Niederkirchen (Westpfalz) in der Pfalz

Die Mühlen in Niederkirchen

auch Buchenmühle genannt. Eingeschossiges Wohnhaus aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. Scheune und Mühlengebäude wohl aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Die Bügenmühle ist heute noch weitgehend erhalten und gilt als Kulturdenkmal der Gemarkung.[Bild: Wikipedia-Nutzer "Peter62x" [CC BY-SA 4.0]]

In Niederkirchen befanden sich über Jahrhunderte hinweg mehrere Mühlen, die über das Ortsgebiet verteilt waren. Von der Bellenmühle und der Bügenmühle sind heute noch die historischen Gebäude der Mühlenanwesen erhalten. Von der Dorf- und der Steinmühle finden sich dagegen heute nur noch wenige Spuren.

Die Bellenmühle

Die Bellenmühle am Weilerbach in der Nähe des Ortsausgangs nach Morbach ist die älteste Mühle von Niederkirchen. Sie bestand schon vor dem Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648), wobei der ursprüngliche Erbauer nicht mehr überliefert ist. Der Name der Mühle ist möglicherweise von „Bellen“, einer Bezeichnung von Papeln abzuleiten, die vor der Mühle am Bachufer standen.

Im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges wurde die Mühle verlassen und verwahrloste in der Folge. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges übernahm Anton Schmidt im Jahr 1650 die Mühle. Dessen Tochter Maria Elisabeth Schmidt und ihr Ehemann Martin Neubrech bauten die Mühle im Jahr 1680 wieder auf und nahmen sie 1702 in Betrieb. Martin Neubrech starb jedoch bereits 1703 und seine Witwe führte den Betrieb allein weiter, obwohl ihr Schwager Johann Anton Rauschmeyer bereit war die Mühle zu übernehmen. Er forderte jedoch die Mühle zu alleinigem Eigentum, während die Geschwister seiner Frau ihm die Mühle nur verpachten wollten. Rauschmeyer erbaute daraufhin 1704/5 die Bügenmühle. In den Sommermonaten musste die Bellenmühle meist wegen Wassermangel stillstehen, weshalb der dazugehörige landwirtschaftliche Grundbesitz eine hohe Priorität einnahm. Am 4. Juni 1712 führte ein schweres Unwetter zu großen Überschwemmungen und Verwüstungen im Odenbachtal. Die erst vor wenigen Jahren wieder aufgebaute Bellenmühle wurde vollständig zerstört und die anderen Mühlen des Dorfes schwer beschädigt. Maria Neubrech baute die Mühle mit der Hilfe von Nachbarn wieder auf, erhielt jedoch von der Regierung in Zweibrücken keinen Nachlass der Pacht.

1730 erwarb Johann Edinger die Mühle. Dieser hatte 1722 Anna Barbara Neubrech, die Tochter von Maria und Martin Neubrech geheiratet. Nach dem Tod Edingers 1771/3 stand die Mühle aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage vor der Zwangsversteigerung. Peter Edinger, der Sohn Johann Edingers, ersteigerte das Anwesen 1772, beglich damit die Schulden und erhielt die Mühle 1773 in Erbbestand. Er betrieb die Mühle 1793 noch immer. 1792 beschädigten Hagelschlag und große Überschwemmungen die Bellenmühle und Peter Edinger musste sich für deren Reparatur verschulden. Da die Belastungen allerdings zu hoch wurden, verkaufte Edinger die Mühle 1793 an seinen Schwiegersohn Heinrich May. Die Übertragung der Konzession erfolgte erst 1809.

Nach der Familie May übernahm die Müllerfamilie Knapp die Bellenmühle, wobei der genaue Zeitpunkt nicht mehr überliefert ist. Adam Knapp ist ab etwa 1839 als Müller der Niederkirchener Bellenmühle überliefert. Dieser übergab die Mühle seinem Sohn Jakob Knapp, der 1860 von der königlichen Landkommission die Konzession für den Mühlenbetrieb erhielt. Jakob Knapp übergab die Mühle nach seinem Tod 1876 an seinen Bruder Adolf Knapp, der 1880 die Konzession zum Betrieb der Mühle von der königlich bayerischen Landkommission erhielt. Dieser Adolf Knapp übergab die Mühle später seinem erstgeborenen Sohn Adolf Knapp, der 1916 im Ersten Weltkrieg fiel. Sein Bruder Friedrich Knapp übernahm die Mühle und betrieb sie bis zu seinem Tod 1942. Friedrich Knapp war der letzte Müller auf der Bellenmühle. Der Besitz ging auf seine Tochter Elsa Maier geb. Knapp über.

