1322 gebaut?) errichtet. Als das steinen huysz im Jahr 1461 erstmals erwähnt wurde, erwarb es Graf Gerhard II. von Sayn (reg. 1452-1493) auf Vermittlung des Hertgyn Suire, Schöffe zu Montabaur, und dessen Ehefrau Carisina, von dem Hachenburger Schöffen Dederich Sneyseler und dessen Ehefrau Sophie. Dederich hatte es von seiner Schwiegermutter Sophie Nolczen geerbt.

An den Käufer erinnert noch heute der Name des Erkerzimmers "Femestube" im 1. Stock des Hauses. Gerhard II. von Sayn war ursprünglich Geistlicher, wurde dann aber 1452 Nachfolger seines kinderlos verstorbenen Bruders Dietrich. Kaiser Friedrich III. schätzte seine Tatkraft und Umsicht so sehr, dass er ihn zum kaiserlichen Statthalter über die Heimlichen Gerichte in Westfalen (die sog. Feme) machte. Eine Kommission überbrachte den kaiserlichen Auftrag am 13. Mai 1469 nach Hachenburg. Die Zusammenkunft fand zur Vesperzeit in Hermann Kremers Huiße uf der Stoeben im Beisein der Brüder Embrecht und Godart Schoenhalse von Alpenrod, der Brüder Wiegand von Steinebach und Gerhart von Gebhardshain, gen. von Kotzerod (Coetzerode) sowie der Herren von Bernstein und Hans von Seckendorf, letzterer als geschworenem Schultheiß, statt.
Das Anwesen wurde von den Grafen von Sayn in der folgenden Zeit hauptsächlich als Gästehaus verwendet. Es wird immer wieder genannt, so etwa im Jahr 1489, 1525 und 1535.
Die Grafen ließen 1531 auf dem Kellergrat ein neues gemach errichten. Anscheinend wurde das Haus damals umfassend renoviert, aufwändig umgebaut und abschließend das Dach neu gedeckt.
Zu einem nicht näher bekannten Zeitpunkt gaben die Grafen das Anwesen in bürgerlichen Besitz (wohl als Pachtgut), denn seit 1558 nannte sich der Hachenburger Bürger Gerhard im Steinen Haus danach.

Edmund Sauerdeich, ein Sohn des Rentmeisters Johannes Sauerdeich, vertauschte kurz vor 1585 das Steinerne Haus an seinen Bruder Konrad Sauerdeich. Dieser ließ – nach Zerstörungen beim Stadtbrand 1594? - das vierstöckige Haus um 1617 zu jenem stattlichen Bau mit dem Rollwerkgiebel, dem dreifenstrigen Erker und dem Mohrenkopf als Wahrzeichen ausbauen, dessen Fassade dem Marktplatz noch heute sein Gepräge gibt. Darauf weisen die beiden Jahreszahlen 1617 hin, die zum einen auf dem Türsturz über dem Kellereingang im Flur und zum anderen an der jüngst wiedererstandenen Wetterfahne zu sehen sind. 1618 wird das Haus zwischen dem Steinen Hausz und der Stadtkirche verkauft, ob damit das Haus Bohle oder das "Weiße Ross" gemeint ist, lässt sich nicht sagen.
Anfang des 17. Jahrhunderts (100 Jahre nach 1531) wurde das Gebäudeinnere erneuert. Die bemerkenswerte Innentreppe, die noch heute in den 1. Stock führt, entstand.
Das Innere mit stuckierter Balkendecke und schöner Holztreppe wurde Ende des 17. Jahrhunderts erneuert. Das Kronenstübchen malte Prof. Becker-Gundahl (Kunstakademie München) aus.
Als Wirtshaus "Zur Krone" taucht das Gebäude seit 1706/1707 häufig in den Quellen auf. Damals wird der Kronenwirt Scheel genannt. Es war wahrscheinlich immer noch als gräfliches Pachtgut in bürgerlichem Besitz und diente als "Fürstenherberge, jener Gäste der Grafen also, die nicht im Schloss untergebracht werden konnten oder sollten. So logierte Baumeister Julius Ludwig Rothweil dort, wenn er zwischen 1717 und 1725 bzw. zwischen 1737 und 1745 nach Hachenburg kam, um die Burg zu einem Schloss auszubauen. Dass das schönste Zimmer des Hotels den Namen "Fürstenzimmer" trägt, geht auf diese Zeit zurück.

