Untershausen im Westerwald

Kirchengeschichte von Untershausen

Kirche und Pfarrei Montabaur

Das Koblenzer Stift St. Florin war Pfarrherr in Montabaur[Bild: Herbert Piel]

Von Reiner Dennebaum

Kaiser Otto I. (912-973) machte die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier zu Landesfürsten.[Anm. 1] Pfarrherr der Kirche und Pfarrei Montabaur war das Stift St. Florin in Koblenz. Nach einer Urkunde von 959 schenkte Herzog Hermann von Schwaben dem Marienkloster in Koblenz, dem späteren Stift St. Florin, eine hölzerne Kirche, die er in der Stadt unter seiner Burg Humbach (= Montabaur) gebaut hatte.[Anm. 2] Mit dieser Eigentumsübertragung wird das Stift Grundherr mit dem Anspruch auf das Kirchengut samt dem dazugehörigen Vermögen und auf das Zehntrecht im Pfarrgebiet der Pfarrkirche St. Peter in Ketten in Montabaur.[Anm. 3].

Das Recht, den jeweiligen Pfarrer für die Pfarrkirche von Montabaur zu bestimmen, lag anfangs bei dem Eigenkirchenherr Herzog Hermann von Schwaben und ging dann an das Marienkloster, das spätere Stift St. Florin in Koblenz über, wo es bis 1802 verblieb.[Anm. 4]

Mit den Einnahmen aus den Zehnten hatte das Stift für die Kirche und ihre Ausstattung zu sorgen. Durch Verpachtung, Verkauf und Verlehnungen gingen dann allerdings zwei Drittel aller zur Kirche gehörenden Zehnten verloren und in andere Hände. Damit hatte sich die alleinige Zuständigkeit und Verpflichtung des Stifts grundlegend verändert. Das restliche Drittel der Hauptzehnten reichte nicht mehr aus für den Unterhalt der Kirche, zumal alle übrigen Zehntherren zwar für die Unterhaltung der Kirche verantwortlich waren, sich aber "immer wieder geweigert bzw. Einwände gehabt" haben.[Anm. 5]

Das Erzbistum Trier war seit dem 10. Jh. in fünf Archidiakonate eingeteilt. Der größte Teil des späteren Regierungsbezirks Montabaur, der aus den 4 Landkreisen Oberwesterwald (Westerburg), Unterwesterwald (Montabaur), Unterlahn (Diez) und Loreley (St. Goarshausen) bestand, gehörte zum Archidiakonat vom hl. Lubentius in Dietkirchen mit den Dekanaten Engers, Dietkirchen, Haiger, Kirberg und Marienfels.[Anm. 6]

Das Stift St. Florin konnte von seinem gesamten Besitz die archidiakonale Gewalt nur im Bereich der Urpfarrei Humbach (=Montabaur) mit den daraus erwachsenen Pfarreien Wirges, Heiligenroth, Arzbach, Kirchähr und Esten-Holzappel behaupten.[Anm. 7]

Im Jahr 1018 übertrug Heinrich II. das Stift Florin an das Erzstift Trier, und Erzbischof Poppo erwarb in seiner Amtszeit (1016-1047) die curtis hunbach zur Versorgung des Bischofs und des Domkapitels. Damit dürfte auch die Zuständigkeit und Verantwortung für die Kirche von Florin auf den Magistrat der Stadt Montabaur übergegangen sein. Ab dem 13./14. Jahrhundert werden dann Kirchenmeister erwähnt, also Personen, die vom Magistrat der Stadt beauftragt sind, sich um die kirchliche Vermögensverwaltung zu kümmern. Auch mit Glöckner, Kirchenknechten und Sendschöffen standen dem Bürgermeister Personen zur Verfügung, die der Magistrat ein- und abzusetzen hatte. Im Jahr 1526 bezeichnen sich Bürgermeister, Schöffen und Rat der Stadt Montabaur als »Oberseher und Befehlshaber« der Pfarrkirche Montabaur.[Anm. 8]

Reformation ab 1517

Seit den Anschlägen der 95 Thesen von Martin Luther an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg hatte sich in einigen Teilen des Heiligen Römischen Reiches die Reformation ausgebreitet. Als erster der Nassauer Grafen trat Graf Philipp von Nassau-Weilburg auf die Seite der Reformation - später auch Nassau-Dillenburg mit dem nachmaligen Prinzen Wilhelm von Oranien, noch später auch Nassau-Idstein-Wiesbaden. In Nassau-Weilburg wurde 1552 die Reformation vollendet. Das Stift Diez schloss sich 1570 der neuen Lehre an. Auch Nassau-Hadamar wechselte zu den Reformierten, wurde 1630 aber wieder katholisch, ebenso Esten-Holzappel unter Graf Peter Melander.[Anm. 9]