Nach den letzten Besitzern wird die Bellenmühle auch Knappsche Mühle genannt. Als Kundenmühle war sie bis zum Ersten Weltkrieg noch voll in Betrieb und wurde später mit einer Brennerei ausgestattet. Einzelne Aufträge wurde noch bis zum Zweiten Weltkrieg angenommen, allerdings konnte die Mühle bereits zuvor nur durch die angeschlossene Landwirtschaft finanziert werden.

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Die Bügenmühle

Die Bügenmühle, auch Buchenmühle oder Bienmühle genannt, wurde 1705/6 erbaut und liegt einige hundert Meter unterhalb von Niederkirchen am linken Ufer des Odenbachs, nördlich des Ortskerns. Der Name der Mühle, die sich in der Flur „An der Bien“ befindet, ist möglicherweise durch die Verfälschung des Flurnamens durch die ortsunkundigen Ämter (Reipoltskirchen, Meisenheim, Ebernburg) entstanden.

Die Mühle entstand vermutlich aus einem Familienstreit innerhalb der Familie Neubrech von der Bellenmühle. Nachdem Martin Neubrech 1703 gestorben war, führte seine Witwe Maria Elisabeth Neubrech geb. Schmidt den Betrieb weiter, obwohl ihr Schwager Johann Anton Rauschmeyer bereit war die Mühle zu übernehmen. Er forderte jedoch die Mühle zu alleinigem Eigentum, während die Geschwister seiner Frau nur bereit waren ihm die Mühle zu verpachten. Rauschmeyer erbaute daraufhin mit herrschaftlicher Genehmigung 1704/5 eine eigene Mühle, die Bien- oder Bügenmühle. Kurz nach dem Bau der Mühle kam es 1704 zum Streit mit Johann Nickel Edinger, dem Müller der Dorfmühle, da die Stauwehr der Bügenmühle so hoch war, dass die Dorfmühle durch den Rückstau der Bügenmühle ihre Antriebskraft verlor. Der Streit zog sich über fünf Jahre hin, bevor Edinger an das Oberamt Meisenheim schrieb und Rauschmeyer sich daraufhin bereit erklärte, die Höhe der Stauwehr zu verringern.

Nach 1725 verkaufte Johann Rauschmeyer die Bügenmühle an Heinrich Zapp vom Holbornerhof und übernahm dafür die Rauschermühle bei Wörsbach. Nach dem Tod Zapps verkauften dessen Erben die Mühle und die zugehörige Landwirtschaft an den Niederkirchener Schultheißen Nikolaus Braun, der 1739 einen Erbbestandsbrief erhielt. Nach Brauns Tod 1744 verkauften die Erben das Anwesen an Peter Müller aus Bosenbach, der die Bügenmühle durch den Niederkirchener Einwohner Ludwig Clemens bewirtschaften ließ, bevor er sie 1746 an diesen verkaufte. Als Clemens 1760 in finanzielle Schwierigkeiten geriet, wurde das Oberamt Meisenheim des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken aktiv, zu dem die Bügenmühle gehörte. Das Oberamt droht mit Zwangsversteigerung und als die Bitte von Clemens auf Pachtnachlass abgelehnt wurde, floh dieser mit seiner Familie nach Reipoltskirchen, wo er aufgrund der unterschiedlichen Herrschaft vor dem Zugriff der Zweibrückener Behörden sicher war.

Trotz der schlechten wirtschaftlichen Situation der Bügenmühle fand das Oberamt Meisenheim in Michael Mattern einen Käufer. Nachdem die Schulden abgezogen worden waren, erhielt der vorherige Besitzer Ludwig Clemens den Rest des Geldes. Dieser war jedoch mit dem erzielten Preis nicht einverstanden und versuchte aus dem Reipoltskirchener „Ausland“ bei der Zweibrückener Herrschaft vergeblich mehr herauszuholen.

Der neue Besitzer der Bügenmühle Michael Mattern erhielt 1764 den Erbbestandsbrief für die Mühle. Allerdings stellte sich auch für ihn der Betrieb als Verlustgeschäft heraus und er übergab 1771 die Mühle seinem Schwiegersohn Adam Edinger, einem Bruder des Müllers der Bellenmühle Johann Edinger. Doch auch Adam Edinger schaffte es nicht die wirtschaftliche Situation der Bügenmühle zu stabilisieren und floh 1777, um sich seinen Gläubigern zu entziehen. Die Zweibrückener Herrschaft versuchte lange vergeblich einen neuen Besitzer für die heruntergekommene Bügenmühle zu finden. Es dauerte bis 1782 bis Johann Nikolaus Weyrich aus Fürfeld die Bügenmühle ersteigerte. Weyrich war bereits 1776 nach Niederkirchen gekommen und hatte die Dorfmühle gepachtet, die er auch weiter betrieb, während er die Bügenmühle wiederaufbaute. Dieser Wiederaufbau zog sich über drei Jahre hin und kostete Weyrich viel Geld, der jedoch nicht aufgab. Nach Abschluss des Wiederaufbaus übergab Johann Nikolaus Weyrich die Bügenmühle 1785 seinem Sohn Johann Phillipp. Nach diesem übernahm Jacob Weyrich die Mühle. Die Bügenmühle war noch bis 1968 im Betrieb und befindet sich noch heute im Besitz der Familie Weyrich.

