Die Hospitäler im Raum Alt-Tirol. Probleme einer Pass- und Übergangsregion
von Walter Schneider
Der Titel muss erklärt werden. Der mittelalterliche Raum Tirol war das Land der Bischöfe von Brixenund Trient und der Grafen von Tirol. Gemeint ist „Alt-Tirol“ als geographische Eingrenzung auf jenen Raum, den man heute mit Nord- und Osttirol auf österreichischer Seite und Südtirol und Trentino auf italienischer Seite bezeichnet, also das Inntal mit Innsbruck, Hall, Kufstein, Kitzbühel und das oberste Drautal mit Lienz, das Eisack- und Etschtal mit Bozen, Brixen und Meran und das weiträumige Trentino mit Etschtal, Avisio-, Noce-, Sarca- und Brentatal und der obersten Ecke des Gardasees, mit den Städten Trient/Trento, Rovereto, Riva und Arco.
Der oben beschriebene geographische Ausschnitt erlaubt auch beide Aufstiegsseiten zu den zwei Pässen (Reschen und Brenner), vom Süden und vom Norden her zu betrachten. Dennoch scheint uns öfter der Blick zu den Alpenregionen im Westen (Graubünden und Wallis) und im Osten (Salzburg, Kärnten, Steiermark und Friaul) wichtig und notwendig.
1.Die Wege
Bevor wir die Hospitäler in unseren Alpen beschreiben, müssen wir einen Blick auf die Wege in den Alpen und über die Alpen werfen. Wege und Straßen sind in den Bergen von größter Bedeutung für jene, welche die Berge und Täler durchqueren, und für jene, die in den Alpen wohnen. Der Durchziehende nimmt Berg, Tal, Boden, Wasser, Wetter und Wege anders wahr als der Einheimische. Es gibt und gab Wege erster Ordnung. Vom Wallis bis zum Friaul sind unsere Pässe die niedrigsten Übergänge (Brennerpass 1371 m, Reschenpass 1510 m), [Anm. 1] was diese Pässe zu den bevorzugten in der Römerzeit, im Mittelalter und auch heute werden ließ. (Die frühgeschichtlichen Weg- und Passverbindungen bleiben hier ausgespart.) Über den Reschen ging zur Römerzeit die Via Claudia Augusta von Altinate an der Pomündung bis nach Augsburg/Augusta Vindelicorum, im Mittelalter der „obere Weg“ genannt. [Anm. 2] Den Römerweg über den Brenner nannte man im Mittelalter den „unteren Weg“ (nördlich von Bozen zuerst über den Ritten und Lengmoos und später (nach 1310) über den „Kuntersweg“ in der Eisackschlucht). Über den Brenner und über den Reschen ging schon zur Römerzeit eine befahrbare Straße. Schon zur römischen Kaiserzeit gab es eine Verbindung über die Val Sugana nach Trient und eine Verbindung vom Pustertal her (von Aguntum, bzw. Belluno und Cadoretal) über zum Brennerweg. Wichtig halten wir den Weg vom Etschtal bei St. Michael/San Michele nach Westen in den Nonsberg/Val di Non und Sulzberg/Val di Sole mit den weiterführenden Wegen nach Norden über den Gampenpass oder nach Westen über den Tonale. Nach der Jahrtausendwende hatten die Kaiser Heinrich II und Konrad II diese Alpenstraßen nach Italien sichern wollen. Sie verliehen den Bischöfen von Trient (im Jahre 1004 und 1027) und Brixen (1027, 1048) die weltliche Herrschaft über die Gebiete dieser Durchfahrtswege.
Wege zweiter Ordnung sind die Quer- und Zuwege zu obigen Straßen: der Weg von Tegernsee im Norden über den Achensee nach Jenbach, bzw. über das Stanserjoch nach St. Georgenberg und Stans ins Inntal, der Übergang von Landeck über den Arlberg in den Bodenseeraum, die Verbindung zwischen Meran und Sterzing, zwischen dem „oberen“ und „unteren Weg“, über den Jaufenpass, die Abzweigung im Etschtal bei Neumarkt nach Osten über den Luganopass ins Fleimstal und weiter über den Rollepass nach San Martino di Castrozza und weiter nach Feltre und Treviso, bzw. über den San Pellegrino-Pass nach Belluno und nach Treviso, der Weg vom Gardasee (Riva), bzw. von Storo über Tione nach Madonna di Campiglio, weiter zum Tonalepass (von hier geht es weiter in Richtung Süden nach Bergamo oder Brescia, oder nach Westen ins Veltlin und/oder wieder nach Norden über den Umbrailpass ins Münstertal und zum Reschenpass), oder in östlicher Richtung in den Nonsberg/Val di Non, wo sich die Wege wieder in drei Richtungen verteilen. [Anm. 3]
Neben diesen im Mittelalter sicher sehr begangenen und befahrenen Straßen sind noch andere Wege zu beachten, die im späteren Mittelalter und in der Neuzeit vielleicht weniger begangen waren, aber in frühen Zeiten sicher sehr; diese oft hochalpinen Übergänge sind für uns schwerer nachvollziehbar. Wir nennen den Weg vom Inntal über die Ötztaler Alpen ins Schnalstal, bzw. über das Schlandrauntal ins Vinschgau. Von Tarsch (St. Medardus) im Vinschgau ging ein Weg über den Tarscher Pass oder über das Ronscher Joch ins Ultental (St. Moritz) weiter in den Nonsberg/Val di Non oder Sulzberg/Val di Sole. Vom unteren Nonsberg/Val di Non führte ein Weg über den Molvenosee in das Sarcatal und von da weiter über Campo und Ballino (Zollstätte im 13. Jahrhundert) nach Riva am Gardasee. Zu diesen „Nebenwegen“ zählen wir auch den Übergang von Pergine, bzw. Civezzano ins Cembratal und weiter ins Fleimstal. Hierher gehört auch der Übergang vom Etschtal bei Beseno hinauf nach Folgaria und weiter in die Val Sugana. Zu diesen „Nebenwegen“ gehört auch der Übergang von Prutz im obersten Inntal über Piller und Wenns weiter ins Inntal. Es gab noch viel mehr von diesen so genannten Nebenwegen und Nebenübergängen. Sie wurden für den inneralpinen Verkehr verwendet, aber sie waren sicher in früher Zeit auch für weitere Verbindungen von Bedeutung. Unterscheiden muss man die Übergangswege für Personen von den ausgebauten Wegen für den Güterverkehr mit Saumtieren und Wagen. Im Mittelalter galt grundsätzlich nicht die Höhe als Hindernis, sondern der längere Weg und die versumpften, verschütteten breiten Flusstäler.
2.Die Hospitäler
Mittelalterliche Hospitäler nennt man in der Alpenregion oft Hospize (ital. ‚ospizio', fr. ‚hospice', rätoromanisch ‚hospezi', ‚ospiz'). Dazu bemerkt Elsanne Gilomen-Schenkel: [Anm. 4] „Die Benennung Hospiz/Ospizio vermittelt den täuschenden Eindruck einer bestimmten und definierten Institution. Betrachtet man aber die zeitgenössischen, mittelalterlichen Bezeichnungen, die in den Artikeln der Tessiner Häuser unter dem Stichwort ‚Name' aufgeführt werden, kommt neben ‚domus, ecclesia, monasterium, conventus, congregatio, capitulum' immer auch ‚hospitale' vor, während ‚ospicium' nur ein einziges Mal belegt erscheint. Mittelalterlich gesprochen sind die Tessiner Hospize einfach Spitäler und solche gab es selbstverständlich auch in allen anderen Gebieten der Schweiz.“ Was für das Tessin und die Schweiz gilt, gilt für die Alpenländer allgemein. Wir schließen uns dem Argument von Gilomen-Schenkel an und verwenden in unserer Arbeit ausschließlich die Bezeichnung Hospital oder Spital. Wir versuchen eine Darstellung der Hospitäler im oben abgegrenzten Raum. Soweit es uns möglich ist, weisen wir bei jedem Hospital auf Höhenlage, auf erhaltene mittelalterliche Gebäude oder Baureste (Kirche und/oder Spitalgebäude), ebenso auf wichtige Urkundennachrichten und Archivbestände [Anm. 5] hin.
Ansiedlungen wurden immer an Wegen angelegt, sei es in Städten, sei es auf dem Lande. Die christlichen Gemeinden haben sowohl in der Antike als auch im Mittelalter Hospitäler unterhalten. Eine Klostergemeinschaft verstand sich als vorbildhafte christliche Gemeinde und nahm als solche selbstverständlich den Auftrag zu Gastfreundschaft und Solidarität wahr. Der Vorsteher (abbas, praepostitus) leitet diese kleine Gemeinde ähnlich wie der Bischof die große christliche Gemeinde der Gläubigen, deshalb wird er im Kirchenrecht wie der Bischof ordinarius genannt. Ein Blick in die Ordensregeln bestätigt den eben angedeuteten Gedanken.
Die Städte entwickelten im 12. und 13. Jahrhundert ihr eigenes Selbstbewusstsein und entfalteten ihr Eigenleben. Die Bettelorden des 13. Jahrhunderts sind im Kontext der Städte zu sehen. Sie verstanden sich da als integrierender Ausdruck der städtischen christlichen Gemeinde und pflegten deshalb nicht noch ausdrücklich eigene Gastfreundschaft in eigenen Hospitälern.
Erst auf diesem Hintergrund versteht man auch die kirchenrechtlichen Regelungen für Spitäler. [Anm. 6] Der Vorsteher der Kirche (Bischof) gründet oder bestätigte ein Hospital; in temporalibus (in weltlichen Angelegenheiten) konnte die Verantwortung in den Händen einer Dorf- oder Stadtgemeinde oder von einzelnen Personen liegen.
Das Erscheinungsbild von Klöstern im Mittelalter war ein anderes, als wir es gewohnt sind von der Neuzeit und vom 19. und 20. Jahrhundert. Doch die Erinnerung daran, dass Orden auch Spitaldienst zu leisten haben, blieb lange wach. Im 16. Jahrhundert liest man im Kammerkopialbuch Innsbruck, dass der Landesfürst nicht nur Spitäler des Landes, sondern auch Klöster verpflichtete, alte Pfründner seiner Kanzlei in Pflege zu nehmen. [Anm. 7] Im 18. Jahrhundert malte der berühmte Augsburger Barockmaler Matthäus Günther den Ordensstifter Augustinus auf die Decke der Stiftskirche von Neustift, wie er einem Armen, der Christus selbst ist, die Füße wäscht. Des hl. Augustinus Attribute sind sonst Buch und Herz. Es folgt nun eine Auflistung der Klöster in unserem Raum, an denen wir zugleich Stätten der Herberge für Arme und Pilger annehmen. [Anm. 8] Außer Betracht bleiben hier die Infirmerien, das sind Einrichtungen innerhalb der Klöster für kranke Klosterangehörige.
2.1.Weghospitäler
Es folgen Weghospitäler, bischöflicher, klösterlicher oder privater Gründung. Es fällt auf, dass Urkunden Klöster selten ausdrücklich als Hospitäler ausweisen (wie Wilten, Marienberg, Neustift, und von Sonnenburg hat sich das Hospitalgebäude mit Kirche erhalten). Wir nehmen aber Hospitaldienst von allen an.
Allgemeine Vorbemerkungen zu den Weghospitälern: Wir haben nur zwei Kloster- (und Hospital-) gründungen aus der karolingischen Zeit. Erst im 12. Jahrhundert haben wir sichere Nachrichten über Hospitäler. Es ist gut denkbar, dass die bayerischen Diözesen und Klöster, die in unserem Raum früh Besitzungen erworben hatten, neben wegsichernden Aufgaben auch solche der Hospitalität auf den Kaiserwegen versehen haben. [Anm. 9]
In der Mitte des 12. Jahrhunderts werden von den Bischöfen von Brixen, Trient und Chur die hochmittelalterlichen kirchlichen Reformbestrebungen mitgetragen; für Brixen und Trient wurden die Reformen unmittelbar vom Erzbischof von Salzburg angeregt: [Anm. 10] es kommt zu wichtigen Gründungen von Ordensgemeinschaften (Regulierte Chorherren und Prämonstratenser in der Diözese Brixen, Benediktiner und Regulierte Chorherren in der Diözese Trient, Prämonstratenser in der Diözese Chur), die neben anderen Tätigkeiten Weghospitäler betreuten. Es fällt auf, dass schon um die Mitte des 12. Jahrhunderts eine Gemeinde ein Hospital gründet (ein Privatmann verpflichtet die Gemeinde oder spricht im Namen der Gemeinde); so am Tonale; in St. Valentin auf der Heide gründet ein Privatmann, aber bald werden Gemeinden (Burgeis und Mals) in die Pflicht genommen, oder fühlen sich verpflichtet. Im 13. und 14. Jahrhundert beobachten wir Ähnliches im Cadore (Ospitale in Peutelstein/Cortina d'Ampezzo) und im Fleimstal (Hospital San Pellegrino). [Anm. 11]
Im 12. Jahrhundert bemerken wir einen Umbruch in den Frömmigkeitsformen: es bilden sich laikale religiöse Gemeinschaften von Männern und Frauen. Die Prämonstratenser in Wilten und die Augustiner-Chorherren von Neustift haben einen weiblichen Ordenszweig. Doppelklöster haben an einem und demselben Ort keine Zukunft. Am Beginn des 13. Jahrhunderts bemerken wir einen neuen Schub. In der Schweiz gab es im 13. Jahrhundert bei 240 Gemeinschaften von Beginen und Begarden, die (zu einem geringen Teil) auch Hospitaldienste leisteten. In unserem Raum konnte man bislang Beginen oder Begarden nicht feststellen. Wir erfahren aber, dass 1346 in Bern in der dem Deutschen Orden nahestehenden Beginengemeinschaft im „Browenhaus“ eine Adelheid aus Bozen lebte. Die Gemeinschaften von Männern und Frauen an den Hospitälern in Unser Frau im Wald, Lengmoos, Sterzing, dann am Heilig-Geist-Spital Bozen sind wohl im Zusammenhang mit den laikalen Frömmigkeitsbewegungen zu sehen. Im Trentino waren, wie im Tessin und in der Lombardei, laikale Humiliatengemeinschaften tätig. [Anm. 12] In Trient leistete eine Gemeinschaft von Männern und Frauen am neu gegründeten Klarissenorden an San Michele Hospitaldienst (s. unten Trient). Die kurzlebigen Gemeinschaften an Hospitälern haben wohl weniger schriftliche Dokumente hinterlassen als langlebige Einrichtungen. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts bemerkt man eine starke Klerikalisierungswelle: laikale, etwas „frei“ lebende Gemeinschaften mussten Klosterleben und eine Ordensregel annehmen.
Weghospitäler wurden als ein Novum empfunden. Deshalb gab es oft Spannungen zwischen der schon bestehenden kirchlichen Autorität (Pfarrer) und den Hospitälern; in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts kam es zu Auseinandersetzungen zwischen dem Pfarrer von Tione und den Hospitalleitern in Madonna di Campiglio. Überhaupt waren im Nahverhältnis in Städten und in größeren Ortschaften die Spannungen nahezu vorprogrammiert. Es war vielleicht auch aus diesem Grunde verständlich, dass ein Bischof mit der Spitalleitung das Pfarramt verbunden hat oder die Spitalleitungen sich darum beworben haben (ersteres deutlich in Klausen, zweites in Lengmoos und in Sterzing).
Am Anfang des 13. Jahrhunderts spüren wir wieder eine starke Initiative der Bischöfe von Trient und Brixen Sie waren bestrebt, (wohl schon bestehende) Hospitäler und Klostergemeinschaften an sich zu binden (sie zu „schützen“), das heißt sie einem möglichen „weltlichen“ Zugriff zu entreißen. Das 12. und 13. Jahrhundert ist auch die Zeit der Ritterorden mit Hospitaldienst. Im 12. Jahrhundert haben sich in der Diözese Chur Johanniter niedergelassen (wie auch sonst am Rhein und an der Aare): in unseren Landesteilen des Bistums Chur in St. Johann i. T. und in St. Medardus im Vinschgau, wie auf der anderen Seite der Arlbergstraße in Feldkirch und in Klösterle. Schon ab den 80er Jahren des 12. Jahrhunderts bemerken wir in Trient das Aufkommen der Kreuzträger in Santa Croce bei Trient und in San Leonardo bei Ala. Der Deutsche Orden übernahm, bzw. es wurden ihm schon bestehende Hospitäler in Bozen, in Lengmoos und in Sterzing übertragen. Es fällt auf, dass diese Hospitäler auf der Brennerlinie liegen. Im Laufe des 13. Jahrhunderts ist eine starke Unruhe in einigen Ordensgemeinschaften zu bemerken. Vielleicht waren sie zu klein, zu gering dotiert, oder es wirkte sich sonst eine allgemeine geistige Krise aus. Die Bischöfe versuchten rettend einzugreifen, indem sie eine Änderung der Ordensregel nahe legten oder mehrere Klostereinrichtungen in eine zusammenschlossen. Auch in Städten kam es zur Einrichtung von Hospitälern: entweder waren Hospitäler Vorgänger von zu gründenden Städten (Sterzing), oder Hospital und Stadt wurden gleichzeitig gegründet (Klausen). Für Trient kann man sagen, dass die städtischen Hospitäler kleiner waren und kleine klosterähnliche Gemeinschaften, bzw. Bruderschaften als Träger hatten; viele davon blieben so bis zur napoleonischen Zeit. Alle Städte von Bozen einschließlich nördlich hatten städtische, kommunalisierte Spitäler (Heilig-Geist-Spitäler). Von den Leprosenhäusern am Rand der Städte ist zu sagen, dass sie meist älter als andere Stadthospitäler sind. Zu bemerken ist die Tatsache, dass von vielen Hospitälern mangels Dokumente genaue Datierungen nicht möglich sind. Ein Hospital, von dem wir ein etwas reicheres Archiv besitzen, ist eine Seltenheit. Die von Klöstern unterhaltenen Hospitäler in – bei diesen setzen wir Hospitaldienst voraus – werden wegen ihres Standortes unter den Weghospitälern geführt. Von den über vierzig Weghospitälern (die stadtnahen nicht dazugerechnet) seien hier einige wichtige hervorgehoben. [Anm. 13]
In unserem Raum gibt es zwei karolingische Klöst
- Scharnitz - Innichen. 769 gegründet vom Bischof von Freising und den Herzögen von Bayern (das Haus Huosi) auf der Passhöhe von Scharnitz (1180 m). <ANM>Auf der Tabula Peutingeriana: Scarbia an der Via Claudia Augusta. Tiroler Urkundenbuch, 1. Abt., Die Urkunden des deutschen Etschlandes und des Vintschgaus, bearbeitet von Franz Huter, 1. Band, Innsbruck 1937, Nr. 1.</ANM> 788 wurde es von Tassilo III nach Innichen (1173 m) im Pustertal auf die Wasserscheide zwischen Rienz und Drau verlegt. Es war zuerst Benediktiner-, dann ab 1140 (durch Bischof Otto von Freising) Augustiner-Kollegiatsstift. Die Stiftskirche zum hl. Candidus und Corbinian in Innichen ist der bedeutendste romanische Bau in Tirol.
