Frankenthal in der Pfalz

Geschichte von Frankenthal

Vor- und Frühgeschichte und Antike

Ansiedlungen im heutigen Stadtbereich von Frankenthal gab es schon im Neolithikum, was durch den Fund eines endneolithischen Glockenbechers (2.600–2.200 v. Chr.) bewiesen werden konnte. Ein bronzezeitliches Gräberfeld und ein eisenzeitlicher Siedlungskomplex östlich der heutigen Mahlastraße geben Auskunft über die anhaltende Besiedlung dieser Region. [Anm. 1] Mit römischen terra-sigillata-Funden sind auch Aktivitäten aus der römischen Kaiserzeit nachgewiesen.

Mittelalter

Anhand merowingischer Gräberfunde im Stadtgebiet ist ab dem frühen 6. Jahrhundert eine Siedlung der Franken anzunehmen. Dass Frankenthal eine fränkische Gründung sein muss, wird schon bei Betrachtung des Namens deutlich.

Die erste urkundliche Erwähnung Frankenthals datiert auf 772 als „Franconodale“ in einer Urkunde des Klosters Lorsch. Bis ins 9. Jahrhundert lag das fränkische Dorf direkt am Rhein, dann änderte sich der Verlauf des Flusses nach Osten. [Anm. 2] 1119 stiftete Erkenbert, ein Wormser Adeliger, ein Kloster. [Anm. 3] 1124 wurde dieses Anwesen an den Orden der Augustinerchorherren übergeben und die Augustinerchorherrenkirche ein Jahr später geweiht. 1134 folgte die päpstliche Bestätigung des Stiftes, 1163 die Erhebung des Stiftes zur Abtei. 1130 kam es zu der Gründung eines Frauenstifts durch Erkenberts Frau Richlinde, welches 1431 wieder aufgelöst wurde. Das Augustinerchorherrenstift erlebte seinen Niedergang am Ende des 15. Jahrhunderts und wurde schließlich 1525 während der Bauernaufstände niedergebrannt. [Anm. 4]

Frühe Neuzeit

1562 siedelte der pfälzische Kurfürst Friedrich III. (1559-1576) auf dem Gelände des leerstehenden Chorherrenstiftes 60 flämische Familien aus den Niederlanden an, die aufgrund ihres reformierten Glaubens aus ihrer Heimat flüchten mussten. Unter diesen Flüchtlingen waren viele Handwerker und Künstler, was für die industrielle Kraft Frankenthals sehr förderlich war. Die flämischen Künstler gründeten in den nächsten Jahren die Frankenthaler Malerschule. Mit der Zustimmung der Flamen durften sich 1576 wallonische, also französischsprachige Siedler im Gebiet von Frankenthal niederlassen. Sie erbauten eine eigene Kirche mit Pfarrhaus, welche allerdings heute nicht mehr erhalten ist. 1583 wurde eine dritte kirchliche Gemeinde in Frankenthal gegründet. Es handelte sich um eine reformierte Gemeinde von deutschen Zuwanderern, welche vor allem aus Westfalen kamen. Das Stadtwappen Frankenthals mit dem Dreieckstein, welches bereits seit 1570 existierte, versinnbildlichte im Nachhinein das Zusammenleben dieser drei Bevölkerungsgruppen.[Anm. 5] Der Dreieckstein steht zugleich für die Dreifaltigkeit Gottes.[Anm. 6] Am 29.10.1577 wurden Frankenthal schließlich die Stadtrechte durch den Pfalzgrafen Johann Casimir verliehen.[Anm. 7] In der Stadtrechtsurkunde wurde des Weiteren festgeschrieben, dass der Bau eines Kanals zum Rhein vorangetrieben werden sollte. Der Bau dieses Johann-Casimir-Kanals begann 1580.[Anm. 8] Ab 1608 wurde die Stadt Frankenthal zu einer der Hauptfestungen der Kurpfalz ausgebaut. Somit kam es während des Dreißigjährigen Krieges zu wiederholten Belagerungen und Zerstörungen der Stadt. Im Zuge des pfälzischen Erbfolgekrieges wurde Frankenthal schließlich 1689 von französischen Truppen komplett niedergebrannt. Der Stadtrat wurde danach im Exil neu etabliert und kehrte 1697 auf kurfürstliche Anordnung in die Stadt zurück. Der Wiederaufbau verlief in den darauf folgenden Jahren jedoch nur schleppend.[Anm. 9] Erst 1732 wurde die neue katholische Pfarrkirche Heilige Dreifaltigkeit, welche unmittelbar an der Ruine des Augustinerchorstiftes stand und immer noch steht, eingeweiht.[Anm. 10]

