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Kartoffel
Die Kartoffel kam im 17. Jh. aus Südamerika über Italien nach Deutschland. Die Italiener benannten die neu eingeführte Erdknolle nach der Trüffel tartufolo u. ä., da beide sich in der Gestalt ähneln und im Boden wachsen. Als das Gewächs nach Deutschland kam, übernahm man auch dessen Namen, formte ihn aber zu Kartoffel um.
In den rheinhessischen Dialekten findet sich neben Kadoffel (= Kartoffel) auch das Wort Grumbeer als Bezeichnung für die Knollenfrucht. Verhochdeutscht lautet es Grundbirne. Aus Grundbirne wird Grumbeer durch folgende Lautentwicklungen: Die erste Komponente Grund- wandelt sich aus Gründen der Ausspracheerleichterung zu Grum-, indem 1. der Konsonant d ausfällt und 2. durch →Assimilation n zu m wird, d. h. der am Zahndamm gebildete Nasenlaut n wird durch Einfluss des benachbarten b, das mit beiden Lippen artikuliert wird, zu dem ebenfalls mit beiden Lippen produzierten Nasenlaut m.
Der zweite Wortteil von Grumbeer, also ‑beer ist das Dialektwort für ʻBirneʼ. Die Zusammensetzung Grundbirne ist also wörtlich als ʻBirne, die im Grund (= Erde) wächstʼ zu verstehen. In anderen Gegenden des deutschen Sprachraums wird die Kartoffel Erdapfel bezeichnet. Hier haben wir es mit einer parallelen Bildung zu tun. Auch hier wird mit einem Ausdruck für ʻErdeʼ ein Wort für eine Kernobstsorte kombiniert. Das Motiv für die Worbildungen mit ‑birne und ‑apfel ist durch Ähnlichkeit begründet. Runde Kartoffeln ähneln Äpfeln, längliche Birnen.