- Müstair/Münster im Münstertal (1247 m). Wenige Kilometer westlich der heutigen Grenze zwischen Italien und der Schweiz liegt auf Schweizer Gebiet im Münstertal, einem Seitental des obersten Vinschgaus, das heutige Benediktinerinnenkloster St. Johann Baptist. In der Zeit der Gründung (774/778) war es ein Kloster von Benediktinermönchen. 881 wurde es bischöfliches Eigenkloster. Letztes sicheres Zeugnis von klösterlichem Leben stammt aus dem beginnenden 10. Jahrhundert. Das Kloster trug den Namen „in Tuberis“. Namengebend war die Gemeinde Tuberis – Taufers im Münstertal. Die bischöfliche Immunität bewirkte die Abtrennung des Dorfes, der Pfarrei und Gerichtsgemeinde Müstair von der Gemeinde Taufers und den Namenwechsel von anfänglich „monasterium Tuberis“ zu „claustrum quod dicitur Monasterium“. 1087 Neuweihe: Benediktinerinnenkloster. <ANM> Heinrich Büttner/Iso Müller, Das Kloster Müstair im Früh- und Hochmittelalter. In: Zeitschrift für Schweizerische Kirchengeschichte 50, 1956, S. 12-84. Elisabeth Meyer-Marthaler, Müstair, Benediktinerinnen. In: Helvetia Sacra (wie Anm. 4), Abteilung III, Band I, Teil 2, 1882 ff. (hier auch der Hinweis zum Namenwechsel. Zur Namendifferenzierung Taufers Müstair: vgl. Tiroler Urkundenbuch (wie Anm. 14), 2. Band, Nr. 325 (vor 1170 August 9): „abatisse sancti Joha(ann)is Baptiste in Monasterio [...] Decimas in Tvbris [...] decimas in Monasterio“. Reinhold Kaiser, Churrätien und der Vinschgau im frühen Mittelalter. In: Der Schlern 1999, S. 675-690 (Literaturverweise), hier S. 687. Ein Hospital wird in Müstair für die karolingische Zeit angenommen von Hans Rudolf Sennhauser, Kloster Müstair, Gründungszeit und Karlstradition (Vortrag in Goldrain Juni 1998, demnächst in: Der Schlern).</ANM> Seit der Gründungszeit Dreiapsidenkirche mit außerordentlichem Freskenschmuck erhalten. (Müstair/ (dt.) Münster, heute im Schweizerischen Münstertal gelegen, gehörte mit dem Unterengadin ab dem Hochmittelalter bis in die frühe Neuzeit zum Tiroler Raum; deshalb werden dieses Kloster, die frühe Klostergründung in (romanisch) Scuol/(dt.) Schuls, später Marienberg, und die Hospitäler in Santa Maria (Münstertal) und in Zernez hier mitgezählt.)
Der Großteil der Weghospitäler wurde im Hochmittelalter gegründet:
- Klosterhospital zum hl. Johannes am Benediktinerinnenkloster Sonnenburg (862 m) im Pustertal, 1039 als Eigenkloster des Bistums Trient gegründet <ANM> Tiroler Urkundenbuch (wie Anm. 14), S. 27, n. 46 (Augsburg, 1018 Juni 26) und S. 33, n. 54 (1030-1039). Jenal, Gemeinschaften (wie Anm. 8), S. 322.</ANM> (1783 aufgehoben, Ruine). 100 bis 200 m abseits liegt ein ehemaliges Weghospital mit eigener Kirche (dazugehörige Figuren Maria und Johannes Evangelist im Schnütgen-Museum, Köln) und angebautem Spitalgebäude. Es ist gut erhalten.
- 1127 Hospital San Bartolomeo auf dem Tonalepass (1883 m) 87 Kilometer westlich von Trient. Gegründet von Dominikus de Marchis Pizzani. Vermiglio, die letzte Talgemeinde, war verpflichtet, das Hospital zu führen und zu verwalten. Der Passübergang war sehr wichtig, er liegt an der Westgrenze des Bistums Trient hin zu den Bistümern Brescia, Bergamo und Como und verbindet mit der Val Camonica und mit dem Veltlin. Der Pass war im Mittelalter befestigt. 1275 wurde der Pass (auch das Hospital?) dem Deutschen Orden zugeteilt, der ihn nur kurz inne hatte. Denn Brescia konnte den Pass für kurze Zeit erobern. Meinhard II hat den Pass 1286 im Austausch von zwei Gemeinden am Gardasee wiedererlangt. Der Kardinal Ludwig von Madruzzo von Trient hat 1592 das Priorat aufgehoben und 1596 das ganze Vermögen für die Erbauung des Seminars in Trient eingezogen. Auf das Hospital auf diesem wichtigen Pass wollte man nicht verzichten und die Diözese wollte es nicht selbst verwalten. 1651 wurde die Gemeinde Vermiglio in all ihren früheren Rechten zur Führung des Hospitals wieder eingesetzt, doch die Besitzunges des Hospitals in der Valcamonica, im Sulzberg/Val di Sole und im Nonsberg/Val di Non waren unwiderbringlich verloren. Wie San Bartolomeo auf dem Tonale wurden folgende Hospitäler samt Grundherrschaft für die Errichtung des Priesterseminars Trient eingezogen: Madonna di Campiglio mit Santa Brigida, San Tommaso bei Romeno, San Biagio bei Romallo, die Priorate von Santa Croce und San Martino in Trient, San Tommaso bei Riva, Sant'Ilario bei Rovereto und Santa Margherita bei Ala. In Brixen wurde das Heilig-Kreuz-Spital zum Neubau des Priesterseminars verwendet. Auch in Salzburg hatte man eine analoge Möglichkeit diskutiert, sie konnte aber verhindert werden. <ANM> Zum Hospital: Bortolo Del Pero, Geschichte des Hospizes auf dem Tonalepass. In: Der Schlern, 14 (1933), S. 288-289. Varanini, Uomini (wie Anm. 8), S. 267. Roland P. Kerschbaum, Die Verhandlung zur Gründung eines Salzburger Priesterseminars und seine Entstehung. In Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, 138. Vereinsjahr, 1988, Salzburg 1998, S. 11-98.</ANM>
- 1140 erhält das Hospital zum St. Valentin auf der Heide (1470 m) südlich des Reschenpasses (1507 m) die Bestätigung durch den Bischof von Chur. Gegründet hat es Ulrich Primele von Burgeis und er hat es mit Gütern ausgestattet. <ANM> Paul Rainer, Zur Geschichte des Hospizes St. Valentin auf der Heide. In: Der Schlern, 47 (1974), S. 124-128. Georg Tinkhauser, Topographisch-historisch-statistische Beschreibung der Diöcese Brixen, 5. Bd. 1891, S. 103.</ANM> 1327 kam es in den Besitz des Domkapitels von Chur. 1403 musste man die Hospitalspflichten den Gemeinden Mals und Burgeis als Zinslehen überlassen. 1568 Juli 10 erhielt die Kirche Pfarrrechte. Das Präsentationsrecht lag bei der Gemeinde. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts beklagte man bei der Regierung in Innsbruckden Verfall. Es ging später in ein Dorfspital über. Der hier verehrte Heilige gilt als Passheiliger. Auch auf dem Brennerpass verehrt man ihn in der St. Valentinskirche. Auf dem Brenner gab es kein Hospital. Die Kirche auf dem Brennerpass ist vermutlich die Nachfolgerin einer Kirche, die Venantius Fortunatus (um 570) in einem Reisegedicht „Valentini templa“ nennt.
- Das Prämonstratenserstift Wilten (574 m) wurde 1138 ursprünglich als Doppelkloster gegründet. <ANM> Tiroler Urkundenbuch (wie Anm. 14) I, 1, S. 76 n. 170 (1140). Martin Mittermair, Bauforschung als Aspekt der Kunstwissenschaft. Romanische Sakralarchitektur in Tirol. Teil I, Textband, Diss. Innsbruck 1999, S. 47-92. Hier Belege für das Bestehen des Doppelklosters (S. 47, 67, 75-77), für das Hl. Geist-Spital (S. 75-76), für klosterinterne Infermerie (S. 77) und für die Heilig-Geist-Kapelle (S. 80-81).</ANM> Es liegt heute im Stadtgebiet von Innsbruck. An die heutige Stiftskirche zum hl. Laurentius grenzte nördlich die Kirche zum hl. Johann Baptist, die in der Barockzeit abgebrochene Kirche des Frauenklosters. Chorfrauen sind um die Mitte des 13. Jahrhunderts noch bezeugt, der Konvent wurde wohl Ende des 13. Jahrhunderts aufgelöst. Frauenkloster und Kirche wurden in ein „öffentliches Spital“, in ein Hl. Geist-Spital umgewandelt. Dieses Hospital leistete den Wegdienst auf dem Weg zum Brennerpass. Mit der Gründung des Heilig-Geist-Spitals vor den Stadtmauern der aufstrebenden Stadt Innsbruck (gegr. 1307) bekam das Stiftsspital städtische Konkurrenz. Es kam zu rechtlichen Auseinandersetzungen (Innsbruck war bis 1453 pfarrlich von Wilten abhängig). Wilten ist heute noch Kloster.
- Chorherrenstift und Hospital Neustift bei Brixen (590 m). Bischof Hartmann (1140 bis 1164) hat im Jahr 1142 den Burggrafen von Säben Reginbert und dessen Frau Christina veranlasst, das Hospital und das Kloster der Augustiner-Chorherren zu gründen (ut pro receptione pauperum domum faceret hospitalem, dass er ein Hospital zur Aufnahme der Armen errichte). <ANM> Das Traditionsbuch des Augustiner-Chorherrenstiftes Neustift bei Brixen. Bearbeitet von Hans Wagner (= Fontes rerum Austriacarum. Österreichische Geschichtsquellen. 2. Abteilung, 76), Wien 1954, S. 29-31, S. 30: „Divina inspiratione et beati Hartmanni exhortatione ad hoc inductus est predictus Reginbertus, ut non tantum hospitalem domum, sed etiam monasterium in honore Dei genitricis construere vellet, [...]. receptaculum viatoribus, peregrinis. Indigenis, alienigenis et omnibus necessitatem pacientibus [...] ut undecumque venientes habeant, ubi caput reclinent.“ Tiroler Urkundenbuch (wie Anm. 14) I, 1, S. 83-89, n. 188 bis n. 210 (von 1142 bis 1170). Stefan Weinfurter, Salzburger Bistumsreform und Bischofspolitik im 12. Jahrhundert, Köln/Wien 1975, S. 92. Jenal, Gemeinschaften (wie Anm. 8), S. 355 erwähnt im 13. Jahrhundert auch einen weiblichen Ordenszweig. Zum Erlöserhospital in Neustift als Rundbau siehe auch Mittermair, Bauforschung (wie Anm. 19). Dieser herrliche Rundbau wird vereinzelt entgegen bisherigen Annahmen als herrschaftlicher Toreingang angesehen und nicht als die erhaltene mittelalterliche Hospitalkirche. Der Verfasser hält es für die Hospitalkirche.</ANM> Die Chorherren kamen aus Klosterneuburg an der Donau (aus diesem Stift kamen Mönche auch nach St. Michael an der Etsch/San Michele all'Adige und nach St. Maria in der Au bei Bozen). Das Klosterhospital ist als sehr schöner doppelstöckiger Rundbau erhalten. Es ist dem hl. Michael geweiht (auch „Engelsburg“ genannt). Der obere Raum ist ein Altarraum, der ursprünglich dem Erlöser (Salvator) geweiht war. Nach einem Brand wurden das ursprüngliche Kloster und Hospital zerstört. Der Neubau des Hospitals wurde 1198 eingeweiht. Neustift ist heute noch Augustinerchorherren-Stift.
- 1155 erste sichere Erwähnung des Hospitals Santa Maria di Brancafora (Papst Hadrian IV. bestätigt dem Bischof von Padua den Besitz des hospitale de Brancafura) (490 m). Dieses Hospital lag im obersten Asticotal auf dem Weg von Trient nach Vicenza und war im 13. Jahrhundert mit dem wenige Wegstunden entfernten, doch viel höher gelegenen Hospital St. Florian von Lavarone verbunden (siehe unten). Brancaforawar ein bischöfliches Hospital mit prior und fratres. Im 14. oder 15. Jahrhundert wurde es zu einem einfachen Benefizium. Ab 1481 hatten die Herren von Trapp wie für Lavarone so auch für Brancafora das Präsentationsrecht. <ANM> Emanuele Curzel, Le pievi trentine, Trient 1999, S. 270-272. Das Hospital und die Ortschaft Brancafora kam mit Lusern/Luserna und Casotto 1785 von der Diözese Padua zur Diözese Trient, 1964 zur Diözese Vicenza (politisch schon 1929 unter dem Namen Pedemonte zur Provinz Vicenza). Fridolin Dörrer, Die kirchliche Einteilung im Umkreis des (Erz-) Bistums Trient. In: In factis mysterium legere. Miscellanea di studi in onore di Igino Rogger in occasione del suo ottantesimo compleanno. A cura di Emanuele Curzel, Bologna 1999, S. 149-171. </ANM>
- Benediktinerkloster Marienberg (1330 m) im oberen Vinschgau, kurz vor 1100 in romanisch Scuol / dt. Schuld im Unterengadin, dann 1149 nach Marienberg ober Burgeis verlegt. Gründung der Herren von Tarasp und besiedelt durch Mönche von Ottobeuren. In einer Urkunde von 1196 wird das Kloster genannt „hospitalis Sancte Marie in Monte“. <ANM> Tiroler Urkundenbuch (wie Anm. 14) I, 1, S. 194, n. 234 (1149/50); S. 281, n. 494 (1194 I 30); S. 282, 495 (Mori, 1196 I 30).</ANM>
- Wohl vor 1182 Gründung des Hospitals San Martino di Castrozza (1466 m), der erste sichere Beleg stammt aus dem Jahre 1218. Zuerst wurde es von einer gemischten Gemeinschaft von Männern und Frauen geleitet, dann ab der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts lebte man nach der Benediktinerregel. <ANM> Curzel, Le pievi (wie Anm. 21), S. 283. In Südtiroler Landesarchiv Bozen, Archiv Welsberg, Lade 74 und 75. In Lade 74, Nr. 49 F, Urbare des Jahres 1568 Nr. 64 die „Fassione priorale“ (1838), wo der Grundbesitz zwischen Neumarkt, über Cavalese, Fiera die Primiero, in der Gegend von Feltre und im Norden von Treviso aufgelistet wird. Lade 74 Nr. 64 bekommt man einen Einblick in die in Eigenwirtschaft betriebenen Güter des Hospitals (Kirche, Hospital, Säge, ein Dutzend Almhütten). Varanini, Uomini (wie Anm. 8), S. 266 und 280. Aus der reichen Literatur hier: Ugo Pistoia, Dalla carità al dominio. Il giuspatronato della Famiglia Welsberg sull'ospizio dei Santi Martino e Giuliano di Castrozza nei secc. XV e XVI: prime ricerche. In: Studi Trentini di Scienze Storiche, Jg. 75, Trient 1996, S. 327-348. Ders., Le valli del Primiero nel Medioevo. Gli statuti del 1367 e altri documenti inediti, Venedig 1994. Hermann Kellenbenz, Le miniere di Primiero e le relazioni dei Fugger di Venezia nel Quattrocento. In: Atti dell'Accademia Roveretana degli Agiati, 238, 1988, S. 365-385.</ANM> Später waren Weltpriester Leiter des Hospitals. Das Hospital liegt im Gebiet des Bistums Feltre. Das bedeutende Passhospital befindet sich südlich des Rollepasses (1980 m) mitten in den Dolomitenbergen. Das Hochtal und das Dorf Fiera di Primiero waren im Mittelalter und in der frühen Neuzeit reich an Waldbeständen und Bergwerken. Das Kloster, bzw. Hospital besaß eine große Grundherrschaft, die vom Etschtal bis nach Treviso reichte und genau auf dem Weg, der Treviso mit Bozen verband, lag (siehe Karte). Zum Hospital San Martino di Castrozza gehörte das Hospital Paneveggio auf der Fleimstaler Passseite, westlich vom Rollepass im Gebiet der Diözese Trient, dessen Gründungsdatum nicht bekannt ist.
- 1184 wird das Hospital Unser Frau im Wald / Sancta Maria in Senale (1351 m) wenig südlich vom Gampenpass (1518 m) erwähnt. Es wurde von einer Gemeinschaft geführt, die nach der Augustinerregel lebte. Es wurde 1184 als Kloster und Hospital bezeichnet. <ANM> Tiroler Urkundenbuch (wie Anm. 14), I, 1, S. 177, n. 350* (1177 nach März 8 / 1183 Dezember 20), der Bischof von Trient befreit das Hospital s. Maria in Senale von der Abhängigkeit von der Pfarre Sarnonico, S. 287, n. 509 (1199 November 20), der Bischof von Trient stellt das Hospital unter die alleinige Schutzgewalt des Bischofs. Emil von Ottenthal/Oswald Redlich, Archiv-Berichte aus Tirol, 1. Band, Wien, Leipzig 1888, S. 122 (1184 oder 1185 September 21, Verona) Schutzbrief von Papst Luzius III. für das Hospital Senale. Regesten der Grafen von Tirol und Görz, 2. Band, bearb. von Hermann Wiesflecker (= Publikationen des Institutes für Österreichische Geschichtsforschung IV,1,2), Innsbruck 1952, S. 141 n. 534 (1287 Mai 20) „sancta Maria in Silva“. Vincenz Gasser, Geschichte des ehemaligen Klosters, der Wallfahrt und Pfarre Senale Unser Frau im Walde am Nonsberg. In: Zeitschrift des Ferdinandeums, 3. Folge, 45. Heft, 1901, S. 81-126. Curzel, Le pievi (wie Anm. 21), S. 45. Beleg zu 16. Jahrhundert: Tiroler Landesarchiv Innsbruck, Kammerkopialbuch 279, fol. 150'.</ANM> In einer Urkunde von 1199 anerkennt Bischof Konrad (1189 bis 1205) ecclesiam sancte Marie de Senale esse magne relligionis et hospitalitatis. Mit dieser Urkunde befreite der Bischof das Hospital von der Abhängigkeit von der Pfarre Sarnonico und gab dem Kloster das Privileg, dass es keinerlei Vogt haben, sondern der Schutzgewalt des Bischofs von Trient unterstehen solle. 1224 wird ein „Propst“ genannt. Dieser sollte die Leitung auch des Hospitals von Romeno übernehmen, doch die Gemeinschaft von Romeno wehrte sich dagegen mit Erfolg. 1287 wird es auch sancta Maria in Silva genannt. Hier liefen die Wege von Trient, von Madonna di Campiglio und vom Tonalepass her vorbei, um sich mit den Wegen über den Reschenpass und über den Jaufenpass zu verbinden. 1321 wurde das Hospital dem Augustinerkloster in der Au bei Bozen eingegliedert. Im 16. Jahrhundert war es kein eigentliches Hospital mehr, es wurde „Wirtshaus“ genannt.
