0.2. Der Hunsrück in Stichworten
0.1.2.1. Geographie
Die Landschaft, die man in alter Zeit als Hunsrück bezeichnete, hatte eine viel kleinere Ausdehnung als das heute so bezeichnete Gebiet. Hundesrucha – so der Beleg aus dem Jahr 1074 – bezog sich auf eine Fläche um Simmern, Kirchberg und Sohren. In der Schrift „Brevis Germanie Discriptio“ („Kurze Beschreibung Deutschlands“) des Humanisten Johannes Cochlaeus von 1512 wird aber der Name bereits für die Gegend zwischen Mainz, Koblenz und Trier verwendet.
Unter Hunsrück versteht man in der Gegenwart die Region zwischen Mosel, Rhein, Nahe und Saar (vgl. auch den Buchtitel von Schellack / Wagner 1984). Eine solche Bestimmung ist zwar leicht handhabbar und deshalb landläufig verbreitet, sie sagt jedoch nichts über die südwestliche Begrenzung (zwischen Saar und Nahequelle) aus und lässt offen, inwieweit die Flusstäler einzubeziehen sind. Für die Geologen indessen ist die Südgrenze klar. Diese bildet der scharfe Übergang zum Saar-Nahe-Bergland, das aus Rotliegend-Schichten des Perms besteht, wohingegen der Hunsrück devonischen Schiefer sowie Quarzit aufweist. Als linksrheinische Fortsetzung des Taunus stellt der Hunsrück den westlichen Teil des Rheinischen Schiefergebirges dar. Die angrenzenden Täler von Mosel, Rhein, Nahe und Saar werden in der Liste der naturräumlichen Einheiten für Rheinland-Pfalz bzw. das Saarland nicht zum Hunsrück gezählt. Die Bewohner dieser Landstriche würden sich auch selbst nicht als Hunsrücker bezeichnen. In den Flusstälern wird von alters her Weinbau betrieben, und dieser gehört keineswegs zu den kulturgeographischen Merkmalen des Hunsrücks. Die Begriffe Weinrebe und Hunsrück lassen sich nicht miteinander in Einklang bringen.
Das Mittelgebirge hat in der Längsrichtung von Südwest nach Nordost eine Ausdehnung von etwa 115 Kilometern. Die Breite variiert zwischen 30 und 55 Kilometern. Die Landschaft ist geprägt von weiten, welligen Hochflächen aus devonischen Tonschiefern mit Höhen zwischen 400 und 500 m über Normalnull. Aus den Hochebenen erheben sich langgestreckte, bewaldete Quarzitrücken: der Schwarzwälder Hochwald, Osburger Hochwald, Idarwald, Soonwald und Binger Wald mit Höhen bis zu 816 m über Normalnull (Erbeskopf als höchste Erhebung).
Bei den Bewohnern des Hunsrücks sind zumeist die Bezeichnungen für die einzelnen Teile des Naturraums, also Idarwald, Soonwald usw. in Gebrauch. Der Name Hunsrück ist eher auf das nordöstliche Plateau beschränkt. Dass Hunsrück nicht auf die gesamte Landschaft bezogen wird, zeigt teilweise auch die mehr oder weniger öffentlich-offizielle Verwendungsweise. Der 2014 errichtete regionale Nationalpark wurde „Nationalpark Hunsrück-Hochwald“ benannt. Die 1984 eingestellte Zeitschrift des Hunsrückvereins hieß „Blätter für Mosel, Hochwald und Hunsrück“. In einer verkehrsgeographischen Dissertation wird von „Soonwald und Hunsrück“ gesprochen (Buchmann 1969, S. 6). Es ließen sich zahlreiche weitere Beispiele und Belege anführen.
Für dieses Buch wird der Begriff Hunsrück sehr weit gefasst. Das Untersuchungsareal wird umschlossen von Saar, Mosel, Rhein, Nahe, Prims und Losheimer Bach (vgl. Kap.1.). Die Karte 2 zeigt die naturräumliche Gliederung unseres Gebietes in stark schematisierter Form.