Einen erneuten Aufschwung erlebte Frankenthal dann in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die Stadt wurde unter Kurfürst Karl Theodor dritte Hauptstadt der Kurpfalz und bekam mithilfe von kurfürstliche Privilegien vor allem im wirtschaftlichen Bereich eine starke Förderung. Durch die sehr guten Verkehrsanbindungen und den großen Ausdehnungsmöglichkeiten der Stadt avancierte Frankenthal zur Industriehauptstadt der Pfalz. So entstanden in dieser Zeit zahlreiche Manufakturen, darunter auch eine Porzellanmanufaktur, welche 1755 gegründet wurde. Die erstarkte Wirtschaftskraft Frankenthals machte auch das Bauen neuer Gebäude möglich, die nun auch repräsentativen Charakter haben sollten. So wurde unter anderem der Bau der Stadtmauer beendet, welche bereits seit 1718 in einfachster Form wiedererbaut wurde, aber unvollendet blieb. Die neue Stadtmauer war nun größer und mit der Erbauung der beiden Stadttore Wormser Tor von 1770-1772 und Speyerer Tor von 1772-1773 hatte die Stadt Frankenthal nun zwei Prunkbauten, die sich bis heute als Wahrzeichen der Stadt erhalten haben. Des Weiteren gab es noch das Lambsheimer-, das Vieh- und das Bleichtor, welche heute allerdings nicht mehr erhalten sind. 1756-1758 wurde das Rathaus neu erbaut und in den 1770er Jahren ein neuer Rheinkanal angelegt, welcher bis ins 20. Jahrhundert in Benutzung war. In jener Zeit wuchs die Bevölkerung Frankenthals stetig an. So hatte die Stadt 1792 etwa 4500 Einwohner.[Anm. 11]

Ende 18. Jahrhundert bis 20. Jahrhundert

Nach dem Tod des Kurfürsten Karl Theodors im Jahr 1778 fielen dessen Regierungspflichten durch Erbfolge an den bayerischen Kurfürsten in München. Daraufhin verlor die Frankenthaler Wirtschaft die kurfürstliche Förderung, was ihr stark zusetzte. Ebenfalls negativ auf die Wirtschaftskraft der Stadt wirkten sich die Folgen der französischen Revolution aus. Viele Manufakturen mussten ihren Betrieb einstellen. Von 1797/98 bis 1814 war Frankenthal unter französischer Herrschaft und Kantonshauptstadt im neuen Departement Donnersberg. In dieser Zeit verarmte die Frankenthaler Bevölkerung weiter. Sie hatte unter dem fortschreitenden Niedergang der Manufakturen, der Zerstörung von Maschinen, der neuen Regierungsform und den Kriegskontributionen, welche die Stadt zahlen musste, zu leiden.[Anm. 12]

Nach dem Wiener Kongress 1815 ging Frankenthal an das Königreich Bayern über und wurde Sitz eines Bezirksamtes im bayerischen Rheinkreis. Dies bedeutete einen erneuten Bedeutungsgewinn für die Stadt. Sie behielt diesen Amtssitz auch, als sie 1837 wieder der Pfalz zugeordnet wurde. Durch diese neue Funktion der Stadt wandelte sich Frankenthal von einer Industriestadt zu einer Beamtenstadt mit Regierungsbezirk und Gericht. 1823 wurde die heutige Zwölf-Apostel-Kirche, welche damals Große protestantische Pfarrkirche hieß, eingeweiht.[Anm. 13] 