- 1184 Ersterwähnung des Hospitals St. Florian an der Etsch (217 m) 3 Kilometer südlich von Neumarkt, etwas über der Straße am Berghang, im Volksmund „Klösterchen“ genannt. Am Beginn des 13. Jahrhunderts erbaut. Es wird angenommen, dass es an der Stelle eines älteren Hospitals an der romanischen St. Florians-Kirche errichtet worden ist. <ANM> Josef Weingartner, Die Kunstdenkmäler Südtirols, Band 2, 7. Auflage, Bozen, Innsbruck, Wien 1991, S. 350. Christian Pernter, Das Straßenhospiz und die Kirche St. Florian bei Laag/Neumarkt, (Dipl.) Innsbruck 1995. Ders., Das Straßenhospiz St. Florian bei Laag. In: Der Schlern, 70 (1996), S. 496-594 (mit Urkunden- und Literaturbelegen).</ANM> Es gilt weit über den Tiroler Raum hinaus als einziges in seiner Bausubstanz (Viereckhof, Kirche mit zweigeschossigem Langhaus, oben Schlafraum, unten Kirchenraum) bis in unsere Tage rein erhaltenes romanisches Weghospital. Genaue Gründungszeit ist unsicher. Es waren damit Pfarrrechte für ein großes Gebiet verbunden. Es könnte ursprünglich Pfarrhospital gewesen sein. Wolfger von Erla, Bischof von Passau (ab 1204 Patriarch von Aquileja), hat 1203 hier mit Gefolge von Italien kommend Halt gemacht. <ANM> Hedwig Heger, Das Lebenszeugnis Walthers von der Vogelweide. Die Reiserechnungen des Passauer Bischofs Wolfger von Erla, Wien 1970, S. 109.</ANM> Erste klare Nachricht einer confraternitas haben wir erst 1241. Es ist 1317 vom Bischof von Trient dem Kloster St. Michael an der Etsch einverleibt worden. Um diese Zeit wollte ein päpstlicher Steuereinnehmer St. Florian als Benefizium an sich bringen.
- 1188 Ersterwähnung des Hospitals San Floriano in Lavarone (1172 m), 30 Kilometer südöstlich von Trient). 1276 werden die zwei Hospitäler de Lavrone und von Brancafure (zu Brancafora siehe oben) anlässlich einer Belehnung eines Mautrechtes und eines Waldgebietes durch den Bischof von Trient in jener Gegend auf dem Weg nach Vicenza erwähnt. <ANM> Desiderio Reich, Notizie e documenti su Lavarone, Trient 1910, S. 244ff.</ANM> Das Hospital San Floriano di Lavarone mit Kloster, Prior und Mitbrüdern wird in zwei Urkunden von 1282 und 1283 (hospitale, ospital, monasterium, prior, procurator, frater, confratres) erwähnt. <ANM> Tiroler Landesarchiv Innsbruck, Urkunde II 15 a,b (1282 Juli 4; 1283 November 21). Beide Urkunden wurden in Trient ausgestellt. Das Hospital San Floriano de Lauarono und das Hospital Santa Maria de Brancafura bekamen die Erlaubnis zum Besitz einer Fleischbank in der Stadt Trient und sie belehnten damit Lafranchinus Stanç von Mailand.</ANM> Das Hospital ist sicher älter. Es gibt leider keine Angaben zur Ordenszugehörigkeit der fratres. San Floriano lag im Gebiet des Bistums Feltre (bis 1785) und gehörte zur Pfarre Calceranica (am Caldonazzo-See). Der Prior von San Floriano war zugleich Provisor des Hospitals Santa Maria de Brancafora (damals Diözese Padua) im nahen südöstlich in Richtung Vicenza abfallenden Astico-Tal. Die zwei Hospitäler könnten zu dieser Zeit zusammengehört haben. Dem entspricht die öfter gemachte Beobachtung, dass Hospitäler auf einem Weg zusammengehören (vgl. San Martino di Castrozza und Paneveggio, so auch Madonna di Campiglio, Folgàrida und Mastellina). Wie lange das Hospital tätig war, ist nicht bekannt.
- Der Erzbischof von Salzburg dotierte 1188 das Hospital St. Johannes Evangelist in Stumm im Zillertal (ca. 550 m, auf dem Gebiet der Diözese Salzburg) mit Zehnten und Gütern und eximierte es von den Pfarrrechten. Es war von Siboto von Surberg, einem Salzburger Hochstiftsministerialen, wohl Mitte des 12. Jahrhunderts gegründet worden. <ANM> Salzburger Urkundenbuch, II. Band (gesammelt und bearbeitet von Willibald Hauthaler und Franz Martin), Salzburg 1916, S. 624 n. 460 (Laufen, 1188 August 31). S. 717 n. 528 (Salzburg, 1198 (November-Dezember) wird vom Erzbischof die Leitung und Verwaltung des Hospitals dem Propst von Herrenchiemsee übertragen. III. Band (Salzburg 1918) S. 233 n. 718 (Salzburg, 1217 Dezember 30) wurden vom Erzbischof die Grenzen des neugegründeten Bistums Chiemsee festgelegt und diesem das Hospital St. Johannes Ev. in Stumm unterstellt.</ANM> Es lag rund 25 Kilometer vor dem Aufstieg zum Gerlospass (1597 m), der in den Oberen Pinzgau führt.
- Kurz vor 1200 wurde das Passhospital Santa Maria (Madonna) di Campiglio (1522 m) gegründet. <ANM> Gilli Pedrini, Annalaura, L'ospizio di s. Maria di Campiglio nel secolo XIII. In: Civis (Trento), 3, S. 173-193 und 4, S. 38-59 (mit einer Karte über den Grundbesitz des Hospitals im 13. Jh. auf beiden Passseiten von Riva bis zum Tonalepass). Cornelio Cristel, Campiglio attraverso i secoli, Trient 1980. Varanini, Uomini (wie Anm. 8), S. 265, 280.</ANM> Stifter war Raimund von Madruzzo, ein Adeliger dieser Gegend. Die Bischöfe Konrad von Beseno (1189 bis 1205) und Friedrich von Wangen (1207-1218), auch der Patriarch von Aquileia, Wolfger von Erla, haben es mit Nachdruck gefördert. Es wurde geführt von einer Gemeinschaft von Männern und Frauen nach der Augustinerregel; nur die Männer durften den Prior wählen. 1453 gab es eine Gemeinschaft von 15 Ordensmännern (der neue Prior stammte aus Brünn, 3 Konventualen stammten aus dem Rendenatal, 4 aus der Val Camonica, 1 aus dem Veltlin/Valtellina, 1 aus dem Nosberg/Val di Non). Es gibt ein reichhaltiges Archiv. <ANM> Friedrich Schneller, Beiträge zur Geschichte des Bistums Trient aus dem Späten Mittelalter. In: Zeitschrift des Ferdinandeums, 3. Folge, 38, 1894, 204 (Campiglio, 1453 Dezember 21). Tiroler Landesarchiv Innsbruck, Urkunde II 8777 (1412 Februar 28) erwähnt einen Prior Johannes von santa Maria de Campeyo. </ANM> Dieses wichtige Hospital besaß schon im 13. Jahrhundert eine beträchtliche Grundherrschaft. Das Hospital lag im obersten Rendenatal, eine Viertel Stunde südlich unter dem Passo Campo Carlo Magno (1682 m), 75 Kilometer westlich von Trient, 70 Kilometer von Riva, 89 Kilometer von Bozen. Das Hospital kontrollierte den Verkehr vom Gardasee und von Brescia her nach Norden über den Tonale und über den Reschen. Am Beginn des 16. Jahrhunderts hat Kardinal Bernhard von Cles diese klösterliche Gemeinschaft aufgehoben und einen Verwalter eingesetzt. 1706 wurden die Güter dem Domkapitel von Trient einverleibt. 1868 hat ein Holzhändler von Pinzòlo das Hospital gekauft und es zu einem Alpenhotel umgebaut. Ein Jahrzehnt darauf erbaute ein Hotelier aus Trient das „Grand Hotel des Alpes“ mit 300 Betten. Viele andere Hoteleinrichtungen folgten. Die alte Kirche musste 1897 einer neuen weichen. <ANM> Max Kuntze, Die Siedlung Madonna di Campiglio und ihre Umgebung, Reichenberg in Böhmen 1900. Beigegeben sind 3 Kärtchen, eine Wegkarte und eine Orientierungsskizze. Kuntze war ein böhmischer Arzt und im „Höhenluftkurort“ Campiglio tätig. Maria Luisa Crosina hat nach 100 Jahren Kuntzes Text ins Italienische übersetzt: L'insediamento di Madona di Campiglio e i suoi dintorni. In: Il Sommolago (Arco), a. XV, n. 3, 1998, S. 5-188.</ANM> Heute ist Madonna di Campiglio ein großes alpines Touristenzentrum. – 1270 hatte Bischof Egno (1250 bis 1273) von Trient dem Hospital Santa Maria di Campiglio die Kapelle San Biagio bei Malè (738 m) zugewiesen, wo ein wichtiger Markt stattfand, aber selbst kein Hospital existierte; dieser Marktort lag günstig am Zusammenfluss der Wege vom Nonsberg/Val di Non, vom Tonalepass und von Madonna di Campiglio her. Madonna di Campiglio erhielt 1531 auch das Hospital zum hl. Antonius Abt in Mastellina (802 m) im Sulzberg/Val di Sole verliehen; dieses wurde aber bald einer nahen Gemeinde abgegeben. Auch ein drittes kleineres Hospital gab es auf dem nördlichen Abstieg vom Pass Campo Carlo Magno in den Sulzberg/Val di Sole: Santa Brigida in Folgàrida (1270 m). In der Zeit nach seiner Gründung wurde es von einer Bruderschaft geführt und es scheint unabhängig gewesen zu sein.
- Seit der ersten Hälfte des 13. Jahrhundert führten die Johanniter das Weghospital in St. Johann in Taufers im Münstertal (1247 m). <ANM> Tiroler Urkundenbuch (wie Anm. 14), I, 1, S. 120, n. 266 (in Grafschaft Verona, 1215 Oktober 25) Kaiser Friedrich I. privilegiert den Johanniterorden. Unter den Zeugen Graf Albert von Tirol. In Nr. 271: 1160 Vizedom im Vinschgau, Unterengadin und Münstertal. Bündner Urkundenbuch, 2. Band, Chur 1973, n. 937 (Tirol, 1259 Februar 25), S. 374, Z. 11: erster der Zeugen „Chunrado provisori hospitalis in Tawfers ordinis Jherosolimitani“. Eberhard Grunsky, Doppelgeschossige Johanniterkirchen und verwandte Bauten, Tübingen 1970. Emil A. Erdin, Die Johanniterhäuser an Aare und Rhein. In: Jurablätter 43, 1981, S. 89-104. Zu Verkauf: Südtiroler Landesarchiv Bozen, Gemeindearchiv Taufers im Münstertal, Repertorium II, Nr. 19. Zum Streit im 16. Jahrhundert: Tiroler Landesarchiv Innsbruck, Kammerkopialbuch 308, 1566, fol. 360, Luci Annexig, Kommentur in St. Johann in Taufers. Zum Namen „Annexig“: Konrad Huber, Die Personennamen Graubündens (Rätisches Namenbuch, Band III, 1), Bern 1986, S. 344-345. Zu Reichenberg: Martin Bitschnau, Burg und Adel in Tirol zwischen 1050 und 1300 (Österreichische Akademie der Wissenschaften, Phil.-hist. Kl. 403), Wien 1983, Nr. 466, S. 403.</ANM> Das alte Hospitalgebäude mit Kirche (in Form eines griechischen Kreuzes mit einem verlängerten Anbau) hat sich zu einem großen Teil gut erhalten. Bemerkenswert ist der starke östliche Einfluss in Architektur und Malerei, so sind neben den lateinischen auch die griechischen Kirchenväter dargestellt. Es ist eine doppelgeschossige Anlage. Noch im Jahre 1566 gab es einen Kommentur. Seit dem 16. oder 17. Jahrhundert war es wohl nicht mehr Hospital. Das Kollationsrecht, das auf Schloss Reichenberg lag, weist vielleicht auf die Reichenberger (Bestand seit Mitte 12. Jh.) als Stifter des Hospitals hin, oder die Reichenberger handelten als Vicedomini des Bischofs von Chur (seit 1160).
- 1215 wurde das Hospital San Leonardo „in Sarnis“ bei Borghetto (128 m), 9 Kilometer südlich von Ala („hospitale in Sargnis“) von Bischof Friedrich von Wangen (1207 bis 1218) dem Kreuzträgerorden verliehen. Der Bischof blieb Vogt des Hospitals. <ANM> Voltelini, Beiträge (wie Anm 8), S. 92. Tiroler Urkundenbuch (wie Anm. 14), I, 1, S. 140, 684 (Verona, 1215 September 2).</ANM> Das Hospital musste schon vorher Bestand gehabt haben, denn Tebald von Verona sagte seine Rechte auf Kirche und Spital dem Bischof Friedrich von Trient auf. Dieser verlieh Kirche und Spital Lanfranc vom Kreuzträgerorden. Im 17. Jahrhundert war es noch als Hospital in Gebrauch. Kirche und Spitalgebäude liegen heute innerhalb eines adeligen Gutshofes. Die Kirche wurde umgebaut, Teile der romanischen Apsis sind erhalten. Das Wappen der Kreuzträger ist gut sichtbar angebracht.
- Zwischen 1218 und 1228 wurde St. Medardus in Tarsch (950 m), Gemeinde Latsch im Vinschgau, vom Grafen Albert von Tirol den Johannitern verliehen. Die Spitalfunktionen wurden teilweise vom 1334 gegründeten Heilig-Geist-Hospital im nahen Latsch abgelöst. <ANM> Mittermair, Bauforschung (wie Anm. 19), S. 219-248. Mittermair denkt an eine Auflassung der klösterlichen Gemeinschaft erst am Beginn des 19. Jahrhunderts (S. 219).</ANM> Das Johanniterhospital lag am „oberen Weg“ zum Reschenpass und am Weg in südlicher Richtung übers Joch ins Ultental nach St. Moritz (vermutlich Hospital) und von da weiter über die Berge in den Nosberg. Das Patrozinium ist ein fränkisches. Ursprünglich war es ein Quellheiligtum (in der Kirche hinten Wasserbecken). In der Kirche wurden ältere Teile einer relativ breiten Kirche vor dem 11. Jahrhundert integriert. Eigenartig ist die Stellung des freistehenden Glockenturms aus der Zeit um 1094. Die heutige Kirche stammt größtenteils aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Das ehemalige Hospitalgebäude hat sich nicht mehr erhalten, wohl aber das ehemalige Ordensgebäude (heute bäuerlicher Wirtschaftsbetrieb), an dem das Malteserwappen zu sehen ist. <ANM> Siehe Tiroler Urkundenbuch (wie Anm. 14), I, 2, S. 311, n. 904 (Glurns, 1228 November 11) hier wird die „ecclesia seu hospitale sancti Medardi ... hospitalariis sancti Johannis Ierosolimitanis pertinens“ genannt. Georg Innerebner, Die Quellheiligtümer Südtirols III. St. Medardus bei Tarsch. In: Der Schlern, 20, 1946, S. 141-143. Laut Josef Weingartner, Die Kunstdenkmäler Südtirols, 7. Auflage, 2. Band (1991), S. 780 soll im 12. und 13. Jahrhundert auch die Kirche St. Nikolaus in Latsch und die abgekommene Kirche zum hl. Antonius Abt im Weinberge über Goldrain dem Malteserorden (Johanniterorden) gehört haben.</ANM>
- Auf dem westlichsten Gebiet des Patriarchats Aquileja entstand 1225 das Ospitale (Ospedà) in Peutelstein, ein Passhospital zum hl. Nikolaus und Blasius und Anton Abt (1498 m) 3 Kilometer südlich vom Passübergang Cimabanche/Am Gemärk (1525 m). In diesem Jahr verteidigte die Gemeinde von Vinigo (südlich von San Vito di Cadore) die Weiderechte und das Hospital (die Leute von Cortina waren mitbeteiligt). Später gehörten die Weiderechte nur mehr 17 Familien, nicht mehr der ganzen Gemeinde. <ANM> Giuseppe Richebuono, Storia d'Ampezzo, 2. Auflage 1993, S. 63-64, 112, 122, 136, 139 und Urkunde von 1226 auf S. 546. Ottenthal/Redlich (wie Anm. 24), 2. Band 1896, S. 480, Nr. 2419 (1226 Oktober 30) und öfter.</ANM> Das Hospital hatte anfänglich nur eine Kirche, 1233 existierte eine Herberge (im 16. Jh. zwei Zimmer mit je zwei Betten). Im 15. Jahrhundert war neben dem Hospital ein Umschlagplatz für den Wagenverkehr. Der Weg verband Venedig über das Piavetal und das Pustertal mit dem Brenner, auch Strada d'Alemagna genannt. Cortina kam 1511 zu Tirol.
- Hospital Santa Maria im Münstertal (1375 m). 1228 kaufte der Priester Johann de Grava eine Wiese an der Umbrailpassstraße, wo er ein Hospital „zur Aufnahme von Armen und zum Trost der die gefürchteten Berge überquerenden Reisenden (ad receptionem pauperum seu ad consolationem omnium alpes asperrimas transeuntium) erbaute“. <ANM> Bündner Urkundenbuch (wie Anm. 11), 2. Band, S. 179, n. 704 (1228 Oktober 17 / 1232 Oktober 5): Bischof Berthold von Chur nimmt den Priester Johann und das von ihm gegründete Hospital in Silva plana (St. Maria im Münstertal) in Schutz. Ebd. S. 185, n. 713 (1233 [vor Juni 12]): Der Bischof mahnt zur Unterstützung des Hospitals „ad receptionem pauperum seu ad consolationem omnium alpes asperrimas transeuntium qui predicto loco supereminent“. Ebd. S. 186, n. 714 (1233 Juni 12) Pfarre von Müstair schenkt ein Stück Gemeindeweide. Ebd. S. 213, n. 750 (Lateran, 1238 Januar 11) Papst Gregor IX. bestätigt dem Priester Johannes den Besitz der Kirche. Ebd. S. 234, n. 774 (1239) Bischof Volkard mahnt zur Unterstützung. Joh. Georg Mayer, Ein vergessenes Kloster und Hospiz im bündnerischen Münstertale. In: Anzeiger für Schweizerische Geschichte, 1904, S. 247-252 (mit neuen Dokumenten im Anhang). Ders., Die Hospize und Spitäler Graubündens im Mittelalter. Vortrag, gehalten in der historisch-antiquarischen Gesellschaft zu Chur, den 20. November 1906 (Der Vortrag erschien seinerzeit im Bündner Tagblatt (1906, Nr. 286-290, 292, 293) und aufgenommen in: Bündner Monatsblatt 1949, S. 18-29, hier S. 24-25. Constant Wieser, Hospize, geistliche Stiftungen des Mittelalters. In: Terra Grischuna. Graubünden, Chur, 41. Jg., Dezember 1982, 402. In diesem Heft von Terra Gischuna befindet sich auf S. 358 eine Übersichtskarte der Hospitäler in Graubünden. Man vergleiche Andrea Schorta, Elemente der christlichen Kultur in den Ortsnamen Graubündens. In: Bündner Monatsblatt 1949, S. 265-279, hier S. 270-271. Vgl. die Übersicht: Elsanne Gilomen-Schenkel, Mittelalterliche Spitäler und Leprosorien im Gebiet der Schweiz. In: Stadt- und Landmauern, Band 3 (= Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege an der ETH Zürich 15, 3), Zürich 1999, S. 117-124.</ANM> Der Bischof von Chur nahm es in seinen Schutz. 1236 bestand hier eine Mönchsgemeinschaft nach dem Augugstinerorden. Das Hospital scheint nicht lange bestanden zu haben, 1390 war die Kirche im Besitze des Klosters Müstair. Diese im Gegensatz zur Pfarrkirche Santa Maria jüngere Hospitalkirche besteht samt dem Hospital heute nicht mehr. Sie befand sich ursprünglich im „Winkel der letzten Kehre der jetzigen Umbrailstraße“. Ähnlich wie in Müstair (siehe oben) profitierte das Hospital von der Kreuzung der alten Wege am Aufstieg zum Umbrailpass in Richtung Süden (Valtellina), nach Osten ins Etschtal, nach Norden ins Unterengadin über das Scarljoch und nach Westen zum Ofenpass.
