Görgeshausen im Westerwald

Bergbau in und um Görgeshausen

Bausteinbrüche wurden in den Westerwälder Gemeinden schon früh betrieben, hatten aber überwiegend regionale Bedeutung. Auch in Görgeshausen sind im Laufe der Jahre mehrere Brüche und Gruben belegt. Die gesamte Gemeinde ist als Bergbaugebiet ausgewiesen. Gefördert wurden Eisenerz, Schiefer, Quarzit und Basaltstein.[Anm. 1]

Der Basaltsteinbruch befand sich in der Flur »Im kurzen Issel«. So manches Haus im Ort weist noch einen Basaltsteinsockel auf. Der Quarzitsteinbruch lag am Löwensteinerwald. Das Quarzit war aber nicht sehr hochhaltig (80% Quarzit). In zwei Stollen wurde Ölschiefer gewonnen, im Hambacher Wald gab es ebenfalls einen Schieferstollen. Zahlreiche Gebäude in der Umgebung, so etwa die Kirche in Ransbach und die in Herschbach, sind mit Steinen aus Görgeshausener Steinbrüchen errichtet worden. In Nentershausen wurde zwischen 1843 und 1870 Braunkohle abgebaut.[Anm. 2]

.1.1.Dachschieferlager »Theodorsfund« zu Niedererbach

Das Dachschieferfeld »Theodorsfund« wurde am 22. November 1869 an Georg bzw. Jakob Unkelbach aus Limburg gemutet. Das Feld erstreckte sich über die Gemarkungen Görgeshausen, Nentershausen und Niedererbach. Es grenzte im Westen an das »Bergfrein (?)«, zum Teil an das Mutungsfeld »Georgsfund« und im Osten an das Erweiterungsfeld »Martinsfund«.

Genannt werden in diesem Zusammenhang auch andere Felder, die vom Theodorsfund teilweise umschlossen wurden: Dabei handelte es sich um die Dachschiefergruben von P. Flügel zu Niederselters, Joh. A. Lotz zu Eppenrod, Postexpediteur Haagener zu Runkel, Ph. C. Laux zu Diez und die Grube des H. Zintgraff zu Hadamar.

Außerdem überdeckte das Feld andere Felder, auf denen andere Mineralien gewonnen wurden, so das Erweiterungsfeld der Eisenerzgrube Kalksberg II. (Eigentümer: G. Bleibtreu zu Oberkasssel), das Erweiterungsfeld der Eisengrube Steinbruch (Eigentümer: I.C.A. Bongardt geb. Engeln zu Weilburg) und das Mutungsfeld Christiansfund (Eisen-, Mangan- Blei- und Puztererz (?); Eigentümer: Georg Unkelbach).[Anm. 3]

1886 ging die Grube an die Niedererbacher Schiefergewerkschaft über. Der Grubenvorstand bestand aus Jakob Unkelbach aus Limburg und Carl Reusch aus Kirchheim.[Anm. 4]

Seit ihrem Bestehen verdienten nicht wenige Görgeshausener Einwohner ihren Lebensunterhalt in den örtlichen bzw. den Steinbrüchen der Umgebung. Die Arbeit in den Brüchen und Stollen war eine gefährliche Angelegenheit. So verunglückte etwa am 9. März 1867 der 19-jährige Johann Schütz, einziger Sohn der Industrielehrerin Schütz in der Grube Niedererbach. Ein von oben herabgeworfenes Holz tötete ihn sofort. Die Mutter (geb. Bach) wurde noch von weiteren Unglücksfällen heimgesucht. Ihr Vater kam beim Obstbrechen um und ihr Bruder verlor 1866 ebenfalls sein Leben in der Grube. Seine Witwe erhielt eine Rente aus der Knappschaftskasse in Höhe von 3 Gulden.[Anm. 5] Am 27. März 1896 wurde Anto Heuchemer aus Görgeshausen, Vater von acht Kindern, durch herabfallende Steinmassen im Bruch Steinwasser erschlagen.[Anm. 6]

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Verfasser: Stefan Grathoff

Veröffentlicht am: 01.06.2017

Verwendete Literatur:

Siehe das Verzeichnis: Quellen und Literatur

Anmerkungen:

  1. Vgl. zu den Bodenschätzen in unserer Gegend Gensicke, Wirtschaft S.162ff. Zurück
  2. Gensicke, Wirtschaft S.166. Zurück
  3. Bergamt Koblenz, ohne Nummer vom 22.11.1869 und 13.4.1870. Zurück
  4. Bergamt Koblenz, ohne Nummer vom 9.7.1886 Zurück
  5. Schulchronik. Zurück
  6. Pfarrarchiv Niedererbach, Kirchenbuch 1, S.29. Zurück