Der Kölner Erzbischof Hermann von Wied, der seit 1536 der Reformation zugetan war, hat diese auch in der Grafschaft Wied begünstigt. Nachdem sein Reformationsversuch in Köln gescheitert war, zog sich Hermann 1546 in die Grafschaft Wied zurück; dort war wohl schon die Reformation durchgeführt worden.[Anm. 10]

Der Westerwälder Graf Heinrich von Isenburg-Grenzau hat zwar 1527 in der Niedergrafschaft Katzenelnbogen Verhandlungen über die Einführung der Reformation geführt, stand 1548 jedoch als Statthalter im Kurfürstentum Trier wieder ebenso wie sein Bruder Erzbischof Johann von Trier (1547-56) und sein Sohn Salentin Erzbischof von Köln (1567-77) eindeutig auf katholischer Seite. Trotz einer gewissen »evangelischen Bewegung, die einzelne Geistliche und Laien ergriff«, blieben nach dem Konzil von Trient (1545-63) nur noch wenige adlige Familien im Erzstift Trier evangelisch.[Anm. 11]

1548
»In der stat ist ein pfarkirch mit altaristen, solten mit dem pastor irer 14 oder 15 seint, itzund daselbst residieren«. »An der Pfarrkirche (Peterskirche) bestand ein sog. Halbstift mit 18 vom Koblenzer Florinstift ernannten Altaristen, die feierlich den Chor sangen und das Hochamt hielten. In späteren Jahrhunderten war ihre Zahl auf 4 herabgesunken«.[Anm. 12]

1548
gibt es in Holler eine Kapelle, die der heiligen Margarete (Sanctae Margarete) geweiht ist, sie ist eine »filia der pfarkirchen zu Monthabur«.[Anm. 13]

1548
»Hollender«. Der Zehnte geht zu ⅔ an St. Florin und ⅓ an die »Witwen zum Steine bei Nassaw«. »Item die capell [Sanctae Margarete] (am Rand) under dem dorff, filia der pfarkirchen zu Monthabur«.[Anm. 14]

1555
Auf dem Reichstag zu Augsburg wurde ein Reichsgesetz verabschiedet, das jedem Fürsten die freie Religionsausübung in seinem Land - katholisch oder protestantisch - erlaubte nach dem Spruch: Cuius regio eius et religio, d. h. »Wer die Herrschaft hat, bestimmt auch das Bekenntnis der Untertanen«[Anm. 15] oder »Wes Brot ich ess, des Lied ich sing«.

Von 1555 an wurde die Reformation in der Herrschaft Westerburg durchgeführt. Im Jahr 1560 begann Graf Adolf von Sayn mit der Reformation in Hachenburg-Altstadt, 1562 in der Grafschaft zu Altenkirchen. Da die Grafschaft Sayn »erst nach dem Augsburger Religionsfrieden lutherisch wurde, blieben in ihrem Bereich die Klöster Sayn und Marienstatt katholisch«.[Anm. 16]

St. Margarethakirche in Holler (um 1950). Im Tal der Niederelberter Bach, hinten der Koblenzer Wald mit Lippersberg.[Bild: Hermann-Josef Hucke]

»Andersgläubige«
1598 kamen Isenburgische Krugbäcker aus konfessionellen Gründen nach Grenzhausen.[Anm. 17]

»Religiöse Unduldsamkeit bei allen Konfessionen zwang zahlreiche 'Andersgläubige' zur Auswanderung und zwang umgekehrt neue Ansiedler herbei«.[Anm. 18] »Ein großes Hindernis der Seelsorge war der Pfarrzwang, der die konfessionelle Minderheit unter die Zuständigkeit des die 'Landesreligion' vertretenden Pfarrers stellte, der allein Taufen, Trauungen und Beerdigungen, auch für die Andersgläubigen, vornehmen durfte«. Dieser - allerdings nicht überall streng durchgeführte - Zwang wurde erst 1819 abgeschafft.[Anm. 19]