- 1270 Ersterwähnung des Hospitals San Biagio bei Romallo (später San Lazzaro?) <ANM> Varanini, Uomini (wie Anm. 8), S. 267.</ANM> (736 m) auf dem Nonsberg/Val di Non an einer Verbindungsstraße vom Ost- zum Westteil des mittleren Nonsbergs, an einer Brücke. Hier lebten nach der Mitte des 13. Jahrhunderts bis ins 14. Jahrhundert fratres et sorores, später monache et converse genannt. Es gab Spannungen mit dem Pfarrer von Revò. Die Hospital-Baustruktur ist die besterhaltenste im Trentino.
- Eine Gründung des Spätmittelalters: Hospital zum hl. Christoph auf dem Arlberg (1793 m), 1386 von Heinrich Findlkind von Kempten auf der Passhöhe errichtet. <ANM> Hanna Molden, Arlbergpass, Hospiz und Bruderschaft, Wien 1986. Lois Tschonig, Das Hospiz St. Christoph, Landeck o. J. Robert Büchner, St. Christoph am Arlberg. Die Geschichte von Hospiz und Taverne, Kapelle und Bruderschaft, von Brücken, Wegen und Straßen, Säumern, Wirten und anderen Menschen an einem Alpenpass (Ende des 14. bis Mitte des 17. Jahrhunderts), Wien/ Köln/Weimar 2005.</ANM> Es wurde wohl durch eine Bruderschaft geleitet. Es hat sich ein berühmtes Bruderschaftsbuch erhalten. Die Eintragungen im Botenbuch versiegten später. 1647 gab der Pfarrer von Zams dem Hospital Satzungen. Der Verkehr über den Arlberg ist älter, auch wenn urkundliche Nachrichten erst im 13. Jahrhundert einsetzen. In Klösterle westlich des Arlbergs bestand nicht nur eine Zollstätte, sondern auch ein Hospital, das mit dem Johanniterspital in Feldkirch verbunden war.
2.2.Hospitäler in Städten
Städte entstanden an Wegen und Wegknotenpunkten. Anfänglich unterschieden sich Stadthospitäler von Weghospitälern nicht. Die einen wie die anderen konnten von Einzelpersonen gegründet werden, oder es konnte eine ganze Dorf- bzw. Stadtgemeinde einbezogen sein. Leprosarien, die außerhalb der Siedlungen angelegt waren, wurden meist vor den eigentlichen Stadtspitälern gegründet. Hospitalgründungen konnten den eigentlichen Stadtspitälern vorausgehen (Bozen, Sterzing); oder die Stadt entstand mit dem Hospital (Klausen).
Die Stadtspitäler im Trentino waren und blieben bis ins 19. Jahrhundert in der Struktur etwas kleiner und meist in Händen von Bruderschaften. Sie wurden nicht kommunalisiert; allerdings haben sie ihre Räumlichkeiten und die Kapazität nach Möglichkeit ausgeweitet. Die Stadtspitäler in den deutschsprachigen Landesteilen hießen überall „Heilig-Geist-Spitäler“ und wurden bald oder waren (ab dem 14. Jh.) kommunalisiert. Für besondere Bedürfnisse hat man zu Beginn der Neuzeit eigene Spitaleinrichtungen, Bruderhäuser, geschaffen. Bruderhäuser dienten oft als Ersatzspitäler bei Seuchen oder sonstigen Notfällen (Militärbetreuung). In der Residenzstadt Innsbruck gründete man das Hofspital; in der Bergwerkstadt Schwaz (damals noch keine Stadt) ein Bruderhaus für die Bergknappen; in Bozen ein Bruderhaus für die St. Katharina- und Barbara-Bruderschaft der „Bauleute“ (Feldarbeiter); ein Bruderhaus gab es auch in Innsbruck, Hall und Kitzbühel.
Im Folgenden werden zuerst die Bischofsstädte, dann die von Herrschaften gegründeten Städte behandelt. Darauf folgen die Spitäler in Märkten und größeren Siedlungen.
2.2.1.Die Bischofsstädte (Städte vor dem 12. Jahrhundert)
Trient
- Eine Urkunde von 1230 erwähnt Schenkungen an das „ospitali sancto Spiritui“ und an das „ospitali Altipassi“ <ANM> Leo Santifaller, Urkunden und Forschungen zur Geschichte des Trienter Domkapitals im Mittelalter (= Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, 6), Wien 1948, 28 Nr. 24 (Trient, 1230 September 12). Es könnte sein, dass dieses Heilig-Geist-Spital das Vorgängerhospital zum (weiter unten genannten) Ospedale Italiano dei Battuti war oder zum Hospital an St. Peter; im Jahre 1604 wurde das Ospedale dei Battuti der Erzbruderschaft des Hl. Geistes in Sassia in Rom beigeordnet (Casa Dei aggregata), Christian Schneller, Statuten einer Geiszler-Bruderschaft aus dem XIV. Jahrhundert. In: Zeitschrift des Ferdinandeums. 3. Folge, 2, 1881, S. 3-54, hier S. 9.</ANM> Wir haben hier eine frühe Erwähnung eines Heilig-Geist-Spitals. Es ist anzunehmen, dass es an der Kirche Santo Spirito in Borgo Nuovo östlich vom Dom (später Santissima Trinità) lag. Später war von einem Heilig-Geist-Hospital in Trient keine Rede mehr. Wo das Hospital „Altipaßi“ gelegen hat, wissen wir nicht.
- Ospedale di Santa Croce, vor dem Südtor der Stadt, 1187, vom Kreuzträgerorden geführt.
- Ospedale di San Martino, vor dem Nordtor der Stadt, 1197.
- Ospedale di Santa Maria Vergine dei Teutonici d. i. des Deutschen Ordens. Es ist identisch mit dem oben angeführten Maria Krönung / Santa Maria Coronata in Trient, das später das Patrozinium St. Elisabeth erhielt (es wurde dann im 17. Jahrhundert verkauft).
- Vor 1182 wird das Leprosenhospital („collegium leprosorum“) San Nicolò in Piedicastello unter Sant'Apollinare am rechten Etschufer bei Trient (192 m) erwähnt. 1241 wird eine interessante Spitalsordnung <ANM> Benedetto Bonelli, Notizie istorico-critiche intorno al B. M. Adelpreto vescovo e comprotettore della chiesa di Trento, Vol. 2, Trient 1761, S. 467. Simone Weber, Il lebbrosario di S. Nicolò. In: Rivista Trentina 1, 1907, S. 18-35. Armando Costa, La residenza di San Nicolò presso Trento, Trient 1980. Varanini, Uonimi (wie Anm. 8), S. 273.</ANM> erwähnt. Zuerst bestand es als eine ordensähnliche Gemeinschaft von Männern und Frauen. Im 13. Jahrhundert stand es unter der Leitung von Weltpriestern. Es hatte ein reiches Archiv (282 „instrumenta publica“).
- Zu erwähnen ist ferner eine Hospitaleinrichtung an der Kirche San Michele <ANM> Varanini, Uomini (wie Anm. 8), S. 275-278.</ANM> (in der Nähe von Santa Croce), wo seit 1229 Klarissen sich niedergelassen hatten, die seit 1244 bezeugt sind. Wir haben hier ein Zeichen der freien und dynamischen Tätigkeitsform des jungen franziskanischen Ordenszweiges. Gegen Ende des Jahrhunderts bestehen das Hospital und die Laiengemeinschaft nicht mehr. Vermutlich hat die klösterliche Reglementierung der Nonnen in der Gesamtkirche diese Einrichtung dann unterbunden.
In den Händen von Laienbruderschaften lagen die Hospitäler der drei Pfarreien:
- An der Pfarre Santa Maria Maggiore Ospedale (Italiano) dei Battuti (d. i. der Geißlerbruderschaft), 1340, unterhalten und geleitet von der Bruderschaft („fradaya de li batui“) zum hl. Vigilius. Die Bruderschaft und vor allem das Hospital spielten in der Stadt Trient eine sehr bedeutende Rolle. <ANM> Schneller, Statuten (wie Anm. 41) Statuten aus dem 14. Jh. mit 49 Kapiteln. Domenico Gobbi, Pergamene trentine dell'Archivio della Carità, Trient 1980.</ANM> Es war das größte der Stadt.
- Deutsches Hospital (Ospedale Alemanno) zu Unserer Lieben Frau und der hl. Barbara, genannt auch Hospital an der Pfarre St. Peter, d. i. der Pfarre der deutschsprachigen Bewohner von Trient. Wohl vor 1242 in „contrada Sancti Petri prope hospitali“ gegründet, um 1270 besaß es schon eine Kapelle. Bald hört man von einer „Hauer“-Bruderschaft, einer Ackerbürgerbruderschaft, die Träger des Spitals ist. Das Deutsche Spital zu St. Peter in Trient stand in der Neuzeit in Spannung mit den politischen Behörden der Stadt. <ANM> Marina Gamberlotti, L'Ospedale Alemanno: un esempio di assistenza ospedaliera nella Trento dei secc. XIV-XVIII. In: Studi Trentini di Scienze Storiche, LXXIV, Trient 1995, S. 259-323. Serena Luzzi, La confraternita alemanna degli Zappatori. Lineamenti per una storia della comunità tedesca a Trento fra tardo Medioevo e prima etá moderna. In: Studi Trentini di Scienze Storiche, LXXIII, Trient 1994 und 1995, A. LXXIII, 1994, S. 231-276, S. 331-363, und 1995, S. 47-92.</ANM>
- Ospedale an der Pfarre Santa Maria Maddalena. <ANM> Tiroler Landesarchiv Innsbruck, Urkunde II 608 (1304 September 20, Trient) bezeugt einen „laborator in hospitali S. Marie Magdalene de Tridento“.</ANM>
- Ospedale Polacco, das Hospital der Polen mit dem Titel Santa Maria, im 15. Jahrhundert von Bischof Alexander von Masowien (1423 bis 1444) gegründet.
Diese zahlreichen Spitalseinrichtungen blieben bis ins 19. Jahrhundert unverändert bestehen. Zur Zeit des Humanismus, bzw. der Renaissance kam es in italienischen Städten wie zum Beispiel in Mailand, [Anm. 14] Florenz, Siena, [Anm. 15] Parma, Piacenza, Venedig, auch in Genf und Fribourg in der Schweiz [Anm. 16] zu einer Konzentrierung der bisherigen, d. i. mittelalterlichen Spitalseinrichtungen zu einem Zentralspital, einem Ospedale Maggiore. Das geschah aber nicht in Trient, ebenso wenig wie in den anderen Städten der Grafschaft Tirol.
Die einzelnen Hospitäler Trients wurden unterhalten von den ihnen zugehörigen Pfarrgemeinden und Bruderschaften und diesen standen namhafte und einflussreiche Persönlichkeiten vor. Die Spitäler waren in der frühen Neuzeit auch Prestige- und Machtobjekte der Honoratioren der Stadt. Bis zur Säkularisierung 1803 konnten die Hospitäler in Trient ihren bruderschaftlich-kirchlichen Charakter erhalten. 1811 konzentrierte man das Ospedale Italiano dei Battuti, das Hospital St. Peter/Ospedale Alemanno und das Ospedale Polacco auf ein einziges Bürgerspital (Ospedale Civile) Santa Chiara.
Wie fügten sich die Spitalseinrichtungen ins Stadtbild? Einige lagen im Stadtinneren an der ihnen zugehörigen Bruderschafts-, bzw. Pfarr-Kirche, zwei an den Ausfalltoren nach Süden (Santa Croce) und Norden (San Martino), das Leprosenhospital abseits von der Stadt, auf dem westlichen Etschufer.
Brixen
- Heilig-Kreuz-Spital auf der Insel (Hospitalis Sanctae Crucis in Insula) vor dem Jahre 1157 vom Domkapitel gegründet für Pilger, Arme und Kranke. <ANM> Friederike Klos, Das Heilig-Kreuz-Spital auf der Insel zu Brixen in seinen Anfängen, S. 16-25. Josef Michaeler, Die rechtliche Natur des Hl. Kreuzspitals zu Brixen und des Zwölf Apostelspitals zu Klausen. Eine rechtshistorische Untersuchung der Beziehung dieser Spitäler zum Brixner Domkapitel, Brixen 1963.</ANM> Das Domkapitel hatte das Recht, den Spitaler zu ernennen, es hatte damit die Aufsicht über die Verwaltung des Spitals, und das Kapitel hatte eine „iurisdictio quasiepiscopalis“ über das Spital. 1174 schenkte Bischof Richer (1174 bis 1177), der maßgeblich an der Gründung beteiligt war, „um die Not der Pilger zu lindern“, dem Spital die Pfarre St. Andrä, die Mühle auf dem Markte mit dem ganzen Platz und den Viehstall auf dem Berge Kalkol. Der Spitaler war von Anbeginn ein Domherr, der zum Dienst in der Domkirche verpflichtet war. 1622 hatte das Spital mindestens drei Arme zu versorgen; sie sollten „soweit möglich Presbyter oder Arme aus der Verwandtschaft der Domherren sein“; ebenso soll „das altgewohnte Almosen den Schülern und anderen Notleidenden treu“ <ANM> Michaeler (wie Anm. 50), S. 19-20.</ANM> verteilt werden. Die Seelsorge übte der Spitaler mit zwei Kaplänen aus. Ein Streit zwischen Spitaler und Domkapitel im Jahre 1718 war der Anlass, dass nach einigen Jahren der Bischof das Spital an sich zog und der Spitaler mit einer hohen Summe und mit der Pfarre Albeins abgefertigt wurde. 1725 wurde das Spital aufgehoben und dem zu gründenden Priesterseminar inkorporiert.
- Heilig-Geist-Spital, von der Bürgerschaft in Brixen gegründet. 1314 werden das Heilig-Geist-Spital und 1330 die Spitalkirche als bestehend vorausgesetzt. Vor dem Kirchenschiff befand sich die ursprüngliche Spitalhalle. Das Heilig-Geist-Spital hat bis ins 20. Jahrhundert als Spital gedient. Nun ist es Altersheim. Es lag im Norden der Stadt vor den Stadtmauern. <ANM> Hans Heiss, Vom Heilig-Geist-Spital zum Hartmannsheim 1348-1984, Brixen 1985. Ottenthal/ Redlich (wie Anm. 24), 2. Band 1896, S. 504 Nr. 2758 (1314 Mai 1).</ANM>
- Sondersiechenhaus am südlichen Rande der Stadt.
Wie fügen sich die Spitalseinrichtungen ins Stadtbild? Das ältere im Südosten der Stadt, unweit vom Dombezirk, das städtische Spital am Nordrand, außerhalb der Mauern, das Sondersiechenhaus im Süden eine Wegstrecke außerhalb der Stadt.
2.3.Die vom 12. bis 14. Jahrhundert gegründeten Städte
2.3.1.Die Bischöfe von Trient als Stadtgründer
- Hospital St. Johannes-Evangelist, gegründet von Giroldus und seiner Frau Mathilde an der Eisackbrücke, am südlichen Brückenkopf, an der Ausfallstraße nach Trient. Bischof Konrad von Trient übergab es 1202 dem Deutschen Orden.
- Sondersiechenhaus, erwähnt 1242, an der Ausfallstraße nach Trient. Es gehörte der Pfarrkirche und hatte keine Kapelle, deshalb keinen Heiligentitel, und auch keinen Friedhof.
- Heilig-Geist-Spital, gegründet 1271 durch die „comunitas civium“ der Stadt, die diesen Dienst durch eine Heilig-Geist-Bruderschaft von Männern und Frauen wahrnahm. <ANM> Walter Schneider, Das Heilig-Geist-Spital Bozen. Aufriß zu einer Geschichte des Spitals von den Anfängen bis 1922. In: ders./Giorgio Delle Donne, Das Krankenhaus Bozen einst und jetzt, Bozen 1992, S. 9-73. Ders., Eine soziale Aufgabe der Pfarrkirche Bozen im Mittelalter und in der frühen Neuzeit: Das Sondersiechenhaus. In: Der Schlern, 69 (1995), S. 483-491.</ANM> Die Bruderschaft hatte mehr als 50 Jahre lang Bestand. Es lag außerhalb der Stadtmauern, in „burgo novo“, der Pfarrkirche gegenüber, ohne pfarrliche Rechte. Das Begräbnisrecht und das Recht, Beichte zu hören hatte nur der Pfarrer von Bozen (wie im Sondersiechenhaus oben); dasselbe galt in der ersten Zeit für das Hospital St. Johannes Evangelist in Bozen und für San Martino in Trient.
- Bruderhaus der St. Katharina-Bauleutebruderschaft, einer Ackerbürgerbruderschaft, am Beginn des 16. Jahrhunderts erbaut.
Alle Spitalseinrichtungen waren außerhalb der Stadtmauern errichtet, ebenso das neben der Pfarrkirche gelegene Heilig-Geist-Spital. Die erste Stadt in unserem Raum, die mit dem Heilig-Geist-Spital eine typisch stadteigene Spitalseinrichtung besaß, war Bozen.
Rovereto
- Santa Maria e Sant' Elisabetta in Rovereto, 1316 erwähnt, in der Altstadt (Haus via Portici Nr. 34). 1423 von der Gemeinschaft der „battuti“ (Geißlerbruderschaft) von Rovereto geleitet. Kurz vor 1590 wurde das Spital an die Kirche San Tommaso verlegt. <ANM> Giuseppe Costisella, L'ospedale di S. Maria e Elisabetta di Rovereto (1316-1590) poi di S. Tomaso (1590-1788). In: Atti della Accademia Roveretana degli Agiati, Classe di scienze filosofiche, storiche e di lettere, Anni Accademici 220-223, Serie VI, Vol. X-XIII, F. A. 1970/73, S. 101-109.</ANM> Im alten Gebäude konnte nun der Monte di Pietà (Verleihstelle für Gelddarlehen; eine Art Bankinstitut) sich bequemer einrichten; man hatte es als nicht günstig erachtet, den Monte di Pietà zusammen mit dem Hospital in einem und demselben Gebäude zu beherbergen. Im 17. Jahrhundert hatten zwei Bruderschaften sich um das Spital gekümmert. Sie bauten zuerst die Kirchen/Oratorien ihrer Bruderschaft, dann richteten sie Räume ein zur Aufnahme von Armen und Kranken, und 1713 gründete die Bruderschaft zu den Heiligen Rochus und Sebastian ein Spital an der Kirche Santa Maria di Loreto, nach modernen medizinischen Kriterien. San Tommaso blieb weiter als Pilgerhospital bestehen.