Ein weiterer Einschnitt in der Baugeschichte des Hauses bedeutete das Jahr 1785. Bauhistorische Untersuchungen des Jahres 1991 ergaben, dass damals das Treppenhaus und Teile des 1. Stockes umgebaut wurden. Dies geschah offensichtlich deshalb, weil man die bis dahin offenen Kamine mit ihrer Ruß- und Rauchbelästigung durch eine moderne Heiztechnik ersetzte.
1793 war Herr Kramer Kronenwirt. Als er das Anwesen 1824 zum Kauf anbot, gehörte eine kleine »private« Bierbrauerei dazu. 1908 war R. Schmidt Kronenwirt. Damals wurde den Gästen schon elektrisches Licht geboten.
Einen letzten Umbau veranlasste der aus Danzig stammende Kronenwirt Karpinski, der 1926 die Küche nach Plänen von zwei Professoren der Kunstakademie München in das "Kronenstübchen" umgestalten ließ.

1990 erwarb die Westerwaldbrauerei H. Schneider das Haus Krone. Sie veranlasste eine gründliche bauhistorische Untersuchung, ließ das Innere im Einvernehmen mit dem Landesamt für Denkmalpflege restaurieren und verpachtete das Haus. 1995 wurde das Gasthaus Zur Krone von dem neuen Pächterehepaar Astrid und Peter Zils als "Brauhaus" übernommen. Die Westerwaldbrauerei ließ nach der "Wiedergeburt" der Wetterfahne auf dem Dach im Mai 2010 die Fassade neu dekorieren. Bei dieser Gelegenheit strich Malermeister Albert Bendel das Vordach mit goldener Farbe an.

Kronenlied

Vom Ruhm der "Krone" kündet das Kronenlied[Anm. 1]:

Es steht eine "Krone" am Gotteshaus,
in Gnaden behütet von Feuer und Graus.
Der uralten "Krone" würd'ge Gestalt
Trotz heute noch den Stürmen im Westerwald.
Die Väter von Nassau, sie machten hier Rast,
:/:selbst Kaiser und Fürsten, die war'n hier zu Gast :/:
Die Schlossherr'n, die Ratsherr'n und Ritter und Knapp',
die Landsknechte stiegen vor Zeiten hier ab.
Hier wurde gerichtet, geschmaust und gezecht,
es leerte den Humpen manch' trunkfest Geschlecht.
Und tritt heut' ein Wand'rer durch der "Krone" Tür,
:/: kredenzt ihm der Wirt ein ganz köstliches Bier. :/:
Was Küche und Keller geleistet stets hat,
das wussten die Ratsschreiber hier in der Stadt.
Die Chronik berichtet von manch' gutem Schmaus,
vom festlich' Gelage im "steinernen Haus".
Kehr ein in die "Krone", die alte, stets gern,
:/: kneipt hier wie die Väter bis leuchtet kein Stern.:/:

Redaktioneller Hinweis: Die hier vorgestellten Ausführungen sind inhaltliche Ergänzungen und Erweiterungen der entsprechenden Abschnitte des Buches „Geschichte der Stadt Hachenburg“. Die zugehörigen Basis-Informationen sind u.U. nur in der Druckausgabe zu finden. Die Inhalte dieser Seiten entsprechen also nicht denjenigen des Buches.


Anmerkungen:

  1. Nach Struif, Hachenburg S. 60f.: Melodie: "Es liegt eine Krone im tiefen Rhein". Zurück