1618-48
Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Pfalz zwar »erneut restlos katholisch«. Nach der Ankunft der Schweden 1631 konnten die reformierten Gemeinden in der Kurpfalz durchweg wieder ihren Glauben leben. Die Grafschaft Nassau-Hadamar führte 1630 die katholische Religion wieder ein, noch während des Krieges wechselten aber Esterau und das Kirchspiel Eppenrod erneut den Glauben.[Anm. 20]

Im ersten Jahrhundert nach der Reformation hatte sich durch die Zerrissenheit unserer Heimat in einzelne Herrschaften und Grafschaften »ein ganzes Bündel von kleinen und kleinsten Territorialkirchen gebildet«.[Anm. 21]

1687
In der Esterau gestattete die Tochter des Grafen Peter Melander von Holzappel vertriebenen Waldensern die Gründung der Gemeinde Charlottenburg.[Anm. 22]

1700
Vier Kirchspiele im Amt Montabaur: Hundsangen, Nentershausen, Salz und Meudt.[Anm. 23]

1759
Neubau der Kirche in Holler. Lehrer und Glöckner wurden von der Schuldirektion ernannt, die Kirchenmeister vom Stadtpfarrer und Send.[Anm. 24]

Holler »hat eine eigene Kirche, die 1759 neu erbaut wurde, aber noch nie eine eigene Pfarrei gehabt. Den Gottesdienst versahen ständig 2 Altaristen von Montabaur, wovon es noch jetzt Filial ist«. Nach Holler »gehören und begraben die Dörfer Daubach, Stahlhofen.....Niederelbert und Untershausen, wo der teutsche Orden einen Hof hatte«.[Anm. 25]

1777
Die Juden unterlagen der Judenordnung. Danach gewährte man 8 Juden in Montabaur einen allgemeinen Landschutz und 4 Juden in Meudt einen Kameralschutz. Dieser Schutz- bzw. Geleitbrief musste bei seiner Ausstellung sowohl von den Landschutzjuden als auch von den Kameralschutzjuden bezahlt werden. Die Landschutzjuden hatten bei seiner Erneuerung alle 12 Jahre 2000 Reichstaler an den Landesherrn zu zahlen. Auch waren Abgaben zu entrichten beim Tod des Landesherrn, ebenso wenn ein Bischof neu gewählt wurde. Die jüdischen Familien hatten Neujahrsgeld an Domkapitel und Amtmann zu entrichten und Geschenke zu machen.[Anm. 26]
»Beide Gattungen durften im Erzstift reisen und Handel treiben, ohne den Leibzoll wie die ausländischen Juden zu entrichten«.[Anm. 27] »Jeder ausländische Jude zahlte, sobald er kurtrierischen Boden betrat, alle 24 Stunden 6 Alb. Leibzoll, gleichviel ob er nur durchreiste oder ein Geschäft betrieb. An Jahrmarktstagen begnügte man sich mit 4 Alb. täglich«.[Anm. 28]

1786
gab es im Amt Montabaur 17 Pfarreien. Darunter die »Pfarrei Montabaur mit 1753 Seelen« und 7 Filialen: Bladernheim mit 47, Boden mit 205, Elgendorf mit 216, Eschelbach mit 150, Horressen mit 191, Reckenthal mit 62 und Wirzenborn mit 50 Seelen".[Anm. 29] »Die Pfarrkirche ist eine uralte Mutterkirche. Zu ihr gehörten alle Ortschaften der Bänne Holler und Wirges«.[Anm. 30] Zum Bau und zur Erhaltung des Kirchenschiffs und Chors war die Zehntherrschaft verpflichtet. Kosten für Turm, Kirchhofsmauern, Sakristei, Altäre u.a. »mussten die Eingepfarrten übernehmen«.[Anm. 31]
Pfarrei Holler mit 308 Seelen und den Filialen Daubach mit 145 Seelen, Niederelbert 338, Stahlhofen 150 und Unterhausen 90 Seelen.[Anm. 32] Holler ist genau genommen keine Pfarr-Kirche. Es gibt dort einen ständigen Küster, Schulmeister samt Schule und es wird dort auch das Osterfest gehalten. Aber die Hauptpfarrei ist Montabaur, wo auch alle Kinder getauft werden. Der Kirchhof dient sämtlichen Ortschaften Holler, Daubach, Niederelbert, Unterhausen und Stahlhofen zum Begräbnis.[Anm. 33]