- Sant' Ilario, Leprosenhospital bei Rovereto, 1197 vom Bischof von Pfarrgerichtsbarkeit eximiert. <ANM> Voltelini, Beiträge (wie Anm 14), 89. Zum Turm als Befestigung (wie in Santa Margherita) Aldo Gorfer, Le valli del Trentino, Calliano o. J., Trentino orientale, 54. Tiroler Landesarchiv Innsbruck, Urkunde II 2523 (1509 Juli 31): Dort ist noch die Rede von einem „prior“ und „prioratum“, doch gibt es keinen Hinweis auf andere Geistliche.</ANM> Später war es Straßenhospital. Der Turm hatte Befestigungszweck. Das abgekommene Hospital wurde später Herrensitz und dann Bauernhaus.
Riva
Rivawar für die Bischöfe von Trient sehr wichtig als Seehafen und Verkehrsknotenpunkt. Die Kirche San Michele bestand schon im 11. Jahrhundert. Im 13. Jahrhundert existierte eine Bruderschaft (Hospital?).
- San Tommaso zwischen Riva und Arco (90 m) 1194 von Bischof Konrad (1189 bis 1205) dem hl. Thomas Becket von Canterbury (+ 1170) geweiht. <ANM> Rudolf Kink (Hrsg.), Codex Wangianus (= Fontes Rerum Autriacarum 5), Wien 1852, S. 126 Nr. 57 (1194 August 11). Die Weihe an St. Thomas von Canterbury hatte wohl darin seinen Grund, dass sich hier ein analoger Fall ereignet hat, nämlich der Mord an Bischof Adalpret von Trient (1156-1172), der den Staufern nahe gestanden hat. Igino Rogger, Vita, morte e miracoli del beato Adalpreto (1156-1172), nella narrazione dell'agiografo Bartolomeo da Trento. In: Studi Trentini di Scienze Storiche, sez. I, 56, 1977, S. 331-384. Voltelini, Beiträge (wie Anm. 8), S. 89-90. Curzel, Le pievi (wie Anm 21), S. 143, 158. Luigi Rosati, Il priorato di San Tommaso fra Arco e Riva, Rovereto 1908 (Neudruck in: Il Sommolago, 1990, n. 1, S. 83-135).</ANM> Ein Leprosorium. Eine klosterähnliche Gemeinschaft soll nach der Augustinerregel gelebt haben. Später wurde das Kloster in ein simplex beneficium verwandelt.
Arco
- Im 13. Jahrhundert das Hospital von San Pietro in Arco <ANM> Romano Turrini, L'assistenza ad Arco. In: Il Sommolago, Arco 1990, S. 1-13.</ANM> (92 m); es war geführt von einer Bruderschaft von Frauen und Männern. Es war bis ins 18. Jahrhundert in Funktion.
2.3.2.Die Bischöfe von Brixen als Stadtgründer
Klausen
- Um 1208 von Bischof Konrad von Rodank (1200 bis 1216) wurde das Zwölfboten-Spital (oder zu den Hl. Aposteln oder zu den Hl. Aposteln Simon und Juda, später St. Sebastian) als Pilgerhospital in Klausen (525 m), <ANM> Mittermair, Bauforschung (wie Anm. 19), S. 108-144.</ANM> gegründet. In den 70er Jahren war Konrad von Rodank als Brixner Kanoniker Leiter des Hl.-Kreuz-Spitals Brixen. Als Propst von Neustift ließ er den Neubau des Salvatorhospitals 1198 einweihen, als Bischof gründete er das Kollegiatsstift von Weltpriestern im Kreuzgang von Brixen. Er war auch Gründer des Hospitals in Klausen, er bestellte den Spitalverweser zum Pfarrer und es entstand allmählich die Stadt. Das Hospital ist 2 Kilometer nördlich vor der Stadt gelegen, es stand auf einer Insel (ähnlich wie das Hl. Kreuzspital in Brixen) zwischen zwei Armen des Flusses Eisack. Ursprünglich war es ein großer Gebäudekomplex. Westlich des Rundbaues hat das Spitalgebäude gestanden. Auch in den Spitälern in Sterzing, Neustift und Brixen gab es schon Rundbauten. <ANM> Mittermair, Bauforschung (wie Anm. 19), S. 129 und 138-140. Für die Existenz eines alten Hospitals in Unterplanitzing bei Kaltern fehlen Beweise.</ANM> Am Ende des 17. Jahrhunderts wurden die Ruinen des Spitalgebäudes abgebrochen. Dieses hatte für die Kranken einen Zugang zur Oberkirche. Die Unterkirche war ausschließlich für Durchreisende und Pilger zugänglich. Erhalten hat sich nur ein doppelstöckiger Rundbau, im unteren Teil mit dreizehn Rundnischen, für die 12 Apostel und die dreizehnte Nische für den Altarraum in der Mitte, mit ursprünglicher Steintreppe in der Mauerstärke von der Unterkirche zur oberen. Davon ist heute der untere Teil verschüttet, der obere Teil sichtbar und noch gut erhalten. Das Spital musste 1442 wegen der häufigen Überschwemmungen an das Nordtor der Stadt verlegt werden. Dieser Neubau des 15. Jahrhunderts ist mit Kirche noch gut erhalten. 1577 lebten nur mehr drei Arme im Spital. Laut Visitation 1603 wurden die Kranken nicht vom Spitaler, sondern von Hilfspriestern betreut. Das östlich mit einem Verbindungsgang über der Straße mit der Kirche verbundene Pfarrhaus war ab 1847 Spital/Altersheim, heute Rathaus.
- Heilig-Geist-Spital, mitten in der Stadt, wenige Schritte von der Pfarrkirche St. Andreas entfernt. Es bestand ab dem späten Mittelalter. Es diente den Stadtarmen und den Durchziehenden. Gewöhnlich „Stadtspital“ genannt. Im 16. Jahrhundert wurde das Bruderhaus der St. Andreas- oder Bürgerbruderschaft angebaut.
- Das Bruderhaus und ein weiteres Haus gehörten zum gemeindeeigenen Heilig-Geist-Spital. Später diente es als Isolierspital, „Lazarett“ genannt. <ANM> Christoph Gasser/Margreth Nössing, Beiträge zur Häusergeschichte der Stadt Klausen, Brixen 1991, S. 45, 118, 143.</ANM>
Bruneck
- Heilig-Geist-Spital, 1340 von Heinrich Stuck gegründet auf dem Bühel am Rain innerhalb der Ringmauer. Dann an das Stadttor verlegt. <ANM> Südtiroler Landesarchiv Bozen, Stadtarchiv Bruneck, Urkunde n. 9 (1345 IX 6). Der Pfarrer betont die Abhängigkeit der Güter von der Pfarre.</ANM> Es hatte bis ins 20. Jahrhundert Bestand.
2.3.3.Die Herzoge von Andechs-Meranien als Stadtgründer
Innsbruck [Anm. 17]
- Sondersiechenhaus, am linken Innufer, außerhalb der Stadtmauern, am Rande auch des ursprünglichen Marktkerns Hötting, nachweisbar 1313. Es war wohl älter. 1789 wurde es aufgelassen. An dieser Stelle wurde 1881/86 die neugotische St. Nikolaus-Pfarrkirche gebaut.
- Heilig-Geist-Spital 1307 in der Neustadt vor dem südlichen Stadttor mit landesfürstlicher Förderung gegründet (wahrscheinlich als Ausweitung eines schon bestehenden Marienhospitals). <ANM> Christian Kofler, Die Geschichte des alten Innsbrucker Stadtspitals. In: Zeit – Raum – Innsbruck. Schriftenreihe des Innsbrucker Stadtarchivs, Band 1, Innsbruck 2001, S. 31-54. Ilse Renate Sakouschegg, Spitalseinrichtungen der Städte Nordtirols (Innsbruck, Rattenberg, Kitzbühel, Hall und Kufstein) vor 1600, Diss. Innsbruck 1965.</ANM> Damit waren Heilig-Geist-Kapelle und Friedhof verbunden. Die Kirche wurde 1700 neu gebaut; heute in der Maria-Theresia-Straße. Seit 1817 als Klinik der medizinischen Fakultät verwendet. 1889 wurde die Klinik an das westliche Ende der Anich- und der Maximilianstraße verlegt.
- Bruderhaus 1350 von zwei Bruderschaften zur Altersversorgung ihrer Mitglieder gestiftet.
- Hofspital unweit der Hofburg, 1518 gestiftet und 1555 erbaut.
2.3.4.Die Grafen von Tirol als Stadtgründer
Meran
- Heilig-Geist-Spital 1271 von Graf Meinhard II. von Görz-Tirol und seiner Gattin Elisabeth gegündet. Es lag am gegenüberliegenden Ufer der Passer, an der Ausfallstraße nach Süden. Während die Stadt Meran zum Bistum Chur gehörte, wurde das Heilig-Geist-Spital nach ausdrücklicher Einholung der Erlaubnis des Bischofs von Trient auf dem Boden der Diözese Trient errichtet. 1419 wurden Spital und Kirche durch Überschwemmung zerstört; 1431 wurde die neu erbaute Kirche geweiht (heute noch schön erhalten). Das Heilig-Geist-Spital wurde nach dem 1. Weltkrieg verlegt.
- Sondersiechenhaus zum hl. Leonhard unweit vor dem Westtor (Vinschgertor) der Stadt. Es wird im 14. Jahrhundert bezeugt, ist aber sicher älter. Teile der Kapelle von 1424 sind erhalten.
Sterzing
- 1233 zu Ehren der Heiligen Dreifaltigkeit, 1241 als Heilig-Geist-Spital (genau „zu Ehren des Heiligen Geistes und der Jungfrau Maria“) im Südwesten der Stadt neben der Marienpfarrkirche von Hugo von Taufers und seiner Gemahlin Adelheid, geborene Gräfin Eppan, gegründet <ANM> Zu den Spitälern: Franz Huter, Die Anfänge der Spitäler von Sterzing. In: Festschrift Karl Pivec. Innsbruck 1966, S. 205-212. Erika Kustatscher, Die Herren von Taufers, (Diss.) Innsbruck 1987, S. 108-113. Dies., Sterzing. Hospital und Adelssitz. In: Heinz Noflatscher (Hrsg.), Der Deutsche Orden in Tirol. Die Ballei an der Etsch und im Gebirge (= Quellen und Studien zur Geschichte des Deutschen Ordens, 43), Bozen/Marburg 1991, S. 359ff. Huter verlegt die erste Hospitalgründung in den Südwesten der Stadt, in die Nähe der Marienkirche. Er macht nähere Angaben zur rechtlichen Situation des städtischen Spitals nach 1399.</ANM> (starkes Engagement des Brixner Bischofs Egno (1240 bis 1250), auch des Grafen von Tirol). Es entstand sehr bald eine religiöse Gemeinschaft nach der Regel des hl. Augustin; der Vorstand wurde als magister bezeichnet; Gräfin Adelheid selbst war der Gemeinschaft beigetreten. 1251 wurden die zwei Spitäler vereint. 1254 wurden dieses Spital und die Pfarrkirche durch Gräfin Adelheid (nicht ganz im Sinne des Bischofs von Brixen), dem Deutschen-Orden übertragen, nachdem es reich dotiert worden war. Innerhalb der Deutschordenskommende entstand die Elisabethkirche als Kirche des Deutschordensspitals.
- 1388 erfolgte durch Ott den Johan eine Neugründung des Heilig-Geist-Spitals (nach Spannungen zwischen dem Deutschen Orden und der Stadt). Das Spital bekam als finanzielle Unterstützung die Beteiligung am Holzrechen der Stadt. Es stand am Nordrand der Altstadt am Vallerbach. Wegen Wildwassergefahr wurde es 1399 auf den Platz vor dem Nordtor verlegt, wo es bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Betrieb war und wo die schöne Spitalkirche noch heute steht. Das ehemalige Spitalsgebäude wird heute als Schule verwendet.
Am Anfang stand ein Hospital für Pilger (siehe Stadtwappen 1328 vom Tiroler Landesfürsten verliehen: auf Silber rechtsschreitendes buckliges Krückenmännlein mit Rosenkranz in flehend ausgestreckter Rechten, dahinter Tiroler Adler). Mit der Schenkung des Spitals an den Deutschen Orden einerseits und andererseits durch die Erhebung Sterzings zur Stadt und der Neugründung des Heilig-Geist-Spitals bekam auch das Spital eine neue Qualität.
Glurns [Anm. 18]
- Heilig-Geist-Spital in Glurns stand im 15. Jahrhundert am Rande der ursprünglichen Stadtmauern, nach dem Schweizerkrieg 1499 kam das Spital innerhalb der Stadtmauern zu stehen. 1535 ist ein „Preceptor des heyligen Geystorden zu Glurns“ bezeugt; ob der Orden auch vor dem Schweizerkrieg 1499 hier tätig war, ist nicht bezeugt. Das Spital von Glurns ist das einzige Spital in Tirol, in dem der Heilig-Geist-Orden anwesend war. <ANM> Franz-Heinz Hye, Geschichte der Stadt Glurns. Eine Tiroler Kleinstadt an der obersten Etsch, Gemeinde Glurns 1992, S. 142f. Das Heilig-Geist-Spital führte das Siegel des Heilig-Geist-Ordens; Das Heilig-Geist-Spital Bozen hat dasselbe Siegel: Heilig-Geist-Taube senkrecht nach unten über Kreuz mit Doppelbalken; in Bozen wirkte jedoch eine Laienbruderschaft, die dem Orden nahe stand und deshalb das Ordenssiegel führte. Ähnlich in Eichstätt: Brun Appel, Das Heilig-Geist-Spital von 13. bis 17. Jahrhundert. In: Alois Wittig (Hrsg.), Heilig-Geist-Spital Eichstätt 1978. Interessant darin die mhd. Regel des Heilig-Geist-Spitals zu Eichstätt um 1250. Der Heilig-Geist-Orden selbst war in Deutschland u. a. tätig in Neumarkt in der Oberpfalz. In Biberach und Markgröningen, siehe Klaus Militzer, Das Markgröninger Heilig-Geist-Spital im Mittelalter (= Vorträge und Forschungen, Sonderband 19), Sigmaringen 1975. Zur Schweiz: Elsanne Gilomen-Schenkel, Die Hospitaliter vom Heiligen Geist in der Schweiz. In: Helvetia Sacra (wie Anm. 4) IV, 4 (1996), S. 173ff. </ANM>
Hall [Anm. 19]
- Heilig-Geist-Spital. 1342 schenkte der Landesfürst ein Haus und die angrenzende Badstube zur Errichtung eines Spitals mit der Auflage, dass die Salinenarbeiter Bad und Pflege haben können. <ANM> Heinz Moser, Vom Heilig-Geist-Spital zum Bezirkskrankenhaus Hall in Tirol, Hall in Tirol 1997, 14. Zu Siechenhaus S. 217, und Franz-Heinz Hye, Die Städte Tirols, 1. Teil. Bundesland Tirol (= Österreichische Akademie der Wissenschaften. Kommission für Wirtschafts-, Sozial-, und Stadtgeschichte: Österreichisches Städtebuch, 5. Band: Tirol), Wien 1980.</ANM> 1416 Herzog Friedrich schenkte dem Spital die „Untere Lend“; das Spital bekam damit Anteil an der Innschiffahrt. 1845 wurde das Spital in das königliche Damenstift verlegt; die alten Spitalgebäude wurden abgerissen, die Spitalkirche ist noch heute erhalten; 1913 neues Krankenhausgebäude.
- Städtisches Siechenhaus St. Leonhard, urkundlich 1354 erwähnt, am östlichen Stadtrand. Ein älteres Bruder- oder Pestilenzhaus gab es an der alten Münzstätte. Die Innsbrucker und Haller Leprosen bildeten zusammen eine Bruderschaft (so 1497).
- Bruderhaus 1570 erbaut.
2.3.5.Die Grafen von Görz als Stadtgründer
Lienz. [Anm. 20]
- Heilig-Geist-Spital. Gründung im 13. Jahrhundert, erwähnt 1308: später hieß die Kirche St. Josef. Es diente bis vor kurzem als Allgemeines Krankenhaus. Heute Gymnasium.
- Siechenhaus 13./14. Jahrhundert. Kurz nach 1800 aufgelassen.
2.3.6.Herzoge von Oberbayern als Stadtgründer
Kitzbühel [Anm. 21]
- Sondersiechenhaus seit 1380 nachweisbar. 1828 aufgelassen.
- Heilig-Geist-Spital 1412 nach eingeholter landesfürstlicher Bewilligung von der Bürgerschaft errichtet. Es wurde als Spital verwendet bis zum Bau des neuen Krankenhauses 1966. <ANM> Hye, Die Städte Tirols (wie Anm. 71), S. 142. Eduard Widmoser, Das alte Kitzbüheler Stadtspitalsein Heim der Kranken und Armen. In: Das Krankenhaus der Stadt Kitzbühel, 1966.</ANM>
- Bruderhaus der Bruderschaft der Bergknappen erwähnt 1543. 1726 aufgelassen.
Kufstein [Anm. 22]
- Heilig-Geist-Spital erst 1588 erwähnt, doch älter, außerhalb der ehemaligen Stadtmauer. Nach Errichtung des neuen Krankenhauses 1863 wurde es als Spital aufgelassen.
- Siechenhaus 1606 erwähnt. 1847 aufgelassen.
Rattenberg [Anm. 23]
- Heilig-Geist-Spital 1383 in Rattenberg geplant, von Augustiner-Eremiten 1441-1446 geleitet. 1447 ging die Spitalstiftung und die Spitalleitung an die Stadt über. Als städtisches Altersheim bestand es bis 1969.
- Sondersiechenhaus 1454 westlich der Stadt auf Gemeindegrund von Brixlegg. 1798 aufgelassen.
Vils [Anm. 24]
- Heilig-Geist-Spital mit Kapelle 1484 als Armen- und Pilgerspital von Hans Springer und seiner Gattin Anastasia Steidlin gegründet.
2.4.Hospitäler in Markt- und Dorfsiedlungen (bis 1600)
Auch wichtigere Marktgemeinden unterhielten Hospitäler. Wir zählen ungefähr zwanzig. Sie hießen im deutschsprachigen Landesteil gewöhnlich Heilig-Geist-Spital. Einige seien angeführt. [Anm. 25]
- Um die Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert Heilig-Geist-Spital in Neumarkt (vorher das 1203 erwähnte St. Gallus-Hospital). <ANM> Elisabeth von Lutterotti-Welser, Neumarkts Kirchengeschichte. In: Neumarkt an der Etsch, Bozen 1997, S. 213-250, hier S. 235.</ANM>
- Heilig-Geist-Spital in Latsch, 1334 gegründet von den Herren von Annaberg, mit Friedhofsrecht. Die schöne Kirche mit gotischem Flügelaltar von Jörg Lederer und das Spitalsgebäude, wo heute noch Spitaldienst geleistet wird, sind erhalten.
- 1342 Hospital an der Kirche St. Johann Baptist im Lateran und St. Johann Evangelist von Ala (38 km südlich von Trient). An der Außenseite der Kirche ist die Inschrift auf Steinplatte: „St. Johannes in Laterano cum hospitale ... 1342“ angebracht.
- Ungefähr 1350 errichtete die 1361 urkundlich bezeugte Marien-Bruderschaft der Geißler (fraternitas verberatorum sanctae Mariae) in Cortina d'Ampezzo ein Hospital für Pilger, Kranke und Arme und etwas später die Kirche Madonna della Difesa. Laut Inventar des Jahres 1425 gab es da 9 Betten. (Hospital noch in Betrieb.)
- Heilig-Geist-Spital in Lechaschau bei Reutte, an der Lechbrücke, Kapelle Ende 14. Jahrhundert, das Spital urkundlich 1431 erwähnt.
