„Living with the Huns“ – Die amerikanische Wahrnehmung der Deutschen im besetzten Rheinland 1918-1923
Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges rückten am 17. November 1918 amerikanische Truppen in das Gebiet des heutigen Bundeslandes Rheinland-Pfalz vor. Dieses Datum markierte als Teil der alliierten Rheinlandbesatzung den Beginn der fünf Jahre währenden amerikanischen Besatzungszeit an Rhein und Mosel. Amerikaner und Deutsche, die sich wenige Tage zuvor noch im Krieg miteinander befunden hatten, mussten sich nun miteinander arrangieren. Ein Unterfangen, was nicht immer konfliktfrei ablief. Teilweise lebten Besatzer und Besetzte auf engstem Raum miteinander, da viele Soldaten zunächst in Häusern und Wohnungen der lokalen Bevölkerung untergebracht wurden. Allerdings wurde den Armeeangehörigen anfangs der persönliche Kontakt mit der Zivilbevölkerung größtenteils untersagt. So gestaltete sich das Alltagsleben zunächst schwierig. Erst mit dem Abzug eines Großteils der amerikanischen Armee im Sommer 1919 und der Lockerung des Fraternisierungsgebotes entspannte sich die Situation.
Im folgenden Beitrag geht Hauke Petersen der Frage nach, wie sich die amerikanische Wahrnehmung der deutschen Bevölkerung zwischen 1918 und 1923 entwickelte. War das gegenseitige Zusammenleben bis zum Abzug der Truppen von Misstrauen geprägt – oder kam es im Laufe der Zeit einem freundlicheren Verhältnis, das vereinzelt sogar in Liebesbeziehungen oder Ehen mündete? Über diese Fragen liegen aus amerikanischer Perspektive einige Aufzeichnungen vor; u. a. schilderten der Oberkommandierende Henry T. Allen sowie der Soldat Private Edward Inman den Besatzungsalltag in der Fremde in ihren Tagebüchern.