Rheinbreitbach am Mittelrhein

0.Altes Waldschwimmbad feiert 90. Geburtstag

0.1.Stilllegung erfolgte in den 1980er Jahren aus Hygienegründen nach Sanierungsstau

Waldschwimmbad Rheinbreitbach[Bild: Privatarchiv Thomas Napp]

Es war ein Infrastrukturprojekt nicht nur für die kleine Gemeinde Rheinbreitbach als im Jahre 1934 das Waldschwimmbad unterhalb des heutigen Waldfriedhofes eröffnete. Denn in der ganzen heutigen Verbandsgemeinde Unkel gab es kein vergleichbares Freibad, um sich körperlich zu ertüchtigen und im Sommer ein kühles und erfrischendes Bad zu nehmen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass zu seinen Anfangszeiten dort in einem Sommer an die 4200 Besucher schwammen. Für den Betreiber des Bades, den Verkehrs- und Verschönerungsverein Rheinbreitbach, ein sicheres Zeichen, dass sich der Betrieb längerfristig lohnen würde und auf Gegenliebe in der Bevölkerung stieß. Kurz nach der Eröffnung wurden daher bereits zwei neue große Umkleideräume gebaut und der Ausbau des Waldschwimmbades zu einem Heilbad geplant wurde. Der Grund für ein Heilbad lag in der kleinen Waldquelle in der Nähe des Schwimmbades, dessen Wasser heilende Kräfte auf Augenkrankheiten haben sollte. Doch auch ohne Heilbad strömten die Besucher in den 1930er Jahren weiter. Zuschüsse der Gemeinde und des Kreises Neuwied machten das Schwimmbad profitabel. Zementplatten wurden ausgelegt und das Landjahrlager der Hitlerjugend im Haus Hubertus (heutige Volksbank) nutzten das Bad zur körperlichen Ertüchtigung, was ganz im Sinne des herrschenden Nationalsozialismus und der Idee des „gesunden Volkskörpers“ stand. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Schwimmbad weiter vom Verkehrs- und Verschönerungsverein betrieben. Viele Kindheitserinnerungen aus den 1970er und 1980er Jahren bezeugen die lebhafte Nutzung des Bades.  Doch die zunehmende Verschuldung der Gemeinde, die Auflösung des Verkehrs- und Verschönerungsvereins und der Sanierungsstau des Bades machten einen Betrieb zunehmend schwieriger. In den 1980er Jahren wurde das Bad vom Kreisgesundheitsamt Neuwied geschlossen. Von der Politik der Hinweis gegeben, dass in Unkel und Bad Honnef ein Freibad zu finden sei.

Dennoch schlossen sich Bürger zu einer Initiative zusammen, um das Schwimmbad zu retten. Doch es fehlte das Geld für eine aufwendige Sanierung. Alternative Nutzungskonzepte wie die Einrichtung eines Wasserparks wurden ins Auge gefasst, doch auf Grund der klammen Gemeindekassen wieder eingestellt. Letztlich eroberte sich die Natur das Areal um das Waldschwimmbad wieder zurück. Einzelne Vereine nutzten die Räumlichkeiten noch, um Vereinsgegenstände zu lagern.

Auch Naturschützer setzten ab und zu noch einen Fuß auf das Gelände des Waldschwimmbades, in dessen ehemaligen Schwimmbecken bis heute Frösche und Kröten laichen. Doch nach über 30 Jahren des Verfalls entschied sich die Gemeinde Rheinbreitbach auf Grund des schlechten Zustandes des Gebäudes die alten Nebengebäude 2016 endgültig abzureißen. Lediglich die Pumpstation blieb erhalten, um den Zu- und Abfluss des Bachwassers zu kontrollieren, der bis heute das alte Schwimmbecken speist. Die Pumpstation und das Schwimmbecken sind somit bis heute die einzigen Überreste eines einzigartigen Naturbades, welches bis heute seinesgleichen im Kreis Neuwied sucht.

1.2.Nachweise

Verfasser: Napp, Thomas

Aktualisiert am: 26.06.2024