Evangelische Kirche in Dautenheim
In Dautenheim befand sich vor der Glaubensspaltung eine der hl. Anna (Mutter der Gottesmutter Maria) und dem hl. Nikolaus geweihte Kapelle. Die Pfalzgrafen bei Rhein verlehnten das Recht, die mit der Kirche verbundene Pfründe zu besetzen, an die Herren von Randeck, einem Adelsgeschlecht aus Mannweiler-Cölln. Trotz der Ansprüche des Schwiegersohns des letzten Inhabers, Friedrich Frei von Dehrn, zog Kurpfalz dieses Lehen nach dem Aussterben der Linie ein. [Anm. 1] Der Kirchenzehnt stand zu einem Großteil den jeweiligen Kaplänen zu.[Anm. 2] Schon vor 1494 wird hier Jakob von Saulheim als ein erster Kaplan erwähnt. Ihm folgte Nicolaus Wentzellaus von Rockenhausen und ab 1495 Peter Hartman.[Anm. 3]
Im Zuge der Reformation wurde die Kirche Mitte des 16. Jahrhunderts zunächst lutherisch und später reformiert-calvinistisch. Während der kurpfälzischen Kirchenteilung von 1705/06 fiel sie den Reformierten zu und 1746 wurde die reformierte Kirche von Dautenheim schließlich Filialkirche der reformierten Pfarrkirche (heutige Nikolaikirche) von Alzey. Die heutige Kirche geriet in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Verfall und wurde nach einem Blitzeinschlag 1787 als einfacher Saalbau mit zweigeschossigem Dachreiter von den Freiherren von Dalberg in Herrnsheim und der geistlichen Administration in Heidelberg errichtet.
Der spätbarocke rechteckige Putzbau der Saalkirche ist nahezu nach Norden ausgerichtet. Die Rundbogenfenster sind in drei Achsen angeordnet und werden von Sandstein eingerahmt. Sie lassen den Blick zur Voutendecke gleiten. Die Jahreszahl 1788 im Sturz des schlichten Südportals verweist auf das Jahr der Fertigstellung. Etwa 2 Jahre später erfolgte der Bau der frühklassizistischen Kanzel in der Hauptachse des Raums. Seitlich hiervon findet sich ein ausführlicher Grundstein aus dem Jahr 1787. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich die Südempore, welche auf einem erkerähnlichen Mittelteil eine Orgel der Firma "Heinrich Bechstein und Sohn" aus Groß-Umstadt von 1912 trägt. [Anm. 4]
Die Renovierung des Innenraums wurde 1910 von Otto Linnemann ausgeführt. "In Ihrer Schlichtheit ist die evangelische Kirche in Dautenheim ein gutes Beispiel für eine regionaltypische reformierte Landeskirche der Barockzeit."[Anm. 5]
Die alten Gräber des Kirchhofs wurden in den 1950er Jahren entfernt. Deren Platz nahmen in den 1970er Jahren Grabsteine aus dem frühen 20. Jahrhundert ein, welche man auf dem neuen Friedhof entdeckt hatte. Unter ihnen ist besonders der Grabstein von Käthe Blass (†1910) hervorzuheben, eine Kunststeinstele im klassizierenden Jungendstil.
Nachweise
Verfasserin: Donata Gerhards
Redaktionelle Bearbeitung: Sarah Traub
Verwendete Literatur:
- Böhn, Georg Friedrich: Beiträge zur Territorialgeschichte des Landkreises Alzey. Meisenheim am Glan 1958. (Mainzer Abhandlungen zur mittleren und neueren Geschichte, Bd.1).
- Brilmayer, Karl Johann: Rheinhessen in Vergangenheit und Gegenwart. Geschichte der bestehenden und ausgegangenen Städte, Flecken, Dörfer, Weiler und Höfe, Klöster und Burgen der Provinz Rheinhessen nebst einer Einleitung. Neudruck. Würzburg 1985.
- Huyer, Michael und Krienke, Dieter: Kreis Alzey-Worms. Stadt Alzey. Worms 2014. (Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Bd. 20.2).
Aktualisiert am: 01.09.2017
Anmerkungen:
- Böhn, Georg Friedrich: Beiträge zur Territorialgeschichte des Landkreises Alzey. Meisenheim am Glan 1958. (Mainzer Abhandlungen zur mittleren und neueren Geschichte, Bd. 1), S. 126. Zurück
- Ebenda. Zurück
- Ebenda. Zurück
- Huyer, Michael/Krienke, Dieter: Kreis Alzey-Worms. Stadt Alzey. Worms 2014.(Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz, Bd. 20.2), S. 179. Zurück
- Ebenda, S. 180. Zurück