Die Bügenmühle ist heute noch weitestgehend erhalten und gilt als Kulturdenkmal der Gemarkung. Das eingeschossige spätbarocke Wohnhaus stammt aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die Scheune und das Mühlengebäude hingegen entstanden vermutlich in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts, während die Brücke aus dem 19. Jahrhundert stammt. Der Bügenmühlerhof ist heute ein Niederkirchen zugehöriger Wohnplatz in der Gemarkung.

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Die Dorfmühle

Die Dorfmühle war die zweitälteste Mahlmühle in Niederkirchen und befand sich im Unterdorf neben dem Zehnthaus. Ihren Namen verdankte sie wohl dem Umstand, dass sie sich als einzige Mühle innerhalb des geschlossenen Ortsbereiches befand. Die Dorfmühle wurde 1679, nach dem Dreißigjährigen Krieg erbaut, wobei ihr Gründer unbekannt ist. Neben der Mahlmühle war auch eine Ölmühle in Betrieb und das Anwesen verfügte über einen landwirtschaftlichen Betrieb.

Im Jahr 1685 übernahm Johann Nickel Edinger aus Niederkirchen die Dorfmühle und erhielt noch vor 1700 den Erbbestandsbrief. Bis 1700 war die Dorfmühle ohne Konkurrenz, da die Bellenmühle erst 1702 wieder in Betrieb genommen wurde. 1705 erbaute Johann Rauschmeyer die Bügenmühle und löste in der Folge einen Streit mit Johann Edinger aus, da die Staumauer der Bügenmühle so hoch war, dass die Dorfmühle durch den Rückstau der Bügenmühle ihre Antriebskraft verlor. Der Streit zog sich über fünf Jahre hin, bevor Edinger sich 1710 an das Oberamt Meisenheim schrieb und Rauschmeyer sich daraufhin bereits erklärte, die Höhe der Stauwehr zu verringern. Kurz darauf übergab Johann Edinger die Dorfmühle seinem Sohn Conrad Edinger.

Da dieser dem Betrieb der Mühle nicht gewachsen war, verkaufte er sie dem Landwirt Friedrich Welker aus Hefersweiler. Nach dessen Tod 1740 übernahm sein Sohn, Johann Michael Welker, die Mühle und erhielt kurz darauf den herrschaftlichen Erbbestandsbrief. In den folgenden Jahren geriet die Dorfmühle in finanzielle Schwierigkeiten und Johann Michael Welker bat 1758 vergeblich um eine Verringerung der zu leistenden Abgaben. 1759 wiederholte er seine Bitte mit der Begründung, dass er ungerechtfertigt hohe Abgaben zu zahlen hatte, da die Dorfmühle im Gegensatz zur Steinmühle keinen gefestigten Kundenstamm aufweisen und vor allem in den Sommermonaten nur über unzureichende Wasserkraft verfügen würde. Die Überprüfung führte zu einer Entlastung der Dorfmühle, während die anderen Mühlen die Pachtdifferenz übernehmen mussten. Die Dürrejahre bis 1765 brachten alle Niederkirchener Mühlen in wirtschaftliche Schwierigkeiten. 1766 riss ein Hochwasser Teile der Dorfmühle weg. Die Verwaltung in Zweibrücken übernahm wegen der großen Schäden einen Teil der Reparaturkosten, aber der von Müller Welker zu leistende Anteil vergrößerte die Schulden der Dorfmühle noch weiter.