1801
Nachdem das linke Rheinufer an Frankreich abgetreten war, richtete Erzbischof Clemens Wenzeslaus für den rechtsrheinischen Teil seiner Erzdiözese Trier das Offizialat in Limburg ein. Durch den Reichsdeputationshauptschluß 1803 wurden die weltlichen Fürsten für ihr verlorenes Land durch Gebiete der geistlichen Herren entschädigt. In unserem Bezirk erhielt Nassau-Weilburg von Kurtrier u.a. das Amt Montabaur. Durch die Säkularisierung gingen die alten Abteien Schönstatt und Arnstein, die Klöster der Franziskaner in Hachenburg und Montabaur u.a. zugrunde.[Anm. 34]

1803
»1803 bestimmte der Reichsdeputationshauptschluß die Auflösung der geistlichen Herrschaften«. Damit wurden »alle Bischöfe und Äbte zu reinen religiösen Amtsträgern«. Mit Kurfürst Clemens Wenzeslaus von Sachsen (1768-1812), ab 1803 nur noch Erzbischof, endete im Bistum Trier die kurfürstliche Zeit.[Anm. 35]
»Das Fürstentum Nassau-Weilburg übernahm den rechtsrheinischen Teil des Kurfürstentums. Der Stadtrat, die Gerichtspersonen, die Geistlichkeit u.a. mussten dem neuen Landdesherrn auf dem Rathaus den 'Dienereid' leisten«. »Das nassauische Gemeindegesetz vom Juli 1816 beendete die Selbstverwaltung der Städte. Der Stadtrat verlor seine Freiheiten und Privilegien, auch die Verantwortung für die Pfarrkirche«. Wenig später wird in den Unterlagen des Pfarrarchivs erstmals der Kirchenvorstand als Verwaltungsorgan der Pfarrei und ein Kirchenrechner erwähnt. »Mit der Gründung des Bistums Limburg 1827 war durch nassauische Gesetze und Verordnungen eine neue Form der Organisation der Pfarreien und Kirchen entstanden«. »Der Landesherr übte die Oberaufsicht über die Kirche aus«, auch bei der Neubesetzung der Pfarrstelle. In preußischer Zeit ging dieses Recht dann »endgültig auf den Bischof über«.[Anm. 36]
Die Diözese Limburg wird als Landesbistum für Nassau und Frankfurt gegründet. 1849/51 wurde die religiöse Genossenschaft der »Armen Dienstmägde Jesu Christi« (ADJC) von Maria Katharina Kasper (1820-98) zu Dernbach gegründet. Die »Dernbacher Schwestern« betätigten sich in der Kranken- und Familienpflege, in Kindergärten und -horten, Waisen- und Altersheimen, durch Unterricht in Handarbeit und an Volks-, Handels- und höheren Schulen. Im Jahr 2018 wurde Maria Katharina Kasper von Papst Franziskus im Vatikan zu Rom heiliggesprochen.
1856 wurde die Genossenschaft der »Barmherzigen Brüder« von Peter Lötschert (1830-86) zu Hillscheid gegründet, ab 1861 in Montabaur; Tätigkeitsbereiche sind Krankenpflege, Unterhaltung von Rettungshäusern und Küsterdienst[Anm. 37]. Das Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Montabaur ging im Jahr 2008 in die Trägerschaft der Barmherzigen Brüder Trier e. V. über.

1918
»Mit dem Kriegsende erlosch 1918 das bisherige landesherrliche Kirchenregiment«. Es kam zur Trennung von Staat und Kirche. Die nassauische Landeskirche schuf 1922 eine neue Verfassung, die den alten Namen Nassau wieder aufnahm und nannte die Heimatkirche »Evangelische Landeskirche in Nassau«: die Kirchenverfassung wurde 1924 vom Staat anerkannt.[Anm. 38]

Das Innere der Kirche in Hollar um 1927[Bild: ]

Das Foto links zeigt das Innere der kath. Kirche in Holler und stammt von einer Postkarte, die an den Schüler Josef Staudt im St. Jos. Colleg in Verkta, Oldenburg gerichtet war. Die Postkarte wurde am 27. 12. 1927 in Laurenburg abgesandt, u.a. mit dem Text: »Prosit Neujahr nebst herzl. Grüßen deine dich l. Großeltern«.