Die Industrielle Revolution sorgte für erneuten Aufschwung, denn durch die Gründungen der Firmen Kühnle, Kopp & Kausch, Albert, KSB und Bettinger & Balcke in den Jahren 1859 bis 1899 wurde die Stadt zu einem bedeutenden Zentrum der metallverarbeitenden Industrie. Dieser Aufschwung bedeutete auch ein erneutes Bevölkerungswachstum. Hatte die Stadt 1850 noch zirka 4700 Einwohner, so waren es um die Jahrhundertwende vom 19. ins 20. Jahrhundert fast 20.000 Einwohner. Die aufgrund dieses Bevölkerungsanstieges längst zu eng gewordene Stadtmauer wurde in jener Zeit bis auf geringe Reste beseitigt, die Innenstadt wurde dicht bebaut.[Anm. 14] 1919 wurden die nahegelegenen Dörfer Flommersheim, Mörsch und Studernheim nach Frankenthal eingemeindet. Ein Jahr später wurde Frankenthal kreisfreie Stadt.[Anm. 15]

Im Zweiten Weltkrieg wurde Frankenthal wiederholt Ziel von Luftangriffen. Der erste Luftangriff auf Frankenthal am 23.09.1943 zerstörte bereits große Teile der Innenstadt. Nach dem zweiten Luftangriff am 08.09.1944 waren knapp 30% der Innenstadt zerstört. Nach dem Krieg war Frankenthal Teil der französischen Besatzungszone. Der Wiederaufbau der Stadt ging in dieser Zeit rasch voran.[Anm. 16] Seit 1946 gehört Frankenthal zum neu gegründeten Bundesland Rheinland-Pfalz. Im Rahmen der kommunalen Gebietsreform in Rheinland-Pfalz wurde Eppstein am 07. Juni 1967 eingemeindet.[Anm. 17]

Nachweise

Verfasser: Lutz Luckhaupt

Verwendete Literatur:

  • Illert, Friedrich M.: Frankenthal im geschichtlichen Bild des Rhein-Neckar-Raumes. Frankenthal 1953.
  • Kerkhoff, Ulrich: Stadt Frankenthal (Pfalz). Düsseldorf 1989 (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Bd. 6).
  • Morlock, Walter: Frankenthal. Frankenthal 1955.
  • Ruf, Peter: Der Frankenthaler Kanal. Ludwigshafen 1991.

Erstellt am: 13.10.2014

Anmerkungen:

  1. Kerkhoff, Ulrich: Stadt Frankenthal (Pfalz). Düsseldorf 1989 (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland Pfalz, Bd. 6), S.11. Zurück
  2. Kerkhoff, S.12 Zurück
  3. Illert, Friedrich M.: Frankenthal im geschichtlichen Bild des Rhein-Neckar-Raumes. Frankenthal 1953, S.17. Zurück
  4. Kerkhoff, S.12. Zurück
  5. Kerkhoff, S.12-13. Zurück
  6. Illert, S.22. Zurück
  7. Illert, S.1-2. Zurück
  8. Ruf, Peter: Der Frankenthaler Kanal. Ludwigshafen 1991, S.5. Zurück
  9. Kerkhoff, S.13-14. Zurück
  10. Kerkhoff, S.16. Zurück
  11. Kerkhoff, S.16-20. Zurück
  12. Kerkhoff, S.20. Zurück
  13. Kerkhoff, S.22. Zurück
  14. Kerkhoff, S.22-26. Zurück
  15. Morlock, Walter: Frankenthal. Frankenthal 1955, S.5. Zurück
  16. Kerkhoff, S.28-29. Zurück
  17. Kerkhoff, S.82. Zurück