1768 starb Michael Welker und sein gleichnamiger Sohn übernahm die Mühle. Die wirtschaftliche Situation verbesserte sich jedoch nicht und die Mühle sollte 1774 versteigert werden. Der Müller konnte die Versteigerung vermeiden, indem er beim Winnweiler Kaufmann Feuerle ein Darlehen über 1000 Gulden aufnahm, wofür er die Mühle als Sicherheit verpfändete. 1776 zog sich Welker auf den landwirtschaftlichen Betrieb der Mühle zurück und verpachtete die Mühle an Johann Weyrich aus der Thalermühler in Fürfeld, dem späteren Besitzer der Bügenmühle. Nachdem das Darlehen von 1000 Gulden fällig war, Welker aber nicht zahlen konnte, floh dieser mit seiner Familie aus Niederkirchen. Der Gläubiger Feuerle verkaufte das Anwesen für 1.200 Gulden an den Landwirt Johann Pfleger aus Heimkirchen. Das Amt Winnweiler verweigerte seinem Untertanen aus unbekannten Gründen aber die Genehmigung des Vertrages. Eine Zwangsversteigerung blieb ohne Erfolg. Weyrich wechselte 1785 auf die wiederhergestellte Bügenmühle, während Johann Peter Stetzenbach, der zuvor mit wenig Erfolg die Steinmühle betrieben hatte, die Dorfmühle pachtete. Stetzenbach machte 1785 Feuerbach das Angebot die Mühle zu kaufen. Das gleiche Angebot machte auch Johann Frank aus Olsbrücken. Obwohl Frank Barzahlung in Aussicht stellte, wurde dem zahlungsunfähigen Stetzenbach der Zuschlag durch die herrschaftliche Verwaltung erteilt. Feuerbach beschwerte sich daraufhin bei der Herrschaft und hatte Erfolg. Ein Großteil des zur Mühle gehörigen landwirtschaftlichen Besitzes wurde versteigert und der Verkaufserlös zur Schuldentilgung verwendet. Die Mühle wurde hingegen nicht versteigert und wurde von Stetzenbach weiter bewirtschaftet.

Die Dorfmühle scheint sich daraufhin finanziell erholt zu haben und wurde 1849 von Peter Kennel aus Kottweiler-Schwanden erworben. Nach dessen Tod 1880 übernahm sein Sohn Gustav die Mühle, auf den 1926 der letzte Müller der Dorfmühle Rudolf Kennel folgte. Die Dorfmühle war bis zum Zweiten Weltkrieg in Betrieb. Heute sind von der Mühle nur noch Reste der Grundmauern erhalten.

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Die Steinmühle

Der Elsbach ist ein 1,7km langer Zufluss des Steinbachs in Niederkirchen.
Der Elsbach ist ein 1,7km langer Zufluss des Steinbachs in Niederkirchen.[Bild: Wikipedia-Nutzer "Peter62x" [CC BY-SA 4.0]]

Die Steinmühle wurde Anfang des 17. Jahrhunderts vor dem seinerzeit östlichen Dorfausgang am Steinbach errichtet, der östlich von Heimkirchen in der Nähe des Steinkopfes (430m) entspringt und den Namen der Mühle prägte.

Ab 1717 genehmigte das Oberamt Meisenheim neben der Mahlmühle auch den Betrieb einer Ölmühle. 1740 erwarb Jakob Stetzenbach das Anwesen und erhielt im gleichen Jahr einen Erbbestandsbrief über die Mühle. Sein Sohn Johann Peter Stetzenbach konnte die Mühle allerdings nicht halten und verkaufte sie 1767 an den Lehensmüller Daniel Knecht (1). Dieser übergab die Mühle 1785 an seinen Sohn Philipp Jakob Knecht, der sie 1812 an seinen Sohn Daniel Knecht (2) übergab. Etwa im Jahr 1860 übergab dieser Daniel Knecht (2) die Mühle an Jakob Knecht, der diese wiederum an seinen Sohn Daniel Knecht (3) vererbte.

Im Jahr 1871 brannten die Gebäude der Mühle ab und die Familie Knecht kam einige Zeit bei ihren Nachbarn Klein unter, während die Mühle wiederaufgebaut und die Antriebskraft erweitert wurde. 1875 übernahm der Sohn Wilhelm Knecht die Mühle, der jedoch 1914 bereits verstarb. Da sein Sohn erst 9 Jahre alt war, bedeutete dies das vorläufige Ende der Mühle. Der Betrieb wurde erst 1930 zunächst durch Pächter wieder aufgenommen. Ab 1934 übernahm die Familie Knecht wieder selbst die Mühle. 1935 wurde das Wasserrad durch eine Turbine ersetzt und ein zweiter Walzenstuhl eingebaut. 1947/8 wurde der Mühlenbetrieb in das frühere landwirtschaftliche Gebäude verlegt.

Die Steinmühle war noch bis 1962 in Betrieb und wurde bei einem Brand 1961 vernichtet. Seitdem erinnert nur noch der Name des Anwesens an die Steinmühle.

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Nachweise

Redaktionelle Bearbeitung: Jonathan Bugert

Verwendete Literatur:

Aktualisiert am: 08.08.2022