- In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde das Heilig-Geist-Spital in Persen/Pergine errichtet. Am Ende des 16. Jahrhunderts gab da auch einen „Monte di Pietà“. <ANM> Gorfer, Le valli del Trentino (wie Anm. 56): Trentino Orientale, S. 817.</ANM>
- St. Jakob-Spital in Mals Schon 1443 stifteten Malser Bürger Grund und Boden zu einem Hospital an der St. Jakobskirche (bis Ende 14. Jh. St. Victorinus-Patrozinium) am Südeingang des Dorfes. Das Kloster von Müstair war als Grundherr dagegen. Erst 1535 konnte das Spital eingerichtet werden, 1588 wurde es Heilig-Geist-Spital genannt. 1862 stürzte der romanische Turm der Jakobskirche ein. Das Hospital kam im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts in Verfall. Nach 1857 wurde es nach Südwesten gegen St. Martin verlegt. <ANM> Rainer Loose, Historische Topographie von Mals (mit einem Ortsplan). In: Tiroler Heimat, 48-49 Band, S. 35-53, hier S. 41 und 47.</ANM>
- 1456 Heilig-Geist-Spital in Niederdorf <ANM> Albert Kamelger, Die Von Kurz-Stiftung. In: Niederdorf im Pustertal 994-1994, Niederdorf 1994, S. 225-284.</ANM> mit Kirche zur Heiligen Dreifaltigkeit. Heinrich Kreutel, ein wegen Totschlag Büßender, übergab all sein Hab und Gut zur Gründung des Spitals, das von dem Landesfürsten, dem Grafen von Görz, gefördert wurde und später in die Von Kurz-Stiftung einging. Vor dem Kirchenschiff ursprünglich Spitalhalle, wie in Brixen. Nach einiger Zeit wurde es Pfründneranstalt.
- Heilig-Geist-Spital in Schlanders, <ANM> Erika Kustatscher, Die Pfarre Schlanders. In: Schlanders und seine Geschichte, Band 1 (Hrsg. Marktgemeinde Schlanders), Lana 1999, S. 93-284, zum Heilig-Geist-Spital, S. 225-243.</ANM> durch die Pfarrgemeinde 1461 zunächst als Pilgerherberge, dann als Armen- und Krankenhospital gegründet. Das Friedhofsrecht lag bei der Pfarrkirche; der Pfarrer durfte aber bei Beerdigungen von Pilgern und Armen keine Gebühren verlangen. Vorher gab es schon ein etwas weiter östlich am Schlandraunbach gelegenes Sondersiechenhaus.
- 1485 Pilgerhospital in Nauders am Reschenpass. Paule Conradin von Portazu Nauders schenkte das von ihm erbaute Haus zu einem Spital für arme Leute, dazu die Barbarakapelle und weitere Güter. Er selbst war der erste Spitalmeister und verfügte, dass der jeweils Älteste in der Familie dieses Amt innehaben soll. Er gab auch die Spitalsatzungen. <ANM> Ottenthal/Redlich (wie Anm. 24), 2. Band 1896, S. 176, Nr. 990 (1485 Mai 22).</ANM>
- 1501 Heilig-Geist-Spital in Innichen gegründet von einem genannt Messerschmidt aus Padola im Cadore (südöstlich vom Kreuzbergpass). Das Hospital hatte Bestand bis ins 18. Jahrhundert.
- Heilig-Geist-Spital in Schwaz (mit Kirche zum hl. Johannes d. Täufer) 1515 von den Gewerken nördlich der Innbrücke errichtet. 1509 Bruderhaus der Bergknappen mit Dreifaltigkeitskapelle. 1476/77 heißt es Badlhaus, so fir die armen presthaften Leprosen gewiedmet.
3.Kontinuität und Wandel in Hospitälern
Wandel einige resumierende Beobachtungen und Überlegungen formuliert werden. Dabei können nicht alle Hospitäler und nicht alle Aspekte in diesem Abschnitt zur Sprache kommen. Unsere eigene Archivarbeit bezieht sich auf die Spitäler von Bozen. Zu einigen Hospitälern gibt es gute, ausführliche und neuere Untersuchungen, die gerne und dankbar zum Vergleich herangezogen werden.
Die Einrichtung von Hospitälern auf Wegen und in Siedlungen sind im Hochmittelalter als ein in mehrfacher Hinsicht innovatorisches Element zu sehen, so als Instrument der Herrschaftsbegründung, als Beitrag zu Wegerschließung und Verkehrs- und Wirtschaftsförderung, zur Erschließung von Hochsiedlungen, zur Ermöglichung des Austausches unter Menschen und Ideen. Der Erneuerungsschub, den Hospitäler brachten, hatte teil an den allgemeinen Umbrüchen. Man kann für die Zeit vom 9. zum 11. Jahrhundert von „Kontinuitätsbruch“ sprechen, [Anm. 26] man kann die Vorgänge aber auch als „Aufbruch“ interpretieren.
3.1.Zum Standort der Hospitäler
Immer liegen Hospitäler an Wegen und Wegknotenpunkten. Das gilt auch für Städte und Märkte.
Wenn das Gebäude eines Klosterspitals vom Klostergebäude selbst deutlich getrennt und baulich abgesetzt war, dann konnte es sich leichter erhalten: so in Neustift und in Sonnenburg. In Neustift ist der schöne mittelalterliche Bau noch gut erhalten. In Sonnenburg, wo an Spitalbau und Spitalkirche bauliche Umbauten vorgenommen worden sind, hat man versucht, den Erfordernissen der Zeit zu entsprechen.
Lag ein Hospital an einem Weg, der mit der Zeit an Wichtigkeit verlor, konnte es leicht abkommen, so St. Medardus in Tarsch und St. Moritz in Ulten, so vielleicht San Albiano im Cembratal. Einige Hospitäler hatten nicht lange Bestand, vielleicht weil die materielle Grundausstattung zu gering war, vielleicht weil ihnen die bischöfliche Förderung entzogen wurde, oder auch, weil ab dem 13. und 14. Jahrhundert in Städten und an größeren Orten gemeindeeigene Hospitäler entstanden, die ausdrücklich jene Leute aufnahmen, die auf Wegen in Not waren und so zu bisherigen Wegspitälern eine Konkurrenz waren.
Hospitäler waren auch beteiligt an der Erschließung der Land- und Almwirtschaft. Wenn eine Talgemeinde im 13. und 14. Jahrhundert interessiert war, ein Hospital auf 1500 m und mehr anzulegen oder zu fördern, hatte sie nicht nur Interesse an der Erschließung von Fernwegen, sondern auch von Höhenweiden und Waldungen. [Anm. 27] Bei einigen Hospitälern ist dies bezeugt, bei anderen nehmen wir es mit Sicherheit an.
Die Alpenhospitäler liegen fast durchwegs auf dem Anstieg zu einem Pass, wenige Gehstunden vor dem Übergang. Nur wenige Alpenhospitäler sind auf der Passhöhe selbst anzutreffen: so St. Christoph auf dem Arlberg (1804 m), San Biagio und San Nicolò (1474 m) auf dem Übergang von Cortina d'Ampezzo nach Toblach, St. Maria und Johann Evangelist in Lengmoos (1164 m), San Bartolomeo auf dem Tonalepass (1883 m). Hinzuzurechnen sind die frühmittelalterlichen Gründungen Scharnitz (1180 m) auf dem Übergang vom Inntal zum Isartal und Innichen (1173 m) nicht weit von der Wasserscheide von Drau und Rienz.
In den Alpen haben wir keine Analogie zum interessanten Fall, dass im Hochmittelalter ein auf einer Passstraße gelegenes frühmittelalterliches Hospital auf den Passübergang selbst verlegt worden ist, wie in Graubünden der Hospitaldienst von Mistail auf den Septimerpass verlegt worden ist. [Anm. 28] Die Passübergänge liegen in unserem Raum niedriger als in Graubünden.
Eine Reihe der alten Straßenhospitäler war ursprünglich ohne Siedlungsbezug, das heißt sie lagen einst in der Einöde: St. Nikolaus in der Weitau, St. Christoph auf dem Arlberg, St. Valentin auf der Heide ober Mals, St. Florian an der Etsch, die Passhospitäler Ospitale San Nicolò in Peutelstein, Madonna di Campiglo, Tonale, San Pellegrino und San Martino und San Giuliano di Castrozza, San Leonardo „in Sarnis“ südlich von Ala Santa Margherita nördlich von Ala. Einige wenige blieben bis heute einsam, es hatten sich um sie herum keine Siedlungen gebildet: so San Leonardo „in Sarnis“ bei Borghetto südlich von Ala, Sant'Antonio bei Pomarolo, San Biagio bei Romallo, St. Florian an der Etsch.
Manches Hospital hatte seinen Standort nahe einer Zollstätte. Niemals waren Zollrechte mit einem Hospital verbunden. Am nächsten lagen Hospital und Zoll in San Martino am Nordtor von Trient. Der Eisackzoll von Bozen lag am nördlichen Brückenkopf, das Hospital St. Marien und Johannes Evangelist am südlichen Brückenkopf der Eisackbrücke. Meist lag etwas Abstand zwischen Zollstätte und Hospital (so in Klausen, Sterzing, Hall, Rattenberg, am Tonale (Passhospital und Gemeinde Vermiglio), Zoll von Dimaro und das 5 Kilometer südlich gelegene Hospital von Mastellina, Zoll auf dem Gampen und Hospital Unsere Frau/Senale). [Anm. 29]
Einige Straßenhospitäler sind mit Befestigungen verbunden. Entweder bestand ein Interesse der Herrschaft an dem Standort des Hospitals, wie in Santa Margherita bei Ala und in Sant'Ilario bei Rovereto, beim Grenzhospital San Tommaso Bartolomeo auf dem Tonalepass, oder eine frühere Burg wurde neu verwendet, so beim Turm, an dem das Kloster St. Michael a. d. Etsch/San Michele all'Adige gegründet wurde.
3.2.Zur Struktur der Hospitäler
Es ist nach der rechtlichen Begründung und nach der Herrschaft, die das jeweilige Hospital gegründet und darauf Einfluss ausgeübt hat, zu fragen. Man kann auch fragen: Ist ein Hospital herrschaftsstabilisierend? oder umgekehrt: Stabilisiert die Herrschaft ein Spital? Auf beide Fragestellungen muss man deutlich mit ja antworten.
Beispiele: Vom Hospital San Martino di Castrozza ist zu sagen, dass die Herrschaft der Herren von Welsberg vom frühen 15. bis spät ins 19. Jahrhundert ein Sicherheitsgarant war. Man kann argumentieren, dass die Herrschaft der Welsberger bevormundend gewirkt hätte, [Anm. 30] doch bedeuten der Jahrhunderte lange Fernverkehr und Fernhandel auch eine Förderung des Wohlstandes einer Tallandschaft. Das Hospital hat bis zur Ablöse durch den modernen Tourismus effizient gewirkt. Ähnliche Fälle von Sicherungen einer wichtigen Übergangsstraße: der Julier- und Septimerübergang wurde im 12. Jahrhundert vom Bischof von Chur den Prämonstratensern übertragen; das Kloster Disentis sorgte für den Übergang und die Hospitäler über den Lukmanierpass; im 11. Jahrhundert hat das Bistum Bamberg den Übergang über den Pyhrnpass nach Italien gesichert, das geschah durch Grundbesitzerwerb südlich (u. a. in Kärnten) und nördlich der Passstraße. [Anm. 31] Man kann von allen städtischen Spitälern sagen, dass sie das Gemeinwesen, den Stadtrat, die soziale Ordnung der Stadt stabilisierten und indirekt die Herrschaft des Stadtherrn selbst festigten. Städtische Spitäler hatten eine lange Dauer und hatten meist gut und effizient gewirkt, je nachdem sie sich den Erfordernissen angepasst hatten.
Nun sei ein Beispiel von Kommunalisierung eines Stadtspitals angeführt. Die vielen Notariatsinstrumente der ersten Jahrzehnte des Bestehens des Heilig-Geist-Spitals Bozen geben uns Aufschluss, wie hier die Kommunalisierung vor sich gegangen ist. Eine Heilig-Geist-Bruderschaft von zum Teil verheirateten Männern und Frauen trat im Namen der „communitas civium“ der Stadt Bozen auf, um das Grundstück, wo das Spitalgebäude erbaut werden sollte, zu erwerben. Ihre Aufgabe war die „Beherbergung und Verpflegung der Bedürftigen und Armen“. Ein anderes Mal heißt es: „cottidie pauperes et infirmi recipiuntur et recreantur operibus caritatis“ (täglich sollen Arme und Kranke aufgenommen und durch Werke der Barmherzigkeit wieder zu Kräften kommen). 1285 werden eine Kirche zum Heiligen Geist und ein Priester erwähnt. Das Spital wurde bald mit Ablässen von sechs Bischöfen (Feltre und Belluno 1274, Augsburg 1274, Trient 1280, episcopus Cetensis 1283, Chur 1287 und 1303) gefördert. 1309 musste das Spital wie alle Kirchen die päpstliche Steuer zahlen; das Spital wurde (zusammen mit dem Spital des Deutschen Ordens auf Lengmoos sehr hoch eingeschätzt mit einem Steuersatz von 300 Mark. [Anm. 32] Im gleichen Jahr hat der Landesfürst drei Spitalverweser dem Spital vorgesetzt, die in allen wichtigen Rechtsgeschäften zusammen mit der Spitalbruderschaft bzw. mit dem Spitalmeister das Spital vertreten sollen. Als Spitalverweser wurden in der Stadt angesehene Persönlichkeiten ausgewählt; im 15. Jahrhundert sind es zwei und sie heißen „Obriste“. Das 1202 übertragene Johannes-Hospital an der Eisackbrücke war eine rein kirchliche Einrichtung, nämlich die Niederlassung des Deutschen Ordens. Das Heilig-Geist-Spital war von Anfang an eine bürgerliche, städtische Einrichtung. Spätere Versuche der Geistlichkeit, das Heilig-Geist-Spital ganz an sich zu bringen, wurden erfolgreich abgewehrt. Von 1341 bis 1349 kommt in Schenkungen an das Spital sieben Mal die Formel vor: „Wenn das Spital in geistliche Hände übergeht, soll die Schenkung ungültig sein, bzw. in andere Hände gehen“. Wir merken, dass vierzig Jahre lang ein Ringen zwischen Kirche und Stadt stattgefunden hat. Die Hartnäckigkeit der Spitalmeister und der Bürgerschaft und wohl auch der Wille des Landesfürsten verhalfen dem Kommunalisierungsprozess zum Erfolg. Stabilisierend kann der Grundbesitz sein, mit dem viele Spitäler ausgestattet waren. Für das Heilig-Geist-Spital Bozen kann man sagen, dass der umfangreiche Grundbesitz nicht nur das Spital abgesichert hat, sondern dass er in hohem Maße den Bürgern selbst in vielerlei Hinsicht zu gute gekommen ist. [Anm. 33]
Die schwierigsten Jahre waren sicher die ersten drei Generationen. Von Anfang an stellen wir eine zielbewusste Organisation, bzw. Verwaltung der geschenkten und angekauften Güter fest. Um 1420, 150 Jahre nach der Gründung, ist das Spital Bozen im Kräftespiel zwischen Bauern, Bürger, Adel, Bischof und Landesfürst, zwischen Stadtgericht (wo kaum ein Viertel der Güter lag) und Landgericht Gries und Bozen und den anderen Gerichten (wo drei Viertel der Güter lagen) ein gefestigtes, reiches, selbstbewusstes Hospital. Um 1570, 300 Jahre nach der Gründung, ist es genauso etabliert, reich und selbstbewusst, mit differenziertem Personalbestand, mit einem beträchtlichen Zuwachs an Grundbesitz und mit einem ausgebildeten Eigenhandel mit Wein und Ziegeln. Allerdings begann die Landesherrschaft stärker kontrollierenden Einfluss zu nehmen. (Diese Beobachtungen gelten auch für das Heilig-Geist-Spital in Hall und Schlanders.) Auch vom Spital der deutschsprachigen Gemeinde in St. Peter/San Pietro in Trient weiss man, dass das Spital, seine Einrichtungen und dessen Güter das Gemeindeleben in kirchlicher und sozialer Hinsicht zusammengehalten und bis ins 19. Jahrhundert aufrecht erhalten haben. [Anm. 34]
Spitäler waren in späterer Zeit Geldverleihanstalten. Ab dem 16. Jahrhundert verlieh das Spital den Bozner Bürgern auch Geldkredite mit einem mäßigen Zinssatz von 5%, selten 6%. Die Analogie zu den Monti di Pietà in Italien liegt nahe. Eine kirchenrechtliche Verankerung konnte stabilisierend wirken. Die Gründungen des Bischofs, bzw. des Domkapitels in Brixen und Klausen waren kirchenrechtlich fest verankert, hatten bis zu ihrer Auflösung Bestand, auch wenn ihre Leistung sich nach den ersten zwei Jahrhunderten auf die Versorgung von zwei bis vier Personen vornehmlich aus der Verwandtschaft des Domkapitels beschränkte. Das Besondere dieser zwei Spitäler war, dass die Inhaber des Spitals, der jeweilige Domherr, der „Spitaler“ genannt wurde, zugleich Pfarrer von St. Andrä ober Brixen, bzw. von Latzfons waren. Das Amt des Spitalers war verbunden mit dem Recht auf die Pfarrstelle. Das Spitalamt begründete das Pfarramt. Für Klausen war mit dem Amt des Spitalers gleichzeitig auch das Amt der Stadtseelsorge selbst verbunden.
Rechtsgeschäfte wurden zum Teil mit schriftlichen Dokumenten festgehalten. Im Süden fällt die Einrichtung des Notariats auf. [Anm. 35] 586 Notariatsurkunden sind für den Zeitraum von der Gründung 1271 bis zum Jahre 1500 eine einzigartige, ungewöhnlich dichte Informationsgrundlage für das Heilig-Geist-Spital Bozen, aber ebenso für das Geschehen in der Stadt selbst. Dazu kommen die Schriftzeugnisse der Spitalmeister, wie ein sehr ausführliches Urbar von 1420. [Anm. 36] Für Bozen können wir von Anfang des Bestehens des Spitals eine starke Präsenz des Notariats feststellen. Die Notare waren weltlichen Standes. Sie kamen zum Teil aus dem Süden, zum Beispiel aus Trient, und aus dem Norden, so aus Bamberg, und einige stammten von Bozen selbst. Die im Norden gebräuchliche Siegelurkunde setzte sich in Bozen langsam durch, um im 16. Jahrhundert beherrschend zu werden. Vielleicht ist die weniger ausgebildete Schriftlichkeit im nördlichen Landesteil die Ursache dafür, dass wir weniger Nachrichten von Hospitälern aus dem Hochmittelalter haben.
