Rheinhessen

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Stechmücke

Varianten zu 'Stechmücke'. Die Karte ist durch Anklicken vergrößerbar.[Bild: Georg Drenda (IGL)]

In Rheinhessen gibt es für die Stechmücke hauptsächlich folgende Ausdrücke: P/Bod(e)hammel, Bor(e)hammel, Bodemer und Bor(e)mer. Als Leit- und Ausgangsform kann Potehammel angesetzt werden. Durch den in den Dialekten häufig vorkommenden →Rhotazismus, also den Wandel von t/d zu r (vgl. z. B. Blärrer für ʻBlätterʼ) resulttiert aus Potehammel die Form Bor(e)hammel. Verkürzung des zweiten Wortelements ‑hammel zu ‑mer ergibt Bodemer/Bor(e)mer.

Die Herkunft des Wortes Potehammel ist nicht geklärt. Es könnte sich um eine Zusammensetzung von putt, einem niederdeutschen Ausdruck für ʻzartʼ, und dem mittelhochdeutschen (1050-1350) heute ausgestorbenen Wort hamme für ʻHinterschenkelʼ handeln (vgl. auch englisch ham ʻSchinkenʼ). Die Stechmücke wäre in diesem Fall wörtlich als ʻZartbeinerʼ aufzufassen. Möglich ist auch, dass ‑hammel aus mittelhochdeutsch heimelīn hervorgegangen ist. Dies ist die Verkleinerungsform von heime ʻGrille, Heimchenʼ. In den Dialekten erscheint ei als a, vgl. auch Amer für ʻEimerʼ. Nach dieser Deutung wäre der wörtliche Sinn von Potehammel ʻzierliche Grilleʼ.

Auch für die erste Wortkomponente Pote- gibt es eine alternative Erklärung. Einige Forscher sehen in ihr das Dialektwort Potte, das ʻPustel, Hautschwellung nach Insektenstichʼ bedeutet. Offensichtlich liegen auch Umdeutungen zu Pot, dem Dialektausdruck für ʻPfoteʼ, sowie zu bohren bei Bor(e)hammel vor. Im Falle von Pot könnte Anspielung auf die langen Beine des Insekts vorliegen und bohren könnte auf das Hineinstechen des Saugrüssels in die Haut des Wirts anspielen.

Nur selten ist in unserem Gebiet Schnake (dialektal: Schnoog usw.) belegt. Die Herkunft des Wortes liegt im Dunkeln.