1933
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurden viele Priester, Ordensleute und Laien verhaftet und Jugendgruppen und andere kirchliche Vereinigungen aufgelöst, Häuser und Heime beschlagnahmt. Die Kirche wurde aus dem öffentlichen Leben verdrängt. Geisteskranke aus dem Montabaurer Caritashaus wurden vergast, das Konvikt geschlossen, sein ehemaliger Regens ins Konzentrationslager verbracht. Der Zweite Weltkrieg führte zu weiteren Einschränkungen, Kirchenglocken wurden eingeschmolzen, Gotteshäuser zerstört.[Anm. 39]

1945
Nach dem Krieg herrschte Hunger, Wohnungsnot und Flüchtlingselend. Das katholische St. Georgswerk konnte mancher Familie beim Wohnungsbau helfen. In vielen Orten wurden Kirchen und Kapellen in moderner Bauweise errichtet oder erweitert[Anm. 40]

1947
In Friedberg wird der Zusammenschluss der evangelischen Kirche im Gebiet der früheren Landeskirche Nassau-Hessen kirchlich und rechtlich bestätigt. »Zum Kirchenpräsidenten der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau wurde D. Martin Niemöller berufen.«[Anm. 41]

1950
In Holler - unserer zuständigen Pfarrei - und Untershausen gab es fast nur Katholiken. Religiöses Leben war eine Selbstverständlichkeit im Alltag der Menschen - von wenigen Ausnahmen abgesehen. In den Familien gehörten Gebete zum festen Tagesablauf. Es wurde das Morgengebet und das Abendgebet gesprochen sowie mittags vor und nach dem Essen gebetet. Vor dem Anschneiden eines neuen Brotes machte man das Kreuzzeichen darüber.
Pfarrer und Lehrer waren Respektspersonen, denen man entsprechend Achtung entgegenbrachte. Der Pfarrer zelebrierte jeden Tag die heilige Messe - und wer es sich einrichten konnte, nahm auch daran teil. Sonn- und Feiertage waren ohne die Teilnahme am Gottesdienst nicht denkbar. Sonntags wurde eine Frühmesse gefeiert und ein Hochamt um 10 Uhr, nachmittags war eine Andacht. Je nach den Wetterbedingungen konnte der Pfarrer beim Heumachen oder in der Erntezeit das Arbeiten an Sonn- oder Feiertagen erlauben, was dann von der Kanzel verkündet wurde. Frauen wurden nach der Geburt eines Kindes in der Kirche ausgesegnet. Dem Lehrer oblag das Orgelspiel.

Im Jahreskreis waren religiöse Handlungen fest verankert:
An jedem 1. Freitag im Monat, also dem Herz-Jesu-Freitag, brachte der Pfarrer den Kranken die Krankenkommunion. Er wurde auf seinem Weg von einem Messdiener begleitet, der beim Gang durch die Ortschaft schellte, so auch, wenn einem Patienten die Sterbesakramente verabreicht wurden. Die Menschen, denen man unterwegs begegnete, knieten sich nieder und machten das Kreuzzeichen. Das Kreuzzeichen wurde auch gemacht, wenn man an einer Kirche vorbeiging oder an einem Bilderstock.
Im Frühjahr fanden Bittprozessionen in die Felder statt - nach Möglichkeit in alle 4 Himmelsrichtungen.
Fronleichnam war mit der Fronleichnamsprozession ein ganz besonderer Tag. Maigrün wurde aus dem Wald geholt und an der Straße entlang aufgestellt. 4 Altäre wurden geschmückt und es wurden Girlanden aus Tannenzweigen gebunden und über die Straße gehängt.
Im Mai wurden Maiandachten abgehalten und in den Häusern kleine Mai-Altärchen geschmückt.
An Mariä Himmelfahrt am 15. August, sammelten die Menschen Kräuter, die zu einem Würzwisch zusammengebunden wurden; dazu zählten Königskerze, Johanniskraut, Fuchsschwanz, Pfefferminze, Kamille, Salbei, Ähren u. ä. Die Würzwische wurden vom Pfarrer in der Kirche gesegnet und später auf dem Dachboden zum Trocknen aufgehängt. Dort beließ man sie auch als Schutz vor Krankheit und Unwetter; bei schwerem Gewitter wurde ein Teil der getrockneten Kräuter im Küchenherd verbrannt, in der Hoffnung, hierdurch Haus und Hof vor einem Blitzeinschlag zu bewahren.
Am Erntedankfest brachten die Menschen Körbe mit Obst, Gemüse und Brot in die Kirche und ließen sie vom Pfarrer segnen, ein großer Teil der Bevölkerung beteiligte an einem Umzug durchs Dorf.
Der Oktober wurde als Rosenkranz-Monat begangen, man traf sich häufiger in der Kirche, um den Rosenkranz zu beten.
Neben den Hochfesten wie Weihnachten, Ostern und Pfingsten wurden auch die Namenstage zu Ehren ihres Namenspatrons von vielen katholischen Menschen wie Festtage Begangen[Anm. 42]