Eine weitere Beobachtung: Leprosenhäuser (Sondersiechenhäuser) und Stadtspitäler unterschieden sich deutlich: Leprosenhäuser lagen außerhalb der Siedlungen. Vergleicht man das Sondersiechenhaus von Bozen mit dem eigentlichen Stadtspital, dem Hl.-Geist-Spital, so fällt auf: Das Sondersiechenhaus Bozen ist älter. Es lag jenseits der Eisackbrücke an einem klimatisch ungünstigen Ort am Felsen, im Winter ohne Sonne und feucht-kalt, im Sommer sehr heiß. Es war eine Einrichtung der Pfarrkirche, es hatte keine eigene Kirche, kein eigenes Patrozinium, auch keinen eigenen Friedhof, es war wohl bruderschaftlich geführt (die Insassen wählten den inneren Vorsteher („Brudermeister“) selbst. Es blieb Jahrhunderte hindurch sehr arm mit einem sehr dürftigen Urbar. (Besser stand es um die Leprosorien von Trient, Innsbruck und Rovereto.) Das Heilig-Geist-Spital Bozen ist etwas jünger, es lag außerhalb der Altstadt, doch sehr zentral gegenüber der Pfarrkirche, es hatte viel Raum. Nicht die Pfarrkirche hat es gegründet, sondern eine Bruderschaft, die für die Stadtgemeinde handelte und nach wenigen Jahrzehnten ging es in die Verantwortung der Stadt über. Es hatte wohl eine eigene Kirche, aber kein Begräbnisrecht. Der Spitalmeister wurde vom Stadtrat bestellt: Es war mit einem großen Grundbesitz ausgestattet und das reichste Spital im Lande.
3.3.Zur Wirtschaft der Hospitäler
Vom Grundbesitz als stabilisierendem Element war schon die Rede. Man kann vom Heilig-Geist-Spital Bozen sagen, dass der Grundbesitz in den ersten drei Generationen durch Stiftungen und Schenkungen und durch ebenso viele Zukäufe zustande kam. Für die erste Zeit des Heilig-Geist-Spitals Bozen muss gesagt werden, dass nicht eine einzelne Familie gleich einer Stifterfamilie das Hospital mit der Hauptmasse des Grundbesitzes ausstattete, sondern dass viele Familien, die ganze Bürgerschaft daran beteiligt waren. In der Folgezeit, nach den ersten 70 Jahren, erlahmte die Schenkfreudigkeit. Das kann man auch von den Heilig-Geist-Spitälern Schlanders und Hall sagen.
Die Grundherrschaft des Heilig-Geist-Spitals Bozen war beachtlich. Der Besitz blieb trotz Arrondierungsversuchen verstreut, so dass keine eigenständige Herrschaft entstehen konnte. Auch für die Stadt Bozen war dieser Spitalbesitz zu sehr zerstreut, als dass die Stadt, wie anderswo, eine größere Stadtherrschaft hätte aufbauen können. Zudem war die Kontrolle der landesfürstlichen Herrschaft zu mächtig. Im Heilig-Geist-Spital Schlanders erfolgten die Zuwendungen von Stiftungen im Durchschnittsrhythmus von 1,6 Jahren. Das Heilig-Geist-Spital Bozen hingegen wurde in den ersten 70 Jahren (1271 bis 1350) mit 126 Schenkungen von Gütern und Zinsen bedacht. Das Spital war im gleichen Zeitraum auch in der Lage, 54 Zukäufe an Gütern, bzw. Zinsen davon zu tätigen. In den weiteren 80 Jahren (bis 1420) schenkte man dem Spital nur 18 Güter, bzw. Zinsen und es tätigte 22 Ankäufe. Die Stadtspitäler wurden auch öffentlich (vom Landesfürsten) gefördert, so Bozen und Hall. Hall bekam bald Beteiligungen an der Salzgewinnung, es erhielt die „Untere Lend“ als Einnahmequelle (Beteiligung an der Innschiffahrt), damit war zugleich ein Fuhrunternehmen verbunden. Bozenerhielt die Ziegelei für das Landgericht und einen weiteren Umkreis, es hatte ein Fuhrunternehmen, dessen sich die Bürger, der Stadtrat, der Bettelrichter (Bettelfuhren), der landesfürstliche Amtmann und auch der Landrichter (Baufuhren der Herrschaft, Fuhren für das Militär) bedienten. In beiden Fällen war der Einsatz des Spitals selbst entscheidend. Sowohl in Hall als auch in Bozen hat man durch Eigenwirtschaft, in Hall durch Intensivierung der Vieh- und Ackerwirtschaft, in Bozen durch intensiven Weinbau die Erträge steigern können. Bozen hatte wohl von Anfang an einen blühenden Weinhandel aufbauen können.
3.4.Zum Innenleben in Hospitälern
Heute beschränken sich Spitäler auf die medizinische Betreuung; alle anderen Dienste werden von je eigenen öffentlichen Einrichtungen wahrgenommen. Nicht zuletzt die Multifunktionalität mittelalterlicher Hospitäler führt dazu, dass Aspekte der Kontinuität und des Wandels von besonderem Interesse sind.
Wer kam ins mittelalterliche Hospital und was suchte und erhielt er? Der Pilger und Durchreisende bekam Unterkunft und Pflege. Der Arme (Bettler/Obdachlose) erhielt Brot und Unterhalt. Der Kranke erhielt entsprechende Pflege. Die Wöchnerin („Kindbetterin“) suchte Hilfe bei der Entbindung. Das Waisenkind und Findelkind erhielten im Spital Unterkunft, Unterhalt und Ausbildung. Der geistig und körperlich Behinderte bekam entsprechende Unterkunft und Unterhalt/Pflege. Der Geisteskranke wurde hier in einem separaten Gemach aufgenommen und gepflegt. Alte und Schwache bekamen Unterkunft und Unterhalt; wenn sie konnten, mussten sie dafür bezahlen (Pfründner). Kriminelle wurden bei leichteren Delikten im Spital verwahrt.
Im Hochmittelalter dienten die Hospitäler den Pilgern, Armen und Kranken. Sehr früh trennte man in Bozen Schlaf- und Aufenthaltsräume der Armen von denen der Kranken. Im 14. Jahrhundert haben wir in Bozen einen ersten deutlichen Fall von Einpfründung; dazu kommen bald Fälle von Waisenkindern und körperlich/geistig Behinderten, die ins Spital aufgenommen wurden.
Es geht nicht an, alle städtischen Spitäler als reine Pfründneranstalten anzusehen, auch wenn dieser Eindruck manchmal entstehen mag. Es trifft zu, dass ab dem 15. Jahrhundert die bischöflichen Spitäler in Brixen und Klausen ausschließlich wenige ausgewählte Pfründner beherbergten. Dafür mussten die weniger dotierten städtischen Heilig-Geist-Spitäler in Brixen und Klausen viele stadteigene und fremde Arme und Bedürftige, Kinder und Kranke jeder Art versorgen. Alle Stadtspitäler hatten „Spitalarme“ und dazu auch „Hausarme“, denen man Essen und Almosen „überhof“ (über die Gasse weg) reichte, zu versorgen. Viele Hospitäler auf Passstraßen und die Heilig-Geist-Spitäler in den Städten und Ortschaften waren vielfältig aktiv und für allerlei Nöte zuständig.
Tabelle 1: Herkunft der Verstorbenen im Heiligen-Geist-Spital Bozen von 1530 bis 1540 |
Herkunft |
Landgericht Bozen |
übriges Südtirol |
Trentino |
aus Nordtirol |
übriges Österreich |
Süddeutschland |
Bayern |
Schwaben |
Italiener |
Niederländer |
Spanier |
ohne Angabe der Herkunft |
Gesamtzahl |
Aus: Raitbücher, Rubrik "Innemen vmb tottengewandt" |
Woher kamen die armen Leute, die das Heilig-Geist-Spital in Bozen aufsuchten? Um die Herkunft zu ermitteln, sind die Totenlisten in den Rechnungsbüchern aufschlussreich. Im Jahrzehnt zwischen 1530 und 1540 wurden 317 Verstorbene, oft mit Herkunft verzeichnet, 81 aus dem Landgericht Bozen, 81 aus dem übrigen Südtirol, 11 aus dem Trentino, 8 Italiener, 26 aus Nordtirol und Österreich und 43 aus Bayern und Schwaben, 4 Niederländer, 1 Spanier. Diese Streuung deckt sich genau mit den Herkunftsangaben im „Botenbuch“ 1487 der Bruderschaft St. Christoph am Arlberg. Wenn die Totenlisten eine Hochrechnung auf die Lebenden erlauben, dann kann man sagen, dass das Spital aus der großen Mehrzahl von Leuten aus auswärts, nicht von Bozen selbst aufgesucht worden ist. Unter den Leuten aus Südtirol selbst sind die Verstorbenen aus dem Eisacktal und Pustertal viel zahlreicher als die aus dem übrigen Etschtal; das heißt, dass die Brennerlinie frequentierter war. Fast die Hälfte sind Frauen, darunter auch Mädchen. Der sozialen Stellung nach handelt es sich um: Priester (wohl durchziehende, 3 in diesen 10 Jahren; einer war jedoch in Bozen Gesellpriester, d. i. Hilfsgeistlicher), Soldaten (19, darunter auch einige „Kriegerinnen“), Handwerker (meist arme Gesellen, selten Meister), Bauernknechte (nicht so häufig wie verarmte Handwerker). Bei den Frauen ist die soziale Zugehörigkeit breit verstreut: Köchin, Dienstmagd („diern“), Kindswärterin (einmal eine „siechendiern“ im Spital), öfters aber auch junge Frauen, die im Kindsbett gestorben sind, mit dem Vermerk, ob das Kind mit gestorben ist oder überlebt hat. Ab und zu liest man: „sie hinterließ nichts als ein kind“.
Wer arbeitete im Hospital? In kommunalisierten städtischen Spitälern war der Leiter, der den direkten Kontakt mit allen Bedürftigen pflegte und die Dienstleistungen ordnete und dem Hauspersonal vorstand, der Spitalmeister (magister hospitalis); so hieß er in Bozen, wie auch in vielen anderen Spitälern Deutschlands; im St. Peter-Spital in Trient hieß er Meister/ massaro; in Innsbruck, Hallund Schlanders hieß er hingegen „Pfleger“. Diesem standen die Spitalmeisterin, die Köchin, der Krankenpfleger, die -pflegerin, die Amme für die Kinder und das übrige Dienstpersonal bei. Dazu kamen je nach Größe des Spitals Mägde, bzw. Knechte. Der Fuhrknecht besorgte in Bozen ab dem 16. Jahrhundert die Fuhren in die eigenen Weingüter, die vielen Fuhraufträge der Bürger und die fast täglichen „Bettelfuhren“ nach Klausen, Brixen, Meran und Neumarkt. Man sieht, der Spitalbewohner war mit einer Menge Leute unmittelbar in Kontakt.
Eine deutlich andere Funktion hatte der Verweser, der rechtliche Vertreter des Spitals. In Bozen gab es im 14. Jahrhundert drei, im 15. Jahrhundert zwei, einer vom Adel und einer von der „Gemein“, entsprechend der Zusammensetzung des Stadtrates; und sie hießen jetzt „Obriste“. In Hall hieß der Vertreter der Stadtgemeinde bald „Oberpfleger“, in Schlanders hatte er die Bezeichnung „Spitalmeister“, im bischöflichen Spital Brixen und Klausen hieß der Vertreter des Domkapitels „Spitaler“. Im Spital St. Peter Trient hießen die Oberaufseher „consiglieri“ und diese waren Mitglieder der „Hauer“-Bruderschaft und ihr verantwortlich.
Wie verliefen die Tage, Wochen und das Jahr? Es war in abgelegenen Passhospitälern sicher eintönig; Abwechslung boten die von weit herkommenden Leute, die das Hospital in Anspruch nahmen, und die unterschiedliche Witterung je nach Jahreszeit. In den Spitälern der Städte und Märkte richtete sich alles nach dem kirchlichen Kalender, der viel Abwechslung bot, Fast- und Festtage, Umgänge um die Pfarrkirche, Bittgänge in Kirchen der Umgebung. Im Heilig-Geist-Spital Bozen lassen sich die Unterschiede und die kleinen Veränderungen in der Hausordnung und im Kalender und Brauchtum der Stadt, an dem das Spital direkt teilgenommen hat, fast nach ein oder zwei Jahrzehnten feststellen. Das Bozner Heilig-Geist-Spital hat ab dem frühen 17. Jahrhundert ein eigenes Sommerfrischhaus auf Kohlern, nahe dem Pircherhof, bald mit eigener Sommerfrischkapelle. Damit hat das Spital an dem Brauch des Bozner Bürgertums, in den Sommermonaten die angenehmeren Höhenlagen aufzusuchen, teil.
Wie wurde im Spital geholfen? Ich beschränke mich hier auf die medizinische Betreuung im Heilig-Geist-Spital Bozen. [Anm. 37] Im 13. Jahrhundert gab es Ärzte in Bozen, doch diese wickelten mit dem Spital nur Rechtsgeschäfte und Käufe ab oder nahmen Grundstücke in Erbleihe. Nur reiche Leute konnten sich im Mittelalter einen Arzt leisten. Ende des 15. Jahrhunderts wurden von der Stadt Bozen Stadtärzte eingestellt und hoch besoldet, mit der Auflage, im Spital und auch sonst Arme unentgeltlich zu behandeln. Die ersten Rechnungsbücher weisen schon einen Jahreslohn für den Stadtarzt aus, anfangs in Naturalien (Wein), bald aber in Geld. Im Laufe der Zeit stieg der Jahreslohn an. Der Arzt mit universitärem Abschluss machte die Harnschau und verschrieb Rezepte. Die konkrete Arbeit hatte der Bader/Wundarzt/Chyrurgus; er führte, wenn nötig, Operationen durch (z. B. Amputationen), ließ zur Ader und verarztete die Wunden. Manchmal schickte man Kranke und Genesende in eines der nahe gelegenen Bäder.
Die Apotheker, es gab einige in Bozen, wurden vom Spital ab dem 16. Jahrhundert beansprucht. Das Heilig-Geist-Spital Bozen hatte nie eine spitaleigene Apotheke. Gegen Ende des Jahrhunderts und in den darauf folgenden stiegen die Apothekerrechnungen sehr stark. Es seien einige Beispiele aus den Rechnungsbüchern des Bozner Heilig-Geist-Spitals angeführt:
- Am 2.2. 1556 erhielt die Frau des Bartl, die ein krankes Kind, das mit französisch siechtumb beladen war und das ein sondersiecher Mann zurückgelassen hat, gegen Brixen (40 km) getragen hat, für zerung und potenlon 4 Pfund (0,4 Mark) (Raitbuch 1556, fol. 147).
- Am 5.8.1596 liest man unter den Ausgaben für Findelkinder: Der Knappe, Christl mit Namen, ist im Spital erzogen worden. Damit er wieder zu Gesundheit komme, hat man ihn ins Wildbad nach Schgumbs (zwischen Laas und Tschengls im Vinschgau, 75 km von Bozen entfernt) geschickt und 4 Pfund Weggeld mitgegeben (Raitbuch 1596, fol. 138).
- Am 9. 11. 1578 hat der Spitalsverweser ain clains armbs dadlhaft dierndle geen Meran (30 km) zum arzt tragen lassen. Der Träger des Kindes bekam 36 Kreuzer Entlohnung dafür. Er musste schon vorher nach Meran, um den Arzt nach Bozen zu rufen, damit dieser das Kind untersuche. Dafür bekam er 21 Kreuzer (Raitbuch 1578, fol. 180).
- Im Jahr 1611 hatte sich bei Klausen Ruep Pacher aus Taufers beim Baumfällen ein „schinkhen abgeschlagen“ (ein Bein gebrochen). Nach neun Wochen konnte er nach Klausen zurückgebracht werden. Es fällt auf, dass er sich nicht im Klausener Spital behandeln ließ, sondern zur Behandlung und Heilung nach Bozen gefahren wurde (Raitbuch 1611, fol. 174').
Wie man sehen kann, half man großzügig. Das Spital beauftragte eine Frau, ein kleines Kind 40 Kilometer weit seinem Vater nachzutragen. Ein Arzt wurde von Meran nach Bozen XE "Bozen (Stadt, Hospitäler in -, Südtirol)" geholt, damit er ein krankes Kind untersuche. Man half häufiger noch Fremden als Einheimischen. Es fällt auf, dass alle Personen vom Spitalmeister mit vollem Namen und Herkunft genannt werden, sie hatten alle für ihn ihr je eigenes Gesicht.
3.5.Zum Selbstverständnis der Hospitäler und zu ihrem Ansehen
Was Hospitäler sind, glauben wir zu wissen. Wir verlegen heute die karitative Tätigkeit ins Private, fast ins Beliebige. Es besteht die Gefahr, dass wir mittelalterliche Hospitäler in dieser Optik sehen. Jedoch mit edler Gesinnung allein hat man auch im Mittelalter keine Hospitäler geschaffen. Wir vergessen leicht dabei den Aspekt der Gerechtigkeit, der zu Liebe und Barmherzigkeit hinzukommen muss, und zwar konkret. Dabei hatte der mittelalterliche Mensch nicht nur den Empfänger, sondern auch den Verpflichteten, den Geber im Blick. Gemeinsinn und Gemeinleben wurden vor 600 Jahren anders empfunden und gelebt als heute.
Weiter kann man bei den einzelnen Hospitälern fragen, ob sie selbst Bedarf nach Veränderung, Wandel und Anpassung an die Probleme und Erfordernisse der Zeit, oder ob sie Bedarf nach Stabilität und nach möglichstem Beharren im Status quo hatten. Diese Grundfrage dürfte wohl für viele Hospitäler ihre Existenz (und Existenzberechtigung) entschieden haben. Schon im 14. und 15. Jahrhundert scheint die Existenzberechtigung von Weg- und Passhospitälern in Frage gestellt worden zu sein. Es hatten sich eine Reihe dieser Einrichtungen einfach überlebt. Doch hat man von kirchlicher Seite öfter, meist in Zeiten, da ein Konzil anstand und Veränderungserwartungen weckte (Konstanzer Konzil (1415), Trienter Konzil (1546 bis 1563)), pauschal und unbesehen allen Hospitälern, auch den noch gut funktionierenden, ihre Daseinsberechtigung abgesprochen. Wir denken an San Bartolomeo del Tonale, das, obwohl funktionierend, von bischöflicher Seite geschlossen wurde; es konnte später auf Drängen der Leute, freilich aller Dotationen beraubt, den Betrieb wieder aufnehmen, und es bestand bis zum ersten Weltkrieg. Man kann auch fragen, in welchem Ansehen die einzelnen Hospitäler standen. Und hier gilt es zu differenzieren zwischen den Bedürftigen selbst und den anderen draußen, und da müsste man wohl unterscheiden, ob sie arm, oder zur bürgerlichen Mittelschicht gehörten, ob sie Patrizier waren oder zur Herrschaft gehörten. Das sind Fragen, die aufgrund der Quellenlage schwer zu beantworten sind.
Für das Heilig-Geist-Spital Bozen sind einige Aussagen möglich: am Beginn war das Ansehen, wie auch der Bedarf sehr hoch. In Bozen scheint am Ende des 15. Jahrhunderts eine Krise bestanden zu haben. Im 16. Jahrhundert dann war das Spital angesehen, sehr effizient, auch wirtschaftlich erfolgreich durch Eigenbewirtschaftung der Güter; die weiteren Jahrhunderte zeigten eine schleichende Stagnation und einen allmählichen Bedeutungsverlust.
