3. Zusammenfassung
Wie in den voran gegangenen Kapiteln dargelegt wurde, nahmen die amerikanischen Besatzungstruppen, Offiziere wie Mannschaften, die besetzten Deutschen in ihrer Zone differenziert war.
Noch unter Eindruck der Kämpfe stehend, zogen die Truppen in die vorgesehenen Stellungen und wurden in großem Maße bei den noch als feindlich geltenden Deutschen einquartiert. Die Deutschen ihrerseits befürchteten eine harte Besatzung, wie sie in der belgischen und französischen Zone überwog, und verhielten sich daher größtenteils zuvorkommend gegenüber den überlegenen Amerikanern, um diese nicht zu verärgern. Die Amerikaner begegneten dem wiederum mit Misstrauen, doch besserte sich ihre Stimmung, da sie nun nach langer Zeit wieder die Annehmlichkeiten einer festen Behausung genießen konnten. Zunächst durch die Anti-Fraternisation-Order bedingt zurückhaltend, mit steigender Dauer der Besatzung und zunehmendem, teils notgedrungenen Kontakt zu den Einheimischen, doch bald aufgeschlossener, entwickelten sich sowohl bei den ersten US-Besatzungstruppen als auch bei nachfolgenden Ersatztruppen freundliche Beziehungen zu den vormals verhassten Deutschen. Auf Offiziersebene ging dies, wie beschrieben, langsamer von statten. Dies trifft auch auf Allen und Inman zu, die, aufgrund ihrer unterschiedlichen sozialen Stellung, unterschiedlichen Kontakt zu den Deutschen pflegten.
Für die Amerikaner waren die deutschen Frauen, die „Fräuleins“, mit weniger negativen Klischees behaftet als die übrigen Deutschen. Dieser Sichtweise entsprechend, kam es mit dem Kontakt und dem Abbau der gegenseitigen Fremdartigkeit bei gleichzeitiger Vertrauensbildung zu Liebesbeziehungen und sogar Ehen zwischen Amerikanern und Deutschen, die jedoch von außen sehr kritisch beäugt wurden.
Der steigende Zugriff der Franzosen auf die amerikanische Zone und der stetige Abzug amerikanischer Truppen, förderten die Bindung und den Zusammenhalt zwischen Deutschen und den meisten verbliebenen Amerikanern. Andere konnten den Abzug bzw. ihre Heimkehr kaum erwarten, da sie schon lange Zeit in der Fremde verbracht hatten oder mit den Deutschen nicht zurechtkamen. Doch besonders jene, welche die Differenzen überwunden und einander lieb gewonnen hatten, haderten mit der Aussicht auf den nahenden Komplettabzug der US-Truppen. Daraus lässt sich, wie schon erläutert, folgern, dass jene, die über Misstrauen, Angst, Vorurteile und Verständigungsprobleme hinwegsehend bereit waren, dem Fremden zu begegnen und ihm mit steigendem Kontakt auch vermehrtes Vertrauen entgegen brachten, es folglich schaffen konnten, ein echtes, freundliches, gar freundschaftliches Verhältnis aufzubauen.
Aus der vorliegenden Untersuchung lässt sich am deutlichsten das Phänomen der Vertrauensbildung bei gleichzeitigem Abbau von Voreingenommenheit und Ablehnung anhand gesteigerten Kontakts und Verständnisses ableiten. Auf die Bereiche des sozialen Lebens damals wie heute anwendbar, sollte man sich generell nicht der simplen aber indifferenten Schwarz- und Weißsicht, wie etwa anhand des Beispiels von »Pocahontas« dargestellt, hingeben, sondern nach Möglichkeit dem Fremden aufgeschlossen begegnen und aus dem Erforschen des Ungewöhnlichen bzw. Befremdlichen am Fremden Rückschlüsse auf das eigene Verhalten ziehen, um sich zuletzt selbst im taktvollen und freundlichen Umgang mit Anderen stetig verbessern zu können.
Abschließend bleibt zu sagen, dass die amerikanische Besatzung sowohl von den Zeitgenossen vor Ort, als auch in der Forschung im Vergleich als überwiegend erfolgreiche Besatzung angesehen wird und auch Lehren für folgende Besatzungen, wie etwa nach dem Zweiten Weltkrieg, gezogen wurden. In der deutschen Geschichtsforschung mangelt es jedoch an einer umfassenden Aufarbeitung dieses Themenkomplexes. In Breuckmanns Werk, der bisher einzigen entsprechenden Arbeit aus jüngerer Zeit, wurden nur in unzureichender Weise Quellen bzw. vorhandenes Archivmaterial ausgewertet. Daher ist eine genauere Untersuchung in diesem Bereich noch vorzunehmen.