Schlusswort: Die grundherrlichen Beziehungen zum Erzstift Trier und die bodenständige Lebensweise der Landbevölkerung hatten dazu geführt, dass alle Bewohner der Ortschaft Untershausen römisch-katholisch getauft und erzogen worden waren. Noch um 1950 gab es lediglich ein paar Einwohner, die evangelisch waren: Die Ehefrau von Toni Schnee H29, die aus Polen stammte, Ilse und Albert Behrendt, die nach dem II. WK nach Untershausen kamen sowie Herbert Gombert H8, dessen Mutter evangelisch war und ihn entsprechend erzogen hatte.

Nachweise

Verfasser: Reiner Dennebaum

Erstellt am: 13.06.2020

Anmerkungen:

  1. Ebert, Geschichte der katholischen Kirche  Zurück
  2. Gensicke, Territorialgeschichte. Zurück
  3. Ackva, Stadtmagistrat  Zurück
  4. Ackva, Stadtmagistrat. Zurück
  5. Ackva, Stadtmagistrat  Zurück
  6. Ebert, Geschichte der katholischen Kirche. Das Gebiet des Probstes von St. Florin mit Montabaur und seinen Tochterpfarreien gehörte als Kleinarchidiakonat ebenfalls zu Trier. Zurück
  7. Gensicke, Landesgeschichte. Zurück
  8. Ackva, Stadtmagistrat. Zurück
  9. Gensicke, Geschichte der evangelischen Kirche  Zurück
  10. Gensicke, Geschichte der evangelischen Kirche. Zurück
  11. Gensicke, Geschichte der evangelischen Kirche. Zurück
  12. Thamm, Copei. Zurück
  13. Thamm, Copei. Zurück
  14. Thamm, Copei. Zurück
  15. Gensicke, Geschichte der evangelischen Kirche. Zurück
  16. Gensicke, Geschichte der evangelischen Kirche. Zurück
  17. Ebert, Geschichte der katholischen Kirche. Zurück
  18. Ebert, Geschichte der katholischen Kirche. Zurück
  19. Ebert, Geschichte der katholischen Kirche. Zurück
  20. Gensicke, Geschichte der evangelischen Kirche. Zurück
  21. Gensicke, Geschichte der evangelischen Kirche. Zurück
  22. Gensicke, Geschichte der evangelischen Kirche. Zurück
  23. Thamm, Kellnerei. Zurück
  24. Thamm, Amtsbeschreibung (1909) Zurück
  25. Vogel, Beschreibung. Zurück
  26. Thamm, Amtsbeschreibung )1910). Zurück
  27. Thamm, Amtsbeschreibung )1910). Zurück
  28. Thamm, Amtsbeschreibung )1910). Zurück
  29. Thamm, Amtsbeschreibung (1909). Zurück
  30. Thamm, Amtsbeschreibung (1909). Zurück
  31. Thamm, Amtsbeschreibung (1909). Zurück
  32. Thamm, Amtsbeschreibung (1909). Zurück
  33. 1786 hatte die Pfarrei Oberelbert 187, die Filiale Welschneudorf 178 Seelen. Bis 1770 gehörten Oberelbert und Welschneudorf zu Holler. Thamm, Amtsbeschreibung (1909), Linz, Amtsbeschreibung. Siehe auch: Heiligenhäuschen. Zurück
  34. Ebert, Geschichte der katholischen Kirche  Zurück
  35. Ackva, Stadtmagistrat; Possel-Dölken, Geschichte der Stadt Montabaur. Zurück
  36. Alles: Ackva, Stadtmagistrat  Zurück
  37. Ebert, Geschichte der katholischen Kirche  Zurück
  38. Gensicke, Geschichte der evangelischen Kirche  Zurück
  39. Ebert, Geschichte der katholischen Kirche. Zurück
  40. Ebert, Geschichte der katholischen Kirche. Zurück
  41. Gensicke, Geschichte der evangelischen Kirche. Zurück
  42. Elisabeth Sander, Heiligenroth; Albert Dennebaum, Heiligenroth. Zurück