Formen des Wandels sind in vielfacher Hinsicht nachzuweisen. So manches Ordenshospital existiert nach Jahrzehnten praktisch nicht mehr, bzw. es war als solches nicht mehr sichtbar. So manches Hospital auf den Alpenwegen kam ab wegen mangelnder Dotation oder wegen geringer Konsistenz der sie betreuenden Gemeinschaft. Andererseits ist auch das Wiederaufleben von Hospitälern zu konstatieren: das gilt für die karolingische Zeit, für das Hochmittelalter, die Neugründungen der Stadtspitäler im 12., 13. und 14. Jahrhundert; das gilt für die Zentralisierung der Stadtspitäler in der Renaissancezeit in Italien und auch anderwärts (nicht aber in unserem Raum); das gilt für die neuen Krankenpflegeorden im 16. Jahrhundert zum Beispiel in Italien, Spanien und Frankreich.
Zum Schluss sei auf einen Aspekt des Beharrens verwiesen: Im Heilig-Geist-Spital Bozen hat sich bis zum Abbruch 1887 in einer Nische ein Freskobild der Dreifaltigkeit aus dem Jahre 1514 erhalten. Es ist eine ungewöhnliche, theologisch gewagte Darstellung: die Dreifaltigkeit als Dreigesicht beim Verteilen des Abendmahles an die Apostel. Es ist ein Bild für die Speisung aller leiblich und geistig Armen. Die Dreifaltigkeit als Dreigesicht wurde zwar von der offiziellen Kirche 1628 mit Verbot belegt, so auch die Darstellung der Dreifaltigkeit als Gnadenstuhl. [Anm. 38] Doch beide Formen haben sich vor allem in Spitälern und in der privaten Frömmigkeit lange erhalten. Galt doch der dreifaltige Gott selbst als die erste Instanz in der Not.
Anmerkungen:
- Man vergleiche im Westen: Mont Cenis 2083 m, Kleiner St. Bernhard 2188 m, Großer St. Bernhard 2473 m, Simplonpass 2005 m, St. Gotthard 2109 m, Lukmanier 1916 m, San Bernardino 2065 m, Splügenpass 2113 m, Septimerpass 2310 m, Julierpass 2284 m, im Osten ist der nächste wichtigere Übergang in den Karnischen Alpen der Plöckenpass/Monte Croce Carnico 1362 m und im Norden weiter im Hauptalpenkamm der Katschberg 1641 m, Obertauern 1738, Pyhrnpass 948 m. Zurück
- Peter W. Haider, Von der Antike ins frühe Mittelalter. In: Josef Fontana/Peter W. Haider/ Walter Leitner/Georg Mühlberger/Rudolf Palme/Othmar Parteli/Josef Riedmann, Geschichte des Landes Tirol, Band 1, Bozen, Wien 1985, S. 125-264, hier S. 156ff. Nach Josef Riedmann, Mittelalter. In: Josef Fontana u. a.: Geschichte des Landes Tirol, Band 1, Bozen, Wien 1985, S. 265-661, hier S. 300, ging die via Claudia Augusta Altinate über das Cadore Pustertal und Brenner. Josef Riedmann, Verkehrswege, Verkehrsmittel. In: Siegfried de Rachewiltz/Josef Riedmann (Hrsg.), Kommunikation und Mobilität im Mittelalter. Begegnungen zwischen dem Süden und der Mitte Europas (11.-14. Jahrhundert), Sigmaringen 1995, S. 61-75. Zurück
- Der Weg über den Tonalepass war sehr wichtig in der West-Ost-Richtung. Er war sicher die Verbindung von Bozen nach Lofers/Lóvere am Iseo-See, Provinz Bergamo. Samstag vor und Montag nach Thomae 1520 gab es einen Rechtsstreit vor dem Landrichter von Bozen, wo Christoph Wenger, der vor sieben Jahren vier Loferer Kaufleuten mit Erlaubnis von Kaiser Maximilian Geleit gegeben hat, während man ihm die Bezahlung dafür noch schulde, was die hier in Bozen anwesenden Loferer Kaufleute abstritten (Südtiroler Landesarchiv Bozen, Verfachbuch 1520, S. 293 und 296, Filmrolle 4 /1). Auch die vielen Münzfunde im Nonsberg/Val di Non und im Sulzberg/Val di Sole deuten auf großes Verkehrsaufkommen hin, s. Helmut Rizzolli, Münzgeschichte des alttirolischen Raumes im Mittelalter und Corpus Nummorum Tirolensium Medievalium. Band 1, Bozen 1991, hier S. 550 Register Fundorte: Coredo, Ossana, Saltèr. Zu frühen Wegen und Straßen fehlen in unserem Raum leider systematische und umfassende archäologische Untersuchungen. Wie wichtig diese gerade für die Hospitalforschung sind, ersieht man aus den Arbeiten von I. H. Ringel, F. G. Hirschmann und J.-L. Fray in: Auf Römerstraßen ins Mittelalter (= Trierer Historische Forschungen, 30), Mainz 1997. Zurück
- Helvetia Sacra. Abteilung IV, Band 4, Basel, Frankfurt am Main 1996, S. 21. Zurück
- Hospitäler betreffende Archivalien liegen verstreut: Im Tiroler Landesarchiv Innsbruck zu den Hospitälern Rattenberg, Schwaz, Pfunds, im Staatsarchiv Bozen zu Hochstift Brixen, im Südtiroler Landesarchiv Bozen zu Heilig-Geist-Spital Bozen, Sterzing, Bruneck und Hospital San Martino di Castrozza, im Staatsarchiv Trient zu Hochstift Trient, Madonna di Campiglio, San Lorenzo, San Nicolò, im Archivio Comunale di Trento zu Santa Maria Maggiore, San Pietro, dazu die Archive der einzelnen Klöster, Städte und Gemeinden. Zurück
- Jürgen Sydow, Spital und Stadt in Kanonistik und Verfassungsgeschichte des 14. Jahrhunderts. In: Der deutsche Territorialstaat im 14. Jahrhundert I (= Vorträge und Forschungen, XIII), 2. unveränderte Auflage Sigmaringen 1986, S. 175-195. Ders., Kanonistische Fragen zur Geschichte des Spitals in Südwestdeutschland. In: Historisches Jahrbuch, 83, 1964, S. 54-68. Vgl. E. Nasalli Rocca, Il diritto ospedaliero nei suoi lineamenti storici. In: Rivista di storia del diritto italiano 28, 1955, S. 39-168. Zurück
- Tiroler Landesarchiv Innsbruck, Kammerkopialbuch 322 (Gemeine Missiven 1568), fol. 1332. Der Landesfürst nannte das Benediktinerkloster Marienberg, die Augustinerklöster Gries bei Bozen und St. Michael an der Etsch und das Kartäuserkloster Schnals. Zurück
- Zum möglichen Vorhandensein von Mönchen in unserer Gegend vom 4.-8. Jahrhundert s. Georg Jenal, Die geistlichen Gemeinschaften in Trentino/Alto Adige bis zu den Gründungen der Bettelorden. In: Atti della Accademia Roveretana degli Agiati, 235, 1985, VI, Rovereto 1986, S. 309-370. Für die Hospitäler und Klöster der Diözese Trient ist immer noch gültig Hans von Voltelini, Beiträge zur Geschichte Tirols. Zur geistlichen Verwaltung der Diöcese Trient im 12. und 13. Jahrhundert. In: Zeitschrift des Ferdinandeums, 3. Folge, 33. Heft, Innsbruck 1889, S. 1-189; Ders., II. Ein Verzeichnis der kirchlichen Beneficien der Diöcese Trient vom Jahre 1309. In: Zeitschrift des Ferdinandeums, 3. Folge, 35. Heft, Innsbruck 1891, S. 135-189. Hingewiesen sei auf Gian Maria Varanini, Itinerari commerciali secondari nel Trentino bassomedievale. In: Die Erschließung des Alpenraums für den Verkehr im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Historikertagung in Irsee 13.-15. IX. 1993 (= Schriftenreihe der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer, III, 7), Bozen 1996, S. 101-128. Ders., Uomini e donne in ospedali e monasteri del territorio trentino (secoli XII-XIV). In: G. De Sandre Gasparini, A cura di, Uomini e donne in comunità (= Quaderni di storia religiosa I) 1994, S. 259-300. Zurück
- Wilhelm Strömer, Die Brennerroute und deren Sicherung im Kalkül der mittelalterlichen Kaiserpolitik. In: Uta Lindgren (Hrsg.), Alpenübergänge vor 1850. Landkarten – Straßen – Verkehr (= VSWG Beiheft 83), Stuttgart 1987, S. 156-161. Zurück
- Hannes Obermair/Martin Bitschnau, Die Traditionsnotizen des Augustinerchorherrenstiftes St. Michael a. d. Etsch (San Michele all'Adige). In: Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, 105. Band, Heft 3-4, 1997, S. 263-329. Zurück
- Tiroler Landesarchiv Innsbruck Urkunde II 7205 (1303 Juli 14) belegt einen Streit über Zoll und Maut zwischen der Gemeinde von Fassa und der Gemeinde Primiero. Das legt nahe, dass auch das innerste Tal, die Gemeinde Fassa, an den Passübergängen von San Pellegrino und von Paneveggio ein Interesse hatte. Man siehe die Beteiligung der Gemeinde Olivone am Passhospital Casaccia auf der Lukmanierroute (Bündner Urkundenbuch, 1. Band, Chur 1955, Nr. 294 (1136), S. 216, Z. 24-26. Die Nachbarn von Olivone schenken dem Erbauer von Kirche und Hospital San Sepolcro Gemeindegüter). Anderer Auffassung ist Varanini, Uomini (wie Anm. 8), S. 266. Zurück
- Helvetia Sacra (wie Anm. 4) IX, II, 32 (und Register Stichwort: Hospital) und über Humiliaten: Helvetia Sacra (wie Anm. 4) IX, I. Zurück
- In diese Auswahl der Weghospitäler werden nicht aufgenommen: die Klöster St. Georgenberg und San Lorenzo (beide OSB), Trient, San Michele all'Adige und Kloster in der Au bei Bozen (beide Augustiner-Chorherren), Zisterzienser Stams, Kartause Allerengelsberg, die Hospitäler von Albiano, Lengmoos (dann Deutscher Orden), Chizzola (S. Lucia), S. Margherita bei Ala, Romeno, Lavis, St. Nikolaus in der Weitau, Denno, Rocchetta (S. Cristoforo), Pomarolo (S. Antonio abate). Zurück
- La Ca' Granda. Cinque secoli di storia e d'arte dell'Ospedale Maggiore di Milano, Katalog zur Ausstellung im Palazzo Reale di Milano, März-August 1981, Mailand 1981. Francesco Sforza nennt es „Glorioso albergo de' poveri di Dio". Auf S. 71ff. werden im 15. Jahrhundert vor Errichtung des Ospedale Maggiore 31 Spitäler in der Stadt und 49 weitere im Herzogtum Mailand aufgelistet und auch historisch kurz beschrieben. An dieser Liste merkt man, dass das 13. Jahrhundert für die Spitalbauten einen Neuanfang bedeutete. Von den Stadtspitälern gehen 4 auf die Zeit vor das Jahr 1000, 13 vor das Jahr 1300 zurück. Die Eingliederung in das Ospedale Maggiore im Jahre 1458 ging schrittweise vor sich. Für dieses mailändische Zentralhospital der Renaissance war das Ospedale Nuovo von Florenz Vorbild. Vgl. den Beitrag von John Henderson in diesem Band. Zurück
- Siena. La fabbrica del Santa Maria della Scala (= Bollettino d'Arte. Volume Speciale), Rom 1986. Zurück
- In Genf das Hôpital général aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Zu Fribourg: Heinz Horat, Sakrale Bauten (= Ars Helvetica III), Disentis 1988, S. 60. Zurück
- Stadterhebung durch die Herzoge von Andechs-Meranien zwischen 1187 und 1204, 1239 Bestätigung des Stadtrechts. Stadterweiterung 1281. Zurück
- Um 1290/94 gegründet durch Herzog Meinhard II von Kärnten-Tirol. Zurück
- 1303 gegründet durch Herzog Otto von Kärnten-Tirol Zurück
- Um 1240 Stadtrecht durch die Grafen von Görz. Nach Franz-Heinz Hye, Städtepolitik in Tirol unter Meinhard II. und seinen Nachfolgern (bis 1363). In: Eines Fürsten Traum. Tiroler Landesausstellung 1995, Dorf Tirol und Innsbruck 2. Auflage 1995, S. 274 wurde Lienz um 1190/97 gegründet. Nach Wilfried Beimrohr, Verfassung und Recht der Stadt Lienz im Spätmittelalter. In: Tiroler Heimat, 57. Band, 1993, S. 17-30, hier S. 19 wurde Lienz von den Görzer Grafen noch am Beginn des 14. Jh. als Markt angesehen. Zurück
- Stadtrecht auf 5 Jahre 1271, 1321 Stadtrecht durch Herzog Heinrich XIV. Stadt und Landgericht kamen 1504 zu Tirol. Zurück
- 1393 Stadtrecht durch Herzog Stephan III. von Oberbayern verliehen. Stadt und Landgericht kamen 1504 zu Tirol. Zurück
- 1333 Bau der Stadtmauern, 1351 als Stadt erwähnt, 1393 Stadtrecht durch Herzog Stephan III. von Oberbayern verliehen. Stadt und Landgericht kamen 1504 zu Tirol. Zurück
- Vor 1327 Stadterhebung durch König Ludwig den Bayern, Ringmauer bis 1840 erhalten. Das Städtchen liegt nicht weit von der Abzweigung der Via Claudia Augusta nach Kempten und Ulm. Otto Stolz, Geschichte der Stadt Vils in Tirol. Vils 1927. Hye, Die Städte Tirols (wie Anm. 71), S. 237. Rudolf Palme, Eine päpstliche Ablassurkunde für die Heiliggeistkapelle bei Vils vom Jahre 1475. In: Tiroler Heimat, 36, 1973, S. 51-60. Zurück
- Wie bei Städten ist auch hier der Übergang vom Weghospital zum Hospital der Ortssiedlung fließend. In diese Auswahl werden nicht aufgenommen die Hospitäler in Telfs, Kaltern, Matrei, Imst, Pfunds, St. Pauls/Eppan, Tramin, Roncegno und Borgo. Zurück
- Ingrid Heike Ringel, Kontinuität und Wandel. Die Bündner Pässe Julier und Septimer von der Antike bis ins Mittelalter. In: Friedhelm Burghard/Alfred Haverkamp, Auf den Römerstraßen ins Mittelalter (= Trierer Historische Forschungen 30), Mainz 1997, S. 294. Zurück
- Dazu Susanne Pacher, Die Schwaighofkolonisation im Alpenraum. Neue Forschungen aus historisch-geographischer Sicht (= Forschungen zur deutschen Landeskunde 236), Trier 1993. Zurück
- Ringel, Kontinuität und Wandel (wie Anm. 85). So wurde im 11. Jahrhundert das Hospital von Bourg-Saint-Pierre (1637 m) auf den Großen St. Bernhard (2469 m) verlegt, Helvetia Sacra (wie Anm. 4) IV, I, S. 25, 258. Zurück
- Otto Stolz, Das mittelalterliche Zollwesen Tirols bis zur Erwerbung des Landes durch die Herzoge von Österreich (1363). In: Archiv für Österreichische Geschichte, 97, 1909, S. 530-806, hier S. 609ff. (auch als Separatdruck Wien 1909). Zurück
- Pistoia, Dalla carità (wie Anm. 23). Zurück
- Hans Krawarik, Die territoriale Entwicklung der Herrschaft Spital am Pyhrn 1190-1490. In: Jahrbuch des Oberösterreichischen Musealvereins, 113, Bd. I. Abhandlungen, S. 113-134. Zurück
- Voltelini, Ein Verzeichnis (wie Anm. 8), S. 166-175. Höher besteuert als die Bozner Hospitäler wurde nur der Trienter Bischof selbst mit 600 mr. (Mark). In dieser päpstlichen Steuer des Jahres 1309 werden die Klöster und Hospitäler wie folgt besteuert: St. Martin Trient 4 mr., St. Lorenz Trient 13 mr., S. Maria de Sopramonte 5 m., St. Anton bei Pomarolo 2 mr., St. Hylarius bei Rovereto 8 mr., St. Margerete bei Ala 10 mr., St. Maria de Campiglio mit der Kapelle St. Blasius 13 mr., St. Thomas bei Arco 7 mr., s. Petri de Arco 2 mr., St. Maria in Senale auf dem Gampenpass 25 mr., St. Thomas in Romeno 3 m., St. Bartholomäus auf dem Tonalepass 10 mr., St. Romedius 5 mr., „Hospitalis s. Cristofori de Ponte alpino“ 1 mr., „s. Maria de Awgea“ (bei Bozen) 150 mr., St. Florian 25 mr., „s. Maria de Cimbra cum capella s. Blasii“ (Albiano) 13 mr., „s. Marie coronate“ 20 mr., „Hospitalium s. Spiritus de Bozano et de Rittina et omnium locorum ad fratres ordinis hospitalis sancte Marie domus Theotonice Jerusalemitane in dyocesi Tridentina spectantium“ 300 mr. (Die Bozner Hospitäler sind der letzte Eintrag. Das Heilig-Geist-Spital wird hier fälschlicherweise dem Deutschen Orden zugeordnet). Auch die Bozner Pfarrkirche wird mit 80 mr. hoch besteuert. Schon im Jahre 1295 gab es eine päpstliche Steuer: Pietro Sella/Giuseppe Vale, Rationes Decimarum Italiae nei secoli XIII e XIV Venetiae-Histria Dalmatia, Vatikanstadt 1941, S. 299-315. Die Steuerliste von 1309 bietet bessere Vergleichsmöglichkeiten. Hans-Joachim Schmidt, Kirche, Staat, Nation. Raumgliederung der Kirche im mittelalterlichen Europa (= Forschungen zur mittelalterlichen Geschichte, 37), Weimar 1999, S. 281-306, Kapitel Päpstliche Kollektoren. Zurück
- Dazu könnte man viele Einzelfälle vorlegen. Der Fall der Zuwendung der Grundstücke im „Talfergries“ 1551 sind ein deutliches Beispiel. Hierzu der Verfasser in einem in Vorbereitung befindlichen Aufsatz. Zurück
- Gamberlotti (wie Anm. 45) und Luzzi (wie Anm. 45). Zurück
- Hannes Obermair, Die Bozner Archive des Mittelalters bis zum Jahr 1500. Grundlegung zu ihrer mediävistischen Aufbereitung. Regesten und Urkunden, Teil 1, Diss. Innsbruck 1986, S. 27. Zurück
- Leider sind erst ab 1509 Rechnungsbücher erhalten. Zurück
- Sehr interessant ist die Darstellung der medizinischen Betreuung in Hall, aber zugleich ausgreifend auf ganz Tirol, von Heinz Moser, Von Apothekern, Ärzten, Badern und Hebammen. Zur Geschichte des Gesundheitswesens der Stadt Hall in Tirol, Hall in Tirol 1996. Ders., Vom Heilig-Geist-Spital (wie Anm. 71). Zurück
- Siegfried de Rachewiltz, Zur Darstellung der Dreifaltigkeit als Dreigesicht in der Kunst Südtirols. In: Kunst und Kirche in Tirol. Festschrift zum 70. Geburtstag von Karl Wolfsgruber, hrsg. von Josef Nössing und Helmut Stampfer, Bozen 1987, S. 347-356, hier S. 351 und Anm. 8; hieraus oben Abb. 4. François Boespflug, Trinität. Dreifaltigkeitsbilder im späten Mittelalter, Paderborn, München, Wien, Zürich 2001 (Original: La Trinité dans l'art d'occident, Straßburg 2000). Zurück